Metaphysik: Das Grundlegende aller Wirklichkeit. Aristoteles

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Название Metaphysik: Das Grundlegende aller Wirklichkeit
Автор произведения Aristoteles
Жанр Философия
Серия
Издательство Философия
Год выпуска 0
isbn 9788026825296



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Beigebrachte reicht aus, um den Gedankengang der älteren Denker, die eine Mehrheit von Elementen der Natur annahmen, klarzulegen. Nun gibt es aber andere, die das All als ein einheitliches Wesen aufgefaßt haben, freilich auch diese nicht alle in derselben Weise, weder was den inneren Wert ihrer Ansichten noch was die Auffassung der Einheit anbetrifft. Insbesondere für den Gegenstand unserer gegenwärtigen Betrachtung, die Lehre von den Arten des Grundes, kommt eine Erwägung ihrer Ansichten gar nicht in Betracht. Denn wenn einige unter den Naturphilosophen, die das Seiende als Eines setzen, gleichwohl dieses Eine als die Materie für den Prozeß des Werdens auffassen, so haben die anderen nicht die gleiche, sondern eine ganz verschiedene Auffassung. Jene nehmen noch die Bewegung als zweites hinzu und lassen das All werden; diese nennen es unbeweglich. Indessen als zum Gegenstande unserer gegenwärtigen Untersuchung gehörig, läßt sich doch soviel bezeichnen: Parmenides scheint die Einheit als begriffliche zu fassen, Melissus als materielle. Jener bezeichnet sie deshalb als begrenzt, dieser als unbegrenzt. Xenophanes, der der erste Einheitslehrer war - denn Parmenides soll sein Schüler gewesen sein -, hat darüber nichts Bestimmtes gesagt und scheint sich für keine von beiden Auffassungen erklärt zu haben; im Hinblick auf das Weltall als Ganzes aber behauptet er, das Eine sei Gott. Bei der Frage, die uns jetzt beschäftigt, dürfen wir also wie gesagt diese aus den Augen lassen, vornehmlich die beiden, deren Gedankengang überdies einigermaßen grobkörnig ist, Xenophanes und Melissos, während Parmenides doch irgendwie einen tieferen Blick zu zeigen scheint. Da er nämlich der Ansicht ist, daß von einem Nichtsein neben dem Sein zu reden unmöglich sei, sieht er sich zu der Annahme gezwungen, das Seiende sei Eines, und es gebe nichts außer ihm - wir haben eingehender darüber in unserer »Physik« gehandelt; da er sich aber gezwungen sieht, sich auf die Erscheinungen einzulassen, und das Eine als dem Begriffe, die Vielheit aber als der sinnlichen Wahrnehmung angehörig faßt, so setzt er doch wieder eine Zweiheit von Ursachen und eine Zweiheit von Prinzipien, das Warme und das Kalte, wobei er an Feuer und Erde denkt. Auf die Seite des Seienden stellt er das Warme, auf die Seite des Nichtseienden das Kalte.

      Nach dem bisher Ausgeführten haben wir von den Denkern, die sich bereits früher mit diesem Probleme beschäftigt haben, so viel entnommen, daß die ältesten sich das Prinzip als körperlich gedacht haben, - denn Wasser, Feuer und dergleichen sind körperlicher Art, - und zwar haben die einen nur eines, die anderen eine Mehrheit solcher körperlichen Prinzipien angenommen, doch so, daß beide Richtungen sie sich als materielle Ursachen vorstellten. Ferner haben wir gesehen, daß einige zu dieser materiellen Ursache noch die bewegende Ursache, und zwar die letztere als einheitlich oder als zwiespältig gesetzt haben. Bis zu den italischen Denkern haben, wenn wir von diesen absehen, die anderen weniger eingehend darüber gehandelt, nur daß sie wie gesagt auf die Verwendung zweier Prinzipien verfallen sind, und zwar so, daß sie das eine derselben, die bewegende Ursache, die einen als einfach, die anderen als zwiefach setzen. In gleicher Weise haben die Pythagoreer die Prinzipien als eine Zweiheit angenommen; aber sie sind, und das ist ihre Eigentümlichkeit, darüber insoweit hinausgegangen, als sie das Begrenzte und das Unbegrenzte einerseits, das Eine andererseits nicht als Prädikate anderer Wesenheiten, wie des Feuers oder der Erde oder anderer von gleicher Art ansahen, sondern das Unbegrenzte als solches und das Eine als solches zur Substanz dessen machten, wovon sie ausgesagt werden, und deshalb die Zahl als die Substanz von allem bezeichneten. Indem sie über diese Frage sich in diesem Sinne entschieden, begannen sie auch das begriffliche Wesen zu erörtern und zu bestimmen, verfuhren aber dabei allerdings in hohem Grade arglos. Die Bestimmungen, die sie gaben, waren nicht aus der Tiefe geschöpft; das erste Beste, bei dem sich die von ihnen aufgestellte Bestimmung vorfand, erklärten sie für die Substanz der Sache. Ihr Verfahren war wie das eines Menschen, der das Doppelte und die Zweizahl deshalb für eines und dasselbe ausgeben wollte, weil das Prädikat doppelt zuerst bei der Zweiheit begegnet. Und doch bedeutet es augenscheinlich nicht dasselbe doppelt sein oder zwei sein; sonst müßte das Eine vieles sein, eine Folgerung, die sich bei ihnen auch wirklich herausstellte.

