BESESSENHEIT. Kiki Abers

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Название BESESSENHEIT
Автор произведения Kiki Abers
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742783509



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Plan der Operationen für den Tag. Danach gingen sie durch die Behandlungszimmer und die OP. Sie vergewisserten sich, ob die Krankenschwestern alles vorbereitet haben, sahen nach den Patientinnen, die nach der Operation eine Weile in der Klinik bleiben mussten. Danach versammelte sich das ganze medizinische Personal, um den ganzen Tagesplan zu besprechen.

      Immer um zehn Uhr servierte die Sekretärin den beiden Chefs einen hervorragenden Kaffee und sprach dabei mit unterwürfigem Lächeln, lispelnd und ihren Kopf bescheiden senkend:

      -Bitte schön, das Käffchen für die Herren Doktoren. Und hier sind von mir gebackene Kekschen.

      - Frau Ewa, sie verwöhnen uns – sagten sie dann, und sie kicherte nur leise, verdeckte mit der Hand ihren Mund und sah verstohlen den Einen von ihnen.

      Alexander war unzufrieden, dass sie von seiner Affäre mit Hanka wusste. Er sprach nicht mit ihr darüber, denn, wenn er anfangen würde etwas zu klären, verneinen, dann würde es nur schlimmer sein. Am besten war es so zu tun, als ob nicht passiert wäre.

      Er wollte nur wissen, ob sie genauso hätte Mareks Tür verteidigt. Die beiden Zimmer befanden sich neben einander und man ging durch das Sekretariat hinein. In der Klinik gab es auch ein Apartment, in dem der Jenige, der bis tief in die Nacht gearbeitet hätte übernachten konnte. Als Frau Ewa Überstunden in der Klinik machte, schlug er ihr vor hier zu bleiben, sie kehrte jedoch immer, egal zu welcher Stunde nach Hause. Manchmal fuhr er sie dann mit seinem Auto und sie schaute lange dem Auto nach, bis es in der Dunkelheit verschwand.

      Oft hat er überlegt, ob sie jemanden hätte? Welches leben sie führte? Ob sie vielleicht noch Jungfer war? Immer war sie so bescheiden, hatte alle Vorzüge als Sekretärin, diskret, sprach nie über sich. Einmal merkte er, wie sie scheu wurde und errötete, nach dem er ihr sagte, sie sehe hübsch in ihrem neuen, grauen Kleid.

      -Ist sie vielleicht ein bisschen in mich verliebt? – wunderte er sich damals.

      - Unserer Frau Ewa fehlt ein Kerl, der sie gut durchgebumst hätte – scherzte manchmal Marek.

      - Lass mal gut sein, vielleicht hat sie jemanden, du weißt es nicht.- antwortete dann Alexander.

      - Das sieht man ihr doch an, dass sie nicht gefickt ist. Sie wird immer scheu, wenn man sie privat anspricht – behauptete Marek.

      - Bei dir wird sie auch scheu? Und ich dachte schon, dass nur ich so auf sie wirke. – Alexander lachte jetzt über seinen Verdacht.

      - Marek, hast du es nicht vor, dich mir anzuvertrauen? – fragte Alexander, als sie zu zweit bei dem morgendlichen Kaffee saßen

      - Anvertrauen? Womit denn?- Marek drückte seine Verwunderung aus.

      - Spiel jetzt nicht dumm, wir sagen uns doch immer alles.

      - Das stimmt, aber ich weiß nicht, was du jetzt meinst. – er griff nach dem Zucker.

      Alexander merkte, dass er viel mehr davon als sonst in die Tasse schüttete und beobachtete ihn als er den ersten Schluck nahm.

      -Schaffst du es auszutrinken? – fragte er, als er keine Reaktion in seinem Gesicht sah.

      - Alex, worum geht es dir? – fragte er jetzt mit gereizter Stimme.

      - Kumpel, was ist mit dir los? Du süßt zu viel den Kaffee und merkst es nicht mal, den Geschmack hast du wahrscheinlich auch nicht mehr! Wanda hat dich gestern Abend gesucht. Sie hat in der Klinik angerufen aber hat nicht gesagt worum es ging. Also ich habe das Recht zu denken, dass du mit einem „Fräulein“ zusammen warst.

      Alexander trank ruhig den Kaffee und knabberte an dem Kekschen von Frau Ewa.

      -Alex, ich wollte gestern alleine durch die Altstadt ziehen und traf ich einen Kumpel also gingen wir zusammen auf einen Drink, um ein bisschen zu quatschen.

      - Welchen Kumpel?

      - Den kennst du nicht. – er sprach ohne seinen Blick zu erheben.

