Название | Demokratie macht Spaß! |
---|---|
Автор произведения | Winfried Brinkmeier |
Жанр | Социология |
Серия | |
Издательство | Социология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847616979 |
Vor kurzem veröffentlichte die bayerische Parlamentspräsidentin Barbara Stamm (CSU) eine Liste mit den Namen der betroffenen Volksvertreter, die alle der CSU-Fraktion angehören.
Dass die 17 Namen nun von offizieller Seite bestätigt wurden, geschah wohl deswegen: Der Autor Hans Herbert von Arnim, ein verdienstvoller Parteienkritiker seit Jahren, der sich immer wieder mit der Selbstbedienungsmentalität von MitgliederInnen der deutschen Parteien beschäftigt hat und damit an die Öffentlichkeit gegangen ist, hatte einige Tage zuvor sein Buch “Die Selbstbediener: Wie bayerische Politiker sich den Staat zur Beute machen” vorgestellt. In diesem Buch hat er die Arbeitsverträge von Abgeordneten mit ihren Familienangehörigen thematisiert (am Rande: In ihrer Mitteilung verzichtet Landtagspräsidentin Stamm darauf, den vollständigen Buchtitel mit dem Hinweis auf die “bayerischen Politiker” und die “Beute” zu nennen. Es ist lediglich von “Die Selbstbediener” ohne Bezug zum Freistaat die Rede).
Solch eine Beschäftigungspraxis ist in Bayern seit Dezember 2000 verboten, dies gilt allerdings nicht für Verträge, die davor geschlossen wurden. Etwa ein Fünftel der CSU-Abgeordneten im bayerischen Landtag haben von dieser Alt-Regelung Gebrauch gemacht, darunter viele bekannte MitgliederInnen der CSU. Die haben teilweise nicht nur Ehefrauen beschäftigt, sondern auch ihre 14, 15jährigen Kinder.
Die Redakteure des Bayerischen Rundfunks wurden offensichtlich von der Bayerischen Staatskanzlei auf die SPD-Leute gehetzt. Denn nach ihrem Bericht waren auch für bayerische Oppositionspolitiker der SPD Familienangehörige tätig. Eine Übersicht aller bekannten Fälle gibt es beim Bayerischen Rundfunk.
Fazit: Dies ist skandalös. Für Abgeordnete muss gelten: Vitamin B bei Anstellung und Beschäftigung von MitarbeiterInnen in Parlament und Regierung sollte tabu sein. Berufliches und Privates gehören strikt getrennt. Einmal mehr wurde gezeigt, wie wichtig es ist, dass Menschen von außen, in der Regel engagierte WutbürgerInnen, auf Missstände hinwiesen und nach Möglichkeit am Ball bleiben.
„Die Auslöschung“, ein Film über eine Erkrankung an “Alzheimer“ (9. Mai 2013)
Im 1. Programm des Deutschen Fernsehens sendeten sie einen interessanten Film über den Ausbruch sowie das Fortschreiten einer Erkrankung an „Alzheimer“. Dabei handelt es sich um eine gespenstische Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten, die in der Regel mit einer Abnahme der täglichen Aktivitäten verbunden ist und zu Verhaltensauffälligkeiten führt. Es kommt zu Veränderungen des Gehirns mit dem Verlust von früher erworbenen Fähigkeiten. Das Gedächtnis, das Denken, die Urteilsfähigkeit sowie die Intelligenz und die Orientierungsmöglichkeiten der Betroffenen lassen immer mehr nach. Die Gehirnzellen werden bis zur Unfähigkeit eingeschränkt. Damit einher geht eine zunehmende berufliche und soziale Isolation der Betroffenen. Das Wesen des Menschen wird mit der Erkrankung extrem verändert und letztendlich zerstört. Es ist eine schreckliche Erkrankung, die nicht geheilt werden kann
Der Film handelt von der Erkrankung: Der nicht mehr junge Kunsthistoriker Ernst lernt die auch schon ältere Gemälde-Restauratorin Judith kennen. Mit Witz und Charme sowie seiner Wortgewandtheit gewinnt er ihr Herz und erobert sie im Sturm. Zu Beginn des Films wird eine rührende Liebesgeschichte gezeigt. Sie lernen sich kennen und lieben und ziehen, beide schon älter, zusammen. Das Glück der Beiden wird mit der Erkrankung jäh zerstört: Erinnerungslücken überspielt Ernst zunächst mit Humor. Dann kommt die erschütternde Diagnose: Ernst leidet an Alzheimer. Seine Partnerin Judith kümmert sich um ihren Mann und pflegt ihn hingebungsvoll. Nach Jahren seiner schweren Erkrankung stirbt er daran.
