Название | Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Der Fiacre von Herrn von Paris war demüthig vor dem Thore geblieben.
»Meine Herren,« sprach der Doctor Guillotin, »da wir Niemand mehr erwarten, so wollen wir anfangen.«
Und auf einen Wink seiner Hand öffnete sich eine Thüre und man sah zwei in eine Art von grauer Uniform gekleidete Männer hervortreten, welche auf ihren Schultern einen Sack trugen, unter dessen Tuch sich unbestimmt die Form eines menschlichen Körpers hervorhob.
Hinter den Scheiben der Fenster erscheinen die bleichen Gesicher der Kranken, mit einem erschrockenen Auge schauten sie, ohne daß Jemand daran gedacht hatte, sie einzuladen, diesem unerwarteten gräßlichen Schauspiele zu, von dem sie weder die Zubereitungen, noch den Zweck begreifen konnten.
XLII
Eine Abendgesellschaft im Pavillon de Flore
Am Abend desselben Tages, d.h. am 24. December, am Weihnachtsabend, fand Empfang im Pavillon de Flore statt.
Da die Königin nicht in ihren Gemächern hatte empfangen wollen, so empfing für sie die Prinzessin von Lamballe und machte die Honneurs, bis die Königin eingetreten war.
Nach Ankunft der Königin nahm Alles seinen Gang, als fände die Soirée im Pavillon Marsan und nicht im Pavillon de Flore statt.
Im Verlaufe des Morgens war der junge Baron Isidor von Charny von Turin zurückgekehrt, und er war sogleich nach seiner Rückkehr zuerst beim König und dann bei der Königin zugelassen worden.
Er hatte bei Beiden ein außerordentliches Wohlwollen gefunden; doch bei der Königin machten dieses Wohlwollen zwei Gründe besonders merkwürdig.
Einmal war Isidor der Bruder von Charny, und da Charny abwesend, so bot es einen großen Reiz für die Königin, seinen Bruder zu sehen.
Sodann überbrachte Isidor vom Herrn Grafen d’Artois und vom Herrn Prinzen von Condé Worte, die nur zu sehr mit denjenigen im Einklange standen, welche ihr eigenes ihr Herz zuflüsterte.
Die Prinzen empfahlen der Königin den Plan von Herrn von Favras und forderten sie auf, die Ergebenheit dieses muthigen Edelmanns zu benützen, um zu fliehen und zu ihnen nach Turin zu kommen.
Isidor war überdies beauftragt, im Namen der Prinzen Herrn von Favras die ganze Sympathie auszudrücken, die sie für seinen Plan hegten, und ihm zu sagen, wie sehr sie wünschten, er möchte glücken.
Die Königin behielt Isidor eine Stunde bei sich, lud ihn ein, am Abend im Cercle von Frau von Lamballe zu erscheinen, und erlaubte ihm nur, sich zu entfernen, weil er sie um Entlassung bat, damit er seine Sendung bei Herrn von Favras vollziehen könne.
Die Königin hatte nichts Bestimmtes in Beziehung aus ihre Flucht geäußert. Sie hatte nur Isidor beauftragt, Herrn und Frau von Favras das zu wiederholen, was sie ihm gesagt, als sie Frau von Favras bei sich empfangen hatte und sodann plötzlich beim König eingetreten war, während sich Herr von Favras hier befand.
Als er die Königin verließ, begab sich Isidor unmittelbar zu Herrn von Favras, der aus der Place Royale Nro. 21 wohnte.
Frau von Favras empfing den Baron von Charny. Sie sagte ihm zuerst, ihr Gatte sei ausgegangen; sobald sie aber erfuhr, wie ihr Besuch hieß, welche erhabene Personen er vor einer Stunde gesehen, welche andere er fünf oder sechs Tage früher verlassen hatte, gestand sie, ihr Gatte sei im Hause anwesend, und ließ ihn rufen.
Der Marquis trat mit offenem Gesicht, und lächelndem Auge ein; er war unmittelbar von Turin in Kenntniß gesetzt worden und wußte, in wessen Auftrag Isidor kam.
Die Botschaft, mit der überdies die Königin den jungen Mann betraut hatte, erfreute den Verschwörer im höchstem Maße. Alles unterstützte in der That seine Hoffnung; das Complot nahm einen vortrefflichen Gang; die zwölfhundert Reiter waren in Versailles versammelt, jeder sollte einen Fußgänger hinter sich aufsitzen lassen, und man hatte somit 2400 Mann statt 1200. Was den dreifachen Mord betrifft, welchen nach dem Plane gleichzeitig die drei Colonnen bei ihrem Einmarsche in Paris an Necker, Bailly und Lafayette vollbringen sollten, so hatte man hierauf verzichtet, bedenkend, daß es genüge, sich des General Lafayette zu entledigen. Für diese Expedition waren aber vier Mann, gut beritten und gut bewaffnet, hinreichend; sie hätten seinen Wagen am Abend um elf Uhr, in dem Augenblick, wo Herr von Lafayette gewöhnlich die Tuilerien verließ, erwartet; zwei wären längs der Straße, rechts und links geritten, zwei wären dem Wagen entgegengekommen. Einer von diesen hätte, ein Papier in der Hand haltend, dem Kutscher zugewinkt und gesagt, er habe dem General eine wichtige Meldung zu machen. Dann würde der Wagen angehalten haben, der General hätte den Kopf zum Schlage herausgestreckt, und sogleich hätte man ihm eine Pistolenkugel durch das Gehirn gejagt.
