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bist ein Genie, Fabian«, erklärte sie begeistert. »Es ist doch schade, daß du dich mit solchen Kleinigkeiten abgeben mußt. Du solltest ganze Siedlungen bauen. Papa hat vor, im Tessin ein Bungalowdorf zu errichten. Das wäre doch eine Aufgabe für dich. Allerdings müßtest du dann für einige Zeit dorthin übersiedeln. Vielleicht könnte es dich reizen, wenn ich mitgehe?«

      Er betrachtete sie aus halbgeschlossenen Augen. Sie war jung, allerdings nicht mehr so jung, daß man ihr übermäßig romantische Regungen zutrauen konnte, und sie war schön und reich. Er genoß die Sympathie ihres Vaters, und eine Ehe mit ihr würde ihn sehr schnell an die Spitze des Erfolges bringen, die er ehrgeizig anstrebte.

      »Ich war schon einmal verheiratet«, erklärte er langsam, »und ich habe einen Sohn.«

      Gina zeigte nicht, wie sie darüber dachte. Ein Kind stand ihr im Weg bei ihren Plänen. Aber sie gab sich nach außen hin verständnisvoll, als sie ihm nach und nach seine Geschichte entlockt hatte.

      »Eine alte Erfahrung lehrt, daß Väter mit Kindern, die sie nicht zeit ihres Lebens um sich haben, nichts anzufangen wissen«, behauptete sie. »Das wissen natürlich manchmal auch andere Väter nicht. Der Junge würde dich in deiner Karriere aber auf jeden Fall behindern. Du könntest ihn doch in ein Internat geben. Selbstverständlich in ein gutes, oder wenn deine Schwester schon so vernarrt in ihn ist, kann sie ja für ihn sorgen. Sentimentale Regungen halte ich in diesem Fall nicht für angebracht.«

      Es klang nüchtern, nicht feindselig. Sie fand genau den richtigen Ton für seine Stimmung. Aber irgend etwas ließ ihn trotzdem zögern.

      »Versteh mich bitte nicht falsch, Gina«, wich er aus, »aber ich muß abwarten, bis Stella mit Daniel kommt. Erst dann kann ich mich entscheiden. Das bin ich vor allem Stella schuldig.«

      Insgeheim wuchs ihr Zorn, aber ihr Mund lächelte unverändert. Sie war von ihrem Erfolg überzeugt. Sie würde ihn schon noch für sich gewinnen. Er dünkte sie jetzt, da er zögerte, noch begehrenswerter, und auf dieses Spiel ging sie gern ein, wenn er es unbedingt wollte.

      Verlangend schmiegte sie sich in seine Arme. Als er ihr Gesicht betrachtete, mußte er unwillkürlich an Grace denken. Eine innere Stimme warnte ihn, obgleich er sich in diesem Augenblick darüber ärgerte und nicht gesonnen war, darauf zu hören.

      *

      Für Holger Larsen war an diesem Tag ein Brief aus Stockholm gekommen. Sein Zustand hatte sich soweit gebessert, daß er schon längere Gespräche mit Stella führen konnte. Aber den Brief selbst zu halten und zu lesen, dazu war er nicht imstande.

      »Er wird von Kerstin sein«, meinte er zögernd. »Das ist eine ganz dumme Geschichte.« Er sah Stella verlegen an.

      »Kann ich Ihnen behilflich sein, Herr Larsen?« fragte sie freundlich. »Sie wissen ja, daß ich es gern tue.«

      »Lesen Sie mir den Brief vor«, bat er. »Wahrscheinlich wird er nicht sehr erfreulich sein. Aber vielleicht finde ich später dann bei Ihnen mehr Verständnis. Sie machen einen sehr vernünftigen Eindruck.«

      So sehr gern hörte es Stella gar nicht, wenn sie auf ihn einen vernünftigen Eindruck machte. Daß er sie entzückend fand, hätte ihr seltsamerweise besser gefallen. Aber wohin verirrten sich ihre Gedanken? Sie war seine Pflegerin, sonst nichts.

      Langsam öffnete sie den Brief. Hoffentlich war es kein Liebesbrief, denn so etwas wollte sie nicht gerade gern lesen. Sein bittender Blick wurde drängend.

      »Lieber Holger«, las sie langsam vor, die Worte in schwedischer Sprache bedächtig formend, denn es waren fremde Laute für sie. Doch die Schrift war klar und deutlich, und wenn sie auch die Bedeutung nicht begriff, so entnahm sie seinem Mienenspiel, daß sie große Erleichterung für ihn bedeuteten.

