Название | Abrechnung am Meer |
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Автор произведения | Biljana Fenzl |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847695622 |
„Du hast mich schon wieder übersehen. Das sollte mir zu denken geben“, meinte er prompt.
Ja, das solltest es wirklich, dachte Nika.
„Entschuldigung“, sagt sie mit einem höflichen Lächeln. Schließlich war David Gast und durfte vom Personal eine freundliche Behandlung erwarten. Im gleichen Moment war ein knurrendes Geräusch zu vernehmen. Nika griff sich schnell an den Bauch. David sah Nika zunächst erstaunt an. Dann breitete sich ein Grinsen über sein Gesicht.
„Du hast noch nichts gegessen“, stellte er fest.
„Nein. Deshalb muss ich jetzt auch rein“, sie deutete auf ihre Zimmertür, „und mir, was zaubern.“
„Ich lade dich zum Essen ein. Was hältst du davon?“
„Lieber nicht. Ich weiß nicht, ob es Ana und Ivan recht ist, dass ich mich von Gästen einladen lasse“, versuchte sie sich herauszuwinden.
„Das hier ist doch kein Hotel. Und ich glaube nicht, dass Ana und Ivan etwas dagegen hätten. Komm schon.“
Nikas Magen meldete sich wieder und sie gab nach. Vielleicht hatte dieser David spannende Seiten an sich. Nika würde es herausfinden. Man sollte sich alle Optionen offen halten. David strahlte über die Zusage und hakte sich bei Nika unter. Sie wand sich sofort aus seinem Griff.
„Ich muss mir nur schnell etwas anderes anziehen. Ich habe noch die nassen Badesachen an“, entschuldigte sie sich, erleichtert darüber eine Ausrede zu haben. David wartete vor Nikas Tür. Nika stand in ihrem Zimmer und schüttelte den Kopf. Was hatte sie sich nur dabei gedacht. Sie wollte auf keinen Fall falsche Signale senden. Nun gut. Sie hatte beim Essen immer noch die Möglichkeit die Sache richtigzustellen. Eine gemeinsame Mahlzeit, das war alles. Er würde das verstehen. Die halb getrockneten Badesachen klebten an ihrer Haut. Sie zog sie aus und rieb sich mit einem Handtuch ab. Sie holte trockene Unterwäsche aus dem Schrank und stieg hinein. Dann zog sie T-Shirt und Shorts über und schlüpfte in ihre Chucks. Als sie die Tür aufmachte, wartete David noch davor. Sie hatte gehofft, er würde es sich anders überlegen und verschwinden. Nun stand er nach wie vor da, also galt es, das Beste daraus zu machen. Nika stürmte los, um David keine Möglichkeit zu geben, sich wieder bei ihr einzuhaken. Verdutzt folgte er ihr.
„Wo wollen wir überhaupt hin?“, rief sie ihm über die Schulter zu.
„Zum Essen dachte ich. Aber, wenn du lieber ein Marathontraining absolvieren willst, musst du es mir nur sagen“, keuchte er hinter ihr her.
Nika blieb stehen. Eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht. Es war zu offensichtlich, dass sie flüchtete. Sie riss sich zusammen. David holte sie ein.
„Du hast wohl einen riesigen Hunger? Komm, ich kenne ein nettes Lokal ganz in der Nähe. Da musst du nicht lange auf dein Essen warten.“ Jetzt zog David an Nika vorbei und sie beschleunigte ihren Schritt, um mithalten zu können.
Das Restaurant hieß Laguna und war tatsächlich nur ein paar Gehminuten vom „Haus Ana“ entfernt. Es hatte einen kleinen Außenbereich unter einer Pergola. Dort war es angenehm schattig und kühl. Ein Ober brachte ihnen die Speisekarten. Nika versenkte sich tief in die Karte und studierte das Angebot, während David intensiv Nika studierte. Sie spürte seinen Blick und rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. Der Kellner kam und erlöste Nika für einen kurzen Moment. Sie bestellte Cevapcici mit Pommes frites und ein Mineralwasser. Davids Hunger schien nicht sehr groß, denn er orderte lediglich einen Salat. Als das Essen kam, stopfte Nika sich gierig den Mund voll. Beide Backen mit Fleisch gefüllt, mahlten ihre Zähne darauf herum. Sie schluckte und schob sich den nächsten Cevapcic hinein. Noch während des Kauens begann sie zu reden.