Ernst wird dargestellt von dem Schauspieler Klaus Maria Brandauer; seine Frau Judith spielt Martina Gedeck. Den beiden brillanten Schauspielern gelingt eine hervorragende schauspielerische Leistung, die den Film sehenswert machen. Herausragend gut spielt Karl Maria Brandauer die Rolle des Kranken, der immer mehr der Krankheit verfällt. Martina Gedeck spielt ebenso gut die hingebungsvolle Frau, die ihrem Lebenspartner zu helfen versucht bei allen täglichen Problemen, die durch die Erkrankung auf sie zukommen, und ihn aufopferungsvoll pflegt.
Der Film ist ein weiterer Film in einer Reihe, mit der das erste Programm aktuelle schwierige Themen unserer Zeit behandeln will. Letzten November hatten sie sich bereits eine Woche lang mit dem Tod auseinandergesetzt. Der Film ist ein sehenswerter Aufklärungsfilm über die schreckliche Erkrankung "Alzheimer". Er ist gut gemacht und lebensnah. Ihn anzusehen, war eine Bereicherung.
Beschäftigung von NS-Tätern in der jungen BRD nach der Nazizeit (10. Mai 2013)
In der heutigen taz steht ein interessanter Artikel über die Beschäftigung von NS-Tätern in der jungen Bundesrepublik bei Bundesministerien und - behörden nach der Nazi-Zeit. Dabei geht es um einen interessanten Aspekt der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Konrad Adenauer, der 1. Bundeskanzler unseres Landes, stand trotz aller Verdienste Zeit seines Lebens in der Kritik, weil er nach dem Krieg zu Beginn der Bundesrepublik NS-Täter in den Bundesministerien beschäftigt hatte. Der bekannteste Fall ist die Beschäftigung des Staatssekretärs Globke im Bundeskanzleramt. Der Staatssekretär Globke war während der Nazizeit als Referatsleiter im Reichsjustizministerium beschäftigt. Er hatte in dieser Zeit einen maßgeblichen Kommentar zu den Nürnberger Rassegesetzen geschrieben, mit denen die Nationalsozialisten ihre antisemitische Ideologie von Anfang an auf eine juristische Grundlage stellten, um die Juden zu verfolgen und zu vernichten. Gerade Globke war somit kein bescheidener Mitläufer des Nazi-Regimes. Solch einen vorbelasteten Mann holte sich Konrad Adenauer als Staatssekretär in seine Regierung und beschäftigte ihn in der Schaltzentrale der Macht als Leiter des Bundeskanzleramtes. Dies war ungeheuerlich; es wurde zu Recht öffentlich kritisiert. Das passte sich ein in das Schüren von Ängsten der Menschen vor einem „Angriff aus dem Osten“. Es waren die Zeiten des „Kalten Krieges“, der verbalen Auseinandersetzungen zwischen West und Ost. Mit dem intensiven Schüren solcher Ängste (man sehe sich nur einmal die Wahlplakate der CDU / CSU zu Beginn der Bundesrepublik Deutschland an) setzte Adenauer die Politik der Nazis nahtlos fort. Denn schon die hatten große Angstkampagnen gegen “den Osten“ betrieben. Nationalsozialistische ldeologie und CDU-Ideologie waren zu Anfang der Bundesrepublik Deutschland in großen Teilen ähnlich. Adenauer hielt bis zum Ende seiner Amtszeit 1963 an Globke fest.1956 hatte er in einem Zeitungsinterview erklärt, dass Behauptungen, sein enger Mitarbeiter sei ein eifriger Gehilfe der Nationalsozialisten gewesen, jeder Grundlage entbehrten. Das war ein schwerwiegender Fehler von Adenauer, der die Beschäftigung von vielen weiteren ehemaligen Tätern des NS-Regimes in Bundesministerien und -behörden zur Folge hatte.
Wie wichtig dies Thema für die Geschichte der Bundesrepublik war und auch noch immer ist, wird daran deutlich, dass noch heute um die Beschäftigung von solchen Tätern gerungen und kontrovers diskutiert wird. Die Nazi-Zeit ist für