Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Название Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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betrachtet werden, da die fragliche Schenke ungefähr die Hälfte des Weges bezeichnete.

      Dieses Erkennen brachte seine Wirkung hervor; es verlieh vor Allem ein großes Vertrauen dem Schlossermeister, indem es ihm bewies, daß er in befreundetem Lande war.

      »Ei! Ei!« sagte er, »gut! es scheint, ich habe schon die Hälfte des Weges zurückgelegt.«

      »Ja, mit meiner Hilfe,« versetzte der Waffenschmied.

      »Wie, mit Ihrer Hilfe?« stammelte Gamain, der seine Augen von den leblosen Gegenständen zu den lebendigen überlenkte; »mit Ihrer Hilfe? Wer sind Sie denn?«

      »Mein lieber Herr Gamain,« erwiederte der Unbekannte, »das ist eine Frage, welche mir beweist, daß Sie ein kurzes Gedächtniß haben.«

      Gamain schaute den Sprechenden aufmerksamer als das erste Mal an und sagte:

      »Warten Sie doch, warten Sie doch; mir scheint wirklich, ich habe Sie schon gesehen.«

      »Ah! wahrhaftig? Das ist ein Glück!«

      »Ja, ja, ja; aber wann und wo? das ist die Sache!«

      »Wo dies? Wenn Sie umherschauen, werden vielleicht die Gegenstände, die Sie erblicken, ein wenig Ihre Erinnerungen unterstützen  . . .Wann? das ist etwas Anderes; wir werden vielleicht genöthigt sein, Ihnen eine neue Dosis Gegengift zu geben, damit Sie dies sagen können.«

      »Nein, ich danke,« erwiederte Gamain, während er den Arm ausstreckte; »ich habe genug von Ihrem Gegengifte, und da ich beinahe gerettet bin, so werde ich hierbei stehen bleiben  . . .Wo habe ich Sie gesehen  . . .wo habe ich Sie gesehen? Nun, hier.«

      »Ja wohl!«

      »Wann ich Sie gesehen habe? warten Sie doch! an dem Tage, wo ich von Paris von einer  . . .geheimen Arbeit zurückkam  . . .Es scheint,« fügte Gamain lachend bei, »ich bin offenbar der Unternehmer von solchen Arbeiten.«

      »Sehr gut. Und nun, wer bin ich?«

      »Wer Sie sind? Sie sind ein Mann, der, mir zu trinken bezahlt hat, folglich ein wackerer Mann; schlagen Sie ein!«

      »Mit um so viel mehr Vergnügen,« erwiederte der Unbekannte, »als der Schlossermeister vom Waffenschmied nur eine Hand breit entfernt ist.«

      »Ah! gut, gut, gut! Ich erinnere mich nun. Ja, es war am 6. October, an dem Tage, wo der König nach Paris zurückkam; wir haben sogar an diesem Tage ein wenig von ihm gesprochen.«

      »Und ich fand Ihre Conversation äußerst interessant, Meister Gamain, weshalb ich Sie, da ich sie noch ferner zu genießen wünsche und das Gedächtnis, bei Ihnen zurückkehrt, fragen möchte, wenn es keine Unbescheidenheit ist, was Sie vor einer Stunde machten, – Ihrer ganzen Länge nach über die Straße ausgestreckt und nur zwanzig Schritte von einem Frachtwagen entfernt, der nahe daran war, Sie entzweizuschneiden, wenn ich nicht in das Mittel trat. Haben Sie Kummer, Meister Gamain, und hatten Sie den Entschluß gefaßt, sich das Leben zu nehmen?«

      »Mir das Leben nehmen? Bei meiner Treue, nein. Was ich dort mitten aus dem Wege, aus dem Pflaster liegend, machte?  . . . Wissen Sie auch gewiß, daß ich dort lag?«

      »Bei Gott! schauen Sie sich an.«

      Gamain warf einen Blick auf sich selbst.

      »O ho!« machte er, »Madame Gamain wird ein wenig schreien, sie, welche gestern zu mir sagte:,»»Ziehe nicht Deinen neuen Rock an, nimm Dein altes Wamms, das ist gut genug, um in die Tuilerien zu gehen.««

      »Wie, um in die Tuilerien zu gehen?« versetzte der Unbekannte; »Sie kommen aus den Tuilerien?«

      Gamain kratzte sich am Kopf und suchte seine noch ganz verwirrten Erinnerungen zu sammeln.

