Название | Gesammelte Werke |
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Автор произведения | Robert Musil |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788026800347 |
Mann: Schuft! Schurke! Am hellen Tag gescharrt wie ein Maulwurf und den Mond für einen Goldgulden gehalten! Du Kreuzotter, Du Hellerassel! Du Beutelratte, Du Goldfaßan, Du Geldmaus, Du Blindwühle! Lacht.
Diener entschuldigend: Gespart!
Schieber bekräftigend: Geld haben!
Richter, Professor brummend: Recht haben!
Diener: Gespart! Gespart!
General: Geschnarrt! Geschnarrt!
Mann: Du?
General: Ich kommandiere.
Schieber den General abwehrend: Er hat kein Geld.
Professor, Richter ebenso: Er achtet nicht das Recht.
Mann sanft: Er ist mit mir in die Schule gegangen.
General schnauzt ihn an: Steh stramm! Steh habtacht! Ich bin die Macht.
Professor, Schieber, Richter: Ich! Ich! Ich!
Mann: Hieb und Stich: Ein ehrenvolles Begräbnis! Wo ist der Politiker?
Politiker: L’état c’est moi.
Mann: Sehr einfach! Und –: Dir ist das wahrhaftig zu gönnen!
General: Sie alle kennen den Menschen nicht. Wenn er nicht immerzu gezwungen wird, sich zu waschen, Ordnung zu halten, mit Messer und Gabel zu essen, so läuft er gleich wieder auf allen Vieren.
Mann: Zur Hälfte hast Du sicher recht, nämlich auf zweien. Aber Du hast überhaupt recht. Oh, nur einmal hätte ich die Macht haben sollen! Hört! Hört: Alle: Wir haben keine Zeit.
Diener: Geredet hast Du immer; und gearbeitet nie!
Schieber: Handeln muß man!
General: So ist es.
Diener: Es ist Zeit, daß Leute wie Du verschwinden.
Alle: So ist es.
Mann: Ich werde länger leben als Ihr alle! Ich!!
Alle: Es wird Zeit, daß Du umkommst!
Mann: Ihr!
Alle: Du! Du! Du!
Mann: Ihr! Ihr! Ihr!
Der Wind heult dazwischen vergnügt-schauerliche Huhu-Töne.
Alle wie ein immer mächtiger anschwellendes Glockenspiel. Ihre Haare stehen unter den Hüten zu Berge, sie zerren wie wütende Kettenhunde an ihren Bäumen und weisen mit den Fingern nach dem Mann, was der ebenso erwidert: Er soll sich endlich niederlegen und sterben!
Mann jauchzend: Ich bin unsterblich!
Er bricht zusammen. Das Bild erlischt.
Der Mann kauert zusammengebrochen am Fuß des Baums. Die Flocken kommen. Als Sprecher ein Jüngling und ein Mädchen. Phantastische Kostüme. Sie verbreiten Licht.
Er Flocke: Da hockt er, deck ihn zu.
Sie Flocke: Mir graust, er stinkt nach Schnaps.
Er Flocke: Mach, wir haben Befehl!
Sie Flocke: Jedes Tier mag ich mehr. Sie machen so hübsche, saubere Figuren mit den Füßen.
Er Flocke: Daß Du eine Eisnadel wirst! Der Meister hats befohlen.
Sie Flocke: Daß Dich der Wind zaust; der Meister soll mich fangen!
Er Flocke: Sei doch nett, tu’s schnell. Wir wollen dann zusammen zergehen. Bitte, liebe Flocke!
Ballett.
Sturm und Kälte treten auf, ein zottliger Alter in der Tracht eines Maschinisten und eine häßliche alte Vettel.
Sturm setzt sich auf einen Schotterhaufen und zündet sich behaglich die Stummelpfeife an: Gott sei Dank, ausruhn … In allen Gliedern hat mich der Meister wieder gezwickt, damit ich recht heule und um mich haue.
Kälte: Eigentlich bist Du ja gar kein Sturm, sondern nur ein Wind.
Sturm: Natürlich. In einer zivilisierten Gegend stirbt doch überhaupt kein Mensch mehr auf der Landstraße. Außer durch ein Automobil. Aber manchmal hat der Meister gewaltsame Einfälle. Gott gedankt, daß es uns überhaupt gelungen ist, seinen Befehl auszuführen und dem zähen Kerl da das Lebenslicht auszublasen. Was Alte?
Er klatscht aufmunternd in die Hände. Müdes Durcheinanderwirbeln des Balletts.
Er Flocke: Komm, Gleitflug!
Sie Flocke: Ich mag nicht mehr.
Er Flocke: Ach, Ihr müßt Kälte und Sturm machen, sonst zergehen wir ja.
Sturm: Das tu ich viel lieber, so ein bißchen mit warmem Rauch spielen.
Kälte: Ich will auch einmal ausruhn.
Sie Flocke: Faultier! Ach, wie warm Du’s werden läßt, ich vergehe.
Kälte: Die Menschen behaupten, das sei das Höchste, was man miteinander erleben kann.
Er Flocke: Aber wir müssen doch einen Mann töten!
Sturm: Ist schon geschehen.
Alle begeben sich zu dem Hingesunkenen, den Schnee überwölbt hat. Die beiden Flocken schmelzen müdselig an seinem Grab zusammen. An den Bäumen ringsum werden alle Figuren des Spiels wieder sichtbar.
Mutter die Arme ausstreckend: Mein Kind! Mein Kind!
Schieber: Meine Herren, ich glaube Ihnen allen aus dem Herzen zu sprechen, wenn ich sage: Über einen Toten kein böses Wort weiter!
Mutter einen Arm schmerzlich ausgestreckt, hebt die Hand des andren langsam vor die Augen.
Alle ihre Hüte feierlich vor der Brust: Oh Gott, oh Gott, oh Gott, schon wieder einer tot!
vorhang
Lyrisches, Widmungen
1. Lyrisches
Isis und Osiris
Auf den Blättern der Sterne lag der Knabe
Mond in silberner Ruh,
Und des Sonnenrades Nabe
Drehte sich und sah ihm zu.
Von der Wüste blies der rote Wind,
Und die Küsten leer von Segeln sind.
Und die Schwester löste von dem Schläfer
Leise das Geschlecht und aß es auf.
Und sie gab ihr weiches Herz, das rote,
Ihm dafür und legte es ihm auf.
Und die Wunde wuchs im Traum zurecht.
Und sie aß das liebliche Geschlecht.
Sieh, da donnerte die Sonne,
Als der Schläfer aus dem Schlafe schrak,
Sterne schwankten, so wie Boote
Bäumen, die an Ketten sind,
Wenn der große Sturm beginnt.
Sieh, da stürmten seine Brüder
Hinter holdem Räuber drein,
Und er warf den Bogen über,
Und der blaue Raum brach ein,
Wald brach unter ihrem Tritt,
Und die Sterne liefen ängstlich mit.
Doch die Zarte mit den Vogelschultern
Holte keiner ein, so weit er lief.
Nur der Knabe, den sie in den Nächten rief,
Findet