Gedichte. Фридрих Шиллер

Читать онлайн.
Название Gedichte
Автор произведения Фридрих Шиллер
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788027207459



Скачать книгу

Ufer überwallt das Blut,

      Körper will in Körper über stürzen,

      Lodern Seelen in vereinter Gluth.

      Gleich allmächtig, wie dort in der todten

      Schöpfung ew'gem Federtrieb,

      Herrschet im arachneischen Gewebe

      Der empfindenden Natur die Lieb'.

      Siehe, Laura, Fröhlichkeit umarmet

      Wilder Schmerzen Überschwung;

      An der Hoffnung Liebesbrust erwarmet

      Starrende Verzweifelung.

      Schwesterliche Wollust mildert

      Düstrer Schwermuth Schauernacht,

      Und, entbunden von den goldnen Kindern,

      Strahlt das Auge Sonnenpracht.

      Waltet nicht auch durch des Übels Reiche

      Fürchterliche Sympathie?

      Mit der Hölle buhlen unsre Laster,

      Mit dem Himmel grollen sie.

      Um die Sünde flechten Schlangenwirbel

      Scham und Reu', das Eumenidenpaar,

      Um der Größe Adlerflügel windet

      Sich verräthrisch die Gefahr.

      Mit dem Stolze pflegt der Sturz zu tändeln,

      Um das Glück zu klammern sich der Neid,

      Ihrem Bruder Tode zuzuspringen,

      Offnen Armes, Schwester Lüsternheit.

      Mit der Liebe Flügel eilt die Zukunft

      In die Arme der Vergangenheit,

      Lange sucht der fliehende Saturnus

      Seine Braut – die Ewigkeit.

      Einst – so hör' ich das Orakel sprechen –,

      Einsten hascht Saturn die Braut;

      Weltenbrand wird Hochzeitfackel werden,

      Wenn mit Ewigkeit die Zeit sich traut.

      Eine schönere Aurora röthet,

      Laura, dann auch unsre Liebe sich,

      Die so lang als Jener Brautnacht dauert,

      Laura! Laura! freue dich!

      Des Mädchens Klage

      Der Eichenwald brauset, die Wolken ziehn,

      Das Mägdlein sitzet an Ufers Grün;

      Es bricht sich die Welle mit Macht, mit Macht,

      Und sie seufzt hinaus in die finstre Nacht,

      Das Auge vom Weinen getrübet.

      »Das Herz ist gestorben, die Welt ist leer,

      Und weiter gibt sie dem Wunsche nichts mehr.

      Du Heilige, rufe dein Kind zurück,

      Ich habe genossen das irdische Glück,

      Ich habe gelebt und geliebet!«

      Es rinnet der Thränen vergeblicher Lauf,

      Die Klage, sie wecket die Todten nicht auf;

      Doch nenne, was tröstet und heilet die Brust

      Nach der süßen Liebe verschwundener Lust,

      Ich, die Himmlische, will's nicht versagen.

      Laß rinnen der Thränen vergeblichen Lauf!

      Es wecke die Klage den Todten nicht auf!

      Das süßeste Glück für die Trauernde Brust

      Nach der schönen Liebe verschwundener Lust

      Sind der Liebe Schmerzen und Klagen.

      Der Kampf

      Nein, länger werd' ich diesen Kampf nicht kämpfen,

      Den Riesenkampf der Pflicht.

      Kannst du des Herzens Flammentrieb nicht dämpfen,

      So fordre, Tugend, dieses Opfer nicht.

      Geschworen hab' ich's, ja, ich hab's geschworen,

      Mich selbst zu bändigen.

      Hier ist dein Kranz, er sei auf ewig mir verloren!

      Nimm ihn zurück und laß mich sündigen.

      Zerrissen sei, was wir bedungen haben!

      Sie liebt mich – deine Krone sei verscherzt!

      Glückselig, wer, in Wonnetrunkenheit begraben,

      So leicht, wie ich, den tiefen Fall verschmerzt.

      Sie sieht den Wurm an meiner Jugend Blume nagen

      Und meinen Lenz entflohn,

      Bewundert still mein heldenmüthiges Entsagen,

      Und großmuthsvoll beschließt sie meinen Lohn.

      Mißtraue, schöne Seele, dieser Engelgüte!

      Dein Mitleid waffnet zum Verbrechen mich.

      Gibt's in des Lebens unermeßlichem Gebiete,

      Gibt's einen andern, schönern Lohn als dich?

      Als das Verbrechen, das ich ewig fliehen wollte?

      Tyrannisches Geschick!

      Der einz'ge Lohn, der meine Tugend krönen sollte,

      Ist meiner Tugend letzter Augenblick!

      Elegie auf den Tod eines Jünglings

      Banges Stöhnen, wie vorm nahen Sturme,

      Hallet her vom öden Trauerhaus,

      Todtentöne fallen von des Münsters Thurme!

      Einen Jüngling trägt man hier heraus,

      Einen Jüngling – noch nicht reif zum Sarge,

      In des Lebens Mai gepflückt,

      Pochend mit der Jugend Nervenmarke,

      Mit der Flamme, die im Auge zückt –

      Einen Sohn, die Wonne seiner Mutter

      – O, das lehrt ihr jammernd Ach –,

      Meinen Busenfreund, ach! meinen Bruder –

      Auf, was Mensch heißt, folge nach!

      Prahlt ihr, Fichten, die ihr hochveraltet,

      Stürmen stehet und den Donner neckt?

      Und ihr Berge, die ihr Himmel haltet,

      Und ihr Himmel, die ihr Sonnen hegt?

      Prahlt der Greis noch, der auf stolzen Werken

      Wie auf Wogen zur Vollendung steigt?

      Prahlt der Held noch, der auf aufgewälzten Thatenbergen

      In des Nachruhms Sonnentempel fleugt?

      Wenn der Wurm schon naget in den Blüthen,

      Wer ist Thor, zu wähnen, daß er nie verdirbt?

      Wer dort oben hofft noch und hienieden

      Auszudauern – wenn der Jüngling stirbt?

      Lieblich hüpften, voll der Jugendfreude,

      Seine Tage hin im Rosenkleide,

      Und die Welt, die Welt war ihm so süß –

      Und so freundlich, so bezaubernd winkte

      Ihm die Zukunft, und so golden blinkte

      Ihm des Lebens Paradies;

      Noch, als schon das Mutterauge