Название | Geschichte von Florenz (Mit Illustrationen) |
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Автор произведения | Niccolò Machiavelli |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027209361 |
In Italien war Ruhe, bis Hadrian V. Papst wurde. Da Carl in Rom war und kraft seines Amtes als Senator die Stadt regierte, konnte der Papst seine Macht nicht ertragen, ging nach Viterbo und forderte den Kaiser Rudolf auf, gegen den König nach Italien zu kommen. So hörten die Päpste nicht auf, bald religiöser Interessen, bald ihres eignen Ehrgeizes wegen, immer wieder Fremde ins Land zu rufen und neue Kriege zu veranlassen: kaum hatten sie einen Fürsten mächtig gemacht, so bereuten sie’s und suchten ihn zu stürzen, und wollten nicht, daß die Länder, welche zu besitzen eigne Schwäche ihnen unmöglich machte, von andern besessen würden. Die Fürsten ihrerseits fürchteten sie, weil sie immer siegten, kämpfend oder fliehend, wenn sie nicht durch irgendeine List unterdrückt wurden, wie Bonifaz VIII. und einige andere, welche unter dem Scheine der Freundschaft von den Kaisern gefangengenommen wurden. Rudolf kam nicht nach Italien, weil sein Krieg mit dem Könige von Böhmen ihm keine Zeit dazu ließ. Als Hadrian starb, wurde Nicolaus III. aus dem Hause Orsini gewählt, ein kühner und ehrgeiziger Mann. Dieser wollte auf jeden Fall König Carls Macht schwächen und brachte es dahin, daß der Kaiser darüber Klage führte, daß Carl in Toscana einen Statthalter für die guelfische Partei hielt, welche nach Manfreds Tode durch seinen Beistand in jener Provinz wieder emporgekommen war. Carl gab dem Kaiser nach und rief seinen Statthalter zurück, und der Papst sandte einen Kardinal, seinen Neffen, hin, um als Reichsstatthalter das Land zu verwalten. In Anerkenntnis dieser ihm zuteil gewordenen Ehre, gab der Kaiser der Kirche die Romagna zurück, welche seine Vorgänger dieser genommen, und der Papst ernannte Bertoldo Orsini zum Herzog der Romagna. Da es ihm nun schien, daß er mächtig genug geworden sei, gegen Carl Angesicht in Angesicht auftreten zu können, nahm er ihm sein Amt als Senator, und erließ einen Beschluß, demzufolge in Zukunft keiner von königlichem Geblüte Senator von Rom werden sollte. Er hatte auch den Plan, Carl Sizilien zu nehmen, und knüpfte zu diesem Zwecke mit Peter, König von Aragon, geheime Unterhandlungen an, welche nachmals ihre Wirkung nicht verfehlten. Aus seinem Hause wollte er zwei zu Königen machen, in der Lombardei den einen, den andern in Toscana, um durch ihre Macht die Kirche gegen die Deutschen wie gegen die Franzosen zu schützen. Aber mitten unter diesen Plänen starb er, der erste Papst, welcher persönlichen Ehrgeiz offen an den Tag legte, und unter dem Scheine, die Kirche groß machen zu wollen, die Seinen zu erhöhen und zu bereichern trachtete. Und wie vor dieser Zeit nie von Nepoten und Verwandten eines Papstes die Rede gewesen, so wird von nun an die Geschichte voll davon; und wie bis zu unsern Tagen die Päpste getrachtet, die Ihrigen als Fürsten zu hinterlassen, so bleibt ihnen nichts anderes mehr zu versuchen, als ihnen das Papsttum erblich zu übertragen. Freilich ist wahr, daß bis jetzt die von den Päpsten gestifteten Fürstentümer nur kurze Dauer gehabt haben, denn in den meisten Fällen kommen die Päpste, ihres kurzen Lebens wegen, nicht mit dem Pflanzen zustande, oder, wenn dies ihnen gelungen, lassen sie die Gewächse mit so geringen und schwachen Wurzeln, daß der erste Wind sie umwirft, sobald die sie stützende Kraft geschwunden ist.
Auf jenen Papst folgte Martin IV., welcher als geborner Franzose dem König Carl günstig war. Carl sandte daher in die Romagna, welche sich empört hatte, Kriegsvölker dem Papste zu Hilfe, und als das Lager bei Forli geschlagen war, verordnete der Sterndeuter Guido Bonatti, daß das Volk in einem von ihm angegebenen Moment die Franzosen angreifen sollte, wobei diese alle umkamen oder in Gefangenschaft gerieten. Um diese Zeit fanden die Wirkungen der vom Papste Nicolaus mit dem Könige von Aragon gepflogenen Unterhandlungen statt, denn die Sizilianer ermordeten alle Franzosen, die sich auf der Insel befanden, zu deren Könige der Aragonier sich aufwarf, indem er erklärte, sie gehöre ihm als ein Erbe seiner Gemahlin Constanze, der Tochter Manfreds. König Carl starb während des Krieges, den er zur Wiedereroberung der Insel begonnen hatte, und sein Nachfolger Carl II. befand sich als Kriegsgefangener in Sizilien. Um sich zu befreien, versprach er, innerhalb dreier Jahre vom Papste die Investitur Siziliens für das Aragonische Haus zu erlangen, wo nicht, wieder als Gefangener sich zu stellen.
