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kann. Man kann das ganz gut zu vergleichsweise risikoloser Marktanalyse nutzen. Ihr könnt also Produkte auf ihre Marktfähigkeit testen, ohne das Risiko zu haben, auf einem Container unverkäuflicher Ware sitzen zu bleiben.

      Wenn ihr seht, dass ihr einen Artikel gut und schnell verkauft, dann macht ihr euch auf die Suche nach einem Hersteller, der den Artikel für euch produziert. Dropshipping als Marktanalyseinstrument in Echtzeit kann also durchaus sinnvoll sein. Als langfristiges Business- Modell dagegen scheint mir der Ansatz nicht zu taugen.

      Es gibt Dropshipper, die ihrem Lieferanten gar nichts davon erzählen, dass sie ihn als Lieferanten benutzen. Das funktioniert dann so:

      Ich schaue mich auf Ebay, wo das Preisniveau generell niedriger ist als auf Amazon, nach lohnenswerten Produkten um, die sich gut verkaufen und biete diesen Artikel einfach mit einer eigenen Artikelbeschreibung und (unbedingt!!) eigenen Fotos selbst entweder auf Ebay oder auf Amazon (oder auch sonst wo) an.

      Bestellt jemand den Artikel bei euch, bestellt ihr ihn einfach bei „eurem“ Lieferanten und gebt als Lieferanschrift die Anschrift eures Kunden an. Bittet ihn zudem, keine Rechnung beizulegen, weil es ein Geschenk sein soll …

      Ihr merkt wahrscheinlich schon beim Lesen, wo hier die Säge klemmt, denn ihr liefert euch damit einem anderen Händler aus, der von seinem Glück gar nichts weiß und ihr wisst auch nicht, wie schnell der die Bestellungen versendet, ob der denn auch alle Artikel vorrätig hat etc.

      Auch scheint mir das eher ein Modell für eine Handvoll Bestellungen zu sein, als für Dutzende oder sogar hunderte täglich, denn der Händler wird natürlich schnell merken, wenn immer von demselben Account Artikel mit unterschiedlichen Lieferanschriften gekauft werden. Übrigens seid ihr bei Amazon nach deren AGB auch verpflichtet, nur Artikel anzubieten, die ihr in der Regel auch vorrätig habt.

      Kurzum: Als Hobby kann das über einen kurzen Zeitraum mal funktionieren, insbesondere wenn man Händler findet, die Restposten günstig abverkaufen. Aber eine Grundlage für das Erwirtschaften seines Lebensunterhalts sieht meiner Meinung nach anders aus.

      Wusstet ihr, dass ihr einem Kunden gegenüber, den ihr nicht beliefern könnt, zum Schadensersatz verpflichtet seid?

      Ein Beispiel aus der Rechtspraxis: Ein Verkäufer bietet auf Ebay 10000 Hosen zu einem Preis von 20000 Euro an. Nachdem ein Interessent kauft, teilt der Verkäufer mit, die 10000 Hosen doch nicht liefern zu können, weil er sie anderweitig verkauft habe. Der Käufer verklagt den Verkäufer auf Schadenersatz in Höhe von 30000 Euro als entgangenem Gewinn, den er beim Weiterverkauf hätte erzielen können. Beim zuständigen Landgericht bekommt der Käufer Recht.

      Nun ist dies ein krasses Beispiel, weil der streitgegenständliche Umfang der Lieferung so hoch ist, doch gilt dies im Zweifel auch im Kleinen. Kauft jemand bei euch einen Rucksack, den ihr nicht liefern könnt, weil er ausverkauft ist und euer Großhändler vergessen hat, den aus dem Sortiment zu nehmen und kauft sich euer Kunde daraufhin den Rucksack im Einzelhandel für zehn Euro mehr, so seid ihr dem Kunden gegenüber grundsätzlich zur Zahlung des entstandenen Schadens verpflichtet.

      Gleiches gilt im Übrigen, wenn ihr nicht fristgerecht liefert, was natürlich gemein ist, weil nicht fristgerechte Lieferungen zumeist vom Transportunternehmen verursacht werden. Ihr haftet als Vertragspartner eures Kunden aber für die Einhaltung eurer kaufvertraglichen Verpflichtungen und dazu zählt neben der Lieferung des bestellten Artikels auch die fristgemäße Lieferung.

