Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Название Gesammelte Werke von Sacher-Masoch
Автор произведения Леопольд фон Захер-Мазох
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788027207350



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und ich kann es mir lebhaft vorstellen, wie sie jetzt aufgelöst auf ihrer Ottomane ruht und Du ihr im Traume erscheinst, schön wie Adonis, stark und mutig wie Herkules, von bengalischen Flammen effektvoll beleuchtet. Komm, mein Junge, trinken wir eine Flasche guten Weins!«

      »Ja, das wollen wir,« stimmte Koltoff bei »auf das Wohl der Fürstin.«

      »Was fällt Dir ein?« lachte Lapinski; »auf jenen großen Unbekannten, der den Feuerschwamm entdeckt hat.«

      Gegen Abend erschienen die beiden Offiziere in voller Parade in dem Palaste der Fürstin, um über das Befinden derselben Erkundigungen einzuziehen. Nachdem man ihnen darüber die beruhigendsten Versicherungen gegeben, traten sie den Rückweg an.

      »Höre,« begann Lapinski, »wir können uns doch nicht so ohne weiteres damit zufrieden geben, daß man uns mitteilt, die Fürstin sei so gut wie unversehrt und vollkommen wohl. Es ist anständig und klug, daß wir unserer Freude darüber, daß dieser Unfall keine ernsten Folgen gehabt hat, auf irgend eine Weise Ausdruck geben. Was hältst Du von einer Serenade?«

      Koltoff brach in lautes Lachen aus. »Eine Serenade, ohne eine Kopeke im Sack zu haben?«

      »Warum nicht?« erwiderte sein ausgelassener Kamerad, seine Säcke umkehrend. »Sieh mich an, ich besitze noch bare anderthalb Rubel, und doch wollen wir allen Geldsäcken zum Trotz der Fürstin heute eine Serenade bringen, wie sie das kleine Weibchen gewiß noch nicht erlebt hat.«

      Während Koltoff noch den Kopf schüttelte, zählte Lapinski das Geld, ein und einen halben Rubel, in seine Hand und beauftragte ihn, Papiere in allen Farben, Öl und Unschlittkerzen einzukaufen; er selbst nahm es auf sich, die Musik, sowie ein preciöses Bouquet, wie er sich ausdrückte, herbeizuschaffen.

      »Ich fange an zu glauben, daß Du mit dem Teufel im Bunde bist,« meinte Koltoff.

      »Allerdings,« erwiderte Lapinski, »und zwar mit einem armen, aber lustigen Teufel.«

      Damit trennten sich die Freunde.

      Nach einer Stunde trafen sie, wie es Lapinski angeordnet hatte, in der Kaserne der Preobraschenskischen Garde zusammen, Lapinski mit einem riesigen Bouquet dessen Zusammenstellung zwar viel zu wünschen übrig ließ, das aber nichts destoweniger durch die Seltenheit seiner Blumen und die Pracht seiner Farben imponierte

      »Wie kommst Du dazu?« fragte Koltoff, während er den schweren Strauß in der Hand hielt und bewundernd betrachtete.

      »Auf die billigste Weise von der Welt,« erwiderte Lapinski; »ich stieg auf dem bekannten Wege in den Garten der Fürstin und band dort höchst eigenhändig das Bouquet.«

      »Du hast also die Blumen gestohlen?«

      »Nehmen wir an, es wäre so,« erwiderte der wenig bedenkliche Kamerad, »so geschah es nur, um sie der Eigentümerin wieder in kürzester Zeit zurückzustellen.«

      »Du bist unverbesserlich,« meinte Koltoff.

      Lapinski hatte indes bei sämtlichen Wäscherinnen des Regiments die Wäschestangen requiriert, und jetzt begannen seine Soldaten unter seiner Anleitung aus den von Koltoff eingekauften Kerzen und dem in Oel getränkten farbigen Papiere Lampions zu verfertigen und auf den Stangen zu befestigen. Das Ganze ging so militärisch rasch und genau vor sich, daß mit eingetretener Dunkelheit der Abmarsch beginnen konnte.

      Vorn gingen Soldaten mit brennenden Lampen in allen Farben, dann folgten in einem Spalier von Lampions die beiden Offiziere, Koltoff mit dem Bouquet und hinter ihnen sämtliche kleine Tambours und Pfeifer der Preobraschenskischen Garde in voller Parade, frisch gepudert, mit steifen Zöpfchen. Den Zug schlossen wieder Soldaten mit Lampions. Zahlreiche Gaffer folgten; als man vor dem Palaste der Fürstin Halt machte, war bereits eine unabsehbare Menschenmenge versammelt.

