Название | Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten |
---|---|
Автор произведения | Frank Rehfeld |
Жанр | |
Серия | |
Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956179129 |
"Das werden wir tun."
"Ihr dürftet etwas mehr als zwei Wochen bis dorthin brauchen, sechzehn, vielleicht siebzehn Tage. Wahrscheinlich werde ich dann schon dort warten. Wenn nicht, dann wartet dort einen weiteren Tag, doch wenn ich bis dahin nicht ebenfalls in Therion eingetroffen bin, vergeuden wir nur kostbare Zeit, wenn sie weiter dort blieben. Deshalb möchte ich Euch bitten, sie in diesem Fall nach Ravenhorst zu bringen."
"Ravenhorst?", wiederholte Barkon. Ein finsterer Schatten schien über sein Gesicht zu gleiten, und Zorn verdunkelte seine Augen. "Glaubt Ihr nicht, dass Ihr jetzt etwas viel verlangt? Ihr wisst, dass kein Zwerg diesen Ort freiwillig jemals wieder betreten wird. Warum gerade Ravenhorst?"
"Weil es die nächste größere Stadt in südlicher Richtung ist, wo sie auf meine Rückkehr warten können, da sie direkt auf unserem Weg liegt. Ich verlange nicht, dass Ihr sie ganz bis dorthin begleitet. Bringt sie nur bis zur großen Handelsstraße, wo ihnen von den Hornmännern keine Gefahr mehr droht, das ist alles, was ich erbitte."
Barkon zögerte einen Moment, dann nickte er widerstrebend.
"Wir werden Euren Wunsch erfüllen", sagte er. "Aber ich hoffe, Ihr vergesst nicht, dass Ihr vom heutigen Tag an tief in der Schuld des Zwergenvolkes steht."
"Wenn ich dank Eurer Hilfe die Zitadelle rechtzeitig erreiche, dann wird bald möglicherweise ganz Arcana tief in Eurer Schuld stehen", erwiderte Maziroc.
"Darauf legen wir keinen keinen großen Wert. Nicht mehr", erklärte Barkon, drehte sich um und ging mit raschen Schritten davon.
Einige Minuten lang herrschte Schweigen, dann begann Scruul plötzlich zu lächeln. "Ach ja, ehe ich es vergesse. Es mag vielleicht nicht ganz passend erscheinen, aber ich wünsche trotzdem allen ein frohes neues Jahr."
In den Todessümpfen
Zwei Tage nachdem sie die Grenze nach Miirn überquert hatten, flachte das Land vor den beiden Reitern allmählich ab, und die Vegetation wurde üppiger. Das Gras war breithalmig und saftig, doch neben einer Vielzahl wild wachsender Blumen gediehen auf den Wiesen immer häufiger auch Schilfpflanzen. Ein deutlicher Hinweis darauf, wie feucht der Boden hier war, eine Vorankündigung der großen Sumpfgebiete, die vor ihnen lagen.
In der folgenden Nacht, dachte Maziroc, würden sie sich bereits einen erhöhten Schlafplatz suchen müssen, um trocken zu bleiben, am besten in einer Baumgabel. Müde blinzelte er in die prasselnden Flammen des Lagerfeuers, ebenso wie Pollus, der junge Gardesoldat, der ihn seit der Flucht aus dem belagerten Gehöft begleitete. Nebeneinander hatten sie auf einem umgestürzten Baumstamm Platz genommen.
Zwei Wochen waren seit dieser Flucht inzwischen verstrichen. Von den Damonen hatten sie seither nichts mehr zu sehen bekommen, nicht einmal kleinere Trupps. Bis in diese Gebiete waren die Invasoren offenbar noch nicht vorgedrungen. Ähnlich wie in den Wochen zuvor unter Eibons Führung waren sie allerdings auch so schnell geritten, wie es ihnen nur möglich war. Entsprechend erschöpft waren sie abends stets gewesen, aber dennoch hatten sie genügend Zeit gefunden, sich ausgiebig zu unterhalten. Dabei hatten sie bemerkt, dass sie sich gut verstanden und zu vielen Themen ähnliche Ansichten besaßen, und im Laufe der beiden Wochen hatten sie sich schließlich angefreundet.
