Revenge. Sari Eis

Читать онлайн.
Название Revenge
Автор произведения Sari Eis
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748533337



Скачать книгу

Ordnung. Es ist dein letzter Tag und du hast kaum noch was. Das hier wollte keiner, also ist es nicht das wert, was du vor drei Tagen haben wolltest. Ich gebe dir trotzdem die zehn, dann sind wir beide glücklich.“

      Er schaute auf und direkt in ihr Gesicht, dann beugte er sich leicht zu ihr und sagte: „15. Ich habe keine Almosen zu vergeben. Wenn du es dir nicht leisten kannst, bist du nicht wert, es zu tragen. Leg’s hin und verschwinde, Weib.“

      Unfähig auf diese Rede etwas zu erwidern, starrte sie ihn mit halb offenem Mund an. Eine Hand legte sich sanft auf ihre Schulter und sie wandte sich vom Händler ab. Dawer stand hinter ihr und lächelte freundlich.

      Sofort schaltete Jamie auf Neyla um. „Oh, hallo auch“, lächelte sie, obwohl ihr gar nicht danach war. Nicht wegen Dawer, sondern wegen des Händlers. „Welch ein Zufall“, gab sie amüsiert an und meinte es ironisch. Die Stadt war nicht sehr groß und die einzigen Gasthäuser, die Dawers wohl großem Geldbeutel entsprachen, lagen am Rand dieses Marktplatzes.

      „Guten Morgen, Milady. Es ist mir eine Freude, Euch hier zu treffen“, bekam sie als Antwort, wobei er es ernst meinte.

      „Was ist denn dein Anliegen, werter Herr Vollidiot?“, fragte sie und spitzte frech die Lippen.

      Er lachte. „Ich habe dich gesehen und wollte dir einfach einen guten Morgen wünschen.“

      „Wie überaus wohlerzogen.“

      „Ich gebe mein Bestes.“ Er wippte auf den Fersen vor und zurück, während er die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte.

      „Nun“, sagte sie, wandte sich kurz um und legte das Kettchen an seinen Platz zurück. „Ich habe ein bisschen was zu tun. Ich hoffe, es kränkt dich nicht zu sehr, wenn ich dich schon wieder verlasse“, sagte sie und warf ihm ein verschmitztes Lächeln zu. Er warf einen Blick über die Schulter und sie spähte an ihm vorbei, um zu sehen, wonach er schaute.

      An einem Tisch vor einer Gaststube saßen vier Männer, die alle samt beobachteten, was Dawer tat. Jamie erkannte aber nur einen von ihnen wieder. Den dunkelhaarigen Elf mit den hellblauen Augen, der sie gestern ebenfalls hatte haben wollen. Heute trug er normale Kleidung und war offenbar frisch gebadet. Sein Blick war nachdenklich auf sie gerichtet.

      „Freunde von dir?“, fragte sie und hatte Dawers Aufmerksamkeit damit wieder.

      „Ja. Meine Truppe“, gab er an und ein stolzes Funkeln trat in seine Augen.

      „Ah, deine Truppe.“

      Er lachte leise. „Die letzte Nacht war sehr angenehm, wenn ich so dreist sein darf, es zu erwähnen.“

      „Danke gleichfalls“, erwiderte sie mit einem kleinen Knicks. Es war reine Höflichkeit von ihm und keinesfalls das erste Mal, dass sie diesen Satz hörte. Auch wenn sie zugeben musste, dass Dawer wirklich gut gewesen war.

      „Wir reisen leider noch heute ab“, meinte er dann und senkte den Blick. „Ich wollte nur fragen, ob ich auch bei unserem nächsten Besuch hier an dich denken darf?“

      „Warum denn nicht? Denke so viel du willst an mich. Bei allem was du tust.“ Sie zwinkerte ihm zu und er schien zu wissen, was sie meinte.

      „Das wird mir leichtfallen“, grinste er. „Dennoch. Wirst du hierbleiben oder die Stadt wechseln?“ Es war keine Seltenheit, dass Huren ihren Standort änderten. Es gab in jeder Stadt Flauten und sie waren da, wo es das meiste Geld zu verdienen gab.

      „Momentan fühle ich mich hier ganz wohl. Ich denke, ich bleibe noch eine Weile“, gab Jamie an.

      „Ich weiß nicht, wann ich wiederkomme“, meinte Dawer und hoffte wohl, eine gesichertere Antwort zu bekommen.

