Revenge. Sari Eis

Читать онлайн.
Название Revenge
Автор произведения Sari Eis
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748533337



Скачать книгу

mir! Du hast Respekt zu zeigen und Befehle zu befolgen, ist das klar!“

      Der Welpe starrte den großen Mann nur mit aufgerissenen Augen an.

      Dawer ließ ihn los und erhob sich. „Steh auf und steig auf das Pferd.“

      Lysján rührte sich nicht.

      „Steh auf, verfluchter Bastard!“ Erneut ging er in die Knie, packte Lysjáns Hemd und zog ihn ohne Mühe hoch. Dem Jungen lief das Blut aus der Nase und seine Augen waren tränenfeucht. Ohne ein weiteres Wort hievte Dawer ihn auf das Pferd und drückte ihm die Zügel in die Hand. „Du reitest vor mir! Die ganze Zeit! Ich will dich im Blick haben! Verstanden?!“

      Nun nickte der Welpe, den Blick auf seine Hände gesenkt.

      Dawer saß wieder auf und trieb sein Pferd an. „Folgt mir, Männer. Lys? Vorwärts ans Ende vom Trupp!“

      Der Kleine ließ sein Pferd laufen und die anderen folgten.

      Thrace schloss zu Dawer auf. „Musste das sein?“

      „Was denn?“, brummte ihr Anführer, noch immer grimmig.

      „Er will nicht hier sein.“

      „Er muss. Ich hab’s mir auch nicht ausgesucht, ihn an der Backe zu haben.“

      „Aber musstest du ihn schlagen?“

      Dawer wandte den Blick zu Thrace. „Was wird das denn? Hast du deine Ausbildung vergessen?“

      Thrace schüttelte den Kopf. Das hatte er nicht und das würde er auch nie.

      Er war relativ jung gewesen, als er beschlossen hatte, sich der Armee des Landes Kahár anzuschließen. In Thrace’ Heimat, dem Südkontinent Ilhár, hatte er keine Möglichkeit gehabt, das Kämpfen zu lernen. Er hatte die Wahl gehabt zwischen Magie und Forschung. Er hatte Magie gewählt und ein Talent für Verteidigungszauber entwickelt.

      Allerdings brauchte man dieses Können eher selten auf Ilhár, denn dort herrschte stets Frieden. Das war keineswegs Zufall. Die Elfen, Ilhárs Volk, schirmten das komplette Land mit Magie ab. Es gab kein raus- oder reinkommen, ohne dass es jemand erfuhr. Thrace hätte sich dieser Abwehrmacht, wenn man es so nennen wollte, anschließen können. Doch was hätte er dann zu tun gehabt?

      Alles was sie taten, waren die Schutzzauber, um die große Insel zu prüfen und ab und an zu erneuern oder zu tauschen. Das war, wie er fand, der langweiligste Beruf überhaupt. Deshalb war er zum Hauptkontinent Kahár übergesetzt und hatte sich dessen Streitmacht angeschlossen.

      Er war einer von wenigen Elfen bisher gewesen und die Menschen taten sich noch immer sehr schwer mit seinem Volk. Bis auf wenige Ausnahmen, wie die Männer um ihn herum. Wobei zwei von denen ja zu seinem eigenen Volk gehörten.

      Thrace hatte sich bei der Streitmacht damals als Schutzmagier beworben und war auch als solcher aufgenommen worden. Doch schnell hatte sich herausgestellt, dass seine Fähigkeiten nicht wirklich gefragt waren. Es gab Menschenmagier, die es ebenso beherrschten und die wurden bevorzugt, egal wie gut Thrace’ eigene Leistung auch war.

      Also hatte er auch mit anderen Waffen, als nur seinem Bogen trainieren müssen, und war dabei immer unzufriedener geworden, denn die Männer hatten ihn mehr als Übungsobjekt gesehen, denn als gleichwertigen Mitstreiter.

      Er wäre noch immer dort und noch immer unzufrieden, wenn Océan nicht aufgetaucht wäre und ihm von den Söldnern erzählt hätte. Auch hier war Thrace skeptisch gewesen, denn deren Anführer, Dawer, war ebenfalls ein Mensch. Doch der große Mann hatte ihn wohlwollend aufgenommen und hier, in dieser kleinen Gruppe von Kämpfern, hatte Thrace endlich die Aufgabe, die ihm am meisten Spaß machte. Verteidigung und Schutz mit Magie im Kampf.