Obwohl er sich dem oft rauen und nicht gerade lustigen Kriegshandwerk verschrieben hatte, war Pollus ein fröhlicher, humorvoller Mensch mit einer optimistischen, lebensbejahenden Einstellung. Er lachte gerne und oft, wovon die trotz seiner jungen Jahre bereits deutlich ausgeprägten Fältchen um seine Mund- und Augenwinkel kündeten, und bei vielen sich bietenden Gelegenheiten fiel ihm ein passender witziger Spruch ein. Vor allem aber mochte er es, abenteuerlichen Geschichten zu lauschen. Maziroc seinerseits hatte bereits viel in seinem Leben gesehen, gehört und selbst erlebt, und er erzählte leidenschaftlich gerne davon, sodass sie sich auch in dieser Hinsicht ausgesprochen gut ergänzten. Wäre ihre Mission nicht so dringend und würde sie zu solcher Eile antreiben, hätten sie nächtelang wie an diesem Abend am Lagerfeuer sitzen können, während Maziroc von seinen Erlebnissen berichtete und Pollus ihm gebannt zuhörte.
"Na ja, und so bin ich damals eben in den Besitz des Skiils gelangt", schloss der Magier seine Geschichte. Nicht alles, was er erzählt hatte, entsprach haargenau der Wahrheit. Er hatte ein paar Gefahren schlichtweg erfunden oder zumindest von einer harmlosen Widrigkeiten zu einer richtigen Bedrohung aufgebläht, und er hatte auch ein paar Gegner zusätzlich eingefügt, um sich selbst besser und heldenhafter dastehen zu lassen und die Geschichte spannender zu machen. Wahrscheinlich ahnte Pollus auch, dass sich nicht alles genau so wie geschildert abgespielt hatte, doch es machte ihm nichts aus. Wie schon an den vorangegangenen Abenden lag auch jetzt in seinen Augen wieder ein verträumter Glanz, der nicht allein vom Widerschein des Lagerfeuers hineingezaubert wurde.
"Eine wunderbare Geschichte", murmelte er. "Wenn ich dir so zuhöre, komme ich immer mehr zu dem Schluss, dass ich mir den falschen Beruf ausgesucht habe. Wie du weißt, stamme ich aus Basla, und wie es in Hafenstädten nun mal so ist, wird gerade dort besonders viel von fremden Ländern und Abenteuern erzählt. Das hat wohl schon früh meine eigene Abenteuerlust geweckt, und deshalb bin ich Soldat geworden. Bei der Stadtwache habe ich zwar gelernt, wie man kämpft, aber außer zu einigen Truppenübungen haben wir die Stadt praktisch nie verlassen."
"Deshalb heißt es wohl auch Stadtwache", entgegnete Maziroc schmunzelnd. "Du hättest du dich besser zur königlichen larquinischen Armee melden sollen. Gerade in der Hauptstadt hättest du dafür beste Chancen gehabt."
"Das habe ich mir überlegt, als ich merkte, dass die Stadtwache eine Sackgasse darstellte. Es wäre kein Problem gewesen, mich zur regulären Armee oder sogar zur königlichen Garde versetzen zu lassen. Aber dann habe ich den noch schwierigeren Weg gewählt. Nur die Besten der Besten werden bei der Garde von Cavillon genommen. Ich habe mich beworben und wie ein Besessener trainiert, und im zweiten Anlauf ist es mir schließlich gelungen, dass ich aufgenommen wurde."
"Aber du bist trotzdem unzufrieden."
"Na ja, ich hatte mir die Aufgabe etwas anders vorgestellt. Abgesehen von einer viel härteren Ausbildung, unterschied sich die Arbeit nicht sehr von der in Basla. Nur fanden die Wachgänge diesmal auf den Mauern von Cavillon statt. Immerhin ein Aufstieg, da diese um einiges höher als die von Basla sind."
Irgendwo nicht weit entfernt erklang das Fauchen eines Tieres. Sie schraken beide zusammen, und Pollus griff instinktiv nach seinem Schwert, aber gleich darauf entspannten sie sich wieder, als der Ruf ein weiteres Mal erklang und sie erkannten, dass es sich nur um einen Brani handelte, einen völlig harmlosen Pflanzenfresser.
Nicht alle ihre Begegnungen während ihrer Reise waren so harmlos gewesen, und deshalb war Maziroc auch äußerst froh, dass er Pollus an seiner Seite hatte. Erst vor drei Tagen waren sie auf eine Panzerechse gestoßen, die zudem auch noch einen äußerst hungrigen Eindruck gemacht hatte. Allein wäre er verloren gewesen, zumal seine Magie ihm gegen das Tier nicht viel genutzt hätte, doch der Gardesoldat hatte sich der Echse todesmutig entgegengeworfen, und es war ihm gelungen, sie davon zu überzeugen, sich besser eine andere Mahlzeit zu suchen. Aus mehreren tiefen Wunden blutend hatte sie sich zur Flucht gewandt.
Zwar hatten sie nur vereinzelt andere Reisende getroffen, doch einige von ihnen hatten einen nicht gerade vertrauenerweckenden Eindruck