Metaphysik: Das Grundlegende aller Wirklichkeit. Aristoteles

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Название Metaphysik: Das Grundlegende aller Wirklichkeit
Автор произведения Aristoteles
Жанр Философия
Серия
Издательство Философия
Год выпуска 0
isbn 9788026825296



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gebühre, mag gestattet sein späterer Erörterung vorzubehalten.

      Da aber in der Natur wie das Zweckmäßige auch der Gegensatz des Zweckmäßigen, und nicht bloß Ordnung und Schönheit, sondern auch Unordnung und Häßlichkeit begegnete, ja das Gute vom Schlechten, das Treffliche vom Geringwertigen überwogen zu werden schien, so führte ein anderer die Liebe und den Haß als Ursachen ein, jene für das eine und diesen für das andere. Denn wenn man der Sache nachgeht und bei Empedokles den Gedankeninhalt, nicht den noch unbeholfenen Gedankenausdruck ins Auge faßt, so wird man finden, daß was er meint die Liebe ist als die Ursache des Guten und der Haß als die Ursache des Schlechten, Wenn also jemand behauptete. In gewissem Sinne setze schon Empedokles, und er als der erste, das Schlechte und das Gute als Prinzipien, so möchte er wohl das Richtige treffen, sofern die Ursache alles Guten das Gute an sich, die Ursache alles Schlechten das Schlechte an sich ist.

      Diese Männer haben, wie gesagt, und bis soweit zwei von den Ursachen, die wir in unserer »Physik« genauer bestimmt haben, berührt: die materielle Ursache und die bewegende Ursache, freilich in unsicherer und unbestimmter Weise, ähnlich wie es im Kampf bei den Ungeübten vorkommt. Denn diese schlagen um sich und verüben dabei wohl auch manchen guten Hieb, freilich nicht vermöge ihrer Geschicklichkeit; ebenso scheint es, daß auch jene kein volles Bewußtsein haben über das, was sie sagen. Denn es macht ganz den Eindruck, als machten sie von ihrem Satze so gut wie keinen oder nur einen ganz dürftigen Gebrauch. Anaxagoras verwendet die Vernunft als Deus ex machina für die Weltbildung, und wenn ihm die Frage zu schaffen macht, aus welchem Grunde etwas notwendig ist, dann zieht er sie heran; für das übrige was geschieht macht er eher alles andere verantwortlich als die Vernunft. Und Empedokles macht zwar von seinen Ursachen einen reichlicheren Gebrauch als jener, doch auch er nicht in dem Maße und nicht in der Weise, daß er eine volle Übereinstimmung in seinen Ausführungen herzustellen wüßte. Wenigstens ist es bei ihm vielfach die Liebe, welche die Scheidung, und der Haß, der die Verbindung stiftet. Denn wenn das All unter der Einwirkung des Hasses in seine Elemente zerfällt, so wird eben damit das Feuer und ebenso jedes der anderen Elemente jedes in sich zur Einheit verbunden; wenn sie aber durch die Wirkung der Liebe sich unter einander zur Einheit verbinden, so kann es nur so geschehen, daß die Teile sich aus der bisherigen Verbindung lösen.

      Jedenfalls hat Empedokles im Gegensätze zu seinen Vorgängern zuerst diese Ursache so eingeführt, daß er sie spaltete, und die Ursache der Bewegung nicht als einheitlich gefaßt, sondern als gedoppelt und gegensätzlich. Er hat außerdem als der erste die materiell gedachten Elemente in der Vierzahl gesetzt. Indessen macht er doch wieder nicht vollen Ernst mit der Vierzahl, sondern behandelt sie so, als wären es bloß zwei, auf der einen Seite das Feuer, und dem gegenüber Erde, Luft und Wasser als eine zweite Klasse. Wer genauer zusieht, wird das aus seinem Gedichte entnehmen.

      In der dargelegten Weise also hat Empedokles die Prinzipien aufgefaßt und in solcher Zahl sie aufgeführt. Dagegen lehrt nun Leukippos und sein Schüler Demokritos, Elemente seien das Volle und das Leere; jenes bezeichnen sie als das Seiende, dieses als das Nichtseiende, das Volle und Dichte nämlich als das Seiende, das Leere und Dünne als das Nichtseiende. Deshalb behaupten sie auch, das Nichtseiende sei ebensowohl wie das Seiende, und das Leere ebensowohl wie das Körperliche; diese sind also nach ihnen die Ursachen des Seienden im Sinne der Materie. Und so wie diejenigen, die die allem zugrunde liegende Substanz als eine setzen, das andere aus den Affektionen der Substanz erklären, indem sie Verdichtung und Verdünnung als die Grundformen dieser Affektionen bezeichnen, auf dieselbe Weise lehren auch diese, daß die Unterschiede an den Substanzen die Ursache für das übrige seien. Solcher Unterschiede gibt es nach ihnen drei: Gestalt, Anordnung und Lage. Die Unterschiede in den Dingen lägen nur daran, wie jegliches bemessen sei, wie eines das andere berühre und wie die Teile gewendet seien. Das Maß ergibt die Gestalt, die Berührung die Anordnung und die Wendung die Lage. So sind A und N von Gestalt verschieden, AN von NA durch die Anordnung, Z von N durch die Lage. Die Frage nach der Bewegung aber, woher sie und wie sie an die Dinge kommt, haben auch sie ganz ähnlich wie die anderen ohne sich über sie den Kopf zu zerbrechen beiseite liegen lassen.

