Название | Das Biest in Dir |
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Автор произведения | Felix Hänisch |
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Серия | |
Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783967525793 |
Darius atmete schwer. Teils vor Erleichterung, dass der Spuk wenigstens für den Moment vorbei war, doch vor allem wegen der Schmerzen, die sich, nun, da seine Aufmerksamkeit nicht mehr einzig und allein Therry galt, wieder in seinem ganzen Körper ausbreiteten.
»Keine Sorge, Nemesta, wir bekommen unsere Rache schon noch. Loës wird sie uns gewiss überlassen, wenn er mit ihnen fertig ist«, sprach der Mann verheißungsvoll und trat einen Schritt auf seine Gesprächspartnerin zu, jedoch nicht bedrohlich, so wie sie es zuvor bei Darius getan hatte, sondern auf die Art und Weise, wie es eine Frau stets nur einem Mann erlaubte. »Vergiss nicht, dass auch ich noch eine Rechnung mit den beiden offen habe. Wenn du dich nur noch ein kleines bisschen geduldest, dann werden wir sie uns teilen. Einen Menschen für dich, einen für mich.«
Wie zum Schein ging Nemesta auf seinen Annäherungsversuch ein und bewegte ihren Kopf auf den seinen zu, nur um ihn im letzten Moment hart bei den Schultern zu packen und von sich zu stoßen.
»Ich bekomme sie beide! Nur dann werde ich mich noch gedulden«, verlangte sie mit fester Stimme, die keinen Widerspruch zuließ und sah mit starrem Blick zu ihrem Gegenüber hinauf. »Ich bin es schließlich auch gewesen, die in der Schlacht von Therry verwundet worden ist, nicht du. Ich will das Miststück langsam in Scheiben schneiden und er soll zusehen.«
Leicht widerwillig schien ihr Gesprächspartner mit dem Kopf zu nicken. Einige Atemzüge lang standen sich die zwei noch gegenüber und sahen einander tief in die Augen. Dann lief die Frau, die er Nemesta genannt hatte, langsam an ihm vorbei und schritt, ohne ihre Gefangenen eines weiteren Blickes zu würdigen, hinter ihm durch die Tür. Auch ihr Gefährte wandte sich zum Gehen und Darius, der wusste, dass der Mann sein Leben und das von Therry nicht gerettet hatte, weil sie ihm etwas bedeuteten, empfand dennoch ein starkes Gefühl der Verbundenheit zu ihm.
»Ich danke dir.« Beinahe ohne sein Zutun verließen die Worte seinen Mund und schon im nächsten Augenblick kam er sich verlogen dabei vor. Zum ersten Mal sah der Fremde ihn an. Sein Gesicht war mindestens ebenso hasserfüllt wie das von Nemesta. Aber das war es nicht, was Darius innerlich wie äußerlich zusammenzucken ließ. Die Züge des Mannes waren ihm wohlbekannt. Auch wenn sich die langen Gesichter, die schwarzen Augen und stets arrogant wirkenden Mienen dieses Volkes alle ähnelten, so würde Darius dieses Antlitz niemals vergessen.
»Saparin!«, entfuhr ihm unwillkürlich der Name des Priesters, dessen Leiche Therry und er damals im Tempel von Loës zurückgelassen hatten.
»Wage nie wieder das Wort an mich zu richten«, presste der Angesprochene gezwungen zwischen den Zähnen hervor und Darius konnte sehen, dass er nichts lieber getan hätte, als sich gleich hier und jetzt bei ihnen für die damals zugefügte Schmach zu revanchieren.
»Aber ... du ... du bist tot ... Therry hat dich umgebracht.« Fassungslos schaute der junge Mann zu dem Alben auf. Mit eigenen Augen hatte er sich nach seinem Kampf gegen dessen Bruder davon überzeugt, dass Therry ihm ein Messer bis zum Griff in die Brust getrieben hatte und er in einer sich stetig ausbreitenden Lache seines eigenen Blutes auf dem Boden lag. Der Schock über Saparins plötzliche Wiederauferstehung ließ ihn sogar für einen Moment die Sorgen um seine Gefährtin vergessen.
Angeekelt durch die Beulen und Wunden, welche jede freie Stelle des Halbmenschen bedeckten und die Kruste aus geronnenem Blut und Rotz, die sein Gesicht überzog, steigerte sich Saparins Wut sogar noch. Als Darius schließlich erneut den Mund öffnete, um stotternd seinem Unglauben Ausdruck zu verleihen, konnte der Halbgott, trotz seiner eben gehaltenen Predigt, nicht länger an sich halten. Mit voller Wucht schlug er seine Faust zielgenau auf die Kinnspitze seines Gefangenen. Von Hass getrieben war der Angriff stärker als er es beabsichtigt hatte und er konnte spüren, wie der Kiefer des Mannes unter seinen Faustknöcheln brach.
Angewidert wischte er sich die Rechte an einem Taschentuch ab, während er verärgert über seine fehlende Selbstbeherrschung auf den reglosen Körper vor sich herabsah. Für einen Moment stieg Panik in ihm auf, doch schon kurz darauf erkannte er, dass sich Darius’ Brust langsam wieder hob und senkte.
