Название | Isaak Laquedem |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
»Folgt mir,« sprach der Unbekannte, »die Erzählung, die ich Euch zu geben habe, muß die Orte beherrschen, von denen ich reden werde.«
Und er ging voran, ohne daß er eines Führers bedurfte und als hätte er das Innere der Feste so genau gekannt wie ihr Eigenthümer, stieg in den Hof hinab, öffnete eine Schlupfpforte und schritt aus die Marmormasse zu, welche den Mittelpunkt der alten und neuen Gebäude bildete und durch ihre zirkelrunde Form dem Ganzen den Namen Casa Rotondo gegeben hatte.
Das Grab war kurz zuvor erst geöffnet und ausgehöhlt worden, und zerbrochene Urnen lagen aus der Erde neben der Asche, die sie enthalten hatten, – die einzigen Ueberreste von dem, welcher vielleicht ein großer Philosoph, ein großer Feldherr oder ein großer Kaiser gewesen war.
Diese zerstreuten Ueberreste bezeichneten den Aerger der ruchlosen Schatzgräber, welche Haufen Gold zu finden geglaubt und nur ein paar Pfötchen Asche gefunden hatten.
Der Reisende ging an der ausgestreuten Asche, an den zerbrochenen Urnen, an dem ausgehöhlten Grabe vorbei, ohne daß er diesen neuen Ausgrabungen und diesen neuen Trümmern mehr Aufmerksamkeit zu schenken schien, als er es bei den ersten gethan hatte; er stieg dann die kreisförmige Treppe hinauf, die sich an den Seiten hinzog, und befand sich in einem Augenblick auf dem Gipfel des riesigen Grabes.
Napoleone Orsini folgte seinem Gaste stillschweigend und mit einem Erstaunen und einer Neugierde, welche der Ehrfurcht glichen.
Der Gipfel des Monuments, beschützt durch eine drei Fuß hohe Brustwehre, ein neuer auf das alte Grab gesetzter und in guelsischen Zinnen ausgeschnittener Bau, der eine mit herrlichen Olivenbäumen bepflanzte Terrasse enthielt, – so daß Orsini, wie die Königin Semiramis, auch seine hängenden Gärten hatte, – der Gipfel des Monuments, ein wahrer Marmorberg, beherrschte die ganze Umgegend. Von hier aus sah man nicht nur unter sich und um sich die Gebäude, welche zu dieser Art von herrschaftlichem, dem Tode, diesem großen Oberlehnsherrn des Menschengeschlechts, geweihten Thurme gehörten, sondern auch auf dem ersten Plane die Kirche Santa Maria Nova mit ihrem rothen Thurme und ihren backsteinernen Festungswerken; auf dem zweiten Plane das Grab von Cäcilia Metella, über dessen Aechtheit man sich nicht täuschen konnte, da die Marmorplatte, auf der der Name steht und die die geizige Hand von Crassus daran befestigte, nie, nicht einmal durch die stählernen Nägel der Zeit davon losgetrennt worden war; – auf dem dritten Plane endlich die Feste der Frangipani, einer großen Familie, welche ihren Namen von den zahllosen Broden erhalten hat, die sie als Almosen für die Dürftigen brach, und nicht nur den Triumphbogen von Drusus, sondern auch die Triumphbogen von Konstantin und Titus besaß, auf welche sie Basteien setzte, wie die Könige Indiens auf den Rücken der Elphanten Thürme setzen; in der Ferne endlich die Porta Appia, eingerahmt in die Aurelianische Mauer und überragt von den Wällen von Belisar.
Die zwischen diesen großen Merkpunkten begriffenen Zwischenräume waren angefüllt mit zerfallenen Gräbern, unter denen sich mit der Thätigkeit des Elends eine ganze Bevölkerung von Landstreichern, Bettlern, Zigeunern, Gauklern, Soldatenbuhlerinnen umhertrieb, welche, ausgestoßen von der Stadt wie der Schaum, den das Gefäß über seinen Rand wirft, von den Todten eine Gastfreundschaft gefordert hatte, die ihr die Lebenden verweigerten.
Alles dies bildete ein Schauspiel würdig, die Neugierde zu erregen, und dennoch ließ sich derjenige, welcher der Hauptheld dieser Geschichte zu werden bestimmt scheint, nicht einmal herab, seinen Blick auf irgend einen Gegenstand besonders zu heften, und nachdem er sein Auge auf diesem Ganzen auf eine unbestimmte Weise hatte umherschweifen lassen, sagte er:
»Edler Herr, Ihr wollt also die Geschichte dieses Grabes, dieser Villa, dieser Ruinen wissen?«
»Allerdings, mein Gast, denn mir scheint, Ihr habt mir versprochen . . .«
»Ja, das ist wahr. . . es werde sich vielleicht ein Schatz im Grunde dieser Geschichte finden. Höret also.«
Der junge Kapitän zeigte, ohne Zweifel, damit die Geschichte die er hören sollte, vollständiger würde, dem Reisenden den riesigen Rumpf einer Bildsäule, der als Bank den Soldaten diente, wenn bei Sonnenuntergang die Aeltesten, die in den Kämpfen Erfahrensten den in ihre Reihe neu Eingetretenen die Kriege der florentinischen Republik und des Königreichs Neapel erzählten.
