La San Felice. Александр Дюма

Читать онлайн.
Название La San Felice
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
isbn



Скачать книгу

und ich bin einer von den drei Verwundeten. Das ist die ganze Geschichte.«

      Man kann sich denken, mit welcher Aufmerksamkeit Cirillo die Erklärung des Sterbenden angehört hatte. Sein Argwohn war sonach gegründet. Dieser junge Mann, welchen die Sbirren erwarteten, um ihn zu ermorden, war ohne Zweifel Salvato Palmieri gewesen. Welcher Andere als er hätte übrigens auch von sechs vier Mann kampfunfähig zu machen vermocht?

      »Und wie heißen eure Cameraden?« fragte der Officier.

      Der Verwundete machte eine Grimasse, welche einem Lächeln glich.

      »Sie sind sehr neugierig, lieber Freund,« sagte er. »Wenn Sie diese Namen durch irgend Jemanden erfahren, so wird es doch wenigstens nicht durch mich geschehen. Uebrigens wenn ich sie Ihnen auch sagen wollte, so würde Ihnen dies nicht viel nützen.«

      »Nun doch wenigstens so viel, daß ich sie festnehmen lassen kann.«

      »Glauben Sie? Nun, dann will ich Ihnen Jemanden nennen, der diese Namen kennt, und es steht Ihnen dann frei, zu ihm zu gehen und ihn darnach zu fragen.«

      »Und wer ist dieser Jemand?«

      »Pasquale de Simone. Wollen Sie eine Adresse wissen? Er wohnt Basso Porto, an der Ecke der Straße Catalana.«

      »Der Sbirre der Königin,« murmelten die Umstehenden leise.

      »Ich danke, mein Freund,« sagte der Officier. »Mein Protokoll ist fertig.«

      Dann wendete er sich zu seinen Leuten und sagte:

      »Auf denn, vorwärts! Wir versäumen hier schon seit einer Stunde die Zeit.«

      Und man hörte das Klirren der Waffen und das Geräusch der sich entfernenden Tritte.

      Cirillo blieb bei dem Verwundeten stehen.

      »Na, haben Sie gesehen, wie diese guten Leutchen sich aus dem Staube machen?«, sagte der Sbirre.

      »Ja,« antwortete Cirillo, »und ich begreife recht wohl, daß Ihr nichts habt jagen wollen, was eure Cameraden compromittieren könnte. Werdet Ihr Euch aber auch weigern, mir einige Aufschlüsse zu geben, welche Niemanden compromittiren und nur mich interessieren?«

      »O Ihnen, Herr Doctor, will ich gern Alles sagen, was Sie zu wissen wünschen. Sie haben sich sehr freundlich gegen mich gezeigt und Sie würden mich gerettet haben, wenn dies überhaupt hätte geschehen können. Ich muß Sie jedoch bitten, mich schnell zu fragen, denn ich fühle, daß ich immer schwächer werde. Sagen Sie mir daher rasch, was Sie zu wissen wünschen. Die Zunge wird mir schwer. Es ist dies der Anfang des Endes, wie wir es nennen.«

      »Ich werde mich kurz fassen. War der junge Mann, welchen Pasquale de Simone erwartete, um ihn umzubringen, nicht ein junger französischer Officier?«

      »Allerdings schien er dies zu sein, obschon er das Neapolitanische mit derselben Geläufigkeit sprach wie Sie und ich.«

      »Ist er todt?«

      »Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, wohl aber weiß ich, daß er, wenn nicht todt, doch wenigstens schwer verwundet ist.«

      »Saht Ihr ihn fallen?«

      »Ja, aber ich lag schon selbst am Boden und beschäftigte mich in diesem Augenblick mehr mit mir selbst als mit ihm.«

      »Nun, was saht Ihr überhaupt? Rafft eure ganze Erinnerung zusammen. Es liegt mir sehr viel daran, zu erfahren, was aus diesem jungen Manne geworden ist.«

      »Wohlan, ich sah, daß er gegen die Thür des Palmbaumgartens fiel, und dann war es mir, als sähe ich durch eine Wolke hindurch, daß die Thür des Gartens sich öffnete, und eine weißgekleidete Dame den jungen Mann hineinzog. Es ist jedoch sehr leicht möglich, daß dies nur eine Sinnestäuschung und daß das, was ich für eine weißgekleidete Dame angesehen, in Wirklichkeit der Todesengel war, welcher die Seele des Sterbenden in Empfang nahm.«

      »Und dann saht Ihr weiter nichts?«

      »O doch. Ich sah den Beccajo, welcher davonrannte und sich den Kopf mit beiden Händen hielt. Er war durch das Blut ganz geblendet.«

      »Ich danke, mein Freund, ich weiß nun Alles, was ich wissen wollte. Uebrigens ist mir, als hörte ich – Cirillo horchte.«

      »Ja, es ist der Priester und sein Glöckchen; ich habe es auch schon gehört. Wenn man der ist, um dessentwillen dieses Glöckchen kommt, so hört man es von Weitem.«

      Es trat einen Augenblick Schweigen ein, während dessen das Glöckchen immer näher kam.

