Название | Aus zwei Welttheilen, Erster Band. |
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Автор произведения | Gerstäcker Friedrich |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Es lag eine so freudige, vertrauensvolle Zuversicht in den Worten, daß sie selbst der muthlosen Jungfrau neue Hoffnung gab. Durch das Gerücht von des Fremden Kenntniß im Fallenstellen, war aber auch Benjamin aufgereizt worden seine Anstrengungen zu verdoppeln, daß er nicht etwa durch Lässigkeit sein ganzes Glück versäume. Einen fast fröhlichen Abschied nahm er von dem schwermüthigen Mädchen, küßte ihr die thränenden Augenlider, schulterte seine Büchse, und wanderte frisch und getrost in den dunkeln Wald hinein.
Die Fallen die Ben Holik für Wölfe stellte, befanden sich alle ziemlich in der Nähe der Ansiedlungen, da die wilden Bestien die bewohnten Plätze, wohin sich das Vieh Abends zurückzog, und wo auch die säugenden Sauen ihre Betten hatten, am liebsten aufsuchten. Eine besonders, auf die er seine meiste Hoffnung setzte, da sie nicht weit von einem Wechselpfad der Wölfe, zwischen zwei Hügelrücken lag, war mit außerordentlicher Sorgfalt hergerichtet, und so gestellt daß sie von den Wölfen gesehen werden mußte. Ebenso stak die trefflichste Lockspeise, die ganze Keule eines erst gefallenen Pferdes, daran, und den Vortheil hatte sie noch außerdem vor den übrigen, daß er nicht jedesmal, wenn er nachsehen wollte ob sich etwas gefangen habe, dicht hin zu gehen brauchte, wodurch er gezwungen gewesen wäre Spuren zurückzulassen, sondern von einem nicht fernen ziemlich steilen Hügelrücken aus, der dort in eine starre Felsspitze vorragte, mit seinen Adleraugen den ganzen Platz recht gut übersehen konnte. Ließ sich dann auch nicht gleich bestimmen ob sich etwas gefangen hätte, so ließ sich doch recht gut erkennen ob die Falle noch aufgestellt oder niedergeschlagen wäre.
In der Nacht mochte er freilich den Ort nicht stören, deshalb ging er jetzt geradenwegs zu seinem Lagerplatz, den er sich, bis er sein Ziel erreicht, in den Bergen aufgeschlagen, entzündete dort sein Feuer wieder, verzehrte sein einfaches Abendbrod, rollte sich in seine Decke, und war bald sanft und süß, jeder weiteren Anstrengung für diese Nacht entsagend, eingeschlafen.
Am Morgen bedurfte er des Hahnenschreis nicht, munter zu werden, so wie der »Whip poor will« seine ersten klagenden Laute wieder hören ließ, sprang er auf, kochte seinen Kaffee, den jeder Jäger gebrannt und gemahlen in einem Leinwand- oder Ledersäckchen bei sich führt, und erwartet nun ungeduldig den ersten matten Dämmerschein der sich im Osten zeigen würde.
Endlich, endlich kam das diesmal so heiß ersehnte Licht, mit dem sich der Wolf jedesmal wieder in seine bestimmten und gewöhnlich unzugänglichen Schlupfwinkel zurückzieht – und vorsichtig, dürre Aeste und brechendes Holz meidend, damit das Geräusch nicht etwa noch in der Nähe weilende Bestien aufscheuche, kroch er in der That mehr als er ging, dem Felsen zu der ihm zur hohen Warte diente.
Jetzt hatte er ihn erreicht – jetzt konnte er den flachen, eben von grauem Licht kalt durchgossenen Fleck überschauen – beim Himmel, der ungewisse Schein mußte ihn täuschen – er vermochte das aufgestellte Dach der Falle nicht mehr zu erkennen. – War sie – war sie niedergeschlagen?
Das Herz schlug ihm in fieberhafter Ungeduld, und gewaltsam fast bezwang er sich den heller heraufbrechenden Morgen abzuwarten, ehe er seine Fährte dem Thalgrunde einpresse.
Aber lange hielt er es so nicht aus; weder Ruh noch Rast ließ ihm die Ungeduld und jemehr er jetzt den Blick anspannte die Gegenstände unter sich zu erkennen, desto deutlicher wurde ihm die Thatsache, und der Zweifel endlich zur Gewißheit. – Die Falle war wirklich zugeschlagen und es mußte also ein Wolf in ihr stecken, denn die Kühe, die manchmal auch sehr zum Aerger des Jägers und ihrem eignen Schrecken die Stützen umstoßen, kamen gar nicht in dies felsige grasleere Thal hinunter.
»Betsy!« das war der einzige Laut, den er, sich selbst vielleicht unbewußt, ausstieß, als er mit flüchtigen Füßen den Thalgrund hinab und der Stelle zuflog, wo im Schatten dichter Sassafras und Spicebüsche, gar schlau in einen wilden Haufen des dort von dem manchmal reißend geschwollenen Bergstrom hingeschwemmten Holzes hineingestellt, und von dem klar vorbeisprudelnden Wasser bespühlt, die Falle stand.