»Stirb mir jetzt bloß nicht weg«, sprach Saparin dumpf in das Halbdunkel des Raumes. Einen Lidschlag später wandte er sich ab und folge Nemesta durch die Tür.
Die Früchte des Sieges
Mit weit ausgreifenden Schritten marschierte Saparin den schmalen Gang entlang. Die Worte des Menschen hatten ihn aufgewühlt und die Beherrschung verlieren lassen. Nemesta durfte das nicht erfahren, nicht nach der Standpauke, die er ihr gehalten hatte. Doch als Darius, den er sich absichtlich bemüht hatte nicht anzusehen, das Wort an ihn gerichtet hatte, war sein Zorn einfach mit ihm durchgegangen.
Ein sanftes Lächeln umspielte Saparins Züge, als er, immer drei Stufen mit einmal nehmend, die schmale Wendeltreppe aus den Kerkern hinaufstieg. Eigentlich konnte er Nemesta ihre Rache nicht verübeln, da er selbst eine gewisse Befriedigung verspürt hatte als er sah wie sie Therry das Auge zerstochen hatte.
»Genau wie bei Pahrafin«, murmelte Saparin unwillkürlich vor sich hin, als er den oberirdischen Bereich Eichenburghs betrat. Dunkelheit hatte sich über das gesamte Östliche Reich gelegt. Erhellt nur von den Bränden der elfischen Behausungen und durchbrochen von den Siegesgesängen der Zwerge.
Auch sein Bruder war, bevor sie ihn hingerichtet hatten, aufs Schrecklichste gefoltert worden und auch ihm hatten die beiden Iatas eines seiner Augen genommen. Saparin konnte sich noch gut daran erinnern, wie er ihn, vor kaum mehr als einem Mond, in ihrer Heimat, dem Albewald, gefunden hatte. Die Schmerzen, welche sein älterer Bruder durchlitten hatte, bevor sein Leben mit einem Schwertstich beendet worden war, mussten unerträglich gewesen sein.
»Doch seid euch gewiss, dass die euren noch tausendmal schlimmer sein werden, sobald Gott Loës erst mit euch fertig ist.« Wieder hatte der Alb die letzten Worte unbedacht vor sich hingeflüstert, als im selben Augenblick auch schon einer seiner Offiziere schattengleich neben ihm aus dem Boden wuchs.
»Sagtet Ihr etwas, Durchlaucht?« Saparin sah den Mann kurz an und schüttelte dann beiläufig den Kopf. Einen Lidschlag später, als dieser sich unter einer höflichen Verbeugung wieder entfernen wollte, hielt er ihn jedoch am Arm fest.
»Warte, Peilnhin. Lass rasch nach einem Heilkundigen schicken und bring ihn hinunter in die Folterkammer, wo die beiden Biester gefangen sind. Er soll sich um ihre Verletzungen kümmern und ihre Schmerzen lindern. Schließlich dürfen sie vor lauter Qualen nicht den Verstand verlieren ... Zumindest noch nicht.« Der Blick des Halbgottes ging ein wenig ins Leere, während ihm die letzten Worte kaum vernehmlich über die Lippen traten.
Einen Augenblick später fuhr er in gewohnt befehlsmäßigem Ton fort: »Anschließend schickst du jemanden, der dein Vertrauen genießt, hinüber nach Urgolind, auf das er einen sicheren Raum suche und dort reichlich Ketten platziere. Danach bringst du, zusammen mit den verschwiegensten deiner Leute, die Uèknoos, Darius und Therry, durch den Wald hinauf in die Baumfestung. Aber achte darauf, dass weder die plündernden Zwerge noch sonst irgendjemand ihre Verlegung mitbekommt. Ich mache dich persönlich für das Überleben der beiden Halbmenschen verantwortlich, Peilnhin. Es wäre also besser, wenn du deine Aufgabe ernst nimmst.«
»Selbstverständlich, Durchlaucht«, nickte der hochgewachsene Alb dienstbeflissen und hielt sich zum Zeichen seiner Ergebenheit die Hände sittsam ineinander gefaltet vor den Bauch.
»Ach ja, noch etwas. Hast du gesehen, wo Nemesta hingegangen ist?« Saparin versuchte seine Stimme möglichst beiläufig klingen zu lassen, obwohl er seinem Gegenüber keine Rechenschaft schuldig war und es ihm egal sein konnte, was dieser von ihm dachte.
»Lady Nemesta hat das Gefängnis soeben verlassen. Ich glaube, sie ist in Richtung der Hütten gelaufen.« Saparin nickte knapp zum Zeichen, dass der Krieger sich entfernen durfte. Anschließend machte er sich ebenfalls daran, Eichenburgh zu verlassen.
Die langgezogenen, tristen Gänge, die so gar nicht zu den sonst so offenherzigen und weitläufigen Bauwerken der Elfen passen wollten, erweckten in ihm auf makabere Art das Gefühl, wieder im Tempel von