Название | Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
»Ich antworte Eurer Majestät, daß die Tochter von Maria Theresia, die Frau, die ich so muthig in der Nacht vom fünften auf den sechsten October gesehen, keine gewöhnliche Frau ist, und folglich nicht von einem der Zufälle, welche Macht über die gewöhnlichen Frauen haben, erschüttert werden konnte.«
»Sie haben Recht, Doctor; glauben Sie an Ahnungen?«
»Die Wissenschaft verwirft alle diese Phänomene, welche den materiellen Lauf der Dinge über den Haufen werfen würden, und dennoch strafen die Thatsachen zuweilen die Wissenschaft Lügen.«
»Ich hätte sagen sollen: Glauben Sie an Prophezeiungen?«
»Ich glaube, daß die höchste Güte, für unser eigenes Glück, unsere Zukunft mit einem undurchdringlichen Schleier bedeckt. Einige Personen, welche von der Natur einen großen mathematischen Scharfsinn erhalten haben, können durch das tiefe Studium der Vergangenheit dazu gelangen, daß sie eine Ecke von diesem Schleier lüften und, wie durch einen Nebel, die zukünftigen Dinge erschauen; doch diese Ausnahmen sind selten, und seitdem die Religion das Verhängniß ausgehoben, seitdem die Philosophie dem Glauben Grenzen gesetzt hat, haben die Propheten drei Viertel von ihrem Zauber verloren. Und gleichwohl . . .« fügte Gilbert bei.
»Und gleichwohl?« versetzte die Königin, als sie sah, daß Gilbert nachdenkend inne hielt.
»Und gleichwohl, Madame,« fuhr er fort, als machte er eine Anstrengung gegen sich selbst, um Fragen zu berühren, welche seine Vernunft aus das Gebiet des Zweifels verbannte, »und gleichwohl gibt es einen Mann . . .«
»Einen Mann?« sagte die Königin, welche mit einem im höchsten Maße gesteigerten Interesse den Worten von Gilbert folgte.
»Es gibt einen Mann, der zuweilen alle Argumente meines Verstandes durch die unverwerflichsten Thatsachen zu Schanden gemacht hat.«
»Und dieser Mann ist?«
»Ich wage es nicht, ihn Eurer Majestät zu nennen.«
»Dieser Mann ist Ihr Lehrer, nicht wahr, Herr Gilbert? der allmächtige Mann, der unsterbliche Mann, der göttliche Cagliostro!«
»Madame, mein einziger, mein wahrer Lehrer ist die Natur. Cagliostro ist nur mein Retter. Von einer Kugel getroffen, welche meine Brust durchbohrte, verlor ich all mein Blut durch eine Wunde, welche ich, Arzt geworden und nach zwanzigjährigen Studien, für unheilbar hätte; er aber hat mich mittelst eines Balsams, dessen Zusammensetzung ich nicht kenne, geheilt; davon rührt meine Dankbarkeit, ich möchte beinahe sagen, meine Bewunderung her.«
»Und dieser Mann hat Ihnen Prophezeiungen gemacht, welche in Erfüllung gegangen sind?«
»Seltsame, unglaubliche, Madame! dieser Mann geht in der Gegenwart mit einer Sicherheit, welche an seine Kenntniß der Zukunft glauben machen sollte.«
»So daß Sie, wenn Ihnen dieser Mann etwas vorhergesagt hätte, an seine Prophezeiung glauben würden?«
»Ich würde wenigstens handeln, als müßte sie sich verwirklichen.«
»So daß Sie sich, wenn er Ihnen einen frühzeitigen, gräßlichen, entehrenden Tod geweissagt hätte, auf diesen Tod vorbereiten würden?«
»Ja, Madame,« erwiederte Gilbert, die Königin tief anschauend, »nachdem ich indessen alle mögliche Mittel, um ihm zu entkommen, aufgesucht hätte.«
»Ihm entkommen? nein, Doctor, nein! Ich sehe wohl, daß ich verurtheilt bin,« sprach die Königin;«diese Revolution ist ein Abgrund, der den Thron verschlingen muß; dieses Volk ist ein Löwe, der mich auffressen wird.«
