Название | Apache Cochise Staffel 2 – Western |
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Автор произведения | Frank Callahan |
Жанр | Языкознание |
Серия | Apache Cochise Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740939854 |
Tlainas Bild schwebte ihm vor: ihre verführerisch schöne Gestalt, ihr rabenschwarzes Haar, das ein Gesicht von ungewöhnlichem Liebreiz umrahmte. Es gab keine weiße Frau, die seine Sinne so erregte, sein Herz mit tieferer Zärtlichkeit erfüllt hätte als diese blutjunge Apachin, die ihm ihr Herz geschenkt hatte.
Haggerty schreckte aus seinen Gedanken auf, als der Postmeister verhalten rief: »Cochise erweist uns eine große Ehre, Freund John. Er schickt Naiche, uns in seine Apacheria zu führen.«
Haggerty blickte hoch und sah Cochises neunzehnjährigen Sohn, der ihnen entgegenkam. Ein kaum merkliches Lächeln umspielte den schmallippigen Mund des jungen Apachen, als er dem Scout zunickte.
»Freude wird im Wickiup meines Vaters herrschen über den Besuch seiner Freunde.«
Seine Augen waren bei diesen Worten auf John Haggerty gerichtet. Als der Scout ebenfalls nickte, wußte Naiche, daß der weiße Mann verstanden hatte.
Naiche führte Haggerty und Jeffords ins Herz der Apacheria, in ein kleines, baumbestandenes Tal.
Es war ein längst vertraut gewordenes Bild, das sich John und dem Postmeister bot: spielende Kinder, arbeitende Squaws, Krieger, die sich mit ihren Waffen beschäftigten oder sich unterhielten. Es war schwer, sich vorzustellen, daß diese so friedfertig aussehenden Männer töten und martern konnten.
Naiche sprang vom Pferderücken, übergab das Tier einer Squaw. Auch Jeffords und Haggerty ließen ihre Pferde in deren Obhut zurück und folgten Naiche zum Jacale seines Vaters.
Cochise stand abwartend in der Mitte der Hütte, als die beiden Weißen eintraten. Sein Gesicht wirkte verschlossen, sein Blick war finster.
»Auf den Seelen von ›Hellauge‹ und ›Falke‹ liegen Schatten«, begann der berühmte Häuptling nach Sekunden lastenden Schweigens. »Ihr Kommen ist nicht ein Besuch der Freundschaft. Meine Brüder wollen Cochise um Hilfe bitten.«
»Der Häuptling der Chiricahuas kann in den Seelen der Menschen lesen«, sagte Thomas Jeffords. »Wir brauchen deine Hilfe. Ein Mädchen wurde von Apachen entführt.«
»Hier ist kein weißes Mädchen«, erklärte Cochise kurz angebunden. »Sucht es, aber sucht es nicht hier.«
»Der Gouverneur von Sonora ließ mich durch John Haggerty um deine Fürsprache bitten.« Der Postmeister wollte sich nicht so leicht geschlagen geben. Er kannte Cochises oft abweisende Art. »Auch wenn sich das Mädchen nicht in deiner Apacheria befindet, du bist der Jefe. Du kannst Boten in die Dörfer der Apachen senden, kannst die Herausgabe der Gefangenen fordern.«
»›Hellauge‹ weiß, daß Cochise den Häuptlingen nichts befehlen kann. Er spare seine Worte.«
Cochises Haltung den Weißen gegenüber wurde immer abweisender. Um seinen Mund lag ein harter Zug.
»Wenn ich dich um unserer Freundschaft willen darum bitte…« Jeffords versuchte es ein letztes Mal.
»Schweig!« fuhr ihn der Apache an. Seine dunklen Augen schossen Blitze, schienen Jeffords zu durchbohren: »Diese Gefangene, von der du sprichst, ist weder deine Squaw noch deine Schwester oder sonstige Verwandte. Du bittest im Auftrag des Einarm-Generals für eine Fremde. Du bittest umsonst, ›Hellauge‹.«
Schweigen breitete sich aus.
Vom Kochfeuer warfen Tlaina und Nahlekadeya, Cochises zweite Frau, verstohlene Blicke herüber. Sie flüsterten miteinander, wagten aber nicht, sich in die Unterhaltung einzumischen. Das, was gesagt wurde, war Männersache.
Tlainas dunkle Augensterne redeten eine deutliche Sprache, wenn sich ihre Blicke mit denen Haggertys trafen. Das Mädchen war voller Ungeduld. Lange, viel zu lange, hatte es warten müssen.
Als Nahlekadeya den Gästen ein wohlschmeckendes Gericht reichte, lockerte sich die Spannung etwas.
Endlich wagte auch Tlaina, John anzusprechen.