       Inhaltsverzeichnis

      So viel ist es, was über die beiden in Rede stehenden Ursachen frühere Denker in Angriff genommen haben.

      Unter diesen nun und noch vor ihnen haben die Pythagoreer, wie man sie nennt, sich mit dem Studium der Mathematik beschäftigt und zunächst diese gefördert; in dieser heimisch geworden, haben sie sodann die Prinzipien derselben zu Prinzipien des Seienden überhaupt machen zu dürfen geglaubt. Da nun unter den Prinzipien der Mathematik der Natur der Sache nach in erster Linie die Zahlen stehen, so glaubten sie in den Zahlen mancherlei Gleichnisse für das was ist und was geschieht zu finden, und zwar hier eher als in Feuer, Erde oder Wasser. So bedeutete ihnen eine Zahl mit bestimmten Eigenschaften die Gerechtigkeit, eine andere Seele und Vernunft, wieder eine andere den rechten Augenblick, und so fand sich eigentlich für alles ein Gleichnis in einer Zahl. Da sie nun auch darauf aufmerksam wurden, daß die Verhältnisse und Gesetze der musikalischen Harmonie sich in Zahlen darstellen lassen, und da auch alle anderen Erscheinungen eine natürliche Verwandtschaft mit den Zahlen zeigten, die Zahlen aber das erste in der gesamten Natur sind, so kamen sie zu der Vorstellung, die Elemente der Zahlen seien die Elemente alles Seienden und das gesamte Weltall sei eine Harmonie und eine Zahl. Was sich nur irgend wie an Übereinstimmungen zwischen den Zahlen und Harmonien einerseits und den Prozessen und Teilen des Himmelsgewölbes und dem gesamten Weltenbau andererseits auftreiben ließ, das sammelten sie und suchten einen Zusammenhang herzustellen; wo ihnen aber die Möglichkeit dazu entging, da scheuten sie sich auch nicht vor künstlichen Annahmen, um nur ihr systematisches Verfahren als streng einheitlich durchgeführt erscheinen zu lassen. Ich führe nur ein Beispiel an. Da sie die Zehn für die vollkommene Zahl halten und der Meinung sind, sie befasse die gesamte Natur der Zahlen in sich, so stellen sie die Behauptung auf, auch die Körper, die sich am Himmel umdrehen, seien zehn an der Zahl, und da uns nur neun in wirklicher Erfahrung bekannt sind, so erfinden sie sich einen zehnten in Gestalt der Gegenerde.Wir haben darüber an anderer Stelle eingehender gehandelt.

      Die Absicht, in der wir uns hier mit ihnen beschäftigen, ist die, auch bei ihnen nachzusehen, was sie denn nun für Prinzipien setzen und wie sie sich den von uns genannten Arten des Grundes gegenüber verhalten. Es zeigt sich, daß auch sie ein Prinzip annehmen in der Gestalt der Zahl und zwar als Materie des Seienden und als Eigenschaften und Zustände desselben; als Elemente der Zahl aber setzen sie das Gerade und Ungerade, als unbegrenzt das eine, das andere als begrenzt, die Einheit aber als beiden gleich zugehörig, zugleich gerade und ungerade; die Zahl aber lassen sie aus der Einheit stammen, und das gesamte Weltall bezeichnen sie, wie gesagt, als Zahlen.

      Andere, die eben dieser Schule angehören, bestimmen dann die Prinzipien als in der Zehnzahl vorhanden und ordnen sie nach Paaren: Grenze und Unbegrenztes, Ungerades und Gerades, eins und vieles, rechts und links, männlich und weiblich, Ruhe und Bewegung, gerade und krumm, Licht und Finsternis, gut und schlecht, Quadrat und Oblongum. Diesen Weg scheint auch Alkmaeon von Kroton einzuschlagen, mag er nun von jenen, oder jene von ihm diesen Gedanken übernommen haben. Was sein Zeitalter betrifft, so war Alkmaeon ein Jüngling, als Pythagoras schon ein Greis war; seine Lehre aber war der eben dargelegten nahe verwandt. Seine Behauptung ist nämlich, die menschlichen Angelegenheiten seien durchgängig ein Zwiespältiges; doch faßt er die Gegensätze nicht wie jene in bestimmter Ordnung, sondern er zählt sie auf, wie es eben kommt: weiß und schwarz, süß und bitter, gut und schlecht, groß und klein. Über das übrige warf er seine Äußerungen hin ohne alle genauere Bestimmung, während die Pythagoreer die Gegensätze nach Zahl und Art festlegten. Aus beiden gemeinsam läßt sich so viel entnehmen, daß die Prinzipien des Seienden in Gegensätze zerfallen; die Zahl und Art dieser Gegensätze aber findet man nur bei den Pythagoreern bezeichnet. Wie sich indessen diese Anschauung mit den von uns bezeichneten Arten des Grundes in Verbindung bringen läßt, darüber läßt sich aus ihnen nichts entnehmen, was klar und deutlich ausgedrückt wäre. Indessen hat es den Anschein, als ob sie die Elemente nach Art materieller Prinzipien fassen;