Die göttliche Komödie. Dante Alighieri

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Название Die göttliche Komödie
Автор произведения Dante Alighieri
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748564898



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solchen Mangels, nicht ob andren Fehles,

      Sind wir verloren, und nur dadurch leidend,

      Daß, ohne Hoffnung, wir in Sehnsucht leben.

      Als ich's vernommen, faßte tiefer Schmerz mich

      Denn ich begriff, wie Seelen höchsten Wertes

      In dieses Vorhofs Mittelzustand schwebten.

      Sag' an, mein Meister, sage mein Gebieter,

      Begann ich, um Bestätigung zu finden

      Des Glaubens, welcher jeden Wahn vernichtet:

      Ward einer je von hier befreit und selig

      Durch fremdes, oder eigenes Verdienst?

      Und er, verstehend die verhüllte Rede,

      Entgegnete: Noch neu in diesem Zustand

      War ich, als ein Gewaltiger daher kam,

      Um dessen Haupt sich Siegeszeichen wanden.

      Er raubte uns des ersten Vaters Schatten

      Und Abel seinen Sohn, Noah und Moses,

      Der die Gesetze schrieb, und doch gehorchte,

      Abra'm den Patriarchen, König David,

      Israel mit dem Vater und den Kindern

      Und Rahel auch, um die er lang geworben,

      Viel andre noch, und alle macht' er selig.

      Doch wissen sollst du, daß niemals vor ihnen

      Die Seele eines Menschen ward errettet.

      Nicht hemmten, weil er sprach, wir uns're Schritte

      Rastlos durchschritten wir vielmehr den Wald;

      Ich sage, Wald, von ungezählten Schatten.

      Und als wir lange Zeit noch nicht gegangen

      Seit mich der Schlaf befiel, sah ich ein Feuer,

      Das eine Finsternishalbkugel hellte.

      Obwohl noch mäß'ge Fern' uns von ihm trennte,

      So glaubt' ich dennoch sicher zu erkennen,

      Daß auserles'ne Seelen dort verweilten.

      O Meister, der du Wissenschaft und Kunst ehrst

      Warum genießen diese solches Vorrecht,

      Das von dem Los der übrigen sie sondert?

      Drauf er zu mir: Der ehrenvolle Namen,

      Der ihnen nachklingt dort im Erdenleben,

      Gewinnet solche Gunst im Himmel ihnen.

      Da hört' ich einer Stimme Ruf erschallen:

      Erweiset dem erhabnen Dichter Ehre!

      Sein Schatten kehrt zurück, der uns verlassen.

      Als nun die Stimme schwieg und nicht mehr tönte,

      Sah ich vier hohe Schatten sich uns nahn;

      Ihr Antlitz zeigte Trauer nicht, noch Freude.

      Mein Meister aber sagte rasch zu mir:

      Sieh jenen mit dem Schwert in seiner Hand,

      Der vor den andren hergeht als ihr Meister!

      Das ist Homer, der königliche Dichter

      Der zweit' ist der Satiriker Horaz,

      Als dritter folgt Ovid, Lucan als letzter.

      Weil jeder nun mit mir den Namen teilt,

      Den du die Einzelstimme nennen hörtest,

      Tun sie mir Ehr' an, und so ist's geziemend.

      So sah versammelt ich die schöne Schule

      Der Meister des erhabensten Gesanges,

      Der ob den andren, gleich dem Adler, fliegt.

      Als miteinander etwas sie gesprochen,

      Da wandten sie zu mir sich, freundlich grüßend;

      Mein Meister aber lächelte darob.

      Und mehr der Ehr' erzeigten sie mir noch;

      Denn ihrer Schar gesellten sie mich zu,

      So daß ich Sechster ward im Kreis der Weisen.

      Inzwischen näherten wir uns der Flamme,

      Und sprachen, was sich zu verschweigen ziemet,

      So wie sich's ziemte, dort es zu besprechen.

      Zum Fuße einer stolzen Burg gedieh'n wir,

      Die siebenfache Mauern rings beschließen

      Und die zur Wehr ein schöner Bach umgibt.

      Den überschritten wir gleich festem Boden;

      Durch sieben Tore traten dann wir ein

      Und fanden uns auf frisch begrünter Matte.

      Die Geister dort, sie blickten ernst und ruhig,

      Es lag in ihrem Ausdruck hohe Würde,

      Sie sprachen selten und mit sanfter Stimme.

      Wir wählten einen Platz, der licht und offen

      Zur Seite sich erhob, so daß von dort aus

      Wir all die Scharen deutlich überschauten.

      Uns gegenüber auf dem grünen Teppich

      Wies mir mein Führer dann die großen Geister;

      Weshalb ich noch mich rühm, und glücklich preise.

      Elektra sah ich unter viel Gefährten,

      Wovon Aeneas ich erkannt' und Hektor,

      Cäsar im Waffenschmuck mit Falkenaugen.

      Ich sah Cammilla und Penthesilea,

      Latinus auch den König, und die Tochter

      Lavinia, welche fern den andren saßen.

      Den Brutus sah ich, der Tarquin vertrieben,

      Lucretia, Julia, Martia und Cornelia,

      Und einsam und abseits den Saladin.

      Als etwas höher ich die Wimper hob,

      Sah ich den Meister aller die da wissen,

      Umgeben rings von Philosophen-Schülern;

      Auf ihn nur schauen ehrerbietig alle.

      Hier sah ich Sokrates sowohl als Plato,

      Die vor den andren ihm am nächsten stehn.

      Auch Demokrit, dem alles gilt für Zufall,

      Und Thales, Anaxagoras, wie Zeno,

      Empedokles und Heraklit, den dunklen,

      Diogenes und Dioskorides,

      Heilsamer Pflanzen Sammler, Orpheus, Linus,

      Cicero, Seneca, den Sittenlehrer,

      Euklid, den Geometer, Ptolemäus,

      Hippokrates, Galen und Avicenna,

      Averroës, den großen Kommentator.

      Unmöglich kann ich einzeln alle nennen.

      Zur Kürze treibt so sehr des Stoffes Länge,

      Daß dem Geseh'nen oft mein Wort nicht nachkommt.

      Die Sechsgesellschaft mindert sich auf Zweie,

      Und andre Pfade wählt der weise Führer.

      Aus ruh'ger Luft komm' ich in die bewegte,

      In ein Gebiet, wo nichts mehr ist, das leuchtet.