Название | Das Amulett Staffel 2 – Liebesroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Das Amulett Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740919504 |
Ein weiches Lächeln legte sich um ihren Mund. »Ich bin gekommen, um dich zu holen, Danny«, wiederholte sie eindringlich. »Wir brauchen nicht gleich morgen zu fliegen. Wir werden warten, bis du ganz gesund bist.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich will überhaupt nie mehr fliegen.«
»Dann werden wir mit dem Schiff reisen«, gab sie sofort nach.
»Aber nur, wenn Tammy mitkommt. So lange muß ich warten.«
Stella überlegte, wie teuer wohl der Aufenthalt werden, und was Fabian dazu sagen würde. Sie verfügte nicht über unbegrenzte Mittel, aber sie wollte den Jungen auch nicht gleich einschüchtern.
»Wir werden alles in Ruhe überlegen«, schlug sie vor, »und ich werde mit Tammy sprechen.«
»Ich habe ihr meine Kette gegeben, und wenn sie sich wünscht, daß wir zusammenbleiben, geht es auch in Erfüllung«, erzählte er geheimnisvoll.
Was es mit der Kette auf sich hatte, vielmehr mit dem Amulett, erfuhr Stella später von Mrs. Baker, als diese zu ihrem täglichen Besuch kam. Die imposante Erscheinung der alten Dame verfehlte auch auf sie ihre gewohnte Wirkung nicht. Stella war überdies froh, sich mit einem Menschen aussprechen zu können, und Mrs. Baker zeigte sich sehr verständnisvoll.
»Sie mögen vielleicht über mich lächeln«, sagte sie, »aber wenn Danny sich gewünscht hat, mit Tammy zusammenzubleiben, wird sich wohl alles so fügen. Sie müssen das Kind verstehen. Es hat endlich einen Menschen gefunden, der gut zu ihm ist. Es stand allein in einer fremden Welt, und ich kann mich, nach allem, was ich in Erfahrung gebracht habe, des Gefühls nicht erwehren, daß Miß Grass ein falsches Spiel getrieben hat. Daniel ist sehr empfindsam, und wenn er spürt, daß sein Vater ihn nur gezwungenermaßen zu sich nehmen will, wird dies ein neuer großer Schock für ihn sein. Bedenken Sie das bitte! Ich glaube nicht, daß er Ihnen gegenüber auch aggressiv ist, aber Sie müssen ihm Zeit lassen. Sie können mein Gast sein, Miß Melian. Es würde mich freuen. «
Stella wußte gar nicht, wie ihr geschah. Daß es so viel Güte und Verständnis gab, ließ ihr doppelt schmerzlich bewußt werden, wie unzugänglich ihr Bruder war.
Sie schrieb ihm einen langen, ausführlichen Brief und kündigte ihm an, daß sie heimkäme, sobald Daniel damit einverstanden wäre.
»Er ist ein reizender Junge«, schrieb sie am Schluß, »Dir so ähnlich, daß es mich schmerzt, wenn ich an Deine Einstellung zu ihm denke. Er braucht sehr viel Liebe, und Du sollst wissen, daß fremde Menschen bereit sind, ihm diese Liebe zu geben, während Du Dich verschließt.«
Nachdem Stella nun einmal zu dem Entschluß gekommen war, sich Daniels Zuneigung zu erobern, dachte sie nicht daran, die Tage untätig auf Mrs. Bakers Kosten zu verbringen.
Wie sie die Zeit nützlich verwenden konnte, wurde ihr durch einen Zufall offenbar, als Dr. Wilkens bei einem Besuch, den sie Tammy machte, beiläufig andeutete, daß Mr. Larsen eine ständige Pflegerin brauchte.
Wer Mr. Larsen war, hatte sie schon von Daniel erfahren, der großen Anteil am Schicksal seines Reisegefährten nahm.
»Ich könnte das übernehmen«, schlug sie impulsiv vor. »Ich bin Heilgymnastin und habe auch Kenntnisse in der Krankenpflege.«
War sie Tammy von Anfang an sympathisch gewesen, so wurde sie es jetzt noch mehr.
»Ich finde das wundervoll von Ihnen, Miß Melian«, sagte sie voller Wärme. »Es überzeugt mich, daß Daniel in liebevolle Obhut kommt. Ich habe den Jungen sehr, sehr gern, und wenn ich es mir leisten könnte, würde ich ihn gern begleiten. Aber bei mir wird sich wohl nun manches ändern. In unserem Beruf ist man rasch vergessen, wenn man nur ein paar Wochen von der Bildfläche verschwindet.«
»Sie werden unser Gast sein, Tammy«, entgegnete Stella herzlich. »Es wäre schön, wenn Sie mit zu uns kämen. Da wir mit dem Schiff reisen, könnten Sie sich unterwegs noch erholen.«
Damit gewann sie Dannys Herz. Wenn sein Vater eine solche Schwester hatte, konnte er selbst so übel nicht sein, überlegte er, und langsam machte er sich mit dem Gedanken vertraut, eines Tages nach Deutschland zu gehen. Doch vorerst blieb Stella hier, und Holger Larsen bekam die aufmerksamste Pflegerin, die sich ein Kranker nur wünschen konnte.