Kaiser Rudolf, statt nach Italien zu kommen, um dem Reiche wieder zu Ansehn in diesem Lande zu verhelfen, schickte einen Abgesandten mit der Befugnis, allen Städten die Freiheit zu verleihen, die sich loskaufen würden, was viele Städte taten, indem sie mit der Freiheit die Sitte änderten. Ihm folgte Adolf von Nassau und als Papst Pietro da Morrone, genannt Cölestin V. Dieser, ein heiliger Einsiedler, entsagte nach sechs Monden dem Papsttum, welches an Bonifaz VIII. überging. Der Himmel, welcher wußte, daß die Zeit kommen mußte, wo Franzosen und Deutsche Italien verlassen und das Land in Händen seiner eignen Bewohner bleiben würde, ließ in Rom zwei mächtige Familien wachsen, die Colonna und Orsini, auf daß durch deren Macht und Nähe das Papsttum kraftlos bliebe und die Päpste, auch nachdem fremde Hindernisse aus dem Wege geräumt sein würden, ihre Macht weder befestigen noch genießen könnten. Papst Bonifaz, der dies gewahrte, bemühte sich also, die Colonnesen zu vernichten; er tat sie in den Bann und ließ das Kreuz gegen sie predigen. Tat er ihnen damit wehe, so schadete er doch der Kirche noch mehr. Denn die Waffen, welche im Dienste des Glaubens siegreich gewesen, begannen stumpf zu werden, als sie aus Ehrgeiz gegen Christen gewandt wurden. So entriß das zu große Verlangen der Päpste, ihre Pläne durchzusetzen, allmählich die Waffen ihren Händen. Zwei aus der Familie Colonna, welche Kardinäle waren, wurden ihrer Würde entsetzt, und als Sciarra, das Haupt des Geschlechts, ungekannt entfloh, wurde er von katalonischen Korsaren gefangengenommen und zum Rudern gebraucht. Aber zu Marseille erkannt, gelangte er zu Philipp, König von Frankreich, welchen Bonifaz in den Bann getan und des Reiches verlustig erklärt hatte. Da nun Philipp in Betracht zog, daß er in einer offenen Fehde mit dem Papste entweder den Kürzern ziehen oder großen Gefahren sich aussetzen würde, so nahm er zur List seine Zuflucht. Indem er sich stellte, als wolle er mit dem Papste sich vertragen, sandte er Sciarra Colonna heimlich nach Italien, welcher nach Anagni ging, wo Bonifaz verweilte, nachts seine Anhänger zusammenrief und jenen gefangen nahm. Und obgleich bald darauf der Papst durch die Bewohner von Anagni befreit ward, so starb er doch nach wenigen Tagen vor Wut und Schmerz über die Schmach, die ihm widerfahren war. Bonifaz setzte im Jahr 1300 das Jubiläum ein und verordnete, daß es alle hundert Jahre gefeiert werden sollte. In diesen Zeiten ereignete sich viel Unfriede zwischen den beiden großen politischen Parteiungen, und da Italien von den Kaisern verlassen war, wurden viele Städte frei, viele wurden von Tyrannen besetzt. Papst Benedict, der auf Bonifaz folgte, gab den Colonnesischen Kardinälen den Hut wieder und nahm den König Philipp von neuem in die Gemeinschaft der Kirche auf. Ihm folgte Clemens V., der, weil er ein Franzose war, im Jahre 1305 den heiligen Stuhl nach Frankreich verlegte.
Unterdessen starb Carl II., König von Neapel, und hatte seinen Sohn Robert zum Nachfolger. Zur Kaiserwürde war Heinrich von Lützelburg gelangt, welcher nach Rom zog, die Krone zu empfangen, obgleich der Papst abwesend war. Sein Zug veranlaßte viele Bewegungen in der Lombardei, denn alle Verbannte, mochten sie Gibellinen oder Guelfen sein, kehrten in ihre Heimatorte zurück. Die Folge davon war, daß die alten Zwistigkeiten wieder anfingen, die einen die andern vertrieben und das Land neue Fehden sah, die der Kaiser trotz aller Anstrengung nicht zu unterdrücken imstande war. Nachdem Heinrich die Lombardei verlassen, kam er über Genua nach Pisa, wo er dem König Robert seinen Einfluß in Toscana zu nehmen dachte. Da ihm dies nicht gelang, wandte er sich nach Rom, wo er wenige Tage blieb, weil die Orsini ihm mit Hilfe des Königs widerstanden. So kehrte er nach Pisa zurück, und um den Krieg in Toscana mit größeren Kräften zu führen