Название | Die Mohicaner von Paris |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
»Ach! Herr Müller! . . . «
»Nein. ich schwöre Dir, mein armes Kind, das ist ein Bedürfniß für mich! Kaum hatte ich das Geld in den Händen. als ich mir sagte: ›Gut, das wird für die Ferien sein!‹ Du begreifst? wenn Weber, den ich seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr gesehen habe, sterben würde! . . . Aber, Gott sei Dank! ich werde ihn zuvor umarmen! . . . Oh! der liebe große Mann! ich habe gestern einen Brief von ihm erhalten; er ist in Dresden beschäftigt, eine deutsche Oper für den König von Sachsen zu componieren. Diesen Morgen habe ich gepackt, meinen Platz nach Straßburg bestellte hier ist mein Schein; heute Abend reise ich ab! Ich wollte zu Dir gehen, um Dich zum Abschied zu umarmt»mein Kind; Du kommst: wir frühstücken mit einander.«
»Ah! Herr Müller,« murmelte Justin mit erstickter Stimme, »ich esse noch nicht.«
»Welch ein Unglück. daß Du nicht mit mir reisen kannst! Nicht wahr, das ist unmöglich?«
»Ganz unmöglich.«
»Ich sehe es ein . . . Deine‹Musikstunden, Deine Repetitionen, Deine doppelte Buchhaltung, Deine Correkturen, Du wirst alles wieder aufnehmen?«
»Ja,« seufzte Justin.
Müller war so freudig gestimmt, daß er diesen Seufzer nicht hörte.
Dieser Seufzer. – so traurig als der letzte Gedanke von Weber, – war doch das Fahre wohl einer äußersten Hoffnung.
Justin hätte nur sagen dürfen: »Ich brauche Ihre tausend Franken, lieber Herr Müller, um nicht mit unvorsichtig raschem Schritte zur Gesundheit zurückzukehren; ich brauche Ihre tausend Franken, um meine Mutter und meine Schwester zu ernähren; Sie werden Weber später sehen, oder Sie werden ihn sogar nicht sehen, aber bleiben Sie guter Herr Müller, bleiben Sie!« Müller hätte vielleicht einen Seufzer so traurig als der, welcher Justin entschlüpfte, ausgestoßen, doch er wäre sicherlich geblieben.
Justin sagte nichts; er umarmte Herrn Müller, nahm von ihm Abschied, ging weinend nach Hause und fiel ganz niedergeschlagen auf sein Bett.
An demselben Tage, um fünf Uhr reiste Müller nach Dresden ab.
Als Müller abgereist war, erschöpfte mau die letzten Mittel.
Wiedergenesend, machte Justin eine neue, Anstrengung, und er ging dahin und dorthin, um sich seine alten Lectionen und neue Lectionen zu erbitten; doch zwei Drittel der Eltern antworteten ihm mit dem philanthropischen Dank: »Sie haben eine zu schlechte Gesundheit!«
Da kam dem jungen Manne, der Alles, fast seinen Muth, seine Hoffnung. seinen Glauben erschöpft hatte, der Gedanke. eine Prirnärschule in dieser armen Vorstadt, welche zu voll an Kindern, zu leer an Mitteln, zu gründen.
Eine wackere Arbeiterin wagte es zuerst, ihm ihren Sohn zu geben; eine Andere, welche im Tagelohn beschäftigt war und den ihrigen nicht behalten konnte, vertraute ihm denselben, mehr um sich seiner zu entledigen, als um ihn die vier Species lernen zu lassen; eine Dritte brachte ihm zwei Schüler zugleich, Zwillinge von sieben Jahren.
Nach Verlauf von sechs Monaten hatte er acht kleine Schüler, von denen die Einen immer blonder, immer frischer, immer rosiger als die Andern. Doch er mußte sie den ganzen Tag behalten, und seine acht Pensionäre trugen ihm monatlich vierzig Franken ein, denn er beschenkte sie, wie wir am Anfange des vorigen Kapitels gesagt haben, für fünf Franken monatlich mit allen Reichthümern den Schreibens, des Lesens und der vier Species.
Das bezahlt man übrigens auch heute noch den armen Schulmeistern dieser verlorenen Quartiere.
Nach zwei Jahren, im Monat Juni 1820, hatte er es zu achtzehn Schülern gebracht, was ihm tausend und achtzig Franken für den Unterhalt seiner Mutter seiner Schwester und von ihm gab, und mit dieser Summe lebten sie alle Drei, da sich das Wort leben streng genommen durch die Paraphrase: Nichts Hungers sterben! übersetzen läßt.
