Ange Pitou Denkwürdigkeiten eines Arztes 3. Александр Дюма

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Название Ange Pitou Denkwürdigkeiten eines Arztes 3
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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König ist so gut!

      Dann hängen die Geschicke einen Reiches von so Geringfügigem ab, vom Sporn eines Pagen zum Beispiel.

      Ludwig XV. stirbt; wer wird der Nachfolger von Herrn von Aiguillon sein?

      König Ludwig XVI. ist für Machaut. Machaut ist einer von den Ministern, die den schon wankenden Thron gestützt haben. Mesdames, das heißt, die Tanten des Königs, sind für Herrn von Maurepas, der so belustigend ist und so schöne Lieder macht. Er hat im Pontchartrain drei Bände gemacht, die er seine Denkwürdigkeiten nennt.

      Dies Alles ist eine Frage den Kirchthurmrennens. Wer wird zuerst ankommen? Der König und die Königin in Arnouville, oder Mesdames in Pontchartrain?

      Der König hat die Gewalt in Händen, die Chancen sind also für ihn.

      – Er schreibt in Eile:

      Reisen Sie auf der Stelle nach Parin ab. Ich erwarte Sie.

      Er steckt die Depesche in einen Umschlag und schreibt darauf:

      An den Herrn Grafen von Machaut in Arnouville.

      Ein Page vom großen Stall wird gerufen. Man übergibt ihm das königliche Schreiben und befiehlt ihm, mit verhängten Zügeln zu reiten.

      Nun, da der Page abgegangen ist, kann der König Mesdames empfangen.

      Mesdames,dieselben, die ihr Vater, wie wir in Balsamo gesehen, mit den drei außerordentlich aristokratischen Namen: Locque, Chiffe und Graille7 beehrt hatte; Mesdames warten vor der Thüre, der entgegengesetzt durch welche der Page abgeht, bin der Page abgegangen ist.

      Sobald der Page abgegangen ist, können Mesdames eintreten.

      Sie treten ein, und flehen den König zu Gunsten den Herrn Maurepas an, – dies Alles ist eine Zeitfrage – der König kann Mesdames nicht abweisen, der König ist so gut!

      Er wird einwilligen, wenn der Page fern genug ist, daß man ihn nicht wieder erwischen kann.

      Der König kämpft gegen Mesdames, die Augen auf die Pendeluhr gerichtet, – eine halbe Stunde genügt ihm, – die Pendeluhr wird ihn nicht täuschen; es ist diejenige, welche er selbst richtet. Nach zwanzig Minuten gibt er nach.

      »Man hole den Pagen zurück,« sagte er, »und Alles wird abgemacht sein!«

      Mesdames stürzten hinaus; man wird aufsitzen; man wird ein Pferd, zwei Pferde, zehn Pferde zu Tode reiten, aber den Pagen einholen.

      Das ist unnütz, und man wird gar nichts zu Tode reiten.

      Beim Hinabsteigen ist der Page an einer Stufe hängen geblieben und hat einen Sporn zerbrochen. Wie kann man mit verhängten Zügeln reiten, wenn man nur einen Sporen hat?

      Uebrigens ist der Chevalier d'Abzac Chef des großen Stalles, und er, der die Aufsicht über die Couriere hat, ließe einen Courier nicht abgehen, wenn derselbe auf eine Weise abgehen müßte, welche dem königlichen Stall nicht Ehre machen würde.

      Der Page wird also nur mit beiden Sporen abgehen.

      Eine Folge hiervon ist, daß man, statt den Pagen, mit verhängten Zügeln reitend, auf der Straße nach Arnouville einzuholen, ihn im Hofe des Stalles erwischen wird. Er saß nämlich im Sattel und war bereit, in tadellosem Anzug abzugeben.

      Man nimmt ihm das Schreiben ab, man läßt den Text, der eben so gut für den Einen als für den Andern paßte. Nur, statt auf die Adresse zu schreiben: An Herrn von Machaut in Arnouville, schreiben Mesdames:

      An den Herrn Grafen von Maurepas in Pontchartrain.

      Die Ehre den königlichen Stalles ist gerettet, doch die Monarchie ist verloren.

      Mit Maurepas und Calonne geht Alles vortrefflich. Der Eine singt, der Andere bezahlt; dann, nach den Höflingen, kommen noch die Generalpächter, die ihren Dienst auch gut versehen.