      - Man sieht es dir doch an, dass etwas passiert ist. Du hast sogar anderen Gesichtsausdruck, anderen Blick – Alexander sah ihn prüfend an.

      - Spielst du einen Psychologen? Ich kann kaum meinen Sohn erwarten, wenn ich in auf den Arm nehme- Vielleicht das sieht man mir an. Du hast Recht, ich habe mit dem Zucker ein bisschen übertrieben, ich werde Frau Ewa um anderes Käffchen bitten – er ahmte ihre Stimme nach, wie sie das Wort Käffchen aussprach, und ging in den Raum, wo die Espressomaschine stand.

      - O Mist! Er ist doch wie eine Klette! – dachte er unterwegs.

      Alexander kannte Marek sehr gut und spürte es, dass er etwas vor ihm verheimlichte. Er konnte nur nicht verstehen, warum.

      -Musst du dich nicht zu dem Eingriff vorbereiten? – fragte Marek, als er zurück mit dem Kaffee kam und trank ihn ohne sich hin zu setzen. – ich habe in einer halben Stunde eine Liposuktion. Ein junges Mädchen, behauptet alles ausprobiert zu haben und jetzt nur ich kann sie retten.

      - ich habe erste Patientin erst um zwölf für Hyaluronsäure, also würde ich dir gern assistieren.

      Alexander wollte die Tassen auf ein Tablett abstellen, aber schon erschien Frau Ewa und nahm sie ihm aus der Hand.

      -Herr Doktor, lassen sie das bitte, ich werde das doch wegräumen – lispelte sie und diesmal trafen sich ihre Blicke.

      Er erstarrte beim Anblick dessen, was er in ihren Augen sah.

      Diesmal war es klar, das war der verständigungsvoller Blick von jemanden , der ein Geheimnis kennt, ein Blick, der gleichzeitig Treue und Hingabe ausdrückte.

      - Danke. – nur das schaffte er jetzt zu sagen.

      - Es ist etwas blöd, dass sie alles weiß. Nächstes Mal schließ die Tür ab. – riet ihm Marek, als sie ihre Hände vor dem Eingriff scheuerten.

      - Ich kann es mir nicht verzeihen – die Krankenschwester zog ihm jetzt chirurgische Handschuhe an.

      - Was quält dich so? –fragte Hanka, die soeben in den Waschraum kam.

      - Das sind Männergespräche – antwortete Marek kurz, womit er sich dankbaren Blick seines Freundes verdiente.

      - Schwester, haben sie das gehört? Wo ist die Frauenemanzipation? – Hanka wendete sich an die Krankenschwester, die ihnen jetzt die Gesichtsmasken fest band.

      - Hanka, pass auf, du bist schon so emanzipiert, dass du bald dein Geschlecht ändern könntest. – scherzte Marek.

      Dann gingen sie durch die Automatische Tür in den OP.

      Auf dem OP-Tisch lag eine Patientin. Auf ihren Oberschenkeln sah man gezeichnete Linien, die genau zeigten, was entfernt werden sollte. Sie bekam vorher eine Beruhigungsspritze und jetzt lächelte sie sogar. Hanka führte ihr den Tubus ein und begann das Narkosemittel zu verabreichen. Während des Eingriffs passierte etwas mit Marek, er spürte Kopfschwindel und kalter Schweiß zeigte sich auf seiner Stirn. Er hatte Angst, gleich ohnmächtig zu werden und fing tief zu atmen ein.

      Alexander merkte es sofort, die OP-Schwester schaute ihn beunruhigt an.

      -Ich mache es weiter, geh an die frische Luft. – sagte er und nahm ihm die Instrumente aus der Hand.

      Was für ein Glück, dass er jetzt dabei war, und dass er schon mehrere Male solche Eingriffe in dem Krankenhaus in Deutschland durchgeführt hat. Er mochte aber das nicht tun. Was für ein Pechtag! Hanka hatte auch Stress, weil bei der Patientin plötzlich der Blutdruck fiel aber sie schaffte es ihn ziemlich schnell zu stabilisieren.

      Nach dem sie fertig waren, hat Alexander beim Verlassen des OP die Maske abgenommen, seufzte mit Erleichterung und bedankte sich bei Hanka für die Mitarbeit.

      -Ein Kaffee würde uns jetzt gut tun. Ich gehe in die Bar, kommst du mit?

      Sie nickte zustimmend mit dem Kopf.

      Die Bar nannten sie einen Raum, in dem das Personal die freien Momente verbrachte. Frau Wigart führte hier eine kleine Bar mit Kanapees, Süßigkeiten und Getränken, sie brühte den Kaffee und Tee.