Das war übrigens die einzige Veränderung von Belang, die man bei dem Complot beschlossen; im Uebrigen walteten noch dieselben Bedingungen und Umstände ob; nur war das Geld bezahlt, die Leute waren in Kenntniß gesetzt, der König brauchte bloß »Ja!« zu sagen, und auf ein Zeichen von Herrn von Favras würde die Sache losbrechen.
Eines beunruhigte Herrn von Favras: das war das Stillschweigen des Königs und der Königin in Beziehung auf ihn. Die Königin hatte dieses Stillschweigen durch die Vermittelung von Isidor gebrochen, und so unbestimmt die Worte waren, die dieser Herrn und Frau von Favras zu überbringen beauftragt gewesen, sie hatten doch, als aus einem königlichen Munde kommend großes Gewicht.
Isidor versprach Herrn von Favras, noch an demselben Abend der Königin und dem König den Ausdruck seiner Ergebenheit zu melden.
Der junge Baron war bekanntlich nach Turin am Tage seiner Ankunft in Paris abgereist! es stand ihm also keine andere Wohnung zu Gebot, als das Zimmer, das sein Bruder in den Tuilerien inne hatte. Da sein Bruder abwesend, so ließ er sich dieses Zimmer durch einen Lackei des Grafen öffnen.
Um neun Uhr Abends trat er bei der Frau Prinzessin von Lamballe ein.
Er war der Prinzessin nicht vorgestellt worden. Diese kannte ihn nicht; aber am Tage durch ein Wort von der Königin benachrichtigt, stand die Prinzessin, als man seinen Namen meldete, auf und zog ihn mit der reizenden Anmuth, welche die Stelle des Geistes bei, ihr vertrat, sogleich in den Kreis der Vertrauten.
Weder der König, noch die Königin waren bis jetzt gekommen. Monsieur, der ziemlich unruhig zu sein schien, plauderte in einer Ecke mit zwei Edelleuten, welche zu seinen Vertrauten gehörten, mit Herrn de la Chatre und Herrn d’Avary. Der Herr Graf Louis von Narbonne ging von einer Gruppe zur andern mit der Behaglichkeit eines Menschen, der sich in Familie fühlte.
Dieser Kreis der Vertrauten bestand aus jungen Edelleuten, welche sich von der Manie der Auswanderung nicht hatten fortreißen lassen. Das waren die Herren von Lameth, welche der Königin viel verdankten und noch nicht Partei gegen sie genommen hatten; Herr d’Ambiy, einer von den guten oder schlimmen Köpfen der Zeit, wie man will; Herr von Castries, Herr von Fersen, Suleau, der erste Redacteur des geistreichen Blattes: Les Actes des Apótres (Die Apostelgeschichte), lauter redliche Herzen, aber auch lauter glühende, zum Theil sogar ein wenig tolle Köpfe.
Isidor kannte keinen von diesen jungen Leuten, doch bei seinem wohl bekannten Namen, bei dem besonderen Wohlwollen, mit dem ihn die Prinzessin beehrte, streckten sich alle Hände gegen ihn aus.
Ueberdies brachte er Nachrichten von jenem andern Frankreich, das im Auslande lebte. Jeder hatte einen Verwandten oder einen Freund bei den Prinzen; Isidor hatte alle diese Menschen gesehen und war somit eine zweite Zeitung.
Wir haben gesagt, Suleau sei die erste gewesen.
Suleau führte das Gespräch, und man lachte viel. Suleau hatte an diesem Tage der Sitzung der Nationalversammlung beigewohnt. Herr Guillotin hatte die Tribune bestiegen, die Annehmlichkeiten der von ihm erfundenen Maschine gerühmt, von dem siegreichen Versuche erzählt, den man am Morgen damit gemacht, und verlangt, daß man ihm die Ehre erweise, sie die Stelle aller anderer Tödtungswerkzeuge, – des Rades, des Galgens, des Scheiterhaufens, der Viertheilung, – welche nach und nach die Grève in Schrecken gesetzt, einnehmen zu lassen.
Durch die Sammetmilde dieser neuen Maschine verführt, war die Nationalversammlung