      Wer sich von meinen skeptischen Anmerkungen nicht beeindrucken lassen will, sollte zumindest auf folgendes achten:

       Zahlt keine Gebühren auf irgendwelchen Plattformen oder womöglich sogar bei einem einzelnen Händler dafür, dass ihr deren Produkte verkaufen dürft

       Reduziert die Zahl der Großhändler, mit denen ihr zusammenarbeiten wollt, auf nicht mehr als drei bis fünf

       Regelt mit dem Großhändler oder Hersteller VORHER, wie mit Retouren umgegangen wird. Arbeitet niemals mit Großhändlern zusammen, die Retouren kategorisch ausschließen

       Klärt ebenfalls vorab, wer Probleme mit dem Versandunternehmen löst

       Vereinbart einen Prozess für die Abwicklung von Gewährleistungsansprüchen

       Wenn ihr die Artikel eures Großhändlers nicht per API- Anbindung in eurem Shop einstellt sondern händisch, macht eine kritische Marktanalyse und identifiziert vorher die Artikel, die Aussichten auf Marge haben. Es ist Zeitverschwendung, 500 Artikel einzustellen, bei denen die Preise doppelt so hoch sind wie auf Amazon oder Ebay

       Wenn ein Artikel gut läuft, fangt an, euch in China nach einem Hersteller umzuschauen

      Das ist die Bezugsquelle Nummer 1 für die allermeisten Neulinge im Online- Handel. Es gibt Großhändler en masse für No- Name- Produkte aus allen Bereichen des Lebens. Für jede Branche gibt es zudem Messen, auf denen man sich informieren und vor allem Kontakte knüpfen kann.

      An dieser Stelle muss man auch eine Grundsatzentscheidung treffen, ob man als Postenhändler einen Gemischtwarenladen im Internet betreiben oder ob man sich in eine Richtung spezialisieren möchte.

      Für beide Formen mag es gute Argumente geben. Der Trust- Faktor, den man im Internet nicht unterschätzen darf, ist sicherlich höher, wenn man sich das Image eines Fachhändlers mit einem stimmigen Sortiment aufbaut. Auch ist die Optimierung für Suchmaschinen vermutlich leichter, wenn die verkauften Produkte aus demselben thematischen Umfeld kommen.

      Für den Gemischtwarenladen spricht die nackte Rendite. Wenn ich eine Palette Bratpfannen aus einem Versicherungsschaden zu einem Schnäppchenpreis bekomme, kann ich da zuschlagen und sie im Internet neben dem Posten Kinder- Jogginghosen und den Damen- Handtaschen mit Hello Kitty- Motiv verkaufen. Erlaubt ist, was Marge bringt.

      Wenn ein Kunde nachfragt, ob die Bratpfannen auch für Induktionsherde geeignet sind, ignoriere ich die Mail einfach, weil ich von Bratpfannen keine Ahnung habe und warte darauf, dass sich die Dinger schon von allein verkaufen- Schnäppchenjäger gibt es schließlich genug.

      Ja, das kann man machen und ein bisschen Variationsbreite ist sicherlich auch gar nicht verkehrt, um nicht zu sehr von irgendwelchen Trends abhängig zu sein.

      Ich persönlich halte es aber für nachhaltiger, sich am Anfang der Geschäftstätigkeit zu fragen, wovon man etwas versteht, was man selbst so in seiner Freizeit gerne macht, dann in einem Brainstorming eine kleine Liste mit möglichen Produkten aus diesem Bereich zusammenstellt, sie auf die o.g. „Amazon- Kompatibilität“ abklopft und mit dieser Liste gezielt die Online- Großhandelsplätze abklappert, um zu schauen, ob man diese Sachen in vernünftiger Qualität auch zu einem Preis bekommt, bei dem noch Luft für Gewinn bleibt.

      Wer in seiner Freizeit gerne angelt, versteht vermutlich auch etwas vom Angeln, weiß welche Haken etwas taugen und kann potentiellen Kunden bei Fragen auch vernünftige sachkundige Antworten anbieten.

      Würde ich mir eine Angel kaufen wollen, würde ich vermutlich mehr Vertrauen in einen Händler haben, der sein Sortiment rund um dieses Thema aufgebaut hat als in einen Postenhändler, der neben Angeln auch Bratpfannen und Kinder- Jogginghosen verkauft.

      Diese Spezialisierung ist langfristig auch viel versprechend, denn Leute, die meinen, billige Jogginghosen bei Ebay verramschen zu können, gibt es deutlich mehr als Händler, die etwas vom Angeln verstehen.

      Es geht gar nicht darum, sich im hochpreisigen Premium- Segment