»Viele Monde sind vergangen, seit ›Falke‹ die Jacales der Chiricahuas aufsuchte.« Leichter Vorwurf klang aus ihren Worten.
»Mein Herz war immer hier«, beteuerte der Scout. »Konntest du fühlen, wie nah ich dir war?«
»Ja. Aber Tlaina wünscht, du mögest hier sein – für immer. Mögest in den Jacales der Chiricahuas wohnen, nicht mehr in den Häusern der Bleichgesichter oder hinter den Palisaden eines Forts.«
»In deinem Jacale?« John fragte es leise, nur für das Mädchen hörbar. »Wünscht Tlaina, ich möge in ihrem Jacale wohnen?«
Sie nickte leicht, wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Die Zeit, mit dem weißen Pfadfinder länger zu reden, war noch nicht gekommen. Vieles mußte noch zwischen ihrem Bruder und den beiden Männern, die er Freunde nannte, besprochen werden.
Nahlekadeya aber sah wohl die sprechenden Blicke, die die beiden jungen Menschen, der weiße Mann und das rote Mädchen, wechselten, wenn sie sich unbeobachtet glaubten. Still lächelte die Frau vor sich hin.
Es ist gut, wenn Männer nicht nur an Kampf denken, dachte sie befriedigt. Es sichert die Zukunft eines Volkes.
*
Zuerst hatte Häuptling Cochise schweigend verharrt. Dann trank er mit den Freunden Tizwin, jenes aus Maiskörnern zubereitete Getränk, mit dem sich die Apachen bei ihren Festen vollaufen ließen.
Cochise und seine zwei Besucher tranken nur mäßig, unterhielten sich über belanglose Dinge und schwiegen erneut.
Haggerty und Jeffords warteten nun darauf, daß der Häuptling das Gespräch wieder auf die Gefangene brachte. Er war älter und ihr Gastgeber. Es geziemte sich nicht, als erste zu sprechen. In den Augen der Indianer wäre es ein grober Verstoß gegen die guten Sitten gewesen, hätte einer der beiden dieses ungeschriebene Gesetz gebrochen.
In Cochises bronzefarbenem Antlitz arbeitete es. Seine Augen verengten sich, sein Mund wurde schmal. Es war offensichtlich, daß ihn etwas stark beschäftigte, ihn aufwühlte.
Wie eine Sturmflut brach es aus ihm heraus: »Ihr seid gekommen, für eine Weiße zu bitten. Wer aber bat für die Angehörigen von Cochise? Kein gutes Wort wurde für sie eingelegt. Sie mußten einen schändlichen Tod sterben. Und es waren weiße Männer, die sie verrieten. Männer vom Apachen-Paß. Deine Leute, Tom Jeffords.«
»Das stimmt nicht, Cochise.« Fest sah der Stationsleiter dem Häuptling in die Augen. »Du hast dich mächtig geirrt. Nicht James Wallace verriet dich, sondern John Ward, der Rancher.«
Der Häuptling wurde grau im Gesicht.
»Das kann nicht sein, ›Hellauge‹. Es darf nicht sein.« Seine Stimme klang wie zersprungenes Glas. »Sollte der Häuptling der Chiricahuas Unschuldige getötet, gemartert haben?« Sekundenlang verhüllte Cochise sein Antlitz.
Jeffords ließ dem Apachen Zeit, sich zu fangen. Erst als der Häuptling den Blick hob, fuhr der Stationsleiter fort: »Rancher Ward hat Lieutenant Bascom davon zu überzeugen gewußt, daß Chiricahuas Wards Jungen und dessen Tiere entführt hatten. Dir ist bekannt, Cochise, daß Ward dich beschuldigte. James Wallace, Charles Culver und Jim Walsh haben dich und deine Familie nicht in Bascoms Falle gelockt. Ich sagte es bereits: Rancher Ward ist der Schuldige.«
Cochises Gesicht wirkte wie eine Maske.
Langsam erhob er sich. In voller Größe stand er vor Haggerty und Jeffords, ein stattlicher Mann von 1,85. Seine mächtige Brust hob und senkte sich unter seinen heftigen Atemzügen. Der Glanz seiner Augen schien erloschen.
Das Schuldgefühl, das ihn zu erdrücken drohte, verwandelte sich plötzlich in kalte Wut. Lodernder Haß stand in seinem Blick, als er wie eine Schlange zischte: »Cochise wird an Lieutenant Bascom und an Ward Rache nehmen. Furchtbare Rache. Sie werden nicht nur den Tod meiner Familie büßen, sondern auch den deiner Helfer, die unschuldig sterben mußten.«
»Fordere den Zorn der Blauröcke nicht erneut heraus«, versuchte John Haggerty einzulenken. »Was nützt es den Toten, wenn Cochise an Ward und Bascom Rache nimmt? Nichts.