Название | Lederstrumpf |
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Автор произведения | Джеймс Фенимор Купер |
Жанр | Языкознание |
Серия | Klassiker bei Null Papier |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962813444 |
Es rührt sich doch Nichts! rief Wildtöter, als er endlich das Fernglas senkte, und sich anschickte in die Arche zu treten, wenn die Vagabunden auf Unheil sinnen in ihren Gemütern, so sind sie zu listig, es merken zu lassen; zwar mag ein Floß in den Wäldern zugerüstet werden, aber es ist noch nicht zum See herunter gebracht. Sie können nicht erraten, dass wir im Begriff stehen, das Castell zu verlassen, und wenn auch, so wissen sie doch nimmermehr, wohin wir wollen.
Das ist so wahr, Wildtöter, erwiderte Judith, dass jetzt, nachdem alles bereit ist, wir uns sofort keck und ohne Furcht verfolgt zu werden, ans Werk machen dürfen – sonst versäumen wir unsre Zeit!
Nein, nein – die Sache will vorsichtig behandelt sein – denn obgleich die Wilden im Dunkel sind, was Chingachgook und den Felsen betrifft, so haben sie doch ihre Augen und Beine, und sehen, in welcher Richtung wir steuern, und werden uns gewiss folgen. Ich will sie jedoch irre zu führen suchen, indem ich das Vorderteil der Fähre nach allen Richtungen hin wende, bald dahin bald dorthin, bis sie müde Füße bekommen, und es satt haben, uns nachzutraben.
So weit es in seiner Macht stand, hielt Wildtöter getreulich Wort. In weniger als fünf Minuten nach jener Rede war die ganze Gesellschaft in der Arche und in Bewegung. Es wehte ein gelindes Lüftchen von Norden; und keck das Segel aufziehend, brachte der junge Mann die Spitze des ungefügen Fahrzeuges in eine solche Richtung, dass, mit einer reichlichen aber notwendigen Einrechnung des Abfalls, es ein paar Meilen weiter unten am See, auf dessen östlicher Seite, an die Küste gelangen musste. Das Segeln der Arche war nie sehr schnell, obgleich es bei ihrem geringen Tiefgang nicht schwer war, sie in Bewegung zu setzen, oder mit ihr drei oder vier Meilen in der Stunde zu machen. Die Entfernung zwischen dem Castell und dem Fels betrug wenig Mehr als zwei Stunden. Bekannt mit der Pünktlichkeit der Indianer, hatte Wildtöter seine Berechnungen genau gemacht, und sich etwas mehr Zeit, als notwendig war, um den Ort der Verabredung zu erreichen, gegeben, in der Absicht, seine Ankunft zu verzögern oder zu beschleunigen, wie es erforderlich wäre. Als er das Segel aufzog, stand die Sonne über den westlichen Bergen in einer Höhe, die noch etwas mehr als zwei Stunden Tag versprach, und wenige Minuten überzeugten ihn, dass die Bewegung der Fähre seinen Berechnungen und Erwartungen entspreche.
Es war ein prachtvoller Juniusabend, und nie glich der einsame Wasserspiegel weniger einem Schauplatz von Kampf und Blutvergießen. Der leise Wind drang kaum herab bis zu dem Bette des See’s, und schwebte nur darüber hin, als scheute er sich, seine tiefe Ruhe zu stören, oder seine spiegelglatte Fläche zu kräuseln. Selbst die Wälder erschienen wie schlummernd in der Sonne, und einige Lagen flockigter Wolken hatten Stunden lang am nördlichen Horizont sich gelagert, wie haftend in der Atmospäre, hier nur zur Verschönerung der Szene angebracht. Einige Wasserhühner streiften gelegentlich über das Wasser, und ein einziger Rabe war sichtbar, hoch über den Bäumen sich flügelnd, ein wachsames Auge auf den Wald unter ihm heftend, um jedes lebende Wesen zu entdecken, das ihm die geheimnisvollen Wälder als Beute darböten.
Der Leser hat wohl schon bemerkt, dass bei all der auffallenden Freimütigkeit und Ungebundenheit des Benehmens, das Judith bei ihrem Grenzleben sich angeeignet, doch ihre Sprache edler war, als deren ihre männlichen Gesellschafter sich bedienten, ihren Vater mit eingeschlossen. Dieser Unterschied erstreckte sich ebenso auf die Aussprache, wie auf die Wahl der Worte und die Sätze. Nichts vielleicht verrät so bald die Erziehung und den Umgang, als die Art zu sprechen; und wenige Vorzüge erhöhen so den Reiz weiblicher Schönheit, wie eine anmutige und fließende Sprache, während Nichts so bald jene Entzauberung bewirkt, welche die notwendige Folge einer Nichtzusammenstimmung von Erscheinung und Benehmen ist, als eine gemeine Betonung der Stimme oder der Gebrauch unedler Worte. Judith und ihre Schwester waren auffallende Ausnahmen unter allen Mädchen ihrer Klasse, die ganze Grenze entlang; die Offiziere der nächsten Garnison hatten der Erstern oft geschmeichelt mit der Versicherung, dass wenige Damen in den Städten sich besser als sie auf diesen wichtigen Punkt verständen. Dies war zwar weit nicht buchstäblich wahr, aber doch so weit, dass das Kompliment ihr füglicherweise konnte gemacht werden. Die Mädchen verdankten diesen Vorzug ihrer Mutter, denn sie hatten in der Kindheit schon von ihr diese vorteilhafte Eigenschaft angenommen, die kein späteres Studium und Arbeit ohne eine Schattenseite zu geben vermag, wenn man nicht in der frühern Lebensperiode darauf geachtet hat. Wer diese Mutter war, oder vielmehr gewesen war, wusste niemand als Hutter. Sie war jetzt zwei Sommer tot, und wie Hurry erzählte, war sie im See versenkt worden; ob aus einem gewissen Vorurteil, oder aus Widerwillen gegen die Mühe, ihr ein Grab zu graben, war oft Gegenstand der Erörterung unter den rohen Wesen jener Gegend gewesen. Judith hatte die Stelle nie besucht, Hetty aber war bei der Bestattung zugegen gewesen, und sie ruderte oft um Sonnenuntergang oder beim Mondschein ein Canoe an die Stelle, und starrte hinab in das durchsichtige Wasser, in der Hoffnung, doch einmal mit einem flüchtigen Blick die Gestalt erschauen zu können, die sie von Kindheit an bis zu der traurigen Stunde des Scheidens so zärtlich geliebt hatte.