Doch der Unbekannte lehnte sich nur an die Brustwehre an und, seinen Stab von Lorbeerholz zwischen den Beinen, seine beiden Hände aber auf seinem Stabe gekreuzt, seinen schönen träumerischen Kopf auf seine beiden Hände gestützt, begann er die von seinem Zuhörer so ungeduldig erwartete Geschichte mit der ihm natürlichen Leichtigkeit des Vortrags und mit dem spöttischen Tone, dessen er sich nicht erwehren konnte:
»Edler Herr, Ihr habt wohl erzählen hören, daß einst in Rom . . . es mag etwa sechzehn hundert Jahre her sein . . . zwei Männer lebten: der Eine von unbekannten Eltern, ich glaube im Dorfe Arpinum, geboren, hieß Cajus Marius; der Andere, ein Abkömmling von einer der ältesten Patriziersamilien, hieß Cornelius Sylla.«
Napoleone Orsini machte mit dem Kopfe ein Zeichen, welches besagen wollte, die zwei Namen seien ihm nicht ganz fremd.
»Von diesen zwei Männern,« fuhr der Unbekannte fort, »vertrat der Eine, Cajus Marius, die Volkspartei, der Andere, Cornelius Sylla, die aristokratische Partei. Das war die Epoche der riesigen Kämpfe: man schlug sich nicht wie heute Mann gegen Mann, Corporalschaft gegen Corporalschaft, Compagnie gegen Compagnie; nein: eine Welt führte den Krieg gegen die andere, ein Volk fiel über das andere her. Es brachen aber zwei Völker, die Cimbern und die Teutonen, – ungefähr zwei Millionen Menschen, – gegen das römische Volk los. Sie kamen, man wußte nicht woher . . . aus unbekannten Ländern, die noch Niemand durchwandert, von Küsten, an welche Meere schlugen, die noch nicht genannt wurden. Diese Völker waren die Vorhut der barbarischen Nationen; diese Menschen waren die Vorläufer von Attila, Alarich, Genserich. Marius zog gegen sie und vertilgte sie; er tödtete Alles, Männer, Weiber, Kinder, Greise. Er tödtete sogar die Hunde, welche die Leichname ihrer Herren verteidigten; er tödtete die Pferde, die sich von den neuen Reitern nicht wollten besteigen lassen; er tödtete die Ochsen, die die Wagen der Sieger nicht ziehen wollten! Nach Beendigung dieser Schlächtereien wurde vom Senate decretirt, Marius habe sich um das Vaterland wohl verdient gemacht, und er erhielt den Titel eines dritten Stifters von Rom. So viel ehrenvolle Auszeichnung machte Sylla eifersüchtig; er beschloß, Marius zu vernichten. Der Kampf zwischen diesen zwei Nebenbuhlern dauerte zehn Jahre; Rom wurde zweimal von Sylla eingenommen und zweimal von Marius wieder erobert. So oft Marius nach Rom zurückkehrte, ließ er die Parteigänger von Sylla erwürgen, so oft Sylla dahin zurückkehrte, ließ er die Parteigänger von Marius umbringen. Man berechnete, daß das, was an Blut in zehn Jahren vergossen worden, bei dem von August zur Lust gegebenen Seetreffen, das zweitausend Fuß Lange, zwölfhundert Fuß Breite und vierzig Fuß Tiefe hatte, die dreißig Schiffe, welche mit dreißigtausend Streitern, die Ruderer nicht zu rechnen, bemannt waren und die Schlacht von Salamis vorstellten, hätte flott machen können.
»Marius unterlag zuerst; er war allerdings der Aeltere, hatte Aderkröpfe an den Beinen und einen sehr kurzen Hals. Das Blut erstickte ihn; das war Gerechtigkeit! Da nahm Sylla Rom zum dritten Male ein, und diesmal, da er allein war, ächtete er ganz nach seinem Belieben, wozu er sich alle Zeit zur Auswahl ließ; man fing überdies an der Art, wie Marius tödtete, satt zu werden: er erdrosselte in den Gefängnissen; – die Mamertina ist taub! – man hörte nicht einmal das Geschrei der Schlachtopfer; das langweilte das Volk. Sylla machte es besser; er schnitt die Köpfe öffentlich ab; er stürzte die Verurtheilten von den Terrassen ihrer Häuser hinab; er erdolchte die Flüchtlinge auf der Straße; das Volk bemerkte nicht, daß es seine Parteigänger waren, die man so behandelte, die und rief : »Es lebe Sylla!« Unter der Zahl der Geächteten war ein ganz junger Mann, der Neffe von Marius; doch nicht wegen dieser Verwandtschaft war er geächtet, sondern weil er mit siebzehn Jahren geheirathet und sich, trotz des Befehles des Dictators, geweigert hatte, seine Frau zu verstoßen. Dieser junge Mann war schön, reich, edel besonders, viel edler, bei meiner Treue! als Sylla! Durch seinen Vater stammte er von Venus, das heißt von den Göttern Griechenlands, durch seine Mutter von Ancus Marcius, das heißt von den Königen von Rom ab. – Dieser junge Mann hieß Julius Cäsar. Es lag Sylla auch viel daran, ihn sterben zu lassen. Man suchte ihn überall;