      »Sie sprechen es sehr hübsch aus«, lobte er. »Sie würden schnell Schwedisch lernen. Sind Sie nicht neugierig, was Kerstin geschrieben hat?«

      »Nein«, erwiderte sie schnell. »Aber offenbar nicht das, was Sie erwartet haben.«

      »Es stimmt«, gab er offen zu. »Ich möchte gern mit Ihnen darüber sprechen, Stella. Kerstin hatte mir geschrieben, daß sie ein Kind erwartet, und ich wollte nach Stockholm, um sie zu heiraten. Ich habe diesen Entschluß wahrlich nicht begeistert getroffen, und das Schicksal wollte es wohl verhindern, daß ich ihn so rasch verwirklichte.« Er seufzte tief auf. »Jetzt schreibt Kerstin nämlich, daß sie mir nicht die Wahrheit geschrieben hätte, sondern die Heirat damit erzwingen wollte. Gott weiß, warum. Vielleicht hatte sie eine Art Torschlußpanik. Sie ist siebenundzwanzig.«

      »Ich bin sechsundzwanzig«, warf Stella mit feinem Spott ein.

      »Es sollte nicht wie eine Entschuldigung klingen«, bemerkte er verlegen. »Wir kannten uns schon ziemlich lange. Aber nun ist ihr zum Glück ein Mann begegnet, auf den sie vermutlich nicht so lange zu warten braucht. Finden Sie mich unhöflich? Ich habe Kerstin gern gemocht, aber es wäre nur aus Zwang geschehen, wenn ich sie geheiratet hätte.«

      Nachdenklich blickte sie ihn an. Warum war Holger Larsen so ehrlich zu ihr? Er hätte es ihr doch gar nicht zu sagen brauchen.

      »Verachten Sie mich jetzt?« fragte er leise. »Mir liegt so viel an Ihrer Meinung, Stella.«

      »Es ist gut für Sie, daß es zu dieser Klärung kam«, meinte sie ausweichend. »Eine erzwungene Ehe kann nicht gutgehen.«

      »Wenn ich jetzt tot wäre, wäre ich umsonst gestorben«, spottete er. »Ich wäre nicht in dieser Teufelsmaschine geflogen, aber dann hätte ich auch Sie nicht kennengelernt.«

      »Und auch Tammy nicht«, gab sie anzüglich zu bedenken.

      Er schwieg verlegen.

      »Sie hatten sich natürlich in sie verliebt«, wollte sie es nun ganz genau wissen.

      »Mag sein. Sie hat etwas Unwiderstehliches an sich. Sie haben viel Geduld mit mir, Stella. Dabei können Sie doch gar keine gute Meinung von mir haben«, fügte er traurig hinzu.

      »Einem alten Mädchen tut es manchmal ganz wohl, entzückend gefunden zu werden«, scherzte sie.

      »Sie sind sehr jung und wundervoll«, widersprach er lebhaft. »Kerstin war niemals so verständnisvoll. Ich wünschte… Aber das ist ja Unsinn! Bald werden Sie mich verlassen, und wer weiß, wie lange ich noch hier liegen muß.«

      Sie senkte den Kopf. »Es geht schon aufwärts. Ein paar Tage bin ich ja noch da.« Das Reden fiel ihr plötzlich schwer. Sie wurde unsicher unter seinem Blick, und sie errötete tief, als er ihre Hand ergriff und an seine Lippen zog.

      »Halten Sie mich ruhig für verrückt«, brummte er, »aber ich möchte Sie jetzt gern küssen.«

      »Da ich eine gute Pflegerin sein möchte, werden Sie einen Kuß bekommen«, willigte sie übermütig ein. »Zum Abschied!«

      Sie beugte sich hinab und küßte ihn flüchtig auf den Mund. Aber als sie sich aufrichten wollte, hatte er schon seine Hand auf ihren Nacken gelegt und hielt sie fest.

      »Ich möchte dich nicht verlieren«, flüsterte er. »Es ist mir ganz ernst.«

      »Sie sind schwach und hilflos, Mr. Larsen«, erwiderte sie mit einem leichten Lächeln. »Und ich bin Ihnen sehr entgegengekommen.«

      »Ach was! Nun entgleitest du mir schon wieder«, seufzte er. »Bitte, bleib doch!« Seine Stimme war müde geworden. Seine Augen schlossen sich. Sie erinnerte sich, daß er noch immer große Schmerzen haben mußte, und vielleicht flüchtete er sich deshalb in diesen Flirt, den er vergessen würde, sobald er wieder mitten im Leben stand. Sie wollte keinen tieferen Gefühlen Raum geben, um nicht verletzt zu werden.

      Als er fest schlief, stand sie leise auf und ging zu Tammy. Da kam ihr plötzlich eine Idee. »Wie wäre es, Tammy, wenn Sie mit Danny allein die Schiffsreise machten, und ich komme mit dem Flugzeug nach, so daß wir am gleichen Tag eintreffen? Dann könnte ich Holger noch ein paar Tage aufmuntern.«

      Tammy blickte sie prüfend an. »Sie haben ihn gern, nicht wahr, Stella? Ich