»Hurrah!« er konnte sich nicht helfen, er mußte seinem Jubel wenigstens in einem recht herzlichen, recht aus tiefster innerster Seele kommenden Aufschrei Luft machen. – Und er hatte auch wahrlich Ursache darüber zu jauchzen, denn in der Falle saß, scheu und verschämt, als ob er sich genirte, bei dem heller und heller heraufdämmernden Tageslicht hier noch ertappt zu sein, ein prachtvoller rabenschwarzer männlicher Wolf, und die Augen funkelten dunkelglühend, zwischen den wohl eine Hand breit auseinanderliegenden Stämmen nach dem grimmsten Feind durch, dem er in diesem Theile des Waldes hätte in die Hände fallen können – dem jungen Jägersmann entgegen.
»Siehst Du, Bestie, sagte aber der, so habe ich Dir endlich das Handwerk gelegt, Du alter grauer Sünder – wirst die andern wohl gestern von der gefundenen und so vortrefflich geglaubten Beute weggebissen haben, und sitzest jetzt in der beneidenswerthesten Lage von der Welt hinter Glas und Rahmen. Nun warte nur, Dir ist noch weit besserer Spaß aufbewahrt. An's Leben geht es Dir diesmal allerdings nicht gleich, wenn Du aber nur erst einmal mit der Glocke um den Hals spazieren läufst, wirst Du schon finden was es heißt in Ben Holiks Hände gerathen zu sein!«
Der Wolf fletschte, als er sich nach der Falle hinunter bog, ingrimmig die Zähne gegen ihn, behauptete aber seinen Platz und schien, wie ein ärgerlicher Hund nur einen Angriff zu erwarten, um gleich zufahren zu können. Ben dachte aber gar nicht daran ihn weiter zu reizen, sah nur noch einmal lächelnd nach ihm zurück und rief:
»Bin Dir nicht böse, alter Bursche, bist zwar ein gar unwirsch aussehender Brautwerber, sollst mir aber doch zur Braut verhelfen, und da müssen wir schon gute Freunde mitsammen bleiben.«
Und einen fröhlichen Gruß dem Gefangenen hinüberwinkend, warf er seine Büchse über die Schulter und sprang in flüchtigen Sätzen den ziemlich steilen Abhang der Schlucht hinauf, um die Ansiedlung auf dem geradesten Wege und so rasch als möglich zu erreichen, damit er von dort aus gleich Hülfe herbei holen könne, dem wilden Burschen das Halsband mit der Glocke umzulegen, und ihn dann wieder – hei! wie er springen würde! – frank und frei laufen zu lassen.
So hatten die Männer der Ansiedlung (die sie um ihr doch eine Art Stadtnamen zu geben, Woodville getauft, obgleich sie nur aus drei Häusern und zwei Ställen bestand) den jungen Jägersmann noch nie gesehen. Jubelnd und jauchzend kam er in Suttons Haus gesprungen, umarmte in Ermangelung der Tochter, den alten Sutton selber, und schwatzte eine solche Masse tolles Zeug von Wölfen, Scalpen, Farmen, Glocken, Stricken und Holzhaufen, daß eine Art Gerücht, »Wolfs Ben sei wahnsinnig geworden«, schon wirklich anfing Glauben zu gewinnen.
Nach und nach klärte sich aber die Sache auf, und der alte Sutton erfuhr kaum um was es sich handle, als er auch selber mit fast eben solchem Eifer darauf einging, und jetzt nur bedauerte daß Metcamp den Augenblick nicht gegenwärtig wäre, da er ebenfalls die Nacht im Wald gewesen sei um sein Glück zu versuchen.
»Hallo, jetzt bekommen wir am Ende gar zwei!« lachte der Alte endlich, während er seine Büchse vom Nagel nahm und die Kugeltasche umhing. »Metcamp hatte verdammt gute Aussichten, und scheint seiner Sache ziemlich gewiß zu sein. Nun, das schadete nichts; dann theilt Ihr die Prämie und zwei Wölfe wären am Ende immer noch sicherer als einer. Ist Euerer denn ein Wolf?«
»Ei und solch ein derber Bursche, wie nur je einer ein Kalb zerrissen hat.«
»Vortrefflich, vortrefflich! Nun so kommt, Benjamin, und Du, Scip', kommst gleich mit den andern beiden nach; wo ist's denn? an der Froschquelle sagtet Ihr?« –
»An den Wassern der Froschquelle, etwa sechshundert Schritt von dem scheidenden Bergrücken und gerade da gegenüber wo des »Teufels Kanzel« über den Bach hängt.«
»Nun da könnt Ihr ja gar nicht fehlen – also die Stricke und den Sack – habt Ihr das Halsband, Ben?«
Der junge Mann bejahte es, klingelte mit der kleinen Glocke und schien selber die Zeit nicht erwarten zu können, wo sie wieder aufbrechen würden, seine Siegstrophäen