Название | Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten |
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Автор произведения | Frank Rehfeld |
Жанр | |
Серия | |
Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956179129 |
Vor seinem Aufbruch, hatte Maziroc sie angewiesen, in der Stadt einen guten Bekannten von sich aufzusuchen, einen greisen Schriftgelehrten namens Neelis. Bei ihm erkundigten sie sich, ob auch der Magier Therion inzwischen erreicht hätte, was jedoch zumindest zu Miranyas Bedauern nicht der Fall war. Sollte Maziroc nicht noch im Laufe dieser Nacht eintreffen, würden sie die Reise am nächsten Tag in der gleichen wenig unterhaltsamen Zusammenstellung ihrer Gruppe fortsetzen. Noch aber war es nicht so weit.
Für die Nacht kehrten sie in einem Gasthof ein. Trotz ihres eher gegensätzlichen Verhaltens während der Reise hierher waren die Zwerge allgemein als lustiges und geselliges Volk bekannt, das - zumindest solange es unter sich war - einer Feier oder wenigstens einem gemütlichen Umtrunk nie abgeneigt war. Hier jedoch, unter all den vielen Menschen, von denen sie neugierig begafft wurden, fühlten sie sich sichtlich unwohl, weshalb sie sich fast sofort mit einem Vorrat an Wein und Bier in die ihnen zugeteilten Räume zurückzogen. Kurze Zeit später begab sich auch der Gardesoldat zur Ruhe.
Um nicht mit Scruul allein irgendwo sitzen zu müssen, gesellte Miranya sich zu einer Gruppe fahrender Händler, die lachend und trinkend an einem großen Tisch beisammen saßen. Zusammen mit ihr setzte sich auch der Magier zu ihnen, glücklicherweise jedoch ans entgegengesetzte Ende des Tisches.
Es fiel Miranya nicht schwer, mit den Händlern ins Gespräch zu kommen, auch wenn es sich nur um eine belanglose Plauderei handelte. Nachdem sie jedoch gerade dazu in den vergangenen Tagen kaum Gelegenheit gehabt hatte, war ihr das völlig recht. Sie genoss es, sich in Gesellschaft anderer Leute zu befinden, zu lachen und zu scherzen und die Strapazen der letzten Zeit für eine Weile zu vergessen. Auch trank sie mehrere Becher Wein und merkte, wie er ihre Gedanken allmählich auf wohlige Weise zu betäuben begann. Schließlich erreichte sie einen Punkt, ab dem sie sich selbst kaum noch an den Gesprächen beteiligte, sondern sich nur noch entspannt zurücklehnte, den anderen lauschte und alles an sich vorüberziehen ließ.
Es befanden sich nicht mehr allzu viele andere Leute in der Schankstube. Ein Mann, der allein an einem der Tische saß, erweckte vage ihre Aufmerksamkeit, weil er immer wieder in ihre Richtung herüber sah. Obwohl es in der Schankstube behaglich warm war, hatte er seinen Mantel anbehalten und sogar die Kapuze noch hochgeschlagen, sodass nur wenig von seinem Gesicht zu sehen war. Die spitze Nase, der schmale Mund und die beiden vorstehenden Schneidezähne verliehen ihm einen rattenhaften Zug. Sein Blick war stechend und unangenehm.
Anders als Miranya zunächst geglaubt hatte, starrte er jedoch nicht zu ihr herüber. Seine Aufmerksamkeit galt auch nicht den Händlern sondern Scruul. Obwohl der Magier sich möglichst gleichgültig gab, beobachtete sie, wie er im Gegenzug auch auf den Fremden reagierte, indem er ihm durch ein Augenzwinkern und unauffällige Gesten heimlich Zeichen gab.
Kurze Zeit später stand der Rattengesichtige auf und ging auf die Hintertür zu, die zur Latrine hinter dem Haus führte. Wie Miranya erwartet hatte, erhob sich kaum eine halbe Minute später auch Scruul und schlenderte ihm nach.
Sein Verhalten weckte ihr Misstrauen. Es war offensichtlich, dass er den Mann kannte. Hätte er ihn entsprechend begrüßt und einige Worte mit ihm gewechselt, wie man es mit einem alten Bekannten tat, den man durch Zufall wiedertraf, hätte sie sicherlich keinen weiteren Gedanken daran verschwendet. Seine Heimlichtuerei jedoch machte sie stutzig.
Nach kurzem Zögern stand sie ebenfalls auf und folgte den beiden, um herauszufinden, was hier gespielt wurde. Hinter der Tür erstreckte sich ein kurzer Gang, an dessen Ende sich die eigentliche Außentür befand. Als Miranya diese vorsichtig einen Spalt weit geöffnet hatte, hörte sie bereits, wie die beiden Männer sich ein paar Schritte entfernt miteinander unterhielten. Sie sprachen leise, glücklicherweise aber gerade so laut, dass sie das meiste verstehen konnte.
