Joseph. Johannes Wierz

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Название Joseph
Автор произведения Johannes Wierz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738004991



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Stadt geschlendert. Wieder hatte er etwas über seinen Vater, Johnny Engel, erfahren. Ein weiteres kleines Puzzleteil in einem riesigen unvollständigen Bild, über einen Menschen, den er nicht mehr kennen gelernt hatte.

      „Du bist so unnahbar“, hatte ihm seine Frau am Telefon gesagt. Im Hintergrund hatte er die Kinder toben gehört. Sie hatten freudig seinen Namen gerufen.

      „Warum sind dir die Toten bloß näher als die Lebenden?“ hatte sie kalt gefragt.

      Er hatte dann aufgelegt. Unfähig irgendetwas zu erwidern. Er hatte sich allein gefühlt. Frankfurt hatte es ihm außerdem leicht gemacht, dieses Gefühl zu empfinden.

      Ziellos war er durch die Nacht gelaufen und irgendwie in dieses Viertel geraten. Frauen aus allen Teilen der Welt hatten halbbekleidet ihre einzige Ware angeboten und David hatte ein Ecklokal betreten: Ihm war nach Alkohol, Zigarettenqualm und Schweißgeruch. Einfach so an der Theke sitzen, das andere Leben um sich herum spüren und sich selbst zwischen den Schnapsflaschen in einem stumpfen Barspiegel betrachten. Die anderen Gäste hatten ihn in Ruhe gelassen. Ein paar Mädchen hatten zaghaft versucht, mit ihm ins Geschäft zu kommen. Aber er hatte ihre Angebote einfach überhört.

      Plötzlich war die ganze Szene wieder so präsent, als säße David wieder auf demselben Barhocker wie damals. Er hörte die Musik um sich rauschen und die Mädchen schnattern. Er sah den Barkeeper mit seinem angeschmutzten Hemdkragen vor sich und hörte ihn sagen: „Sie sind neu in der Stadt“, und stellte ihm den doppelten Whisky hin.

      „Bin früher in Hockenheim Autorennen gefahren, aber dann kam dieser blöde Unfall.“

      Erst jetzt hatte David Engel bemerkt, dass der Mann ein Bein nachzog.

      Es war schon gegen Morgen gewesen, der Wirt stellte an den leeren Tischen die Stühle hoch, als sich eine grell geschminkte Frau um die fünfzig neben ihn setzte.

      „Wir sind wohl übrig geblieben, was? Zumindest haben wir was gemeinsam“, eröffnete sie ihr Verkaufsgespräch.

      Der Wirt schrie von hinten, dass er gleich zusperren werde.

      „Wenn Sie noch eine Flasche ordern können, komme ich mit“, sagte David und vermied es, in den stumpfen Barspiegel zu schauen.

      Neben den Toiletten gab es eine Stiege, die sie kurz darauf schweigend nach oben gingen.

      Erst auf dem Zimmer, in dem es aufdringlich süßlich roch, wurde sie redseliger.

      „Französisch, griechisch, russisch, bei mir geht alles!“ leierte sie müde ihr Angebot herunter.

      David setzte sich auf das Bett und öffnete die Flasche.

      „Eigentlich möchte ich nur reden.“ sagte er und starrte auf den herausgezogenen Korken.

      „Reden, wie geht das? Was ist los? Bin ich dir zu hässlich? Zu alt, dass dir keiner abgeht? Was ist das für eine Zeit, wo alle nur reden wollen?“ sie suchte in ihrer Handtasche nach Zigaretten.

      „Machst du das schon lange?“ fragte er und schüttete ihr ein Glas Wein ein.

      „Was soll das? Bist du einer von der Kirche oder ein Bulle?“ genervt steckte sie sich eine Zigarette in ihren schiefen Mund.

      „Nein, nein, ich recherchiere da in einer Sache und komme nicht weiter.“

      Sie machte einen kräftigen Zug an ihrer Zigarette und nickte wissend: „Privatdetektiv, stimmt’s? Oder bist du so ein verkappter Schriftsteller aus reichem Haus?“

      Er reichte ihr das Weinglas.

      „Nein, es ist eher privater Natur. Es geht um das Jahr 1957, um den 1. November.“

      „Der Todestag der Nitribitt“, sagte sie leise.

      Sie stand direkt vor ihm, schaute ihm ins Gesicht. Mit demselben wohlbekannten Blick. Mit diesen hochmütigen, unnahbaren Augen, nur der Mund leicht schief. Da, wo der grelle Lippenstift abgeplatzt war.

      Sicher war es ein Fehler gewesen, sich die ganzen Jahre nie mit der Mutter beschäftigt zu haben. David würde es nachholen, sobald er Zeit dafür hatte. Jetzt galt es erst einmal, Spuren zu sichern.

      Der synthetische Kautschuk war mittlerweile getrocknet. Geschickt löste Gabriel ihn mit seinem scharfen Messer von der lackierten Schale und packte das unförmige Gummistück in seinen Rucksack. Mit einer Spraydose entfernte er dann die letzten kleinen Partikel und stellte das schwarzlackierte Becken zurück an seinen Platz. Es dauerte nicht lange, da war der alte Zustand des Wegkreuzes wieder hergestellt.

      Sie schlichen zurück, wie sie gekommen waren. Über das Fallrohr hoch auf das Dach der Garage, von dort weiter bis zum Gaubenfenster, in das sie lautlos verschwanden.

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