      »Also,« sagte der Sbirre zu Cirillo, »nicht wahr, es ist nun Alles aus? Es handelt sich nicht mehr darum, an die Dinge dieser Welt zu denken.«

      »Ihr habt mir bewiesen, daß Ihr ein Mann seid. Ich werde zu Euch sprechen wie zu einem Manne: Ihr habt eben noch Zeit, Euch mit Gott auszusöhnen.«

      »Amen,« sagte der Sbirre. »Und jetzt noch einen Löffel von Ihrem Tranke, damit mir der Muth nicht untreu wird, denn ich fühle mich sehr elend.«

      Cirillo that, was der Verwundete verlangte.

      »Jetzt drucken Sie mir einmal derb die Hand.«

      Cirillo drückte ihm die Hand.

      »Noch derber!« sagte der Sbirre, »ich fühle sie ja nicht.«

      Cirillo druckte mit aller Kraft die Hand des schon gelähmten Sterbenden.

      »Dann machen Sie über mir das Zeichen des Kreuzes. Gott ist mein Zeuge, daß ich es selbst machen möchte, aber ich kann nicht.«

      Cirillo machte das Zeichen des Kreuzes, und der Verwundete sprach mit einer Stimme, welche immer schwächer ward, die Worte:

      »Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.«

      In diesem Augenblicke erschien der Priester an der Thür hinter dem Knaben, welcher ihn geholt. Zu seiner Rechten hatte er das Kreuz, zu seiner Linken das Weihwasser und er selbst trug das heilige Viaticum.

      Bei einem Eintritte fielen alle Anwesenden auf die Knie nieder.

      »Man hat mich hierher gerufen?« fragte er.

      »Ja, mein Vater,« sagte der Sterbende. »Ein armer Sünder steht im Begriffe den Geist aufzugeben, wenn er nämlich einen hat, und bei dieser schweren Aufgabe wünscht er, daß Sie ihn mit Ihrem Gebete unterstützen. Um Ihren Segen wagt er nicht zu bitten, weil er sich desselben unwürdig fühlt.«

      »Meines Segens sind alle Menschen theilhaftig, mein Sohn,« antwortete der Priester, »und je größer der Sünder ist, desto mehr bedarf er desselben.«

      Mit diesen Worten rückte er sich einen Stuhl an das Kopfende des Bettes, und setzte sich, mit dem Ciborium in den Händen und das Ohr dicht an den Mund des Sterbenden haltend.

      Cirillo hatte nun nichts mehr bei diesem Menschen zu thun, dessen letzte Stunde er, so viel in seinen Kräften stand, erleichtert. Der Arzt war mit seiner Aufgabe fertig, und es war nun an dem Priester, die einige zu beginnen.

      Er entfernte sich daher, denn er wünschte so schnell als möglich sich auf dem Kampfplatze umzusehen und sich zu überzeugen, daß der Sbirre ihm in Bezug auf Salvato Palmieri die Wahrheit gesagt.

      Der Leser kennt die Oertlichkeiten bereits an dem Palmbaume, welcher ein zierliches Haupt über die Orangen- und Citronenbäume hin- und herwiegte.

      Der Sbirre hatte den Platz gut bezeichnet. Cirillo ging sofort auf die kleine Gartenthür zu, durch welche der Sbirre den Verwundeten verschwinden zu sehen geglaubt hatte. Er bückte sich, um den unteren Theil der Thür zu besichtigen, und glaubte wirklich Spuren von Blut daran zu erkennen.

      Waren diese schwarzen Flecke aber wirklich Blut oder blos Feuchtigkeit? Cirillo hatte sein Taschentuch in den Händen der Frau gelassen, welche die Wunde des Sbirren gewaschen. Er band daher ein Halstuch ab, tauchte einen Zipfel desselben in das Wasser des Löwenbrunnens und rieb dann damit den Theil des Holzes, welcher von dunklerer Färbung zu sein schien als die übrige Thür.

      In einer Entfernung von einigen Schritten, in der Richtung des Palastes der Königin Johanna, brannte eine Laterne vor einem Madonnenbild.

      Cirillo