Der Bastard von Mauléon. Александр Дюма

Читать онлайн.
Название Der Bastard von Mauléon
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
isbn



Скачать книгу

Abenteurer, meine Compagnons, warum seid Ihr nicht da!«

      »Ah!« sagte plötzlich der Ritter, der während dieses Ausfalls seines Knappen überlegt hatte, »wenn ich daran denke!«

      »Woran?«

      »An den Brief von Don Federigo,«

      »Nun?«

      »In diesem Brief gibt er uns vielleicht über den Weg nach Coimbra eine Erläuterung, die ich vergessen habe.«

      »Ah! wahrhaftiger Gott! das heiße ich vernünftig denken und gescheit sprechen. Den Brief, Sire Agenor, den Brief, und wenn er nur dazu dienen würde, uns durch die schönen Versprechungen, die man uns darin macht, zu stärken.«

      Der Ritter häkelte von seinem Sattelbogen eine kleine Rolle von parfumirtem Leder los, und zog aus dieser Rolle ein Pergament. Es war dies der Brief von Don Federigo, den er zugleich als einen Paß und als einen Talisman aufbewahrte.

      Er enthielt Folgendes:

      »Edler und hochherziger Don Agenor von Mauléon, erinnerst Du Dich des schönen Lanzenstoßes, den Du in Narbonne mit Don Federigo, dem Großmeister von San Jago, austauschtest, als die Castilianer in Frankreich Dona Bianca von Bourbon einholten?«

      »Damit will er sagen, Madame Blanche von Bourbon,« unterbrach ihn der Knappe, indem er den Kopf von oben nach unten schüttelte, wie ein Mensch, der das Spanische zu verstehen sich anmaßt und eine Gelegenheit, bekannt zu machen, was er weiß, nicht vorübergehen lassen will.

      Der Ritter sah Musaron von der Seite mit dem Ausdruck an, mit dem er die Prahlereien jeder Art, die sich sein Knappe erlaubte, auszunehmen pflegte. Dann schaute er wieder in das Pergament und fuhr fort:

      »Ich habe Dir ein gutes Andenken versprochen, denn Du warst edelmüthig und artig gegen mich.«

      »Es ist wahr,« unterbrach ihn zum zweiten Male Musaron, »Eure Herrlichkeit konnte ihm vortrefflich ihren Dolch in die Gurgel stoßen, wie sie es so zart dem Mongat von Lourdes bei dem Kampfe am Pas-de-Larre bei ihrem ersten Auftreten gethan hat. Denn bei dem berühmten Tournier, wo Ihr ihn ans dem Sattel hobet, und wo er wüthend, aus dem Sattel gehoben worden zu sein, mit scharfen Waffen, statt mit stumpfen, den Kampf fortzusetzen verlangte, hieltet Ihr ihn vollkommen unter Eurem Knie. Und statt Euren Sieg zu mißbrauchen, sagtet Ihr großmüthig (ich höre noch diese schönen Worte): »»Erhebt Euch, Großmeister von San Jago, um die Ehre der castilianischen Ritterschaft zu sein.««

      Musaron begleitete dies» letzten Worte mit einer Geberde voll Majestät, durch die er, ohne es zu vermuthen, die Geberde parodirte, die sein Herr bei dieser feierlichen Gelegenheit hatte machen müssen.

      »Wurde er aus dem Sattel gehoben,« sprach Mauléon, »so war dies der Fehler seines Pferdes, das den Stoß nicht anshalten konnte. Diese halb arabischen, halb castilianischen Pferde taugen mehr beim Rennen, aber weniger beim Kampfe als die unsrigen. Und wenn er unter mich fiel, so war dies der Fehler seines Spornes, der sich an einer Baumwurzel in dem Augenblick anhing, wo ich ihm einen Streich mit der Art aus den Kopf versetzte; denn er ist ein unerschrockener und gewandter Ritter. Gleichviel,« fügte Agenor mit einem Gefühle des Stolzes bei, das er bei all der Bescheidenheit, mit der er sich ausdrückte, nicht ganz zurückzudrängen vermochte, »der Tag, an welchem dieser merkwürdige Kampf in Narbonne statt fand, war ein schöner Tag für mich.«

      »Abgesehen davon, daß Ihr den Preis von Madame Blanche von Nourbon erhieltet, welche sehr bleich wurde und sehr zitterte, die sanfte Prinzessin, als sie sah, daß das Tournier, dem sie beizuwohnen glaubte, sich in einen wirklichen Kampf verwandelte. Ja, edler Herr,« sprach Musaron, ganz zitternd bei dem Gedanken an die Herrlichkeiten, welche in Coimbra seines Gebieters und seiner harrten, »Ihr habt Recht, wenn Ihr sagt es sei ein schöner Tag gewesen, denn Euer Glück ward an demselben geboren.«

