Название | Angst im Systemwechsel - Die Psychologie der Coronazeit |
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Автор произведения | Jürgen Wächter |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991311676 |
49 A. A. 2020zzzq.
50 GRIMM & GRIMM 1812.
51 MASLOW 1943, 1954.
52 Siehe dazu TAORMINA & GAO 2013; WAHBA & BRIDWELL 1976.
53 BALLMANN 1978.
54 ERHARD 1957.
55 MEADOWS et al. 1972.
56 STERN 1979.
57 MAYER 1990.
58 FUKUYAMA 1992b.
59 HEGELICH et al. 2011; KINDLER et al. 2004; HÜTHER & SCHARNAGEL 2005.
60 Das erfolgt dann nicht, wenn die Grundbedürfnisse so dermaßen schlecht gedeckt sind, dass man nur noch damit beschäftigt ist, nach Essen zu suchen, wie es beispielweise in manchen Entwicklungsländern der Fall ist.
61 BOER & SANDERS 2004.
62 Mitgeteilt von Josef Rieger.
63 MÜLLER 2020.
64 A. A. 2020zzzn.
65 A. A. 2020zzzp.
66 Mitteilung von Josef Rieger, Heilbronn.
67 Mitteilung von Josef Rieger, Heilbronn.
68 Mitteilung von Josef Rieger, Heilbronn.
4. Die vier Grundformen der sozialen Ängste
„Faulheit und Feigheit sind die Ursachen,
warum ein so großer Teil der Menschen,
nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen,
dennoch gern zeitlebens unmündig bleiben und warum es anderen so leicht wird,
sich zu deren Vormündern aufzuwerfen.
Es ist so bequem, unmündig zu sein.“
Immanuel Kant, deutscher Philosoph (1724–1804).
„Es gibt Augenblicke, in denen in unserem Leben Widrigkeiten auftauchen,
die wir nicht verhindern können. Doch alles hat seinen Grund.
Erst nachträglich begreifen wir, warum es sie gegeben hat.“
Paulo Coelho, brasilianischer Schriftsteller und Philosoph (*1947).
Unser Unterbewusstsein bewertet Menschen in weniger als einer Sekunde als angenehm oder unangenehm. Erst wenn wir länger in Kontakt stehen, folgt eine differenziertere Sicht. Allerdings nicht immer. Denn viele Menschen laufen stets mit einer Art Mundschutz herum, schon lange vor Corona. Sie bauen eine Maske um sich auf, sagen nicht, was sie denken, und verhalten sich so, dass ihr wahres Innere möglichst nicht nach außen gelangt. Für sie ist die Maske gar nicht so eine Belastung. Sie sind es gewohnt, ihr Ich nicht zu zeigen. Da ist eine Stoffmaske nur eine andere Form ihrer psychischen Maske, die sie sowieso fast nie ablegen. Unter ihnen können sie sich nun besonders gut verstecken. Das Ich dieser Menschen ist noch nicht zur Entfaltung gekommen, sie sind weder in der Liebe zu sich noch zu anderen angelangt.
So eine psychologische Maske kostet allerdings fortwährend Energie, Energie, die in Krisenzeiten nicht mehr zur Verfügung steht. Unter unseren Freunden, Bekannten und Nachbarn verhalten sich in Coronazeiten daher manche plötzlich anders, als wir es erwartet hätten. Manche zeigen ungeahnte Stärke, doch viele reagieren mit Angstsymptomen, alle wirken echter. Nun zeigt sich, wer sie wirklich sind. Selbstbewusste Menschen mit eigener Ich-Stärke oder in Ängsten verfangene Individuen, die den nächsten Schritt ihrer geistigen Entwicklung noch nicht schaffen. Altbundeskanzler Helmut Schmidt sagte schon: „In der Krise beweist sich der Charakter.“ Recht hatte er.
Charakter ist eine sehr stabile Eigenschaft des Menschen. Erforscht wird er in der Persönlichkeitspsychologie. Schon der griechische Arzt Hippokrates sprach im 4. Jahrhundert v. Chr. von den vier Persönlichkeitstypen, dem aufbrausenden Choleriker, dem langsamen Phlegmatiker, dem besorgt pessimistischen Melancholiker und dem eher sorglosen Sanguiniker. Diese Typen leben heute noch fort, etwa in den Persönlichkeitsdimensionen des deutsch-britischen Psychologen Hans Jürgen Eysenck.69 In der Psychologie gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Ansätzen, Persönlichkeiten gliedern und ermitteln zu können. C. G. Jung sah acht Persönlichkeitstypen, die er jeweils noch nach extra- und introvertiert aufteilte, das Modell von Myers-Briggs nimmt vier Persönlichkeitsdimensionen an, die miteinander kombiniert werden können, und das Big-Five-Modell unterscheidet nach den Aspekten Neurotizismus, Extravertiertheit, Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit.70
Der Psychoanalytiker Fritz Riemann veröffentlichte 1961 sein bahnbrechendes Werk „Grundformen der Angst“.71 Vier Formen sind danach so dominant, dass sie vier typische Persönlichkeiten hervorbringen. Riemann schrieb: „So vielfältig … das Phänomen Angst bei verschiedenen Menschen ist, … geht es bei genauerem Hinsehen doch immer wieder um Varianten ganz bestimmter Ängste, die ich deshalb als ‚Grundformen der Angst‘ bezeichnen und beschreiben möchte. Alle überhaupt möglichen Ängste haben mit diesen Grundformen der Angst zu tun.“72 Tatsächlich geht es bei diesen vier Formen eher um die sozialen Ängste.
Schauen wir uns diese vier Riemannschen Grundformen im Folgenden einmal an; es sind die Zwanghafte Persönlichkeit, die Histrionische, die Depressive und die Schizoide Persönlichkeit, wobei jeweils zwei in einem gewissen Gegensatz zueinander stehen.
Die vier Persönlichkeiten nach Riemann
4.1 Die Zwanghafte Persönlichkeit
„Gehorsam heißt die Tugend, um die der Niedre sich bewerben darf.“
Friedrich von Schiller (1759–1805).73
„Der Mangel an Urteilskraft ist eigentlich das, was man Dummheit nennt,
und einem solchen Gebrechen ist gar nicht abzuhelfen.“
Immanuel Kant.
Die Zwanghafte Persönlichkeit ist für Deutschland geradezu typisch. Dieser biedere Ordnungsmensch möchte Stabilität und Verlässlichkeit, Regeln und Normen, Gesetz und Befehl. Anordnungen gehorcht er peinlichst genau. „Er versucht, das Leben in Schemata und Regeln zu zwingen“74, liebt pedantische Ordentlichkeit, ist pünktlich und versteht, nirgends anzuecken.
„Der zwanghafte Mensch kann es schwer annehmen, dass es im Bereich