Zahlensprache. Monika Maria Martin

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Название Zahlensprache
Автор произведения Monika Maria Martin
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991313052



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zu einer Antwort führen. Jeder Schritt ist motiviert durch 1 + 2 = 3 und führt in die Richtung von 2 + 1 = 3. Die eine 3 ist so lange unbewusster Antrieb, bis die andere 3 eine ultimative Antwort gibt.

      Die Welt der 2 x 2 = 4 ist dazu da, dass Widersprüchliches sich begegnet in allen nur möglichen Varianten. Aber der Grund für die Existenz der 2 ist nicht diese 2, sie reduziert sich nicht auf den Selbstzweck. Ihr Ziel ist die 3 als Summe von 2 und 1 und gemeinsam bilden sie etwas Neues.

      Das Schriftbild der 1, die Aleph, ist die Abbildung eines Grundsatzes, der dieser Welt der 2 zugrunde liegt. Die Aleph zeigt, dass in der 1 bereits als Prinzip vorhanden ist, was über die 2 in Erscheinung tritt. Sie trägt in sich das Konstruktionsmuster für die Dualität und bringt damit zum Ausdruck, dass in der 1 bereits alles vorliegt, was über die 2 erfahrbare Realität wird. Die materielle Existenz ist die Umsetzung von abstrakten Prinzipien.

      Die Grundidee der 2 ist in der 1 als abstraktes Prinzip angelegt. In der 2 x 2 = 4, in der Welt der Materie, wird dieses Prinzip erfahrbar. Die 2 als Grundidee begegnet sich selbst als gelebte Praxis in einer Welt der Materie, die von Dualität bestimmt ist. Die Selbstbegegnung einer Zahl veranschaulicht die Umsetzung eines abstrakten Prinzips in die Praxis. Das gilt grundsätzlich für jede Zahl, die auf die 2 folgt. Damit zeigt sich, dass Materie und physisches Leben auf Gesetzmäßigkeiten basieren, die in der 1 bereits vorbereitet sind.

      Diese Gesetzmäßigkeiten entfalten sich von selbst und bringen sich zum Ausdruck in einer immensen Vielfalt, die das irdische Dasein in jeder Hinsicht prägt. Mit der Welt der 400 ist diese Vielfalt in ihrer gesamten Komplexität gemeint. Über die Grenzen der 400 hinauszugehen bedeutet, Einsicht zu gewinnen in deren hintergründige Gesetzmäßigkeiten.

      Die Selbstbegegnung von 2 x 2 geschieht in einem 3-dimensionalen Raum, in dem der Mensch als bewusstes Wesen existiert und ausgerichtet ist auf Selbst-Erkenntnis. 10 x 10 ist Ausdruck dieser Selbst-Erkenntnis und als Prinzip bereits in der Aleph sichtbar. Im Bewusstsein bleibt der Mensch 2-dimensional, solange Prinzipien für ihn unerkannt bleiben. Eine Grundidee als solche zu erfassen, verlangt eine zusätzliche Dimension im Denken und Wahrhaben. Sie hebt den Menschen in eine Position des Überblicks und gewährt ihm einen Blick auf Zusammenhänge, in die er bisher unbewusst eingebunden war. Sein Denken wird mit dieser neuen Perspektive 3-dimensional und erreicht in der 3-dimensionalen Welt ein Maximum.

      2 wird zu 3, sobald der Mensch erfasst, dass 2 nur in die Entfaltung bringt, was 1 als Anlage zur Verfügung stellt. 2 + 1 = 3 ist die ultimative Antwort auf alle Fragen, die 1 + 2 = 3 stellt. Jede Zahl für sich zeigt diese Antwort als Kubikzahl. Aus 2 x 2 = 4 wird 2 x 2 x 2 = 8 und bringt eine veränderte Sichtweise auf alles Materielle zum Ausdruck. Der Mensch, der sich selbst als Umsetzung der Grundidee 10 x 10 wahrnimmt, fügt diesem Prinzip eine weitere 10 hinzu und komplettiert es zu 10 x 10 x 10 = 1000.

      Die Zahl 3 erscheint in der christlichen Terminologie in Zusammenhang mit der Dreifaltigkeit Gottes. Diese Dreifaltigkeit beschreibt als Variante von 1 + 2 = 3, worauf das Leben des Menschen hinausläuft: Gott Vater – 1 – sendet seinen Sohn – 2 – auf die Erde und die Verbindung zwischen Dies- und Jenseits, zwischen 2 + 1, stellt der Heilige Geist – 3 – dar. Sein Symbol ist die weiße Taube: Die weiße Farbe vereint alle anderen Farben in sich, ebenso wie 1 in allen Zahlen und alle Zahlen in 1 enthalten sind; die Taube fliegt mit einer Nachricht hinaus in die Welt und kehrt verlässlich wieder in ihre Heimat zurück.

      Lange Zeit, die Überlieferung symbolisiert sie mit 400 Jahren, wirkt der Heilige Geist unerkannt im Leben des Menschen. Zu Pfingsten, am 50. Tag, wenn der Mensch sich als 10 in der Welt der 40 erkennt, nimmt er dieses Wirken des Heiligen Geistes im eigenen Leben bewusst wahr. Im Irdischen das Wirken von etwas Geistigem zu erkennen ist heil-ig, es macht den Menschen heil.

      Diese Art von Heilen ist auch gemeint, wenn im Neuen Testament von den Heilungen durch Jesus die Rede ist. Sie haben nichts zu tun mit magischen Techniken, die Jenseitiges für das Diesseitige benutzen wollen. Damit wird Gott vertrieben, wie das Alte Wissen sagt, und es versteht die Heilungen durch Jesus als äußere Bilder für ein inneres Geschehen.

