Название | Der verkannte Papst Alexander VI. |
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Автор произведения | Walter Brendel |
Жанр | Социология |
Серия | |
Издательство | Социология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754955772 |
Doch Pius hätte sich auch an seine eigene Nase fassen können, denn vor seiner kirchlichen Laufbahn führte Enea Silvio Piccolomini, wie er mit bürgerlichen Namen hieß, ein Leben als Dichter und Lebemann und war in seinem Wirken ebenso widersprüchlich wie später als Papst.
Am 19. August 1458 wurde Enea Silvio Piccolomini in einem dreitägigen Konklave in Rom zum Papst gewählt und am 3. September inthronisiert. In seinen Memoiren erinnerte sich Pius II. mit Abscheu an das abgekartete Spiel im Konklave. Die Wahl seines Papstnamens gilt als Anspielung auf den pio Enea, den ‚frommen Äneas“, von Vergil.
Als Papst war Piccolomini nun ein entschiedener Verfechter des Papalismus und kämpfte für die Entscheidungsgewalt des Papstes in allen kirchlichen und weltlichen Belangen. So erließ er am 18. Januar 1460 die Bulle Exsecrabilis, die eine Appellation an ein allgemeines Konzil gegen den Papst mit der Exkommunikation belegte. Damit war dem Konziliarismus ein wichtiges Instrument aus der Hand genommen.
Hatte man bisher nur die Macht des Christentums in Europa im Blick, so bahnte sich nun die Säkularisierung an, was Piccolomini lange vor seinem Papstamt bewusst war. Dies hat ihn sehr besorgt, denn er wollte die alte päpstliche Machtfülle wiederherstellen. Um Macht ging es auch in der Auseinandersetzung mit Georg von Podiebrad, dem König von Böhmen. Der vorgeschlagene Staatenbund-Plan und die Verweigerung des Obedienzeides bescherten ihm einen großen Streit.
In dem deutsch-kanadischen Historienfilm >Das Konklave< werden die Umstände, die zur Wahl von Pius II. führten, aus der Sicht des damals noch jungen Rodrigo Borgia erzählt.
Seine Stimme bei der Wahl von Papst Sixtus IV. hatte Kardinal Rodrigo Borgia eine Abtei mit vielen Burgen und einem stolzen Schloss als Gegenleistung eingebracht. Dieses „Geschenk“ zeigt, wie viel sein Votum schon dreizehn Jahre nach dem Tod Calixtus’ III. wert war. Als Vizekanzler hatte Rodrigo Borgia nach dem Papst die meisten Kontakte zu den europäischen Herrschern, die er durch Gewährung von Gnaden gewogen stimmen konnte. Das Geschick, das er bei solchen Geschäften an den Tag legte, wurde an der Kurie rasch legendär.
Er verfügte nach einhelligem Zeugnis der Zeitgenossen über eine ungewöhnliche Beredsamkeit, gepaart mit psychologischem Scharfblick und juristischer Sachkenntnis. Das alles machte ihn zu einem Meister in der Kunst des Verhandelns. Allerdings wurden seine dabei erzielten Erfolge nicht nur auf diese Qualitäten, sondern mindestens ebenso sehr auf die Fähigkeit zurückgeführt, sein Gegenüber über seine wahren Absichten zu täuschen und dabei auch den kleinsten Vorteil rücksichtslos auszunutzen. Strenger denkende Zeitgenossen mochten dieses Gebaren missbilligen, doch auch sie mussten einräumen, dass die Kurie solche Kardinäle brauchte. Die gegenwärtigen Zeiten verlangten nach Kirchenfürsten mit politischer Durchsetzungs-fähigkeit.
Die Päpstliche Kanzlei (Cancellaria Apostolica) war eines der ältesten Ämter der Römischen Kurie, ihre Gründung geht bis auf das 4. Jahrhundert zurück. Sie war anfänglich für die Ausfertigung, Beglaubigung, Versiegelung und Archivierung von Apostolischen Schreiben und päpstlichen Anordnungen zuständig. Sie wurde bis zum 12. Jahrhundert auch als „Scrinium Apostolica“ (Päpstliches Archiv) bezeichnet. Seit 1088 wurde sie vom „Kanzler der Heiligen Römischen Kirche“ geleitet. Der „Cancellarius“ darf nicht mit dem Camerlengo verwechselt werden.
Rodrigo diente als Vizekanzler unter folgenden Päpsten:
1455 – 1458 Kalixt III.
1458 – 1464 Pius II.
1464 – 1471 Paul II.3
1471 – 1484 Sixtus IV.4
1484 – 1492 Innozenz VIII.5
Über Kalixt und Pius wurde schon kurz berichtet. Was zeichnete deren Nachfolger nun aus?
Paul II.
Pietro Barbo war der Sohn eines wohlhabenden venezianischen Kaufmanns, seine Mutter Polixena Condulmer war eine Schwester von Papst Eugen IV. Schon früh profitierte Pietro Barbo vom Pontifikat seines Onkels, der ihm gute Privatlehrer sandte.
