Название | Das Magische Universum |
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Автор произведения | Christian Sternenfeuer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738050684 |
jedenfalls die Korsaren im Nacken, daher fürchtete er um seine
hart erkämpfte Beute. Da bot sich diese kleine Inselgruppe an, die
wir nur wenige Meilen von hier entfernt sichteten. Im Schutz der
Dunkelheit setzten wir mit einer Pinasse über und brachten die
wertvollsten Stücke der Beute sowie die meisten Kisten in einer
Höhle unter. Deren Eingang haben wir anschließend sehr sorgsam
verdeckt, so gut, dass sie ein Unbefugter nicht finden dürfte.
Kaum waren wir zurück, der Tag graute bereits, tauchte die Fregatte
des Korsaren mit vollen Segeln in unserer Nähe auf. Es gab
keine Chance, ihr zu entkommen. Im Schutz der Nacht hatten
sie sich unbemerkt genähert. Wir hätten im Sternenmeer vielleicht
entkommen können, denn unser Schiff war mit Sicherheit schneller.
Doch es war im Kampf mit der Scilla zu schwer beschädigt
worden, daher holte uns dieses Korsarenschiff ein. Sie hissten ihre
blutrote Fahne mit dem Totenschädel, um kurz darauf das Feuer
zu eröffnen. Wir waren knapp an Pfeilen und Geschossen, denn
der Kampf mit der Scilla hatte uns mehr Munition gekostet als
der Kapitän erwarten konnte. Sie haben uns schnell ausmanövriert,
zudem schossen sie unsere Segel in Brand und gingen dann längsseits,
um uns zu entern. Was dann kam …«
Wieder schwieg Ja’hir in Erinnerung an das blutige Geschehen
während ihm zwei einsame Tränen aus den Augenwinkeln rannen.
»Die Männer der Ghurka sind mutige und tapfere Kämpfer,
die im Zweikampf kaum zu besiegen sind. Doch diese Bestien
waren wie von Sinnen. Sie stürmten mit fanatischem Gebrüll und
Schaum vor dem Mund unser Schiff. Ich bin mir sicher, dass sie
alle unter Drogen standen, denn sie kannten kein Erbarmen. Sie
metzelten selbst diejenigen nieder, die ihre Waffen wegwarfen, um
sich zu ergeben. Die Angreifer waren uns an Zahl und Ausrüstung
weit überlegen. Möglicherweise wurde sogar Magie eingesetzt, ich
vermag es nicht zu sagen. Innerhalb von nur zwei Stunden war unser
Schiff erobert. Ich versteckte mich am Bugspriet unterhalb der
Galionsfigur. Dort hing ich ungesehen über drei Stunden. In dieser
Zeit ging das Morden und Schlachten unaufhörlich weiter. Immer
wieder warfen sie Tote über Bord. Das Meer war übersäet mit den
Leichen meiner toten Kameraden.
Dann folterten sie den Kapitän, meinen Vetter ersten Grades,
mit brutaler Grausamkeit. Ich höre noch immer seine Schreie.
Doch er erwies sich der Familienehre würdig und verriet ihnen
nichts von der Beute. Er starb mit dem Heldengesang seines Clans
auf den Lippen. Ich …, ich bin stolz auf ihn. Er lebe hoch …
und möge er den Platz unter seinen Ahnen einnehmen, wie es ihm
gebührt!«
Einerseits ergriffen, andererseits entsetzt von seiner Erzählung,
hob Aurelia den Kelch, wobei sie dem Ghurka mitfühlend
zunickte. Dieser stürzte den Inhalt seines Bechers in einem Zug
hinunter, um dann gedankenverloren ins Leere zu blicken.
»Was geschah dann?«, unterbrach die kalte Stimme von de’Soto
seine augenscheinlich grauenhaften Erinnerungen.
»Die Korsaren hatten die komplette Besatzung getötet und
über Bord geworfen, wo sie innerhalb kurzer Zeit von den großen
Raubfischen gefressen wurden. Diese Bestien wurden von dem
vielen Blut angelockt, denn sie tauchten in ganzen Schwärmen auf.
Mich verließen langsam die Kräfte, ich wusste, dass ich mich nicht
mehr lange halten konnte. Die Piraten hatten eine Prisenmannschaft
an Bord gebracht, um das erbeutete Schiff nach Ladimara
zu segeln, wo sie vermutlich ihr Versteck hatten – ich weiß es
nicht. Jedenfalls sah ich die Inseln langsam hinter dem Horizont
verschwinden, womit ich jede Hoffnung verlor, mit dem Leben
davon zu kommen.
Als ich in geringer Entfernung einen großen Baumstamm treiben
sah, ließ ich mich fallen, um mich daran festzuklammern, denn an
Bord erwartete mich nur der Tod, sobald sie mich entdeckt hätten.
Den Göttern sei Dank, die Besatzung bemerkte mich nicht, denn
sie waren damit beschäftigt, die Vorräte an Caruba und Wein zu
dezimieren. Sie soffen alles leer und grölten dabei nur siegestrunken
vor sich hin. Unterdessen klammerte ich mich hilflos an den
Stamm während ich die beiden Schiffe allmählich am Horizont
verschwinden sah. Zwei Tage und Nächte trieb ich im Meer, ohne
jede Hoffnung auf Rettung. Doch immer in der Furcht, einem
großen Raubfisch zum Opfer zu fallen. Bis ich heute euer Schiff
erblickte. Den Göttern sei Dank, sie haben meine Gebete erhört.
Damit stehe ich tief in eurer Schuld. Da ein Ghurka seine Schuld
stets begleicht, will ich euch verraten, wo mein Kapitän die Beute
versteckt hat.«
»Warum solltet ihr das tun, Ja’hir?«, fragte de’Soto voller
Misstrauen. »Hättet ihr den Schatz nicht später bergen und dann
selbst behalten können?«
Mit einem knurrenden Fauchen sprang der Ghurka auf und
fletschte die haifischähnlichen Zähne.
»Master de’Soto, nur weil ihr mein Retter seid, vergebe ich euch
diese Frage. Ansonsten müsste ich sofortige Genugtuung verlangen.
Kennt ihr denn nicht den heiligen Ehrenkodex der Ghurka?
Diesen Kodex, der über allen materiellen Reichtümern steht? Er
verlangt, dass zuallererst jede Schuld beglichen werden muss. Mein
Volk würde mich ausstoßen, sollte ich dem Kodex nicht Folge leisten.«
Mit grollendem Zorn in der Stimme hatte sich Ja’hir zu seiner
vollen Größe aufgerichtet. Dabei blickte er drohend auf den ebenfalls
aufgesprungenen de’Soto herunter.
»Beruhigt euch, Ja’hir. De’Soto ist über die Gepflogenheiten der
Ghurka nicht informiert, sonst hätte er euch