Apache Cochise Staffel 2 – Western. Frank Callahan

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Название Apache Cochise Staffel 2 – Western
Автор произведения Frank Callahan
Жанр Языкознание
Серия Apache Cochise Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740939854



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stand auf hinter seiner Deckung und stieß einen gellenden Pfiff aus. Gut geschult drehten sich die Soldaten zu ihm herum. John starrte in elf Gewehrmündungen und in einen Revolverlauf.

      »Kommen Sie her, Mann!«

      Haggerty folgte dem Befehl. Die Patrouille war wahrscheinlich aus Fort Bowie und kannte ihn nicht. Er mußte vorsichtig sein, daß er nicht aus Versehen erschossen wurde.

      Vor der Front der jungen Soldaten blieb John stehen. Der Lieutenant war wirklich noch ein Milchbart und Greenhorn. Aber er hatte einen älteren Corporal bei sich, der mindestens seine zehn Dienstjahre an der Indianerfront auf dem Buckel hatte.

      »Ha, Mann, wer sind Sie? Haben Sie geschossen?«

      Haggerty grinste. »So viel Schüsse auf einmal? Lieutenant, ich gab nicht einen einzigen Schuß ab.«

      »Aber wir hörten doch…«

      »Ja, ja«, unterbrach der Scout ihn. »Alles hat seine Richtigkeit. Reiten Sie nur ein Stück weiter, dann sehen Sie die Bescherung.«

      »Wer sind Sie, und wie kommen Sie allein in diese Einöde?«

      »Ich bin John Haggerty, Chiefscout der Siebenten und auf dem Weg zum Apachen-Paß.«

      »Oh, Haggerty! Tut mir leid, Sir. Sie stehen im Rang eines Captains, nicht wahr, wie Al Sieber?«

      »Al ist Major, Lieutenant, und ich bin es ebenfalls. Aber darüber wollen wir jetzt nicht reden. Haben Sie Spaten bei sich?«

      Der junge Offizier schüttelte den Kopf.

      »Um ein paar tote Mexikaner zu begraben. Sie wurden von Chiricahuas ausgelöscht. Wir werden ihnen ein Steingrab machen. Einverstanden, Lieutenant?«

      »Selbstverständlich, Sir. Wie Sie befehlen.«

      »Nein, ich befehle nicht, das steht mir nicht zu. Ich bitte Sie um diesen kleinen Liebesdienst.«

      Der Offizier stieg vom Pferd und stellte sich vor: »Hank Button, Sir. In Fort Bowie stationiert.«

      Haggerty dankte mit einem Lächeln. Er sah, wie einige Soldaten grinsten. Anscheinend stand der Offizier nicht sehr hoch im Kurs bei ihnen.

      »Wenn Sie einen Augenblick auf mich warten, Lieutenant… Ich will nur mein Pferd holen.«

      John ging los. Nach ein paar Minuten kam er mit seinem Fuchswallach am Zügel zurück. Die Soldaten waren abgestiegen und vertraten sich die Beine.

      »Reiten wir oder gehen wir zu Fuß? Es sind nur ein paar hundert Yards.«

      »Wie Sie wünschen, Sir. Wir können auch zu Fuß gehen. Nach einem Tagesritt schmerzen sowieso alle Knochen.«

      »Und mein wundgescheuerter Hintern«, bemerkte ein Soldat. Lieutenant Button warf ihm einen strafenden Blick zu, verkniff sich aber eine Antwort.

      Als die jungen Dragoner die skalpierten Mexikaner sahen, schlugen sich einige in die Büsche und erbrachen sich. John zog sein Gewehr aus dem Scabbard.

      »Ich sehe mich um«, sagte er.

      Lauernd strich er durch das Strauchwerk. Es raschelte um ihn, aber kein Indianer war zu entdecken. Er ging weit in den Canyon hinein. Aber auch dort waren keine Chiricahuas.

      John kehrte zu den Soldaten zurück, die Steine zusammentrugen.

      »Haltet die Augen offen«, warnte er im Vorbeigehen den Corporal. Der Mann richtete sich überrascht auf und zwirbelte seinen irischen Schnurrbart. Überrascht war er deshalb, weil ein Major ihn ansprach.