      Ludwig XIV. begann seine Regierung damit, daß er zwei Generalpächter auf den Rath von Colbert aufhängen ließ, wonach er Lavailliére zur Geliebten nahm und Versailles baute. Lavailliére kostete ihn nichts.

      Doch Versailles, wo sie wohnen sollte, kostete ihn sehr viel.

      Im Jahr 1685 sodann jagt man unter dem Vorwand, sie seien Protestanten, eine Million gewerbsfleißiger Menschen aus Frankreich.

      1707, noch unter dem großen König, sagt auch Boisguilbert, von 1698 sprechend:

      »Das ging noch in jener Zeit, in jener Zeit war noch Oel in der Lampe. Heute hat in Ermangelung von Stoff Alles ein Ende genommen.

      Mein Gott, was wird man achtzig Jahre später sagen, wenn die Dubarry, die Polignac über dies Alles hingegangen sind? Nachdem man das Volk Wasser hat schwitzen lassen, wird man es Blut schwitzen lassen!

      Und dies Alles mit so reizenden Formen.

      Früher waren die Pächter hart, grob und kalt wie die Thüren der Gefängnisse, in welche sie ihre Opfer warfen.

      Heute sind es Philanthropen. Mit einer Hand plündern sie allerdingn das Volk, doch mit der andern bauen sie ihm Hospitäler.

      Einer meiner Freunde, ein großer Finanzmann, hat mich versichert, von hundert und zwanzig Millionen, welche die Salzsteuer eintrug, haben die Pächter siebenzig für sich behalten.

      In einer Versammlung, wo man die Ausgaben-Etats verlangte, sagte auch ein Rath, mit dem Wort spielend:

      »Es sind nicht die besonderen Etats, was wir brauchen, sondern die General-Etats (Reichsstände).«

      Der Funke fiel auf das Pulver, dan Pulver entzündete sich und machte einen Brand.

      Jeder wiederholte das Wort den Raths und die Reichsstände wurden mit großem Geschrei gerufen.

      Der Hof bestimmte die Eröffnung der Reichsstände auf den 5. Mai 1789.

      Am 24. August 1788 zog sich Herr von Brienne zurück. Das war auch Einer, der die Finanzen ziemlich leicht verwaltet hatte.

      Doch bei seinem Rückzug gab er wenigstens einen ziemlich guten Rath: den Necker zurückzurufen.

      Necker trat wieder in das Ministerium ein, und man athmete voll Vertrauen.

      Die große Frage der drei Ordnungen wurde indessen in ganz Frankreich verhandelt. Siéyès veröffentlichte seine bekannte Brochure über den dritten Stand.

      Das Dauphiné, dessen-Stände sich, trotz des Hofes, versammelten, entschied, daß die Vertretung des dritten Standes der der Geistlichkeit und des Adels gleich sein sollte.

      Man bestimmte die Zusammenberufung der Notablen.

      Diese Versammlung dauerte zwei und dreißig Tage, das heißt, vom 6. November bis 8. Dezember 1788.

      Diesmal mischte sich Gott darein.

      Wenn die Peitsche der Könige nicht genügt, so pfeift die Peitsche Gottes ihrerseits in der Luft und macht die Völker vorwärts schreiten.

      Der Winter kam in Begleitung der Hungersnoth.

      Der Hunger und die Kälte eröffneten die Thore des Jahres 1789.

      Paris war voll von Truppen, die Straßen von Patrouilien.

      Zwei oder dreimal wurden die Gewehre vor der Menge geladen, welche Hungers starb.

      Waren die Gewehre geladen, und man sollte sich derselben bedienen, so geschah dies nicht.

      Eines Morgens, am 26. April, fünf Tage vor der Erdöffnung der Reichsstände, ist ein Name in der Menge im Umlauf.

      Dieser Name wird mit um so schwereren Flüchen begleitet, als es der einen reich gewordenen Arbeiters ist.

      Reveillon, wie man versichert, Reveillon, der Director der berühmten Papierfabrik des Faubourg Saint-Antoine, Reveillon hat gesagt, man müsse die Taglöhne der Arbeiter um fünfzehn Sous erniedrigen.

      Das war die Wahrheit.

      Man fügte bei, der Hof wolle ihn mit dem schwarzen Bande, das heißt, mit dem Sanct-Michaelsorden decorieren.

      Das war die



<p>7</p>

 Loque, Fetzen, Chiffe ein dünnes, schlechtes Zeug, Graille, Krähe.