      Nun schaute er zum Welpen nach vorn und verengte die Augen. „Was willst du Dacré sagen, wenn du den Kleinen gehen lässt?“

      Dawer hob die Schultern. „Nichts. Dacré wird ihn entweder zusammenstauchen oder von der Burg jagen, wenn er jetzt schon wieder auftaucht.“

      „Willst du ihn denn einfach gehen lassen?“

      „Was soll ich denn tun? Ich kann ihn nicht an mich ketten. Das will ich auch gar nicht. Wäre er für diesen Auftrag nicht gebucht, hätte ich ihn ziehen lassen. Aber wir haben einen Ruf zu verlieren. Was er dann macht ...“ Erneut hob der große Mann die Schultern. „Soll er sich ein Stück Stoff zum Besticken suchen, wenn er meint, Talent dafür zu besitzen.“

      „Er wird seine Freundin nicht heiraten dürfen.“

      „Nicht mein Problem.“

      Sie waren am Ende des Zugs angekommen, hielten ihre Pferde an und jeder überprüfte ein letztes Mal, ob er auch alles hatte und ob auch alles in Ordnung war. Nur Lysján nicht. Er saß stur im Sattel und starrte auf seine Hände.

      Thrace ritt neben ihn, reichte ihm ein Tuch, beugte sich zu ihm, legte seine Hand an Lys’ Wange und sprach einen kurzen Heilzauber, der die Blutung stillen sollte, dann meinte er: „Wisch dir das Blut ab und sieh zu, dass du auf andere Gedanken kommst. Es ist nur noch dieser Auftrag.“

      Der Kleine wischte das Blut weg und nickte. „Danke.“

      Thrace klopfte Lysjáns Pferd auf den Hals und ließ sich zu den anderen zurückfallen, als der Marsch sich schließlich in Bewegung setzte. Er hoffte, der Kleine würde in der Schlacht keine Behinderung werden.

      Sie ritten lange und machten keine großen Pausen. Wenn das Heer anhielt, hatten sie gerade genug Zeit, die Pferde zu versorgen und ein wenig zu schlafen. Kommandant Welsh war bekannt für seine harte Führung, und das spürte auch jeder in der Truppe.

      „Jetzt ein kleines Bisschen Zerstreuung“, stöhnte Dawer neben Thrace. Sie standen gerade bei den Pferden und prüften die Riemen und Schnallen, bevor es weiterging.

      Thrace verkniff sich ein Augenrollen. „Was tust du, wenn wir wiederkommen, und sie ist weg?“

      Dawer zuckte mit den Schultern. „Hoffen, dass sie nur in der nächsten Stadt ist. Elf, das Mädchen ist mit Abstand eine der besten. Ich muss zugeben, dass du mir ein bisschen leidtust.“

      „Arschloch.“

      Dawer lachte. „Ach komm. Soll ich mal ein gutes Wort für dich einlegen?“, scherzte er, doch es kam überhaupt nicht an.

      Thrace schwieg.

      „Es liegt einzig an deinem Auftreten.“ Océan kam rüber und klopfte Thrace’ Pferd auf den Hals. „Du hast es dir nur verdorben, weil du so verwahrlost vor ihr gestanden hast. Das Mädchen hat Klasse und du ...“ Sein Freund musterte ihn von oben bis unten. „Na ja.“

      „Vielleicht kann ich sie überreden, sich irgendwo in der Nähe von Fellwart niederzulassen“, warf Dawer nachdenklich ein. „Sie kommt auch aus dem Süden. Obwohl ...“

      Bei Dawers letztem Wort horchten beide Elfen auf.

      „Obwohl?“, hakte Océan nach, bevor Thrace es tun konnte.

      Dawers Blick zeigte Unbehagen, als er die beiden ansah. „Sie kommt aus Helven“, setzte er sie in Kenntnis und wandte den Blick wieder ab. Er wirkte tatsächlich leicht gequält.

      Océan zischte und Thrace blies die Wangen auf. Das war hart. Sie waren alle dabei gewesen, als Helven niedergebrannt worden war. Sie hatten die Schreie gehört und sie hatten hilflos daneben stehen und zusehen müssen, wie alles geschehen war.

      „War sie in der Stadt?“, wollte Océan bekümmert wissen.

      „Ich glaube nicht. Sie war anscheinend damals schon Hure und meinte, sie hat es nur gesehen. Ich denke, sie war außerhalb.“

      „Hast du ihr erzählt, dass wir da waren?“

      Dawer nickte nur.

      Océan stöhnte und Thrace resignierte vollends. Wenn sie das wusste, würde sie mit keinem von ihnen noch mal ins Bett gehen. Die Kleine war nicht blöd. Sicher dachte sie, die Männer hätten ihren Anteil daran gehabt.

      „Ich