      Jesus hat als Mensch die 3 verkörpert, er hat in der Welt der Dualität gelebt und sich als Sohn Gottes bezeichnet, er war sich seiner Existenz als 2 und gleichzeitig als 1 bewusst. Der Glaube an diese Verbindung von 2 + 1 in menschlicher Gestalt, personifiziert durch Jesus, bringt ein Heil-Sein im Sinne von Ganz-Werden. Die 3 symbolisiert dieses Ganz-Werden. Es ist damit ein Erlöst-Werden gemeint von einem Denken und Wahrhaben, das auf die begrenzte und widersprüchliche Welt der Dualität reduziert ist. Die 3 geht über diese 2 hinaus und verbindet sie mit der 1. Das hebräische „choleh“ bedeutet „krank“, und „chol“ wird übersetzt mit „normal, allgemein“. Das Alte Wissen sieht eine Verbindung zwischen dem Begriff „krank“ und der „normalen“ Welt der 2; diese Welt wird „heil“ durch die Verbindung mit der 1, dem Absoluten.

      Der Sohn als „Heil-and“ weiß, dass er als 3 die menschliche 2 verkörpert und gleichzeitig die 1 mit dem Vater gemeinsam hat. Die Bibel zitiert ihn mit den Worten „ich und der Vater sind eins“. Dieser Sohn weiß, die 1 des Vaters ist viel größer als er selbst, aber er als 10 ist Teil davon. Sein Bewusstsein erfasst, was die 1 über das Schriftbild der Aleph zeigt: Die 10 ist in der 1 enthalten. Es nimmt wahr, als menschliche 10 der 1 zu gleichen und ein Teil davon zu sein. Die biblische Schöpfungsgeschichte lässt wissen, dass der Mensch im Bild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde und der Sohn Gottes ist sich dessen bewusst. Die Grundlage seiner Existenz ist das Wissen: Ich und der Vater sind 1, ohne ihn kann ich nichts tun. Er tut durch mich.

      Dieser Heiland erlöst die Welt der 2, indem er sie immer wieder und unermüdlich auf die 1 verweist. Er weiß, das Leiden in dieser Welt der Dualität findet sein Ende, wenn die Sichtweise stirbt, die sich auf diese Welt des Kreuzes, der 400, reduziert. Dann geht die 2 über ihre bisherigen Grenzen hinaus und verbindet sich mit 1 zu 3.

      Diese 3 hat ihre Entsprechung in der Bezeichnung als Heiliger Geist und ist zugleich das Prinzip der Auferstehung. Für die Verbindung von Himmel und Erde gibt es in den Heiligen Schriften verschiedene Darstellungen, die ein und dasselbe Geschehen beschreiben und das auch in der einfachen Formel 2 + 1 = 3 zum Ausdruck kommt. Solche Bilder und Erzählungen schildern nicht so sehr historische Ereignisse, sondern in erster Linie einen Prozess in jedem einzelnen menschlichen Bewusstsein.

      Aus der Perspektive von Zahlen stellen sich Begriffe der Bibel in einem ganz neuen Zusammenhang dar. Sie werfen einen ungewohnten Blick auf Erzählungen und Gleichnisse und eröffnen dem Verstehen einen bisher verschlossenen Raum. Altes und Neues Testament können auf dieser Basis als Beschreibungen des menschlichen Lebens verstanden werden. Religiöse Begriffe werden damit nicht mehr nur ins Außen projiziert, auf lange zurückliegende Ereignisse in alten Zeiten und vergangenen Kulturen. Das Bild eines fernen Gottes irgendwo im Himmel oder die Vorstellung von helfenden geistigen Wesen finden allmählich auch im eigenen Ich ihre Entsprechung.

      Religiöse Begriffe sind mit traditionellen Vorstellungen verbunden, die sich über Generationen und Jahrhunderte tief eingeprägt haben. Sie bilden für den gläubigen Menschen eine unerschütterliche Basis. Auf einem ebenso soliden Fundament steht auf der anderen Seite die Weltanschauung des wissenschaftlichen Denkers, dessen Erkenntnisse ausschließlich auf rationaler Logik und empirischer Nachvollziehbarkeit beruhen. Für den Wissenschaftler stellt es eine Provokation dar, dass Zahlen auch eine qualitative Aussagekraft besitzen sollen. Ebenso ist es für den Gläubigen ein Sakrileg, religiöse Inhalte auf die qualitative Aussage von Zahlen zu komprimieren.

      Beide Standpunkte sind nachvollziehbar. Und beide Standpunkte bilden ab, wie die Wahrnehmung innerhalb der Dualität funktioniert, nämlich in polaren Extremen. Die Sprache der Zahlen, die beide gleichermaßen herausfordert, ist eigentlich das große „und“, das beide verbindet.

      Glaubenssymbole in direkten Zusammenhang mit dem eigenen menschlichen Sein zu bringen, mag ketzerisch, überheblich oder pathetisch klingen. Aber eigentlich beschreiben die Begriffe der christlichen Terminologie Bewusstseinsphasen und es ist legitim, diesen Bezeichnungen ihren Pathos zu nehmen, die Distanz zu ihnen zu überwinden und sie ins Leben zu holen. Das ist sehr ungewohnt und lange Zeit scheut sich der Mensch davor, diese Hemmschwelle zu übertreten. Sie baut sich auf aus tief eingeprägten religiösen und persönlichen Denkmustern.