»Ah! Madame,« erwiederte Gilbert, »der Löwe, der Sie erschreckt, – es hängt von Ihnen ab, ihn sich zu Ihren Füßen wie ein Lamm niederlegen zu sehen.«
»Haben Sie ihn nicht in Versailles gesehen?«
»Haben Sie ihn nicht in den Tuilerien gesehen? Das ist das Meer, Madame, das unablässig, bis es ihn entwurzelt, an den Felsen schlägt, der sich seinem Lause widersetzt, und wie eine Amme die Barke liebkost, die sich ihm anvertraut.«
»Doctor, Alles ist längst zwischen diesen, Wolke und mir zerrissen: es haßt mich, und ich verachte es.«
»Weil Sie das Volk nicht kennen und das Volk Sie nicht kennt! Hören Sie auf, für dasselbe eine Königin zu sein, werden Sie eine Mutter; vergessen Sie, daß Sie die Tochter von Maria Theresia, unserer alten Feindin, die Schwester von Joseph II., unserem falschen Freunde, sind; seien Sie Französin, und Sie werden die Stimmen dieses Volkes sich zu Ihnen erheben hören, um Sie zu segnen, und Sie werden die Arme dieses Volkes sich gegen Sie ausstrecken sehen, um Sie zu streicheln.«
Marie Antoinette zuckle die Achseln.
»Ja, ich weiß das . . .es segnet gestern, es streichelt heute, und morgen erstickt es diejenigen, welche es gesegnet und gestreichelt hat.«
»Weil es fühlt, daß in diesen ein Widerstand gegen seinen Willen, ein Haß ist, der in Opposition gegen seine Liebe.«
»Und weiß es selbst, was es liebt oder haßt, dieses Volk, dieses zerstörendes Element? zerstörend, wie der Wind, das Wasser und das Feuer, mit den Launen eines Weibes?«
»Weil Sie es vom Ufer aus sehen, Madame, wie derjenige, welcher die Gestade besucht, den Ocean sieht; weil es, ohne scheinbaren Grund vorrückend und sich zurückziehend, zu Ihren Füßen brandet und Sie mit seinen Klagen umhüllt, die Sie für Gebrülle halten; doch nicht so muß man es sehen; man muß es sehen getragen vom Geiste des Herrn, der über den großen Wassern schwebt; man muß es sehen, wie es Gott sieht, in Einheit fortschreitend und Alles brechend, was ein Hinderniß ist, um zu diesem Ziele zu gelangen. Sie sind Königin der Franzosen, Madame, und Sie wissen nicht, was in diesem Augenblick in Frankreich vorgeht. Heben Sie Ihren Schleier auf, Madame, statt ihn niederzulassen, und Sie werden bewundern, statt zu fürchten.«
»Was werde ich denn so Schönes, so Herrliches, so Glänzendes sehen?«
»Sie werden die neue Welt mitten unter den Trümmern der alten sich verschließen sehen; Sie werden die Wiege des zukünftigen Frankreichs auf einem Flusse schwimmen sehen, der breiter ist, als der Nil, als das Mittelländische Meer, als der Ocean . . .Gott beschütze dich, o Wiege! Gott behüte dich, o Frankreich!«
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Den Lesern des belletristischen Auslands diene zur Erklärung dieses Kapitels: Als ich am Ende des letzten Kapitels der in den Feuilletons des Journals la Presse erschienenen Denkwürdigkeiten eines Arztes das Wort Fin fand, welches immer den Schluß eines ganzen Werkes bezeichnet, ließ ich mich hierdurch nicht beirren. Ich durfte, mit Sicherheit annehmen, so ohne alle Entwickelung und Lösung könne dieser großartige Roman nicht aufhören. Von dieser Voraussetzung ausgehend, unterließ ich es, das Wort Ende am Schlusse des von Ange-Pitou Erschienenen untenan zu setzen, und wiederholte die kurz zuvor öffentlich gegebene Versicherung. Alexandre