Название | Geschichte von Florenz (Mit Illustrationen) |
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Автор произведения | Niccolò Machiavelli |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027209361 |
In diesen Zeiten begannen die römischen Päpste zu größerer Autorität zu gelangen, als sie bis dahin besessen hatten. Die ersten Nachfolger des heiligen Petrus hatten wegen der Heiligkeit ihres Lebens und wegen ihrer Wunder bei den Menschen in Verehrung gestanden, und ihr Beispiel verschaffte der christlichen Religion so großen Anhang, daß die Fürsten sich zu ihr bekannten, um der unendlichen Verwirrung der weltlichen Dinge ein Ende zu machen. Als nun der Kaiser ein Christ geworden, Rom verlassen und Konstantinopel zu seiner Hauptstadt gemacht hatte, folgte daraus, wie wir im Eingange gesagt, daß das römische Reich um so rascher seinem Untergange, die römische Kirche um so rascher ihrer Größe entgegenging. Bis zu dem Einfall der Langobarden aber, da Italien ganz der Macht der Kaiser oder der von Königen unterworfen war, besaßen die Päpste keine andere Autorität als die, welche die Ehrfurcht vor ihrem Wandel und ihrer Lehre ihnen verlieh. In allen übrigen Dingen gehorchten sie den Kaisern oder Königen, und von diesen wurde bisweilen der Tod über sie verhängt, und sie sahen sich als deren Beamte behandelt. Was ihnen aber größern Einfluß auf die italienischen Angelegenheiten verlieh, war der Umstand, daß Theodorich, der Goten König, seinen Sitz zu Ravenna nahm. Da Rom solcher Gestalt ohne Herrscher geblieben, fügten sich die Römer, des Schutzes bedürftig, gehorsamer dem Papste. Indes gab ihnen dies noch keinen großen Zuwachs an Macht: nur erlangte die römische Kirche den Vorrang vor der ravennatischen. Nachdem aber die Longobarden besiegt und Italien in mehrere Teile getrennt war, fand der Papst Gelegenheit, kräftiger aufzutreten; denn da er gewissermaßen Herr von Rom war, hatten der Kaiser in Konstantinopel und die Longobarden Achtung vor ihm, so daß die Römer durch Vermittlung des Papstes nicht als Untertanen, sondern als Gleichstehende mit den Longobarden und Longin sich verbündeten. Und so fuhren die Päbste fort, ihre Würde zu mehren, indem sie bald mit den Longobarden, bald mit den Griechen befreundet waren. Als nun unter dem Kaiser Heraclius die Macht des oströmischen Reiches sank, indem die schon erwähnten slawischen Völkerschaften von neuem in Illyrien einfielen, woher der Name Slawonien kam, andere Provinzen erst von den Persern, dann von den durch Mohammed aus Arabien geführten Sarazenen, endlich von den Türken angegriffen wurden, Syrien, Afrika und Ägypten verloren gingen: so blieb dem Papste, bei der Ohnmacht jenes Reiches, keine Zuflucht bei Bedrückungen, während auf der andern Seite die zunehmende Macht der Longobarden ihn nötigte, eine neue Stütze zu suchen. So wendete er sich an die fränkischen Könige. Darum sind die Kriege, die seit jener Zeit von den Barbaren in Italien geführt worden, meist durch die Päpste veranlaßt, und die Fremden, welche Italien überfluteten, meist durch die Päpste gerufen worden. Dies Verfahren währt noch gegenwärtig, und ließ und läßt Italien uneins und ohnmächtig.
Bei der Erzählung aber der Begebenheiten, welche seit jenen Zeiten bis auf die unsern sich ereignet haben, werden wir nicht mehr vom Sinken des völlig darnieder liegenden Reichs zu berichten haben, sondern von der Mehrung der päpstlichen Macht und jener andern Herrschaften, welche nachmals bis zum Zuge Carls VIII. in Italien bestanden. Und man wird sehen, wie die Päpste erst durch den sittlichen Einfluß und Waffen, mit dem Ablaß vereinigt, mächtig und ehrwürdig waren, und wie, weil sie eins und das andere gemißbraucht, die Ehrfurcht geschwunden ist, während sie die Macht nur noch fremder Bewilligung verdanken.
Aber ich muß zur Ordnung der Zeiten zurückkehren. Gregor III. war zum Papsttum gelangt (731), König der Longogbarden AistuIf geworden. Gegen die Verträge besetzte dieser Ravenna und begann den Krieg gegen den Papst. Da nun Gregor, um der angegebenen Gründe willen, auf den schwachen Kaiser in Konstantinopel nicht mehr baute und den Longobarden nicht traute, weil diese mehrfach schon das gegebene Wort gebrochen, so wandte er sich nach dem Frankenreich an Pippin, welcher aus einem Herrn Austrasiens und Brabants fränkischer König geworden war, nicht sowohl durch eigne große Eigenschaften, wie durch den Ruhm Carl Martells, seines Vaters, und Pippins, seines Großvaters. Denn Carl Martell, welcher jenes Reich verwaltete, brachte den Sarazenen bei Tours an der Loire (732) jene denkwürdige Niederlage bei, in welcher mehr denn Zweihunderttausend der ihrigen blieben, so daß sein Sohn Pipin wegen des väterlichen Ruhmes und eigner Tugend nachmals König dieses Reiches ward. Diesen sprach Papst Gregor um Hilfe an wider die Longobarden; Pipin verhieß ihm diese zu senden, wünschte ihn aber erst zu sehen und in Person zu ehren. Deshalb machte sich Gregor auf den Weg und zog durch die Länder der Longobarden, seiner Feinde, ohne von ihnen gehindert zu werden: so groß war die Ehrfurcht, die man der Religion zollte. Nachdem er in das Frankenreich gelangt, wurde er vom Könige geehrt und nach Italien zurückgesandt mit einem Heere, welches Pavia, die Iongobardische Hauptstadt, belagerte. Von der Not gedrängt, vertrug darum Aistulf sich mit den Franken, und diese schlossen den Vertrag auf die Bitten des Papstes, welcher nicht des Gegners Untergang wünschte, sondern dessen Bekehrung und Leben. Aistulf versprach der Kirche alle ihre Ländereien, die er besetzt, zurückzugeben. Nachdem aber Pipins Völker abgezogen, hielt er den Vertrag nicht; nochmals wandte sich der Papst an Pipin, welcher ein neues Heer sandte, die Longobarden schlug und Ravenna nahm, das er gegen den Willen des griechischen Kaisers dem Papste übergab, mit den andern Teilen des ehemaligen Exarchats und dem Lande von Urbino und der Mark.