Im Jahr 1440 ernannte Papst Eugen IV. seinen Neffen Pietro Barbo zum Kardinal von Santa Maria Nuova in Rom. Außerdem war er Apostolischer Protonotar, Archidiakon von Bologna, ab 1440 Bischof von Cervia, ab 1451 Bischof von Vicenza und ab 1459 Bischof von Padua. Von seinen zahlreichen Pfründen ließ Pietro Barbo den römischen Palazzo Venezia erbauen.
Am 30. August 1464 wählte ihn das Konklave nach dreitägiger Wahldauer im Vatikan zum neuen Papst. Eigentlich wollte sich Pietro Barbo Papst Formosus II. nennen, aber die Kardinäle überredeten ihn, diesen Namen nicht zu verwenden. Seine zweite Wahl fiel auf den Namen Papst Marcus II., doch auch der Name des Evangelisten erschien den Kardinälen als nicht angemessen, da sie wie Apostelnamen generell als Papstnamen unüblich sind (bei Papst Marcus I. war es der bürgerliche Name). So überzeugten sie Pietro Barbo, den Namen Papst Paul II. anzunehmen, der als Name des Völkerapostels, der nicht zum Kreis der Zwölf und nicht zu den Evangelisten zählt, akzeptabel erschien. (Der Papstname Johannes bezieht sich auf Johannes den Täufer.)
Wie zu dieser Zeit üblich, verlangten die Kardinäle von ihm eine Wahlkapitulation, doch Papst Paul II. widerrief seine Wahlkapitulation, die ihn zur Berufung eines allgemeinen Konzils und zum Türkenkrieg verpflichtete, sofort nach seiner Krönung. Papst Paul II. wandte sich offen gegen die römische Akademie und hob schließlich auch das Abbreviatorenkollegium6 auf.
Aus heutiger Sicht wird Papst Paul II. als ein Antihumanist bezeichnet: Er war des Lateinischen nicht mächtig und auch kein Freund der Bildung. Er führte das Birett7 der Kardinäle ein und legte 1470 das Jubeljahr auf alle 25 Jahre fest.
Sixtus IV.
Der auf den Namen Francesco Getaufte entstammte einer angesehenen, jedoch armen Familie aus Ligurien. Den Namen della Rovere übernahm er später von einer Turiner Familie, mit der er nicht verwandt war. Rovere ist die Traubeneiche, und das Wappen des Papstes und auch seines Neffen Julius II. zeigt eine solche Eiche mit 12 goldenen Eicheln. Er wurde von seiner Mutter bereits im Alter von 7 Jahren in geistliche Obhut gegeben, und als er das notwendige Alter erreicht hatte, trat er dem Franziskanerorden bei. In der Folgezeit studierte er Philosophie und Theologie in Bologna, Chieri, Padua und Savona.
Am 14. April 1444 erreichte er den Doktorgrad in Theologie an der Universität Padua. Nun engagierte sich Francesco della Rovere in der Lehre, er hielt Vorlesungen in Bologna, Florenz, Padua, Pavia, Perugia und Siena. Hierdurch weckte er unter anderem die Aufmerksamkeit von Kardinal Basilius Bessarion. Bei seinen Zeitgenossen war Francesco della Rovere wegen seiner Lehrtätigkeit und als hervorragender Prediger geschätzt.
Francesco della Rovere wurde am 19. Mai 1464 auf Grund seiner Leistungen zum Generalminister des Franziskanerordens gewählt. Am 18. September 1467 erhob ihn Papst Paul II. in den Kardinalsrang (Titelkirche: San Pietro in Vincoli) und berief ihn an die Kurie nach Rom. Es wird von vielen Historikern vermutet, dass es Kardinal Bessarion war, der den Papst zu dieser Kardinalserhebung veranlasst hat.
Am 19. Mai 1469 trat er von seinen Leitungsfunktionen innerhalb des Franziskanerordens zurück, um sich seinen Tätigkeiten innerhalb der Kurie voll zuzuwenden. In dieser Zeit verfasste er viele theologische Abhandlungen, so auch die beiden Traktate De potentia Dei und De sanguine Christi.
Am 9. August 1471 wurde er nach dreitägigem Konklave überraschend zum neuen Papst gewählt. Das Kardinalskollegium hatte ihm vor seiner Ernennung jedoch verschiedene Wahlkapitulationen abgefordert. Die Namenswahl bezieht sich auf den altrömischen Märtyrer Sixtus II., an dessen Festtag das Konklave begann. Hatte man von dem Ordensgeneral zunächst eine Neubesinnung auf pastorale Leitwerte erwartet, so zeigte sich während seines Pontifikats sehr bald, dass Papst Sixtus IV. ein ausschweifender Nepotist war.
Bereits am 16. Dezember 1471 ernannte Papst Sixtus IV., entgegen den Vereinbarungen der Wahlkapitulationen, zwei seiner Neffen, Pietro Riario und Giuliano della Rovere, zu