      »Ja, ja, so ist es,« sagte er, »gewiß kam ich aus den Tuilerien. Warum nicht? Es ist kein Geheimniß, daß ich Schlossermeister von Herrn Veto gewesen bin.«

      »Wie, von Herrn Veto? Wen nennen Sie denn Herr Veto?«

      »Ah! Sie wissen nicht, daß man den König so nennt? Woher kommen Sie denn? von China?«

      »Was-wollen Sie? ich treibe mein Handwerk und beschäftige mich nicht mit Politik.«

      »Sie sind sehr glücklich, ich beschäftige mich leider damit, oder man zwingt mich vielmehr, daß ich mich damit beschäftige; das wird mich zu Grunde richten.«

      Hier schlug Gamain die Augen zum Himmel auf und stieß einen Seufzer aus,

      »Bah!« versetzte der Unbekannte, »sind Sie nach Paris gerufen worden, um eine Arbeit in der Art von der zu machen, welche Sie gemacht hatten, als ich Sie zum ersten Male sah?«

      »Ganz richtig, damals wußte ich nur nicht, wohin ich ging, und hatte die Augen verbunden, während ich diesmal wußte, wohin ich ging, und die Augen offen hatte.«

      »So daß es Ihnen keine Mühe machte, die Tuilerien zu erkennen?«

      »Die Tuilerien!« wiederholte Gamain, »Wer hat Ihnen gesagt, ich sei in den Tuilerien gewesen?«

      »Sie selbst so eben, bei Gott! Wie sollte ich wissen, Sie kommen aus den Tuilerien, wenn Sie es mir nicht gesagt hätten?«

      »Das ist wahr,« murmelte Gamain mit sich selbst sprechend; »wie sollte er es in der That wissen, wenn ich es ihm nicht gesagt hätte?«

      Dann wandte er sich wieder an den Unbekannten und fuhr fort:

      »Ich habe vielleicht Unrecht gehabt, es Ihnen zu sagen; doch bei meiner Treue, gleichviel! Sie sind nicht die ganze Welt. Nun wohl, ja, da ich es Ihnen gesagt habe, widerrufe ich nicht: ich bin in den Tuilerien gewesen.«

      »Und,« sprach der Unbekannte, »Sie arbeiteten mit dem König, der Ihnen die fünfundzwanzig Louis d’or gab, welche Sie in Ihrer Tasche haben.«

      »Wie!« rief Gamain; »ich hatte in der That fünfundzwanzig Louis d’or in meiner Tasche.«

      »Und Sie haben sie immer noch.«

      Gamain fuhr mit seinen Fingern in die Tiefen seiner Tasche und zog eine Handvoll Gold, gemischt mit kleiner Silbermünze und einigen Sous, heraus.

      »Warten Sie doch, warten Sie doch; fünf, sechs, sieben  . . . gut! und ich hatte das vergessen  . . .zwölf, dreizehn, vierzehn . . . fünfundzwanzig Louis d’or sind eine Summe  . . .siebenzehn, achtzehn, neunzehn  . . .eine Summe, die man in gegenwärtiger Zelt nicht unter dem Fuße eines Pferdes findet ., . dreiundzwanzig, vierundzwanzig, fünfundzwanzig! Ah!« fügte Gamain freier athmend bei, »Gott sei Dank, die Rechnung ist richtig.«

      »Da ich es Ihnen sagte, so konnten Sie sich aus mich verlassen, wie mir scheint.«

      »Auf Sie? Und woher wußten Sie, daß ich fünfundzwanzig Louis d’or bei mir hatte?«

      »Mein lieber Herr Gamain, ich hatte schon die Ehre Ihnen zu sagen, ich habe sie quer über die Landstraße liegend, zwanzig Schritte von einem Frachtwagen, der sie entzweizuschneiden im Begriffe war, gesunden. Ich hieß den Fuhrmann halten; ich rief einem Fiacre, der vorüber kam, ich machte eine von den Laternen seines Wagens los, und als ich Sie beim Scheine dieser Laterne betrachtete, erblickte ich ein paar Louis d’or, welche auf dem Pflaster rollten. Da diese Louis d’or in der Nähe Ihrer Tasche waren, so vermuthete ich, sie seien aus dieser herausgefallen. Ich steckte die Finger hinein, und an zwanzig weiteren Louis d’or, die Ihre Tasche enthielt, erkannte ich, daß ich mich nicht täuschte; doch da schüttelte der Kutscher den Kopf und sagte: »»Nein, mein Herr, nein.«« »»Wie so, nein?«« »»Nein, ich nehme diesen Mann hier nicht.«« »»Und warum nimmst Du ihn nicht?«« »»Weil er zu reich ist für seine Kleidung  . . .fünfundzwanzig Louis d’or in der Tasche einer Weste von Baumwollensammet, das riecht auf eine Stunde nach dem Galgen, mein Herr.«« »»Wie!«« sagte ich. »»Du glaubst, Du habest es mit einem Diebe zu thun?«« Es scheint, dieses Wort fiel Ihnen auf: »»Dieb?«« sagen Sie, »»Dieb, ich?«« »»Allerdings, Dieb Sie,«« erwiederte der Kutscher; »»wenn sie kein Dieb wären, wie hätten Sie fünfundzwanzig Louis d’or in Ihrer Tasche?«« »»Ich habe fünfundzwanzig Louis d’or in meiner Tasche, weil mein Schüler, der König von Frankreich,