"... müssen wir unseren Plan ändern", sagte Scruul gerade. "Da dieser vertrottelte Ishar allein zu der Zitadelle weitergereist ist, werden wir nicht so leicht erfahren, wo sie liegt. Also müssen wir uns direkt an diesen Kenran'Del halten, wenn er mit ihm zurückkehrt."
"Aber es könnte ziemlich heikel werden, uns mit ihm anzulegen", hörte Miranya eine zweite Stimme, offenbar die des Rattengesichtigen. "Ich habe einige Nachforschungen über ihn angestellt. Es existieren nur wenige Aufzeichnungen über ihn, aber wenn auch nur ein Teil der Legenden um seine Person stimmen, dann dürfte er selbst für uns ein extrem gefährlicher Gegner sein."
Miranya konnte kaum glauben, was sie hörte. Offenbar war sie einem Komplott gewaltigen Ausmaßes auf die Spur gekommen, in das Scruul verstrickt war. Schon als er sich der Reisegruppe angeschlossen hatte, war es ihm anscheinend nur darum gegangen, die genaue Lage der Zitadelle in Erfahrung zu bringen. Dadurch, wie sich alles entwickelt hatte, war diese Absicht jedoch zunächst einmal vereitelt worden.
Sie lächelte grimmig. Nach dem, was sie jetzt gehört hatte, würde sie dafür sorgen, dass auch alle seine weiteren Pläne scheiterten.
"Idiot!", stieß Scruul barsch hervor. "Denkst du, ich hätte mich nicht schon im Vorfeld ebenfalls informiert und das wesentlich gründlicher als du? Nach allem, was ich über diesen Kenran'Del in Erfahrung bringen konnte, verfügt er über eine beachtliche Macht, aber darum geht es uns ja schließlich. Nur dem Dunklen Bund dürfen diese Machtmittel zufallen. Davon abgesehen hat Kenran'Del jedoch die gleichen Schwächen wie die meisten Menschen und auch die Ishar und Vingala, weshalb die Caer-Sharuun ihnen immer überlegen sein werden."
Miranya stockte fast der Atem. Sie spürte, wie vor lauter Aufregung ihre Handflächen feucht wurden, und sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Scruul war nicht einfach nur ein ordensloser Magier, der eigene Ziele verfolgte, er war ein Caer-Sharuun. Der Dunkle Bund war ebenfalls ein Magierorden, der jedoch erst vor zwei oder drei Jahrhunderten aus einem ursprünglich losen Zusammenschluss einiger Magier und Hexen entstanden war. Allerdings waren sie finster und machtgierig und verfolgten völlig andere Ziele als die Ishar und Vingala, weshalb sie von Anfang an in mehr oder weniger offener Feindschaft zu den beiden anderen Orden standen. Die Caer-Sharuun hielten sich selbst für die Zukunft der Menschheit, weshalb sie auf die normalen Menschen nur voller Verachtung herabblickten und sie zu beherrschen trachteten, weil sie diese lediglich einer Sklavenrolle für würdig erachteten.
"Demnach habt Ihr bereits einen neuen Plan?", erkundigte sich der Rattengesichtige.
"Natürlich habe ich den. Ich habe ohnehin nicht damit gerechnet, dass wir einfach in diese Zitadelle hineinmarschieren können, sobald wir erst einmal wissen, wo genau sie liegt. Das Ödland von Sharolan ist groß, aber glaubst du, es hätte sie nicht trotzdem längst irgendjemand im Zeitraum von eintausend Jahren entdeckt, wenn sie nicht entsprechend geschützt wäre? Nein, mir war von Anfang an klar, dass wir diesen Kenran'Del selbst in die Finger bekommen müssen. Seine Schwäche ist seine Hilfsbereitschaft, sein Mitleid für andere, deshalb können wir über eine Geisel Druck auf ihn ausüben."
"Aber er kennt außer diesem Magier niemanden in dieser Zeit. Warum also sollte er auf irgendjemanden Rücksicht nehmen?"
"Weil dies die Art sentimentaler Schwächlinge ist, und wenn das stimmt, was über ihn berichtet wird, dann gilt das auch für Kenran'Del", behauptete Scruul. "Er wird nicht zulassen, dass eine Geisel seinetwegen Schaden erleidet. Am besten eignet sich eine Frau, und zwar nicht irgendeine, sondern diese Vingala, da sie auch Maziroc nahesteht. Ich habe schon während der ganzen Reise versucht, mich mit ihr anzufreunden, um sie leichter in eine Falle locken zu können, doch sie scheint mich nicht besonders gut leiden zu können, oder sie misstraut mir."
"Dann müssen wir sie entführen", stellte der Rattengesichtige fest. "Das dürfte nicht weiter schwer werden. Wir können sie heute Nacht direkt hier im Gasthaus in unsere Gewalt bringen und ..."
Mit einem Ruck wurde die Tür von