Название | Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr |
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Автор произведения | Иоганн Вольфганг фон Гёте |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788026827863 |
Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr
Johann Wolfgang von Goethe
Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr
Hermann und Dorothea + Alexis und Dora + Der neue Pausias und sein Blumenmädchen + Euphrosyne + Das Wiedersehen + Deutscher Parnass + Idylle + Johanna Sebus + Das Göttliche + Königlich Gebet und mehr
e-artnow, 2015
Kontakt: [email protected]
ISBN 978-80-268-2786-3
Künstlers Apotheose
Es wird eine prächtige Gemäldegalerie vorgestellt. Die Bilder aller Schulen hängen in breiten goldenen Rahmen. Es gehen mehrere Personen auf und ab. An einer Seite sitzt ein Schüler, und ist beschäftiget, ein Bild zu kopieren.
Schüler indem er aufsteht, Palette und Pinsel auf den
Stuhl legt, und dahinter tritt
Da sitz’ ich hier schon Tage lang,
Mir wird’s so schwül, mir wird’s so bang’,
Ich male zu und streiche zu,
Und sehe kaum mehr was ich tu’.
Gezeichnet ist es durchs Quadrat;
Die Farben, nach des Meisters Rat,
So gut’ mein Aug’ sie sehen mag,
Ahm’ ich nach meinem Muster nach;
Und wenn ich dann nicht weiter kann,
Steh’ ich wie ein genestelter Mann,
Und sehe hin und sehe her,
Als ob’s getan mit Sehen wär’;
Ich stehe hinter meinem Stuhl
Und schwitze wie im Schwefelpfuhl –
Und dennoch wird zu meiner Qual
Nie die Kopie Original.
Was dort ein freies Leben hat,
Das ist hier trocken, steif und matt;
Was reizend steht und sitzt und geht,
Ist hier gewunden und gedreht;
Was dort durchsichtig glänzt und glüht,
Hier wie ein alter Topf aussieht,
Und überall es mir gebricht,
Als nur am guten Willen nicht,
Und bin nur eben mehr gequält,
Daß ich recht sehe was mir fehlt.
Ein Meister tritt hinzu
Mein Sohn, das hast du wohl gemacht,
Mit Fleiß das Bild zu Stand gebracht!
Du siehst, wie wahr ich stets gesagt:
Je mehr als sich ein Künstler plagt,
Je mehr er sich zum Fleiße zwingt,
Um desto mehr es ihm gelingt.
Drum übe dich nur Tag für Tag,
Und du wirst sehn, was das vermag!
Dadurch wird jeder Zweck erreicht,
Dadurch wird manches Schwere leicht,
Und nach und nach kommt der Verstand
Unmittelbar dir in die Hand.
Schüler Ihr seid zu gut und sagt mir nicht,
Was alles diesem Bild gebricht.
Meister Ich sehe nur mit Freuden an,
Was du, mein Sohn, bisher getan.
Ich weiß, daß du dich selber treibst,
Nicht gern auf Einer Stufe bleibst.
Will hier und da noch was gebrechen,
Wollen wir’s ein andermal besprechen.
Entfernt sich
Schüler das Bild ansehend
Ich habe weder Ruh’ noch Rast,
Bis ich die Kunst erst recht gefaßt.
Ein Liebhaber tritt zu ihm
Mein Herr, mir ist verwunderlich,
Daß Sie hier Ihre Zeit verschwenden,
Und auf dem rechten Wege Sich
Schnurstracks an die Natur nicht wenden.
Denn die Natur ist aller Meister Meister!
Sie zeigt uns erst den Geist der Geister,
Läßt uns den Geist der Körper sehn,
Lehrt jedes Geheimnis uns verstehn.
Ich bitte, lassen Sie Sich raten!
Was hilft es, immer fremden Taten
Mit größter Sorgfalt nachzugehn?
Sie sind nicht auf der rechten Spur;
Natur, mein Herr! Natur! Natur!
Schüler Man hat es mir schon oft gesagt.
Ich habe kühn mich dran gewagt;
Es war mir stets ein großes Fest:
Auch ist mir dies und jen’s geglückt;
Doch öfters ward ich mit Protest,
Mit Scham und Schande weggeschickt.
Kaum wag’ ich es ein andermal;
Es ist nur Zeit, die man verliert:
Die Blätter sind zu kolossal,
Und ihre Schrift gar seltsam abbreviert.
Liebhaber sich wegwendend
Nun seh’ ich schon das Wo und Wie;
Der gute Mensch hat kein Genie!
Schüler sich niedersetzend
Mich dünkt, noch hab’ ich nichts getan;
Ich muß ein andermal noch dran.
Ein zweiter Meister tritt zu ihm, sieht seine Arbeit an und wendet sich um, ohne etwas zu sagen.
Schüler Ich bitt’ euch, geht so stumm nicht fort,
Und sagt mir wenigstens ein Wort.
Ich weiß, ihr seid ein kluger Mann,
Ihr könntet meinen Wunsch am allerersten stillen.
Verdien’ ich’s nicht durch alles was ich kann,
Verdien’ ich’s wenigstens durch meinen guten Willen.
Meister Ich sehe was du tust, was du getan,
Bewundernd halb und halb voll Mitleid an.
Du scheinst zum Künstler mir geboren,
Hast weislich keine Zeit verloren:
Du fühlst die tiefe Leidenschaft,
Mit frohem Aug’ die herrlichen Gestalten
Der schönen Welt begierig fest zu halten;
Du übst die angeborne Kraft,
Mit schneller Hand bequem dich auszudrücken;
Es glückt dir schon und wird noch besser glücken;
Allein –
Schüler
Verhehlt mir nichts!
Meister Allein du übst die Hand,
Du übst den Blick, nun üb’ auch den Verstand.
Dem glücklichsten Genie wird’s kaum einmal gelingen,
Sich