Was Herrn Müller betrifft, – er war nach Dresden gegangen und von dort wieder zurückgekehrt; er hatte Weber gesehen und umarmt; er war seinen ganzen Ferienmonat bei ihm geblieben, und bei seiner Rückkehr hatte er zu Justin gesagt:
»Ich habe bis auf den letzten Sou meine tausend Franken ausgegeben; doch. bei meiner Geige! ich bereue es nicht!«
XV
Das Hauswesen des Schulmeisters
Das Haus, dessen Erdgeschoß Justin bewohnte, hatte über dem Erdgeschoße nur einen Stock.
Dieser Stock bestand aus zwei Stuben und einem Cabinet, und dem man eine Küche gemacht hatte.
In diesem ersten Stocke wohnten die Mutter und die Schwester des jungen Mannes.
Das einzeln im Hofe stehende Hündchen, das mit den benachbarten Häusern nur durch eine seiner Seiten zusammenhing, war aller Wahrscheinlichkeit nach gebaut worden, um als Wohnung für den Werkführer der Spinnerei zu dienen, deren Trümmer man einige Schritte von da erblickte.
In diesem finsteren, ungesundeste Winkel, dem sein Licht nur von einem mit hoben Gebäuden umgebenen Hofe zukam, schmachteten eine Mutter. ihre Tochter und ihr Sohn.
Die Mutter, eine von Blindheit geschlagene arme Frau hielt sich im ersten Zimmer auf, wo ihre Kinder sich alle Abende versammelten; sie überschritt vielleicht nicht dreimal im Jahre die Schwelle diesen Zimmers.
Fromm, vereinzelt, des Gesichtes beraubt, war sie geduldig.
Man hatte sie nie klagen hören: sie besaß die erhabene Resignation einer Matrone des Alterthums und übte die strengen Tugenden einer solchen; Sparta hätte sie göttlich verehrt, ein Decret den römischen Senats hätte befohlen, sich vor ihr zu entblößen, wie vor einer Priesterin der großen Göttin.
Die französische Gesellschaft marterte sie.
Ah! die französische Gesellschaft, sie ist es, der wir diesmal zu Leibe gehen.
Wir wissen wohl, daß wir unterliegen werden, wie Jakob in seinem Kampfe mit dem Engel; doch wenn wir einst Gott Rechenschaft ablegen. und Gott spricht zu uns: »Was habt Ihr gethan?« so werden wir ihm antworten: »Es war uns unmöglich, zu siegen; wir haben gekämpft.«
Die Tochter, ein kränkliches, schwächliches Geschöpf, ohne Athem; eine Blume der Felder, eine Maßliebe der Wiesen, ein Maiblümchen des Waldes in einen Keller verpflanzt, die Tochter besaß einige von den soliden Tugenden der Mutter, doch sie hatte entfernt nicht ihre Selbstverleugnungsstärke.
Mit einem Aneurysma behaftet, das sie bei der ersten heftigen Erschütterung zu tödten drohte, instinktartig ihre junge Existenz durch die Mauer eines Kirchhofes geschlossen fühlend, wurde ihre Resignation manchmal zur Verrätherin an ihr; nicht, als ob ihr je ein Wort der Bitterkeit entschlüpft wäre, – sie war zu christlich hierzu – doch sie ließ sich wenn man so sagen darf innerlich brechen; ihre Verzweiflung war in ihr: von Zeit zu Zeit trug ihre elfenbeinfarbige Stirne das Gepräge davon an sich, und ihre Mutter erblickte mit den Augen des Herzens diese düsteren Spuren . . .
Vom Morgen bis zum Abend in seiner Classe beschäftigt, konnte der Sohn selten am Tage zu den zwei Frauen hinaufgehen; diese Freude war ihm nur dann vergönnt, wenn ihn sein alter Professor besuchte und sich herbei ließ, auf eine Stunde seine Stelle in Beaufsichtigung der Kinder einzunehmen.
Die Schule wurde im Sommer um acht Uhr Morgens geöffnet und um sechs Uhr Abends geschlossen, im Winter um neun Uhr geöffnet und um fünf Uhr geschlossen.
Fast alle diese Kinder waren Söhne von Arbeitern der Vorstadt. bestimmt. früher oder später das Handwerk ihres Vaters zu ergreifen; sie halten also nicht nötig, Studien im Lateinischen und Griechischen