      »Ich hoffe es,« erwiderte Agenor bescheiden; »doch fahren wir fort.«

      Und er las weiter,

      »Ich erinnere Dich heute an Dein Versprechen, Niemand als mir Waffenbrüderschaft zu bewilligen. Wir sind beide Christen; komm zu mir nach Portugal, nach Coimbra, das ich von den Ungläubigen erobert habe. Ich verschaffe Dir Gelegenheit, schöne Waffenthaten gegen die Feinde unserer heiligen Religion zu vollbringen. Du lebst in meinem Palaste wie ich selbst, und an meinem Hofe wie mein Bruder. Komm also, mein Bruder, denn ich bedarf eines Mannes, der mich liebt, ich, der ich von gewandten und gefährlichen Feinden umgeben lebe. Coimbra ist eine Stadt, die Du kennen mußt, und liegt, wie ich Dir gesagt habe, in Portugal, zwei Meilen vom Meer, am Flusse Mondigo. Du hast nur befreundete Länder zu durchziehen: zuerst Aragonien, welches das Hauptbesitzthum ist, das Don Sancho der Große Ramiro hinterlassen hat, der ein natürlicher Sohn war wie Du, und ein großer König wurde, wie Du ein braver Rittersmann bist; sodann Neucastilien, das König Alfons VI. von den Mauren wiederzuerobern begonnen hat, und das von seinem Nachfolger vollends erobert worden ist; ferner Leon, den Schauplatz großer Waffenthaten des berühmten Pelago, dieses tapferen Ritters, dessen Geschichte ich Dir erzählt habe. Endlich wirst Du durch Acqueda kommen und Dich in Portugal befinden, wo ich Dich erwarte. Nähere Dich nicht zu sehr den Bergen, die Du zu Deiner Linken sehen wirst, wenn Du nicht ein beträchtliches Gefolge hast, und traue weder den Juden, noch den Mauren, die Du auf Deinem Wege findest.

      »Gott befohlen! erinnere Dich, daß ich mich einen ganzen Tag Dir zu Ehren Don Agenor genannt habe, wie Du Dich einen Tag, um mich zu ehren, Federigo nanntest.

      »Ich habe an jenem Tag Deine Farben getragen, und Du hast die meinigen getragen. So ritten wir, Du mit meiner Schärpe, ich mit der Deinigen, neben einander bis nach Urgel und geleiteten unsere viel geliebte Königin Dona Bianca von Bourbon. Komm, Don Agenor: ich bedarf eines Bruders und eines Freundes; komm.«

      »In diesem Briefe steht nichts, was uns leiten könnte,« sagte Musaron.

      »Doch; im Gegentheil. Alles,« sprach Agenor. »Hast Du nicht gehört, und das ist wahr, daß ich einen Tag seine Schärpe getragen habe?«

      »Nun?«

      »Seine Farben waren gelb und roth. Suche wohl, Musaron, Du, dessen Gesicht so scharf ist, suche, ob Du nicht in einer von den beiden Städten ein Gebäude erblickst, aus dem ein Banner gelb wie Gold, roth wie Blut flattert, und dieses Gebäude wird der Palast meines Freundes Don Federigo sein, und rings um diesen Palast liegt die Stadt Coimbra.«

      Musaron hielt seine Hand über seine Augen, um die Sonnenstrahlen zu brechen, welche alle Gegenstände in Lichtwogen vermengten, die ein Flammenmeer bildeten, und nachdem er seinen Blick nach rechts und nach links hatte schweifen lassen, heftete er seine Augen fest auf die Stadt, welche rechts vom Fluß in einer von den Krümmungen seines Laufes lag.

      »Sire Agenor,« sprach Musaron, »in diesem Fall ist Coimbra dort rechts, am Fuße jenes Abhang« und hinter jener Wand von Platanen und Aloen, denn aus dem Hauptgebäude flattert das von Euch bezeichnete Banner; nur wird es von einem rothen Kreuze überragt.«

      »Das Kreuz von San Jago!« rief der Ritter, »so ist es. Doch irrst Du Dich nicht, Musaron?«

      »Eure Herrlichkeit wolle selbst schauen.«

      »Die Sonne ist so glühend, daß ich schlecht unterscheide; leite ein wenig meinen Blick.«

      »Dort, Messire, dort . . . folget dem Weg. . . dort zwischen jenen zwei Armen des Flusses. Er scheidet sich in zwei Zweige, nicht wahr?«

      »Ja.«

      »Folgt dem rechten Zweig, der am Flusse hinläuft; seht die Truppe des Mauren durch eines der Thore einziehen . . . Seht, seht . . .«

      Gerade in diesem Augenblick kam die Sonne, welche bis jetzt ein Hinderniß für die zwei Reisenden gewesen war, Mauléon zu Hilfe, indem sie einen Feuerstahl aus den ganz mit Gold damascirten maurischen Rüstungen springen ließ.

      »Gut! gut! ich sehe,« sagte er.

      Dann, nachdem er einen Augenblick nachgedacht: »Ah! der Maure ging nach Coimbra, und verstand das Wort Coimbra nicht; vortrefflich. Als erste Artigkeit muß mir Don Federigo Genugthuung von diesem Frechen verschaffen. Doch wie kommt es,« fuhr der Ritter, immer mit sich selbst sprechend, fort, »daß Don Federigo, dieser fromme Fürst, den sein Titel in die Reihe der ersten Vertheidiger