Название | Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten |
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Автор произведения | Frank Rehfeld |
Жанр | |
Серия | |
Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956179129 |
Mit einem etwas verlegenen Lächeln löste Pollus seinen Griff. Offenbar schämte er sich bereits für seine Angst vor einem so einfachen Mechanismus, auf dessen Funktionsweise er auch leicht selbst hätte kommen können. Vor allem der Hinweis auf die Lastenzüge, mit denen auch in Cavillon schweres Bau- und Verteidigungsmaterial bewegt wurde, und die ihm deshalb vertraut waren, vermittelte ihm wohl diesen Eindruck.
Dies war jedoch ein Vergleich, der stark hinkte, wie Maziroc immer deutlicher bewusst wurde. Es stellte wirklich eine unglaubliche Leistung der Zwerge dar, wenn sie diesen Schacht vom Fuß des Ashran bis hinauf zum Gipfel durch den gesamten Berg getrieben hatten, selbst wenn natürliche Felsformationen ihnen die Arbeit erleichtert hatten. Allerdings stellte es für ihn immer noch ein Rätsel dar, wie sie eine Kette hatten schmieden können, die einer solchen Belastung standhielt.
Die Lösung darauf erhielt er bereits ziemlich schnell. Fast ohne zu ruckeln und ohne auch nur ein einziges Mal irgendwo anzustoßen glitt die Plattform an den Felswänden vorbei immer höher. Maziroc schätzte, dass sie etwa hundert Meter zurückgelegt haben mussten, als sich die Fahrt verlangsamte. Kurz darauf erweiterte sich der Schacht zu einer größeren Kammer. Hier konnten sie über sich einen Teil der Konstruktion von Winden und Rollen sehen, über die der Transport ermöglicht wurde.
Direkt neben einer gleichartigen Plattform kam die ihre zum Halten, sodass sie nur mit einigen Schritten umzusteigen brauchten, dann setzte sich die Fahrt nach oben fort. Maziroc bemerkte Karis ironisches Lächeln und ärgerte sich über sich selbst, dass er nicht von selbst auf diese einfachste aller Lösungen gekommen war. Schließlich hatte niemand behauptet, dass die Fahrt nach oben ohne Unterbrechungen vonstatten gehen würde. Dennoch war durch das System dieser kleinen Haltepunkte zum Umsteigen gewährleistet, dass sie schnell und mühelos vorankamen.
Es war jedoch nicht nur ein recht bequemer Weg nach Ravenhorst zu gelangen. Auch vom militärischen her barg diese Neuerung gewaltige Vorteile. Es wäre für jeden Angreifer Wahnsinn, die Stadt anzugreifen. Schon die Todessümpfe bargen unzählige Möglichkeiten, ein herannahendes feindliches Heer in Hinterhalte zu locken und schon frühzeitig zu dezimieren. Die schmalen Pfade zum Gipfel des Ashran ließen sich mit nur wenigen Kriegern gegen eine ganze Armee verteidigen, und nun besaßen die Zwerge auch noch die Möglichkeit, ihre Krieger schnell und unbemerkt in die Tiefe zu schicken und einem potentiellen Angreifer so in den Rücken zu fallen. Und dann waren da freilich noch die Drachen ...
Nach menschlichem Ermessen war die Stadt der Zwerge mit Gewalt nicht einzunehmen. Ob dies jedoch auch für die Damonen galt, da war sich Maziroc nicht sicher. Noch wusste er zu wenig über sie. Bei dem Ausbruch aus dem Gehöft hatten die Ungeheuer sich als nicht allzu schreckliche und gefährliche Gegner entpuppt, doch immerhin hatte es sich auch nur um ein kleines Scharmützel gehandelt, und alles war blitzschnell gegangen.
Dennoch schien Ravenhorst auch vor ihnen weitgehend sicher zu sein. Da die Zwerge jedoch dazu neigten, sich von den Angehörigen anderer Völker abzukapseln, würde es schwer sein, von ihnen Unterstützung zu erhalten. Gerade in so einer Krisenzeit mochte es durchaus sein, dass sie lieber alle ihre Krieger hier konzentrierten, um einen eventuellen Angriff auf ihre Heimat zurückzuschlagen, statt sich den Damonen mit den übrigen Völkern zusammen an einem anderen, für sie ungünstigeren Ort zu stellen.
Noch mehrere Male gelangten sie in kleinere, sich gleichende Höhlen, wo sie von einer Plattform auf eine andere wechseln mussten, und jedes Mal hatten sie einen Höhenunterschied von gut hundert Metern überwunden. Ohne das Tageslicht, das an einem dieser Haltepunkte durch einige Fenster hereinfiel, hätte Maziroc vermutlich nicht einmal erkannt, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Abgesehen von dem Licht unterschied sich der Raum kaum von den anderen, nur gab es hier in der Decke keinen Schacht mehr, der noch weiter in die Höhe führte.
