Название | Das Magische Universum |
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Автор произведения | Christian Sternenfeuer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738050684 |
Stern hatte großes Vertrauen in die Fähigkeit seines Kapitäns, der,
wie er selbst, von der alten Erde stammte. Sie segelten schon lange
Jahre unter gemeinsamer Flagge und waren aufeinander eingespielt.
»Wie viel Zeit haben wir, Käpt’n? Wann wird die Galeone den
Hafen von Shan’hor verlassen?«
Stern überlegte einen langen Augenblick, bevor er antwortete.
»Hmm …, die Fahrt nach Ladimara dauert unter normalen
Wetterbedingungen ungefähr zehn Tage. Ihr hier im Delta aufzulauern,
wäre zu gefährlich, da sie Hilfe aus der Stadt erhalten
könnte. Wir sollten ihr also entgegen segeln und an einer der kleinen
unbewohnten Inseln abfangen, an der ihr Kurs sie vorbeiführen wird.«
Mit dem Finger deutete er auf einen Punkt der Seekarte, die er
zwischenzeitlich auf dem Tisch ausgebreitet hatte.
»Hier, Grimmbart, bei dieser Insel werden wir sie uns schnappen
und ich habe auch schon eine Idee, wie wir es anstellen werden.«
Skeptisch blickte Grimmbart seinen Kapitän an und ahnte, dass
dieser wieder eines seiner Husarenstücke ausgeheckt hatte. Mit
ausführlichen Worten beschrieb Hieronymus Stern seinem ersten
Offizier den Plan, der ihm bereits seit einiger Zeit durch den Kopf
gegangen war und sein Auge funkelte in diebischer Vorfreude.
›Verrückter Kerl‹, dachte Grimmbart. Er seufzte innerlich, sagte
jedoch laut: »Hieronymus, euer Vorhaben ist so unwahrscheinlich,
dass es sogar gelingen könnte und wenn nicht, dann können wir
mit dem Sternenteufel immer noch direkt angreifen, um die Galeone
zu entern. Wenn es klappt, wird es kaum Tote geben und wir
ersparen uns ein blutiges Gefecht. Also los, packen wir’s an!«
Mit einem hinterlistigen Lächeln blickte er zu dem aufmerksam
lauschenden Ghurka hinüber.
»Und ihr, Baa’thok, bereitet euch schon mal auf euren großen
Auftritt vor. Ich hoffe ihr seid nicht wasserscheu, mein Lieber.«
… vor sechs Tagen hatte die Heilige Kuh den Hafen von Shan’hor
verlassen und segelte unter Vollzeug mit Kurs auf Ladimara. Der
Wind blies kräftig und füllte die Segel mit seinem lauwarmen
Atem. Die tief liegende Galeone machte trotz ihrer schweren Ladung
gute Fahrt. Sie würden, wenn nicht noch ein Sturm aufzog,
in vier Tagen den Hafen von Ladimara erreichen. De’Soto blickte
missmutig über das Deck. Überall waren die Matrosen eifrig am
arbeiten, denn keiner wollte den Unmut des ersten Offiziers auf
sich ziehen. Zu schnell war er mit der neunschwänzigen Katze bei
der Hand. Dabei ließ er oft bereits kleinste Vergehen hart bestrafen.
Wenn nicht manchmal der Kapitän mäßigend eingegriffen
hätte, wer weiß, vielleicht wäre es unter den Matrosen schon zu
einer Meuterei gekommen. De’Soto war unbeliebt, er wusste es,
doch es störte ihn wenig. Solange das niedere Volk seine Arbeit
verrichtete, waren ihm Sorgen und Nöte dieser Menschen keinen
Gedanken wert. Es beunruhigte ihn, dass er trotz Einsatzes der
üblichen Bestechungsmethoden keine genaueren Informationen in
Erfahrung bringen konnte, die mit dem Überfall auf Kapitän Lethos
in Zusammenhang standen. Das erschien ihm äußerst ungewöhnlich,
denn bisher hatte der Geheimdienst immer Mittel und
Wege gefunden, um Informationen zu erlangen.
Agent Gnorx war äußerst ungehalten darüber gewesen, dass es
im Hoheitsgebiet des Tempels zu einem Überfall gekommen war.
Sein Adjutant hatte den Angriff zwar schwer verletzt überlebt,
jedoch würde er mit Sicherheit einige Zeit ausfallen. Die beiden
toten Angreifer waren den ermittelnden Behörden unbekannt und
niemand konnte sie identifizieren. Rätselhaft blieb daher auch,
woher sie kamen und wo sich ihr Unterschlupf befand. Ebenso
unklar blieb, wie sie an die Information gelangen konnten, dass
Kapitän Lethos wertvolle Artefakte bei sich führte. Es gab keinerlei
Anhaltspunkte, wie aus dem Nichts waren sie aufgetaucht
und im Nichts waren die beiden Überlebenden anscheinend auch
wieder verschwunden.
Agent Gnorx hatte sofort den Sicherheitsdienst der örtlichen
Tempelniederlassung alarmiert, der unverzüglich eine Suchaktion
gestartet hatte. Überall hingen Mitteilungen der Behörden, die für
Hinweise oder Ergreifung der Gesuchten eine hohe Belohnung
aussetzten. Es war wie verhext, nichts tat sich und die Zeit lief
ihnen davon, denn das Schiff musste unter allen Umständen am
nächsten Tag den Hafen verlassen.
Kapitän Lethos drängte auf baldigen Aufbruch, um die übergebenen
Artefakte vereinbarungsgemäß so schnell als möglich
zu ihrem Bestimmungsort zu bringen. Dies war auch im Sinne
de’Sotos, denn es konnte seiner Karriere nur nützen, wenn er diese
Mission erfolgreich beendete. Er musste es Agent Gnorx und dem
hiesigen Sicherheitsdienst überlassen, die Hintergründe herauszufinden
und die Gesuchten ausfindig zu machen. Seine Erfahrung
sagte ihm, dass hinter dieser Angelegenheit eine größere Sache verborgen
lag, denn der Jagdinstinkt des Geheimdienstmannes meldete
sich mit Macht in de’Soto. Ein Ruf des Matrosen im Top
unterbrach seine Überlegungen.
»Schiffbrüchiger in Sicht, Erster. Steuerbord voraus – gegen 14 Uhr.«
De’Soto setzte das Spektrakel ans Auge, wobei er suchend in
die angegebene Richtung blickte. In weiter Ferne nahm er die Silhouette
einer kleinen Inselgruppe wahr, die sie in weitem Abstand
passieren würden. Die Dünung war mäßig, doch eine einzelne Person
war in den Weiten dieser Wasserwüste schwer auszumachen.
Normalerweise war sie nur zu sehen, wenn sie gerade auf dem
Kamm einer Welle ritt.
Inzwischen war auch Kapitän Lethos auf Deck erschienen.
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