*
Fabian war von Stellas Entschluß alles andere als begeistert. Wenn er abends in sein leeres Haus zurückkehrte, fühlte er sich einsam wie nie zuvor.
So bohrte er sich mehr und mehr in die Vorstellung, daß Stella ihm damit beweisen wollte, wie unfair er sei und daß ihre Entscheidung eine Strafe für ihn darstellen sollte.
Sie berichtete ihm regelmäßig von Daniel, der nun von Mrs. Baker in deren Haus aufgenommen worden war und dort mit rührender Fürsorge umgeben wurde.
Sie schrieb auch von Tammy, die sie bereits als ihre Freundin betrachtete, und das brachte Fabian noch mehr auf. Wieder eine Filmschauspielerin! Wie konnte Stella sich nur so bluffen lassen. Dieser Beruf brachte es doch mit sich, daß man sich in Rollen eingewöhnte und diese dann auch im Leben spielte.
Fabian hoffte nun von ganzem Herzen, daß Tammy bald eine lukrative Filmrolle angeboten würde. Dann würde sie sicher keinen Wert mehr auf seine Gastfreundschaft legen. Dennoch raffte er sich zu einer Zustimmung auf, damit endlich alles in Ordnung käme, wie er ungehalten schrieb.
Ich werde dich noch eine Weile zappeln lassen, mein lieber Fabian, dachte Stella. Du wirst von selbst butterweich werden, wenn du noch länger allein herumhockst.
Aber sie hatte nicht damit gerechnet, daß Fabian sich nun, da er sich verraten glaubte, gewaltsam Ablenkung verschaffte.
Während ihr geduldiges Bemühen um Holger Larsen endlich belohnt wurde, indem sich eine leichte Besserung abzeichnete, lernte Dr. Melian Gina Scholten kennen.
Er hielt es nicht mehr aus, jeden Abend in seinem leeren Haus zu sitzen und darüber nachzugrübeln, wie alles werden würde, wenn Stella mit dem Jungen kam.
Fabian setzte sich also in seinen Wagen und fuhr los, um an der Einweihung eines exklusiven Restaurants teilzunehmen, für das er den Entwurf gemacht hatte. Der Besitzer Gustav Scholten hatte ihm völlig freie Hand gelassen. Er war ein generöser Bauherr, dem es nichts ausmachte, wenn die Endsumme den Kostenvoranschlag um einiges überstieg.
Fabian war an sich kein geselliger Mensch, aber die Atmosphäre dieses überaus stilvoll eingerichteten Hauses, das er in allen Einzelheiten entworfen hatte, versetzte ihn in eine beschwingte Stimmung. Die unangenehmen Gedanken wichen. Er war ein erfolgreicher Architekt geworden. Man machte ihm deshalb Komplimente und umwarb ihn sichtlich. Vor allem Gina Scholten, die attraktive Tochter des Besitzers, zeigte ihm deutlich, wie gut er ihr gefiel.
Seit seiner Trennung von Grace hatte es nur flüchtige, zu nichts verpflichtende Bekanntschaften in seinem Leben gegeben, und er war auch jetzt entschlossen, sich niemals wieder fest zu binden. Aber Gina verstand es, ihm nach allen Regeln der Kunst den Kopf zu verdrehen.
Sie trafen sich fortan regelmäßig, ohne daß Fabian jemals von seinem Sohn sprach. Gina Scholten war eine kluge und keineswegs unerfahrene Frau. Sie hatte bereits eine mißglückte Verlobung hinter sich, und Fabian Melian gefiel ihr ausnehmend gut. Sie merkte bald, daß es in seinem Leben einen Konflikt geben mußte, wenn er bei seinem Aussehen in diesem Alter noch unverheiratet war.
Gina Scholten nahm sich Zeit, ihn ganz für sich zu gewinnen. Aber bei all ihren Bemühungen mußte sie doch immer wieder feststellen, daß er sich sofort zurückzog, sobald sie, und sei es noch so beiläufig, das Wort »Heirat« fallenließ.
Eine Woche lang hatten sie jeden Abend miteinander verbracht. In Nachtlokalen, in der Oper oder in ihrem Elternhaus, wo er ein gerngesehener Gast war.
Schließlich äußerte sie den Wunsch, auch sein Haus kennenzulernen. Gina war nicht prüde und kannte keine Hemmungen. Allerdings vermittelte sie Fabian weiterhin das Gefühl, nichts