Название | Anna Karenina, 2. Band |
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Автор произведения | Лев Толстой |
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Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Der kleine Sergey schaute aufmerksam seinen Lehrer an, dessen spärlichen Bart und die Brille, welche sich unter die Kerbe, die auf der Nase war, gesenkt hatte, und versank so tief in Gedanken, daß er nichts mehr von dem hörte, was der Lehrer ihm erklärte. Er hatte erkannt, daß dieser nicht so dachte, wie er gesprochen hatte; er fühlte dies an dem Tone, in welchem es gesagt worden war.
„Aber warum haben sie sich alle verabredet, dies immer in ein und derselben Weise zu äußern, immer so langweilig und so zwecklos? Warum stößt er mich von sich, warum liebt er mich nicht?“ frug er sich betrübt und konnte keine Antwort finden.
27
Nach der Lektion seitens des Lehrers folgte eine Stunde beim Vater. Bis dieser erschien, hatte sich Sergey an den Tisch gesetzt, mit seinem Messerchen spielend, und zu grübeln begonnen. Zu der Zahl der Lieblingsbeschäftigungen Sergeys hatte das Aufsuchen seiner Mutter während des Spazierganges derselben gehört. Er glaubte nicht an den Tod überhaupt, und im besonderen nicht an den ihren, soviel ihm auch Lydia Iwanowna davon gesagt und der Vater es bestätigt hatte, und so suchte er sie, auch nachdem man ihm mitgeteilt hatte, daß sie tot sei, noch immer während der Zeit seiner Ausgänge. Jede vollgebaute, graziöse Dame mit dunklem Haar war seine Mutter. Bei dem Anblick einer solchen Dame regte sich in seiner Seele ein Gefühl der Zärtlichkeit, ein Gefühl, daß er tief Atem holte und die Thränen ihm in die Augen traten, und so wartete er denn, daß sie wieder zu ihm kommen und ihren Schleier aufheben möchte. Ihr Gesicht würde wieder sichtbar werden, sie würde wieder lächeln, ihn umarmen, er würde ihren Duft wahrnehmen, die Zartheit ihrer Hand fühlen und glückselig weinen, wie er schon einmal des Abends ihr zu Füßen gefallen war und sie ihn gestreichelt hatte; er aber hatte gelacht und sie in die weiße beringte Hand gebissen. Später, als er dann zufällig von der Kinderfrau erfuhr, daß die Mutter nicht gestorben sei, und sein Vater und Lydia Iwanowna ihm erklärten, sie sei für ihn tot, weil sie nicht gut gewesen – was er durchaus nicht zu glauben vermochte, da sie ihn ja geliebt hatte – so forschte er noch immer nach ihr und wartete auf sie.
Heute nun im Sommergarten war eine Dame in einem lila Schleier gewesen, welcher er mit stockendem Herzen in der Erwartung, sie wäre es, mit den Blicken gefolgt war, während sie auf dem Wege zu ihnen herankam. Die Dame aber hatte sie nicht erreicht, sondern war abgebogen.
Heute nun fühlte Sergey stärker als je die Regungen dieser Liebe zu ihr und völlig sich selbst vergessend in der Erwartung des Vaters, zerschnitt er den ganzen Rand des Tisches mit dem Messerchen, mit blitzenden Augen vor sich hinblickend und ihrer gedenkend.
„Papa kommt,“ riß ihn Wasiliy Lukitsch aus seiner Träumerei. Sergey sprang auf, eilte auf seinen Vater zu, küßte ihm die Hand, und blickte ihn aufmerksam an, nach Kennzeichen der Freude über den Empfang des Alexander Newskiy-Ordens an ihm suchend.
„Hast du einen hübschen Spaziergang gemacht?“ sagte Aleksey Aleksandrowitsch, sich in seinen Lehnstuhl setzend, ein Exemplar des Alten Testamentes heranziehend und es aufschlagend. Ungeachtet dessen, daß Aleksey Aleksandrowitsch Sergey öfter gesagt hatte, jeder Christ müsse die biblische Geschichte sicher kennen, hatte er sich doch öfter mit Hilfe des Buches verbessern müssen, und Sergey hatte dies bemerkt.
„Ja, es war sehr lustig, Papa,“ sagte er, sich seitwärts auf den Stuhl setzend und ihn schaukelnd – was ihm verboten war.
„Ich habe Nadenka gesehen,“ Nadenka war die bei Lydia Iwanowna zur Erziehung befindliche Nichte, „sie hat mir erzählt, daß man Euch einen neuen Stern verliehen hätte. Freut Ihr Euch auch?“
„Zuerst – schaukle nicht, bitte,“ sagte Aleksey Aleksandrowitsch, „zweitens eine Belohnung ist nicht kostbar, nur die Arbeit dafür. Ich möchte du verständest dies. Wenn du arbeitest und lernst, zum Zwecke, Früchte dafür zu ernten, so wird dir die Arbeit schwer erscheinen; wenn du aber arbeitest“ – sprach Aleksey Aleksandrowitsch, indem er sich vergegenwärtigte, wie er sich nur durch sein Pflichtbewußtsein bei der langweiligen Arbeit des heutigen Morgens, die in dem Unterschreiben von hundertundachtzehn Papieren bestanden, aufrecht erhalten hatte – „indem du die Arbeit selbst liebst, so wirst du für dich selbst darin eine Belohnung finden.“
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