Sie verließen das kleine Gebäude. Der Anblick, der sich ihnen nun bot, war Maziroc vertraut, doch wusste er, wie dieser auf jeden wirkte, der Ravenhorst zum ersten Mal betrat. Entsprechend überrascht war Pollus. Wie erstarrt blieb er stehen und blickte sich mit großen Augen um.
Ravenhorst war anders als jede sonstige Stadt Arcanas, schon deshalb, weil sie nicht auf einem bestimmten Platz aus herbeigeschafften Baumaterialien errichtet worden war. Stattdessen hatte man sich die unebene Oberfläche des Gipfelplateaus zunutze gemacht, hatte die zumeist mehrere Meter hohen Felsbuckel ausgehöhlt und sie auf diese Art zu Häusern ausgebaut. So war eine Stadt entstanden, die sich völlig der ursprünglichen Geländeformation angepasst hatte; eine Stadt, die nicht auf einem Felssockel stand, sondern darin erbaut war. Eine Folge davon waren beträchtliche Höhenunterschiede zwischen nahezu jedem einzelnen Haus, und dementsprechend viele Treppen bestimmten das Stadtbild. Dadurch war Ravenhorst zur Stadt mit den mit Abstand meisten Stufen geworden, die Maziroc kannte.
Zumindest war dies früher einmal so gewesen. Das ursprüngliche Ravenhorst hatte Maziroc nie gesehen, denn vor allem in den letzten zwei, drei Jahrhunderten waren die Zwerge immer mehr von ihrer Philosophie abgewichen, zumindest äußerlich alles im ursprünglichen Zustand zu belassen. Nicht zuletzt aus Platzmangel waren sie dazu übergegangen, zunächst vereinzelte Korrekturen an den Felsformationen vorzunehmen, und mittlerweile waren zahlreiche Gebäude um weitere Stockwerke aufgestockt oder sogar soweit verändert worden, dass sie eine völlig neue Form gewonnen hatten.
Wie Maziroc wusste, wurden diese Veränderungen jedoch nicht willkürlich vorgenommen, sondern von Städteplanern entworfen und geprüft. Diese Städteplaner gingen dabei nicht nur nach ökonomischen, sondern in erster Linie nach künstlerischen Gesichtspunkten vor, und genossen beim Zwergenvolk ein hohes Ansehen. Die einzelnen Bereiche der Stadt waren nach völlig unterschiedlichen Gesichtspunkten gestaltet worden, was in der Gesamtheit ein äußerst faszinierendes Bild ergab. Auch waren die Außenseiten nahezu aller Häuser von Künstlern mit aufwendigen Reliefs verziert worden, eine Fertigkeit, die die Zwerge wie kein anderer beherrschten. Zumeist zeigten diese Reliefs und sonstigen Verzierungen bedeutsame Szenen aus der glorreichen Geschichte ihres Volkes.
Durch all diese Eingriffe war Ravenhorst im Laufe der Zeit mehr und mehr zu einer Kunststadt geworden, und das in gleich mehrfacher Hinsicht. Die einstmals natürlichen Formen waren durch künstliche ersetzt worden, wodurch das gesamte Arrangement der Stadt sowohl künstlich wie auch künstlerisch geworden war, ein künstliches Kunstwerk.
Obwohl er bereits mehrfach hier gewesen war, verfehlte der Anblick seine Wirkung auch auf den Magier nicht, zumal sich der Teil der Stadt, den er sehen konnte, seit seinem letzten Besuch vor fast zwei Jahrzehnten bereits wieder beträchtlich verändert hatte.
"Bringt den da in ein Quartier und sorgt dafür, dass er dort bleibt!", befahl Kari und deutete dabei auf Pollus. Ihre Worte zerstörten die Faszination, die die beiden Männer gefangen hatte und riss sie aus ihren Gedanken. "Und was ist mit Euch?", wandte sie sich an Maziroc. "Möchtet Ihr Euch auch erst in einem Quartier ausruhen und ein wenig frisch machen, oder wollt ihr direkt zu unseren Königen sprechen?"
"Da die Angelegenheit, die mich hergeführt hat, so ungeheuer wichtig ist, möchte ich sie Euren Königen lieber so bald wie möglich vortragen", erklärte der Magier.
"Wie ihr wünscht. Dann kommt mit mir", sagte Kari. Während die drei anderen Zwerge Pollus nach links davonführten und auch die Pferde mit sich nahmen, folgte Maziroc ihr die Straße in rechter Richtung entlang, auf ein großes, kuppelförmiges Gebäude zu, den Königspalast. Auf dem Weg dorthin begegneten ihnen zahlreiche andere Zwerge. Neugierig musterten sie Maziroc, einige grüßten ihn auch, obwohl sie ihn nicht persönlich kannten, aber wohl schon von ihm gehört hatten und ihm auf diese Weise ihre Hochachtung ausdrückten wollten.
Aus der Ferne, vom östlichen Ende der Stadt her, war ein gedämpftes Brüllen zu hören, ein Laut, der Maziroc eine Gänsehaut über den Rücken trieb. Es handelte sich um den Ruf eines Drachen. Kraft und ungebändigte Wildheit klangen darin mit. Die Zwergenkrieger galten neben denen der Elben