Müssen wir den Felsen genau in dem Augenblick erreichen, wo die Sonne untergeht? fragte Judith den jungen Mann, wie sie neben einander standen, Wildtöter das Steuerruder haltend, und sie mit der Nadel an einem feinen Kleidungsstück arbeitend, das weit über ihrer Stellung im Leben und eine völlige Neuheit in den Wäldern war. Werden einige Minuten früher oder später die Sache vereiteln? es wird sehr gefährlich sein, lang der Küste so nahe zu bleiben, wie der Fels ist.
Ja wohl, Judith; das ist eben die Schwierigkeit. Der Fels ist nur einen Flintenschuss vom Ufer entfernt, und es geht nicht an, zu lang und zu nahe da herum zu fahren. Wenn man mit einem Indianer zu tun hat, muss man rechnen und vorsichtig sein, denn eine rote Natur liebt sehr List und Tücke. Jetzt seht Ihr, Judith, dass ich gar nicht auf den Fels zu steure, sondern hier östlich davon, und jetzt werden die Wilden in dieser Richtung traben, und sich müde Füße machen, und alles für Nichts.
Ihr glaubt also, sie sehen uns, und beobachten unsre Bewegungen, Wildtöter? Ich hoffte, sie würden in die Wälder zurückgegangen sein, und uns einige Stunden ungestört lassen.
Das ist ganz die Einbildung eines Weibes. Es gibt keinen Nachlass in der Wachsamkeit eines Indianers, wenn er auf dem Kriegspfad ist; und Augen sind in dieser Minute auf uns geheftet, obwohl der See uns schützt. Wir müssen dem Felsen mit Überlegung nahe kommen, und die Elenden auf eine falsche Spur zu bringen suchen. Die Mingo’s haben gute Nasen, höre ich; aber eines weißen Mannes Vernunft sollte es immer ihrem Instinkt gleich tun.
Judith knüpfte jetzt ein rasch abwechselndes Gespräch mit Wildtöter an, worin das Mädchen ihr steigendes Interesse für den jungen Mann verriet; ein Interesse, das sie bei seiner ehrlichen Unbefangenheit und bei ihrer Charakterentschiedenheit, unterstützt durch das Selbstgefühl, welches die ihren persönlichen Reizen so allgemein gezollte Schätzung in ihr geweckt hatte, weniger zu verhehlen bestrebt war, als unter anderen Umständen wohl der Fall gewesen wäre. Sie war nicht eigentlich aufdringlich und keck in ihrem Benehmen, obgleich in ihren Blicken oft etwas so Freies war, dass es den ganzen Beistand ihrer ausnehmenden Schönheit brauchte, um nicht einen Verdacht gegen ihre Klugheit, wo nicht gegen ihre Sittlichkeit aufkommen zu lassen. Bei Wildtöter jedoch waren solche Blicke einer so ungünstigen Deutung weniger ausgesetzt; denn sie sah ihn selten an, ohne viel von der Aufrichtigkeit und Natur zu zeigen, welche die reinsten Gefühle des Weibes begleiten. Es war etwas auffallend, dass bei der längern Gefangenschaft ihres Vaters keines von den Mädchen eine große Unruhe um ihn an den Tag legte; aber wie schon gesagt, ihre Lebenserfahrungen und Gewohnheiten machten sie zuversichtlich und sie sahen seiner Befreiung mittelst eines Lösegelds mit einer Sicherheit entgegen, die großenteils ihre anscheinende Gleichgültigkeit erklären konnte. Schon früher einmal war Hutter in den Händen der Irokesen gewesen, und wenige Häute hatten leicht seine Befreiung erkauft. Dieser Vorfall jedoch hatte, was die Schwestern nicht wussten, zur Zeit des Friedens zwischen England und Frankreich statt gehabt, wo die Wilden durch die Politik der verschiednen Colonialregierungen im Zaum gehalten wurden, statt, wie jetzt, zu ihren Verbrechen und Grausamkeiten ermutigt zu werden.
Während Judith in ihrer Weise redselig und zutraulich war, blieb Hetty nachdenklich und schweigsam. Einmal zwar trat sie nahe zu Wildtöter hin und befragte ihn etwas genauer