      So viel ist es, was man den älteren Denkern und den weiter folgenden entnehmen kann.

       Inhaltsverzeichnis

      Nach den philosophischen Lehren, die wir bisher behandelt haben, kam das platonische System, das sich in den meisten Beziehungen den früheren anschloß, daneben aber auch manches Eigentümliche und von der Philosophie der Italiker Abweichende aufwies.

      In seiner Jugend zuerst mit Kratylos vertraut und in die Lehre des Heraklit eingeweiht, wonach alles Sinnliche sich in stetem Flusse befindet und keine wissenschaftliche Erkenntnis zuläßt, hielt Plato an dieser Überzeugung auch später fest. Dann wandte er sich dem Sokrates zu, der die Fragen des sittlichen Lebens behandelte, die Fragen des natürlichen Daseins unberührt ließ, in jenen nach den allgemeinen Begriffen suchte, und als der Erste das wissenschaftliche Denken in der Definition der Begriffe seinen Abschluß finden ließ. So kam Plato zu der Ansicht, daß es sich im wissenschaftlichen Verfahren um andere Objekte als um das Sinnliche handle, durch die Überlegung, daß von dem Sinnlichen, das in steter Umwandlung begriffen sei, es unmöglich sei einen allgemeingültigen Begriff zu bilden. Dieses in Begriffen Erfaßbare nannte er Ideen; das Sinnliche aber, meinte er, liege außerhalb derselben und empfange nur nach ihnen seine Benennung; denn in der Form der Teilnahme an den Ideen habe die Vielheit dessen, was nach ihnen benannt wird, sein Sein. An dieser »Teilnahme « ist nun nur der Ausdruck neu. Denn schon die Pythagoreer lehrten, das Seiende sei durch »Nachahmung « der Zahlen; Plato aber lehrt, es sei durch Teilnahme an den Ideen. Welcher Begriff indessen mit jener Teilnahme oder mit dieser Nachahmung zu verbinden sei, das haben sie als offene Frage stehen lassen. Außerdem kennt Plato noch als ein drittes zwischen dem Sinnlichen und den Ideen die mathematischen Objekte, die sich von dem Sinnlichen dadurch unterscheiden, daß sie ewig und unbeweglich sind, von den Ideen aber dadurch, daß sie jede in unbestimmter Vielheit gleichartiger Exemplare existieren, während die Idee als solche ein schlechthin Einheitliches für sich sei. Da er aber die Ideen als die Ursachen des Anderen betrachtet, so gelten ihm die Elemente derselben für die Elemente alles Seienden. So setzte er das Groß-und-Kleine als Prinzip im Sinne der Materie und das Eine im Sinne der Substanz: aus jenem beständen der Teilnahme an dem Einen zufolge die Ideen.

      Darin, daß er das Eine als Substanz faßte und das Eine und die Zahlen nicht bloß von anderem ausgesagt werden ließ, näherte er sich der Ausdrucksweise der Pythagoreer, und ebenso darin, daß er die Zahlen als die Ursachen für die Wesenheit des Übrigen ansah. Dagegen ist dies das Eigentümliche bei ihm, daß er das Unbegrenzte nicht als Einheit sondern als Zweiheit faßt und das Groß-und-Kleine zu seinen Elementen macht, ferner, daß er die Zahlen neben die sinnlich wahrnehmbaren Gegenstände getrennt von ihnen stellt, während jene die Zahlen als die Dinge selbst und das Mathematische nicht als ein Mittleres zwischen den Ideen und den Dingen ansehen. Dies, daß er das Eine und die Zahlen neben die Dinge stellt im Gegensätze zu den Pythagoreern, sowie die Einführung der Ideen ergab sich ihm aus dem Hinblick auf das begriffliche Denken - denn seine Vorgänger hatten sich mit Dialektik noch nicht befaßt; - daß er aber das den Ideen Entgegengesetzte als eine Zweiheit faßte, ergab sich ihm daraus, daß sich die Zahlen, von den ursprünglichen, den Primzahlen und den ungeraden, abgesehen, aus jener Zweiheit wie aus einer Art von formbarem Stoff leicht erzeugen lassen. Gleichwohl zeigt die erfahrungsmäßige Wirklichkeit das Gegenteil, und die Konstruktion ist wenig annehmbar. Man läßt aus derselben Materie eine Vielheit von Dingen hervorgehen, die Idee dagegen soll nur ein einziges Mal erzeugen; in Wirklichkeit kommt aus einer Materie nur ein einziger Tisch; der aber, der die Form heranbringt, ist selbst nur einer und wird doch der Urheber einer Vielheit Ganz ähnlich ist es im Verhältnis des Männlichen zum Weiblichen. Denn das Weib wird durch eine Begattung befruchtet, der Mann hingegen vermag viele Weiber zu befruchten. Und doch müßten rechtmäßig-erweise jene Anschauungen an diesen Vorgängen ihre Illustration finden.

      Das nun sind die Bestimmungen, die Plato über den Gegenstand unserer Untersuchung gegeben hat. Aus unserer Darstellung ergibt sich, daß er nur zwei Prinzipien, ein begriffliches und ein materielles, verwendet; - denn die Ideen sind die Ursachen der begrifflichen Bestimmtheit für die Dinge, und das Eins ist diese