Isaak Laquedem. Александр Дюма

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Название Isaak Laquedem
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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bereit. Er trug als Gewand, außer einem blauen über seine Schulter geworfenen Mantel, einen grauen Leibrock, der seine starken Arme und seine Beine mit den stählernen Muskeln sehen ließ. Die Sandalen, mit denen seine Füße bekleidet waren, schienen den Staub von vielen Straßen abgeschüttelt und den Staub von vielen Generationen aufgerührt zu haben.

      Er ging mit bloßem Kopfe.

      Dieser durch die Sonne gebräunte und durch den Wind gepeitschte Kopf war besonders der merkwürdige Theil des unbekannten Reisenden! er bot in seiner ganzen Schönheit, in seiner ganzen Macht, in seinem ganzen Umfange den Typus der semitischen Race. Das Auge war tief, groß, ausdrucksvoll und, je nachdem die dunkle Braue sich senkte und es beschattete, oder sich hob und es erleuchtete, von Schwermuth beschleiert oder in einem düsteren Feuer glänzend; die kräftig an' die Stirne angefügte Nase verlängerte sich gerade und dünn in ihrer ursprünglichen Linie, bog sich aber an ihrem Ende wie der Schnabel der großen Raubvögel; so viel man durch die Haare eines langen, schwarzen Bartes beurtheilen konnte, war der verächtlich oder schmerzlich an den beiden Winkeln ausgezogene Mund schön nach seiner Form und reich an weißen, scharfen Zähnen; das Haupthaar, das seine ganze Länge entwickeln durfte, war schwarz wie der Bart und fiel bis aus die Schultern herab, – ähnlich dem der barbarischen Kaiser, welche Rom beherrschten, oder jener fränkischen Könige, welche Gallien mit ihren Invasionen überzogen, – und umrahmte bewunderungswürdig mit seinem Ebenholzkreise das Gesicht, durch dessen Bräunung die Haut etwas von der Festigkeit und dem Glanze des Rothkupfers behalten hatte; die Stirne war gänzlich von den Haaren bedeckt, und kaum trennte ein schwacher Zwischenraum ihr Ende vom Anfange der Augenbrauen, – ein Zwischenraum indessen, der ausdrücklich vorbehalten zu sein schien, um eine von jenen tiefen Falten erschauen zu lassen, die das Nachdenken in die Stirne derjenigen gräbt, welche lange Zeit und viel gelitten haben.

      Dieser Mann hielt, wie gesagt, einen Augenblick oben aus dem Berge an, und da er gerade mitten aus der Straße stand, so trennte sich die Woge der Pilger, die ihm folgten und von ihm abwichen, in zwei Aeste, wie ein Strom, der von einem Berge herabläuft und aus der Höhe des Katarakts, den er bildet, einen unerschütterlichen Felsen findet.

      Und zu dieser Stunde des Tages bei der Morgenhelle dieser jungen, heiteren Aprilsonne, war doch der Anblick des so nachdenkend und unbeweglich dastehenden Mannes bloß streng. Nur begriff man, daß bei Nacht unter einem Sturme, wenn seine langen schwarzen Haare und sein großer, blauer Mantel vom Nordostwinde gepeitscht wurden, und er trotz der Nacht, trotz des Sturmes, trotz des Nordosts, beleuchtet durch den Schein der Blitze, mit seinem raschen, regelmäßigen Schritte seine Wanderung durch das Dickicht der Wälder, über die kahlen Heiden oder am abschüssigen Gestade des Meeres hin ähnlich dem Genius der Wälder, oder dem Dämon der Steppen, oder dem Geiste des Oceans fortsetzte, – man begriff, daß dann der Anblick dieses Mannes erschrecklich sein mußte!

      Und es war dieser Instinct des Schreckens, der die Bauern von dem finstern Reisenden fern hielt.

      So gestellt, wie wir gesagt haben, den Rücken dem Osten, das Gesicht dem Westen zugewendet, hatte er zu seiner Rechten die große Gebirgskette, welche mit dem Soracte endigt und die ganze erste Periode der Eroberung Roms in diesem Bassin, einer Art von Circus, einschließt, wo sich nach und nach die faliskischen, äquischen, volskischen, sabinischen und hernischen Nationalitäten abgekämpft haben und unterlegen sind; zu seiner Linken das ganze turrhenische Meer bestreut mit bläulichen Inseln, Wolken ähnlich, welche aus dem Wege nach der Ewigkeit in den Tiefen des Himmels Anker geworfen hätten; auf drei Meilen vor ihm, am andern Ende der ganz von Thürmen aus dem 11., 12. und 13. Jahrhundert in gerader Linie strotzenden Via Appia, erhob sich Rom, denn die Straßen im Altlerthum ließen keine Abweichungen zu, sie gingen mit einem unbeugsamen Schritte, bauten Brücken über die Flüsse höhlten die Berge aus und füllten die Thäler.

      Der Reisende verweilte so ein paar Minuten.

      Dann, als er mit den Augen den unermeßlichen Horizont, der durch zweitausend Jahre der Erinnerung noch unermeßlicher geworden, durchlaufen hatte strich er langsam mit der Hand über seine Stirne, erhob zum Himmel einen Blick, in welchem das Flehen und die Drohung kämpften stieß einen tiefen Seufzer aus und zog weiter.