      Lapinski stellte seine Leute in ein Karree, welches, von den farbigen Lampions umgeben, garnicht übel aussah, und postierte sich mit Koltoff unmittelbar vor der Front desselben dem Balkon des schönen weiblichen Majors gegenüber. Als alles bereit war, hob er den Rohrstock, welchen damals jeder Offizier trug, und die Tambours eröffneten die seltsame, echt soldatische Serenade mit einem höllischen Wirbel, dann fielen die Pfeifer ein und alle zusammen spielten nunmehr den originellen zierlich pedantischen Marsch, nach welchem die Rokokosoldaten damals marschierten und der auch damals bei Gassenlaufen üblich war.

      Es währte nicht lange, so klang die Glasthür des Balkons, und die schöne Lubina trat heraus im weißen Nachtgewande, eine Samtmantille umgeworfen; sie blickte sichtlich erstaunt auf die Menge, die Tambours, die Offiziere; erst als Koltoff den Hut abnahm und mit einem kräftigen Wurf den riesigen Blumenstrauß emporschleuderte, so daß er zu den Füßen der Fürstin niederfiel, erkannte diese den Retter ihres Lebens und verstand seine Absicht. Sie dankte mit artiger Verneigung, hob die Blumen auf, und als die Tambours wieder ihren Wirbel schlugen, hielt sie sich die Ohren zu und brach in lautes Lachen aus.

      Lapinski gebot Ruhe. Die Fürstin dankte nochmals mit einem bezaubernden Lächeln und zog sich zurück. Wenig Augenblicke später erschien ein Kammerdiener, welcher in ihrem Namen die beiden Offiziere einlud, zu ihr zu kommen.

      »Vorwärts!« flüsterte Lapinski seinem strahlenden Kameraden zu. »Jetzt liegt alles in Deiner Hand. Erkläre Dich ihr auf der Stelle. Ich führe indes meine kleinen Helden nach Hause.«

      Während die Serenade schwenkte und abmarschierte, wobei Lapinski noch tüchtig wirbeln ließ, stieg Koltoff langsam, bei jedem Treppenabsatz anhaltend und Atem schöpfend, die Stiege empor. Der Kammerdiener führte ihn durch eine Flucht herrlich eingerichteter Säle, schlug eine Portiere zurück und im nächsten Augenblicke stand der junge Offizier der reizenden Frau gegenüber, mit ihr allein in einem Boudoir, wie es nur jene Zeit so kokett und sinnverwirrend einzurichten verstand.

      Die Fürstin war so taktvoll, nicht nach seinem Freunde zu fragen, sondern lud Koltoff mit der anmutigsten Handbewegung und dem liebenswürdigsten Lächeln, als verstehe sich ihr Tête-à-Tête von selbst, ein, neben ihr auf dem echt türkischen Divan Platz zu nehmen.

      »Vergeben Sie,« begann Koltoff, »Fürstin, die armselige Art und Weise, in der ich meiner Freude über Ihre Rettung aus einer so ernsten Gefahr Ausdruck gegeben habe, aber –«

      »Weshalb vergeben?« unterbrach ihn die Fürstin. »Es war eine echt militärische Serenade.«

      »Sie sind zu gütig,« erwiderte der Gardelieutenant; »aber ich bitte nochmals, nicht darnach meine Gefühle für Sie zu beurteilen.«

      »Ich bin von Ihren guten Gesinnungen gegen mich überzeugt,« sagte die schöne Frau, indem sie ihre dunkle Samtmantille fallen ließ und die Büste einer olympischen Göttin zeigte.

      »O, ich wäre glücklich, wenn ich mein Blut für Sie verspritzen, mein Leben für Sie geben könnte!« erwiderte Koltoff leidenschaftlich erregt.

      »Illusionen der Jugend!« sprach die Fürstin; »aber Sie wählen Worte, wie man sie nur einer Frau gegenüber gebraucht, welche man liebt.«

      »Und Sie finden es recht traurig, daß ein armer Lieutenant die Fürstin Mentschikoff zu lieben wagt?«

      »Traurig? Nein.«

      »Also lächerlich!« rief Koltoff.

      »Noch weniger,« erwiderte die schöne Frau, mit den Spitzen ihres Deshabilles spielend. Zugleich zuckte ein mutwilliges Lächeln um ihre Mundwinkel.

      »Aber Sie lachen doch,« rief Koltoff vorwurfsvoll.

      »Über Ihre Zaghaftigkeit,« erwiderte die kokette Rokokoschöne, »sie steht dem Soldaten schlecht an.«

      »Sie ermutigen mich also?«

      »Wozu?«

      »Sie zu lieben.«

      »Lieben Sie mich denn?« rief die Fürstin und schlug ein helles Lachen an.

      »Aber jetzt lachen Sie doch über den armen Lieutenant!« sagte Koltoff bitter.

      »Bei Gott, nein!« entgegnete die Fürstin auf einmal sehr ernst.

      »Lachen