      Als das Grab geschlossen war, nahmen die Männer ihre Feldhüte ab. Der Offizier sprach ein kurzes Gebet, und schloß mit den Worten: »Der Himmel wird es den Wilden verzeihen, daß sie die Menschen skalpieren. O Herr, nimm sie bitte gütig bei dir auf.«

      Das Grab wurde geschlossen. Lieutenant Hank Button wandte sich an Haggerty: »Sie haben keine Angst, allein ins Apachenland vorzudringen, Sir?«

      »Sie haben doch auch keine, oder?«

      »Doch, ich habe Angst. Und meine Männer ebenfalls. Wir vertrauen darauf, daß die Rothäute eine so starke Militäreinheit nicht angreifen, Sir.«

      »Sie setzen Ihr Vertrauen auf eine vage Hoffnung, Mann. Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Was sind ihre zwölf Mann gegen die wilden Krieger Cochises? Der macht Sie fertig, bevor Sie überhaupt merken, daß Chiricahuas in der Nähe sind.«

      »Sind die wirklich so schlimm?«

      »Viel schlimmer. Apachen sehen Sie nur, wenn sie gesehen werden wollen. Und dann ist es zu spät für Sie.«

      »Großer Gott! Was kann ich tun, Sir? Wie muß ich mich denen gegenüber verhalten?«

      »Schicken Sie stets einen Reiter voraus, und sichern Sie Ihre Flanken. Kein Allheilmittel, versteht sich, aber ein bißchen hilft’s doch. Tut mir leid, Lieutenant, ich muß weiter. Adios und guten Ritt.«

      John Haggerty schwang sich in den Sattel, schob das Gewehr wieder in den Scabbard und ritt an. Vor ihm lagen die Berge im blauen Dunst des tauenden Schnees. Er sah jeden Zacken, jeden Grat in der klaren Luft, und er sah die tief in den Felsen eingeschnittenen Canyons.

      Fichten, Korkeichen und Wacholder neben Mesquite und Manzanitas bedeckten die Hänge, und in diesem Augenblick, als er dieses wilde Land weit voraus sah, überkam John Haggerty ein kaltes Grauen vor seiner eigenen Verwegenheit.

      Am liebsten wäre er umgekehrt, aber die Pflicht und seine Aufgabe trieben ihn weiter. Gegen Abend sah er auf einer Mesa einen dunklen Punkt. Er zog sein Glas und erkannte einen Reiter, der dem Norden zustrebte. Als er sein Glas schärfer einstellte, erkannte John den Stern auf der Brust des Einsamen.

      Auch Marshal Andrew Marley ritt neuen Aufgaben entgegen.

Auf dem Weg zu Mannitou

      Prolog

      Als die weißen Amerikaner Mitte des 19. Jahrhunderts den Südwesten der USA zu besiedeln begannen, stießen sie auf ein indianisches Volk, das bereits die Spanier und Mexikaner hatte teuer dafür bezahlen lassen, daß sie unbefugt in ihre Jagdgründe eingedrungen waren.

      Die etwa ein Dutzend umfassenden Apachen-Gruppen und Großsippen, am gefürchtetsten die Chiricahua-Apachen, widersetzten sich der Niederwerfung durch die Weißen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln.

      Sie überfielen zunächst Postkutschen, Frachtwagenzüge, Armeepatrouillen, Farmen, abseits gelegene Ranches und kehrten anschließend wieder zu ihren Stützpunkten in den Bergen zurück, den sogenannten »Apacherias«, die bei den Weißen der damaligen Zeit als uneinnehmbar galten.

      Der Widerstand flammte zum blutigsten und grausamsten Grenzkrieg der Indianergeschichte auf, als Cochise von Mangas Coloradas die Führung der Stämme übernahm.

      Cochises Weitblick ließ ihn letztlich erkennen, daß der Untergang der roten Rasse eine von den Weißen beschlossene Sache war, die Anspruch erhoben auf alles Land zwischen den Dragoon Mountains im Südosten, dem Mogollon-Rim im Westen und der Gran Desierto im Süden.

      Cochises Chiricahuas, die Kerntruppe seiner Streitmacht, blieb im Angesicht der unaufhaltsamen Flut weißer Siedler, Goldgräber und Desperados nur noch eine Devise: Raube, ohne erwischt zu werden, töte, ohne getötet zu werden. Ein Kampf ohne Erbarmen entflammte in den Canyons, Tälern und Wüsten. Ein Kampf, dessen Schilderung in dieser Serie nicht die ganze Brutalität wiedergeben kann, wie sie uns die Geschichte überliefert hat.

      1871 gelang es Cochise, die meisten Stämme der Apachen zu einer einzigen Widerstandsfront gegen die Eindringlinge aus Nord und Süd, Weiße und Mexikaner, zu vereinen. Die blutigsten Massaker auf beiden Seiten waren die Folge.

      Auf ihren flinken Ponys überfielen die Krieger in kleinen Gruppen Wagenzüge und Posthaltereien im Norden, um am nächsten Tag schon Farmer und Goldgräber im Süden