      Nur, sobald er zu der Verbindung der zwei Straßen gelangt war, ging er, statt sich nach rechts zu wenden, wie alle Welt, statt diese Adlershorste, diese Geiernester zu vermeiden, die den Schrecken der Gegend bildeten, statt in Rom durch die Porta di San Giovanni in Laterano einzutreten, ohne daß er zu zögern schien, ohne daß er zu befürchten schien, ohne daß er nur zu vermuthen schien, es gebe für ihn irgend eine Gefahr, wenn er thue, was er that, unmittelbar auf die Torre Fiscale zu, auf deren Spitze das Banner der Orsini, dieser kriegerischen Nepoten von Papst Nicolaus III., wehte.

      Da geschah es, daß der Soldat, welcher oben auf dem Thurme Schildwache stand, diesen Mann bemerkte, der sich von der Menge absonderte, um einer Straße zu folgen, welcher Niemand folgte, und der mit demselben Gange immer allein, ohne Waffen und dem Anscheine nach eben so gleichgültig gegen diejenigen, welche er hinter sich ließ, als gegen die, welche er vor sich hatte, fortschritt.

      In jener Zeit der Kriege, der Plünderungen und der Mordbrennereien, welche aus der Campagna von Rom die düstere und zugleich poetische Einöde gemacht haben, die sie noch heute bietet, war jeder Soldat ein Räuber und jeder Kapitän ein Anführer von Mördern.

      Man hätte glauben sollen, seit den entsetzlichen Pesten des elften und des zwölften Jahrhunderts, die der Welt ein Drittel ihrer Bevölkerung entrissen hatten, man hätte glauben sollen, seit den großen europäischen Völkerwanderungen, die, ein Seitenstück zu der arabischen Invasion bildend, zwei Millionen Menschen auf den Ebenen Syriens, am Fuße der Mauern von Konstantinopel, an den Ufern des Nils und um den See von Tunis ausgestreut hatten; man hätte glauben sollen, wiederholen wir, das Menschengeschlecht habe, befürchtend, zu zahlreich zu werden und seinen Platz nicht mehr auf der Oberfläche des Erdballs zu finden, beschlossen, gegenseitig einen unablässigen, grimmigen, tödtlichen Krieg zu führen.

      Während des ganzen fünfzehnten Jahrhunderts besonders schien die christliche Welt eine Königin mit der Cypressenkrone, mit blutigem Scepter, mit einem von Thränen besäten Throne, ihren Hof mitten in einem ungeheuren Ossarium haltend und sich die Zerstörung nennend, gewählt zu haben. Italien war ihr Reich, die Welt ihr Campo-Santo; es schien damals und während dieser ganzen Schreckensperiode, das Leben des Menschen habe keinen Werth behalten, es habe aufgehört, von irgend einem Gewichte in der Waage zu sein, die Gott in die rechte Hand des Schicksals gegeben hat.

      Die Prüfung, die der geheimnißvolle Reisende, ohne daß er es zu vermuthen schien und während er immer weiter ging, auszuhalten hatte, war ihm, wir müssen es gestehen, nicht günstig. Sein seltsamer Anzug, der keine Aehnlichkeit mit der Tracht jener Zeit hatte, sein durch das Alter zerfranster grauer Leibrock, der Strick, der seine Hüften umgürtete, der bloße Kopf, die nackten Arme, die nackten Beine, der Mangel an Waffen endlich, der noch mehr als das Uebrige den Menschen von geringer Herkunft bezeichnete, Alles dies machte, daß die Soldaten, im Glauben, sie sehen in ihm einen Bettler, einen Landstreicher, einen Aussätzigen vielleicht, dachten, sie dürfen ihn nicht zu nahe kommen lassen, und, sobald er im Bereiche der Stimme war, – nachdem sie an einander die von uns erwähnten Fragen gerichtet, auf die Niemand antwortete, – die Schildwache aufforderten, ihre Pflicht zu thun.

      Die Schildwache, die diesen Augenblick mit eben so großer Ungeduld als ihre Kameraden erwartete, ließ sich das nicht zweimal sagen und rief:

      »Wer da?«

      Aber, mochte er es nun nicht hören, mochte der sorgenschwere Gedanke, der in seinem Innersten arbeitete, jedes andere Gefühl, selbst das der Gefahr, die er lief, beherrschen, der Reisende antwortete nicht.

      Die Soldaten schauten sich mit einem wachsenden Erstaunen an, und nach einem Zwischenraume von ein paar Secunden schleuderte abermals die Schildwache durch den Raum den Ruf:

      »Wer da?«

      Der Reisende antwortete ebenso wenig auf diesen zweiten Ruf, als er aus den ersten geantwortet hatte, und verfolgte seinen Weg nach dem Thurme.

      Die Soldaten schauten sich abermals an, während die Schildwache auf eine bedrohliche Weise zu lachen anfing und die Lunte ihrer Büchse anzündete. Das von dem unvorsichtigen Reisenden zum zweiten Male