Seewölfe - Piraten der Weltmeere 18. Davis J. Harbord

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 18
Автор произведения Davis J. Harbord
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954392018



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wüste Steinaxt zwischen die mächtigen Schenkel. Dabei mußte er etwas in die Knie gehen. Die Männer um ihn herum grinsten verstohlen. Zum Glück bemerkte er das nicht. Er starrte auf den Zierdegen und nahm ihn vorsichtig entgegen. Mit beiden Händen. Er spreizte dabei sogar die beiden kleinen Finger weit ab.

      Er wog den Zierdegen. Nach dem Gewicht der Steinaxt mußte der Degen so leicht wie eine Feder sein. Das brachte ihn sichtlich durcheinander. Mißtrauisch starrte er den Kapitän an, der lächelnd vor ihm stand.

      Drake nahm den Degen zurück, lächelte immer noch, zog blank und stieß die Spitze in die Holzplanken der Kuhl. Dann drückte er. Die Klinge bog sich halbkreisförmig. Er verminderte den Druck, riß die Klinge wieder aus dem Holz und ließ sie durch die Luft pfeifen. Er trat an die Nagelbank, packte die Klinge mit beiden Händen und zog die Schneidefläche über das Holz. Ein haardünner Span flatterte aufs Deck. Demonstrativ stieß Drake die Klinge in die Scheide zurück, die er unter den Arm geklemmt hatte. Es zischte metallen.

      „Na, was sagst du jetzt, mein Junge?“ Lächelnd gab Drake dem Häuptling den Zierdegen zurück.

      Der nahm ihn entgegen, roch daran, zog die Klinge, ließ sie pfeifen, grinste und merkte nicht, daß ihm inzwischen die Steinaxt aus den Schenkeln gerutscht und aufs Deck gefallen war. Er säbelte durch die Luft und freute sich, mit welcher sirrenden Musik die schmale Klinge die Luft durchschnitt.

      Der Kaplan, der vom Achterdeck aus alles beobachtete, kriegte das Zittern in den Knien.

      Die Männer auf der „Golden Hind“ grinsten breit. Hasard hatte etwas Angst, daß der Häuptling den Kapitän im Eifer der Spiegelfechterei aufspießen könnte. Aber Drake war vorsichtshalber ein paar Schritte zurückgetreten.

      Der Häuptling schnaufte und grunzte und ließ die Klinge durch die Luft pfeifen. Er schien sehr glücklich zu sein.

      „Mein Junge“, sagte Drake, „morgen laß ich an Land Wasser holen, ist das klar?“ Er deutete auf das leere Wasserfaß, das am Backbordschanzkleid stand.

      Der Häuptling senkte die Waffe und sagte etwas, das wie „kwak-kwak“ klang.

      „In Ordnung“, sagte Drake. „Proviant müssen wir auch fassen. Fleisch zum Beispiel.“ Er begann zu kauen und zeigte dabei auf den Sandstrand. Mit der anderen Hand deutete er auf seinen Magen.

      Ob der Häuptling das begriff oder nicht, war nicht mehr festzustellen. Er wurde geschockt, und zwar durch den Schimpansen Arwenack.

      Der stand rechts von ihm an der Hand von Batuti, dem riesigen Gambianeger, hüpfte auf und nieder, fletschte die Zähne und schwenkte wie wild die freie Hand. Die beiden sahen aus wie Vater und Sohn, vielleicht etwas grotesk, aber dennoch irgendwie lustig.

      Der Häuptling schien das nicht zu finden. Er erschrak, starrte voller Entsetzen auf den hüpfenden Arwenack, und als der loskeckerte, raste er mit zwei langen Sätzen über die Kuhl, schwang sich über das Schanzkleid und sauste die Jakobsleiter hinunter.

      Sekunden später peitschten die Paddel das Wasser, und die Kanus schossen davon. Die Indianer stießen schrille Schreie aus, die ziemlich bösartig klangen. Die Kanus umrundeten die Landzunge weiter östlich und verschwanden.

      Die Männer an Bord der „Golden Hind“ sahen nicht, sehr schlau aus. Den Zierdegen hatte der Häuptling mitgenommen. Seine Steinaxt lag noch an Deck. Hasard bückte sich und hob sie auf. Prüfend wog er sie in der Hand. Ja, mit diesem Ding konnte man Schädel spalten. Die Waffe war griffig und gut ausbalanciert.

      Drake war ziemlich wütend und funkelte Batuti an. „Das nächste Mal wird der Affe eingesperrt, verstanden?“

      „Aye, Sir.“ Der schwarze Herkules hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Batuti konnte nicht wissen, daß Häuptling vor kleinem Arwenack wegrennt. Tut Batuti leid, Sir, sehr viel leid.“

      „Die Indianer hier müßten doch eigentlich Affen kennen“, sagte Hasard.

      „Ja, aber keine Schimpansen!“ fauchte Drake und schlug die rechte Faust in die linke Handfläche. „Euer Arwenack hat sich ja auch wie ein kleiner Irrer aufgeführt.“

      Hasard verbiß sich eine Antwort. Er starrte den Kapitän nur schweigend an, aber die Härte in seinem Blick sagte alles.

      Drake begriff, daß er ein kleines Stück zu weit gegangen war. Batuti war weiß Gott kein Vorwurf zu machen, dem Schimpansen noch viel weniger. Er war so etwas wie ein Maskottchen der „Golden Hind“ und ihrer Besatzung geworden, und das hatte sogar ein Kapitän zu respektieren.

      Er räusperte sich und sagte fast entschuldigend: „Gut, gut, natürlich konnte niemand die Reaktion des Häuptlings voraussehen. Ich hoffe nur, daß er kapiert hat, was wir wollen. Schließlich hat er den Zierdegen vereinnahmt ...“

      „Und ein paar Haare von Stenmark und Ferris Tucker“, sagte Thomas Moone, der frühere Kapitän der kleinen „Benedict“.

      Die Männer grinsten, und der Bordfrieden war wieder hergestellt.

      Die Sonne neigte sich dem westlichen Horizont zu, der bis in die Unendlichkeit zu reichen schien.

      „Lassen Sie eine Ankerwache aufziehen, Mister Killigrew“, sagte Kapitän Drake, „einen Posten Achterdeck ebenfalls, damit wir vor Überraschungen sicher sind. Morgen früh statten wir der Insel einen Besuch ab. Mac Pellew soll die leeren Trinkwasserfässer bereitstellen.“

      „Aye, aye, Sir.“

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