Название | Freud obszöner Spötterfunken |
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Автор произведения | Anno Dazumal |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738014426 |
Es war am frühen Abend, als sich Urban und Gisela in den Armen lagen und nicht mehr voneinander lassen konnten und wollten. Irgendwann waren sie dann fertig und Gisela wollte schuldbewußt wissen: „Glaubst Du jetzt, daß ich meine orale Phase noch nicht überwunden habe, weil ich da so an Deinem Schwanz herumgespielt habe?“ „Ach was! Wir sind doch nicht mehr im 19.Jahrhundert! Natürlich hat uns Freud eine Menge beigebracht, aber es ist bei weitem nicht so, daß er für uns die Bibel oder den Koran geschrieben hätte, weshalb wir jedes Wort von ihm als heilig ansehen müßten“, machte Urban deutlich. Sie lagen auf ihrem Bett, draußen regnete es und drinnen war es auch ein wenig feucht. Genug geschweinigelt, jedenfalls hatten sie einen intensiven Akt hinter sich, waren aber doch nicht erschöpft genug, um der Welt folgenden Dialog zu ersparen: „Wie hat Horst reagiert?“ forschte Gisela. „Überraschend gefaßt. Natürlich hatte er aggressive Impulse mir gegenüber, aber das ist ja nur zu verständlich und war zu erwarten gewesen. Alles in allem scheint er es ganz gut verkraftet zu haben. Mehr noch, irgendwie kam es mir sogar so vor, als verspürte er eine klammheimliche Freude, so nach dem Motto: Jetzt kannst Du auch mal sehen, was ich für eine durchgeknallte Frau hatte.“ „Hey! Hast Du sie noch alle?“ „Moment mal, ich habe doch nur gesagt, was er sich vermutlich gedacht hat.“ „Und wenn schon? Das will ich überhaupt nicht wissen. Du bist mir ja ein lustiger Zeitgenosse. Stehst Du etwa immer noch auf seiner Seite?“ „Also bitte, Liebling, Du hast doch gerade ganz genau gesehen und noch viel stärker gespürt auf welcher Seite ich stehe.“ „Also, wenn das hier auf dem Niveau weitergeht, dann gute Nacht Literaturkritik“, ließ Gisela verlauten und er schaute sie verwirrt an. „Jetzt mal im Ernst: Ich glaube, daß er das gut überwinden wird, denn die Erleichterung darüber, nicht mehr mit Dir zusammen zu sein, schien bei ihm schon enorm zu sein.“ „Ich muß ja wirklich ein schrecklicher Mensch sein.“ „Ja, wenn man nach dem geht, was er immer so über Dich erzählt hat, dann trifft das vollkommen zu.“ „Wieso hältst Du es dann ausgerechnet mit mir aus?“ „Vielleicht gerade deshalb. Du darfst auch nicht vergessen, daß Ihr ja am Anfang bestimmt auch sehr verliebt gewesen seid.“ Daran kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Alles schon viel zu lange her. Der einzige Mann, den ich wirklich geliebt habe, war mein Vater.“ „So wie sich das gehört. Bleibt nur zu hoffen, daß Du nicht jeden Deiner Freunde mit ihm vergleichst.“ „Warum?“ „Weil gegen den Vater der Tochter kein Mann eine Chance hat. Der wird immer der großartige Held in ihrem Leben bleiben.“ „Außer wenn er sie vergewaltigt hat.“ „Manchmal selbst dann noch.“ „Tatsächlich?“ „Glaub mir, ich habe Frauen in der Therapie gehabt, die haben nichts auf ihren Vater kommen lassen und wenn er sie mißbraucht hat, dann haben sie die Schuld dafür bei sich selbst gesucht, so frei nach dem Motto, da war ich halt ein böses Mädchen gewesen und Papi hat mich bestrafen müssen.“ „Unglaublich!“ „Aber wahr. Am krassesten war eine Frau, die mir erklärt hat, keiner wäre im Bett so gut wie ihr Vater gewesen und sie sehne sich den Sex zurück, den sie mit ihm hatte.“ „Du, sei mir nicht böse, aber ich will jetzt wirklich nicht über Fritzl und Konsorten reden.“ „Schade. Dabei wäre es doch höchst interessant zu erfahren, welches Trauma der in seiner Kindheit erlebt hat, damit er so wurde wie er war und ist.“ „Findest Du nicht, daß Du in Deiner Freizeit versuchen solltest, auf andere Gedanken zu kommen?“ erkundigte sie sich und setzte sich auf ihn. Urban kam seiner Pflicht nach und gab noch einmal alles. Danach waren sie Beide ziemlich erledigt, aber glücklich. „Na, das läßt sich doch alles ganz gut an“, dachte sich Gisela zufrieden, doch dann schweiften ihre Gedanken ab und ihr kam etwas in den Sinn, das sie fast schon erfolgreich verdrängt gehabt hatte. „Oh mein Gott! Hoffentlich machen Horst und Dagmar gerade nicht dasselbe wie wir“, platzte es aus ihr heraus. „Und was sollte daran so schlimm sein?“ wunderte sich Urban. „Ich kenne Horst und ich kenne Dagmar und ich garantiere Dir eines: Wenn es zwei Leute gibt, die absolut nicht zusammenpassen, dann sind es die Beiden.“ „Na ja, ich bin der Meinung, das sollen sie selbst rausfinden“, sprach der Psychoanalytiker.
„Vielen Dank dafür, daß ich bei Dir übernachten kann“, begann Horst, nachdem er seine Sachen ins Gästezimmer gestellt und sich zu Gisela gesellt hatte. Jene hatte eine Flasche Wein geöffnet und prostete ihm zu. „Keine Ursache. Auf Deine neue Freiheit!“ „Na ja, so ganz habe ich das noch nicht verinnerlicht, ein bißchen plötzlich kam das alles schon für mich. Andererseits habe ich es mir seit Jahren gewünscht und darauf hingearbeitet. Hat mich übrigens überrascht, daß Du mich eingeladen hast. Ich hatte nämlich immer geglaubt gehabt, Du könntest mich nicht leiden und Gisela würde bei Dir immer über mich herziehen.“ „Das hat sie auch oft genug gemacht, das kannst Du mir glauben. Aber irgendwann habe ich mir gedacht, wenn Du wirklich so ein Scheusal wärst, dann wäre sie schon längst ausgezogen.“