      Jamie trat vor und legte ihm eine Hand auf die Brust. „Und ich habe noch kein neues Ziel vor mir. Sollte ich dennoch nicht mehr da sein und dich verlangt es nach mir, frage Jáne in meinem derzeitigen Haus. Sie wird dir sagen können, wohin es mich verschlagen hat.“

      Sein Grinsen wurde zu einem Lächeln und er nickte leicht. „Sehr gern.“

      „Bitte entschuldige mich nun“, sagte Jamie, trat zurück und knickste leicht. „Mein Herr, Dawer.“ Dann drehte sie ab und machte sich auf den Weg zurück zum Freudenhaus.

      4

      Ein Auftrag für einen Söldner

      Die Männer hatten ihre Sachen bereits gepackt, was schnell gegangen war, denn keiner hatte viel dabei oder überhaupt erst ausgepackt. So reihten sie sich mit als erste in die Karawane Kämpfer ein, die zum Trupp ihres neuen Auftraggebers gehörte.

      „Ganz schön viele Leute“, meinte Thrace und sah sich argwöhnisch um. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so groß wird.“ Er fühlte sich ein wenig unbehaglich und hoffte, sie würden bald ihren gewohnten Platz am Ende des Zugs einnehmen.

      „Es soll auch viel zu tun geben“, antwortete Raekwon, der neben ihm ritt. „Maidenwind ist wohl eine recht große Stadt.“

      „Wir würden das auch allein schaffen“, baute Deaglán sich ein, ganz das Großmaul wie immer. Er schnippte mit den Fingern, wobei kleine Funken von Magie flogen. Der alte Elf zauberte so gut wie nie und schon gar nicht in Schlachten. Aber er mochte die Vorstellung, seine Gegner mit ein paar magischen Spielereien zu verunsichern.

      Keiner der Elfen nutzte Magie in Gefechten, wenn keine anderen Offensivmagier anwesend waren. Nur Thrace schützte seine Leute, was ja zur Defensive gehörte und durchaus verständlich war. Warum auf derartigen Schutz verzichten?

      Thrace lachte. „Du würdest sie ganz sicher allein bezwingen, wenn dir nicht vorher die Arme abfallen, weil dir dein Schwert zu schwer wird, alter Mann.“

      Dea fletschte die Zähne in Thrace’ Richtung. „Schnauze, du Welpe!“, giftete er und wandte den Blick ab. Thrace stieß nur ein belustigtes pff aus und ließ den Blick wieder über die Menge schweifen.

      „Apropos Welpe. Wo steckt der Kleine schon wieder?“, fragte Dawer genervt und meinte Lysján. „So langsam regt er mich auf.“

      „Da kommt er.“ Océan deutete in Richtung Stadttor.

      Lysján führte sein Pferd gemächlich zu ihnen und blieb dann vor Dawer stehen. „Ich komme nicht mit“, gab er an, schaute seinem Ausbilder aber nicht ins Gesicht. „Ich will das nicht.“

      „Schwing deinen Welpenarsch auf das Pferd, Junge. Du gehst da hin, wo ich dich haben will“, wies Dawer ihn an.

      „Aber ich will nicht da sein, wo du mich haben willst.“

      „Denkst du, das schert mich einen Dreck? Dacré will, dass ich dich ausbilde, also tue ich genau das.“

      „Es ist mir egal, was er will“, blieb Lysján bockig stur.

      „Mir für gewöhnlich auch.“

      „Dann werde ich jetzt nach Hause reiten.“

      „Du bleibst, Kleiner“, meldete Raekwon sich zu Wort. „Du wurdest für einen Auftrag gebucht und den führst du aus.“

      „Ich will aber nicht!“, fuhr Lysján auf.

      „Heulst du?“, ging Dawer ihn an. „Bist du ein Mann oder ein Mädchen? Beweg deinen Heulsusenhintern aufs Pferd, sofort!“

      „Nein“, blieb der Kleine störrisch.

      Thrace sah die Wut in Dawers Blick und ahnte, was kommen würde.

      Schon stieg der Anführer ab, trat auf den Jungen zu und baute sich Nase an Nase vor ihm auf. „Ich hab hier das Sagen und ich will, dass du auf dein verfluchtes Pferd steigst und den Auftrag erledigst, für den du gebucht wurdest! Danach kannst du tun, was immer du willst und von mir aus Blumenkränze binden gehen oder durch eine Sommernacht tanzen! Aber jetzt und hier, tust du, was ich dir sage!“, knurrte er voller Zorn.

      „Aber