„Sag mal, warst du schon mal in dieser Beach Bar?“
„Ja, einmal. Ist nichts Besonderes. Der Besitzer ist überheblich, die Musik zu laut und der Kaffee ist eher durchschnittlich.“
Nika hielt im Essen inne und rieb an ihrem Ohrläppchen.
„Und was ist das für ein Zelt daneben?“
„Strandmassagen, glaube ich.“
„Ist dir irgendetwas Ungewöhnliches dort aufgefallen?“
„Außer, dass die bis in die frühen Morgenstunden lautstark Party machen und kein Mensch dabei schlafen kann? Nein. Wieso interessierst du dich so für die Bar?“
„Ach, nur so.“ David hatte also keine Ahnung. Und spießig war er obendrein. Marko durfte doch feiern so viel er wollte. Die jungen Leute freute es. Warum mischte David nicht einfach mit, statt zu motzen. Der Deutsche erwies sich als Spaßbremse. Mit ihm würde Nika sicher nicht mehr ihre Zeit verschwenden.
David bemerkte, dass das Gespräch ins Stocken geriet, und winkte den Kellner heran. Er bezahlte. Die Enttäuschung war ihm ins Gesicht geschrieben. Nika bedankte sich für die Einladung.
„Es war nett mit dir“, log sie, „aber ich muss jetzt Ana beim Putzen helfen.“
„Ja, ich habe auch noch zu tun“, erwiderte David. Sie verabschiedeten sich steif mit Handschlag vor dem Eingang des Restaurants und verschwanden, jeder in eine andere Richtung. Dieses Treffen konnte David niemals als Date missverstanden haben. Nika beruhigte sich.
Sie schlenderte nach Hause. Dort klopfte sie bei Ana an, um zu fragen, ob Arbeit anstand. Ana sah müde aus. Es gäbe nichts Wichtiges. Sie werde sich ein wenig hinlegen und Nika solle sich einen schönen Tag machen.
„Hast du irgendetwas? Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte Nika besorgt.
„Es ist nichts. So ist das im Alter, Liebes.“
„Soll ich bleiben und dir einen Tee kochen oder dir einfach nur Gesellschaft leisten?“
„Nein, nein. Geh dich amüsieren. Ich komme schon zurecht. Und Ivan ist ja auch noch da.“
Mit einem unguten Gefühl verließ Nika die Wohnung der Kovacs. Sie hatte ihre Hilfe angeboten, mehr konnte sie nicht tun.
Da sie nun den restlichen Nachmittag frei hatte, beschloss sie den Ausflug ins Ortszentrum schon heute in Angriff zu nehmen. Sie hastete nach oben in ihr Zimmer. Im Schlafzimmer riss sie die Schranktür auf und entdeckte sofort, was sie gesucht hatte. Das gelb geblümte Sommerkleid hing fein säuberlich an einem Kleiderbügel. Das war das perfekte Outfit für einen Stadtbummel. Flink bürstete sie ihr Haar und band es im Nacken zusammen. Darüber kam ein breites Tuch, das ihren Kopf und die Ohren vor Sonnenbrand schützen sollte. Ein bisschen Sonnencreme auf die Nase und ihre große Sonnenbrille darauf, fertig. Sie drehte sich vor dem schmalen Spiegel. Ja, so gefiel sie sich. Unter dem Bett fand sie ihre gelben Ballerinas und schlüpfte hinein. Nika schnappte sich ihre Stofftasche, schwang sie über die Schulter und verließ ihr Zimmer. Sie sprang die Stufen bis zu Anas blauer Haustür herab und horchte daran. Innen hörte sie schlurfende Schritte. Ana schlurfte umher, also ging es ihr besser. Nika atmete erleichtert auf und hüpfte wie ein Schulmädchen aus dem Garten. Sie lief den Hügel hinunter zur Strandpromenade und bog nach links ab. Sie schlenderte zwischen Strandbuden und Sonnenbadenden bis zu dem Wald, den sie an ihrem ersten Tag durchquert hatte. Sie wühlte in ihrem Shopper herum und fischte das Mückenspray heraus. Mit zwei Pumpstößen