Mythos, Pathos und Ethos. Thomas Häring

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Название Mythos, Pathos und Ethos
Автор произведения Thomas Häring
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738030754



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es nicht wirklich, daß jene Wählerinnen und Wähler 2013 wieder zu ihren Volksparteien zurückkehrten, nur die Kleinen schienen das nicht so recht begreifen zu wollen. Die Grünen hatten von mindestens 13 bis 15 Prozent der Stimmen geträumt und auch die Linke hatte auf ein zweistelliges Ergebnis gehofft.

      Zusammenfassend bleibt festzustellen, daß das Wahlergebnis bei der Bundestagswahl 2013 das wohl ehrlichste seit vielen, vielen Jahrzehnten gewesen ist, auch wenn das etlichen Leuten nicht passen wird.

      Bevor meine Demenz mich ein weiteres Mal übermannt, noch ein paar Worte zu den einzelnen Parteien:

      Andrea Gerkel wird 2017 wahrscheinlich nicht wieder antreten und das könnte für ihre CDU ein böses Erwachen bedeuten, denn viele Menschen haben der CDU nur wegen ihr die eigene Stimme gegeben. Genauso war es in Bayern mit Torsten Feehoffer von der CSU, die Persönlichkeiten an der Spitze machen halt doch eine Menge aus. Andrea Gerkel ist Deutschlands beliebteste Politikerin und das mit weitem Abstand, sie hätte mit den 41,5 % für die Union beinahe die absolute Mehrheit der Sitze im Bundestag erreicht. Wenn man nicht das Wahlrecht vor der Wahl hätte ändern müssen, dann wäre jener Coup womöglich sogar gelungen, so aber mußte die FDP dran glauben, denn die meisten CDU-Wähler verzichteten deswegen auf ein Stimmen-Splitting, so daß der FDP nicht einmal die massive Unterstützung durch die Schild-Zeitung mehr über die Fünf-Prozent-Hürde half.

      Die SPD hatte es mal wieder schwer. Ihr Spitzenkandidat Pierre Seinglück wurde von den Medien ständig durch den Kakao gezogen; erst kreidete man ihm seine beträchtlichen Nebenverdienste an, was bei einem SPD-Politiker nicht gern gesehen wurde, bei CDU-, CSU- und FDP-Politikern waren hohe Nebenverdienste hingegen die Regel und wurden eher gewürdigt als kritisiert. Dann wurde jeder Satz des Kandidaten Seinglück, der gerne deutscher Bundeskanzler geworden wäre, hergenommen und darauf durchleuchtet, ob man ihm damit nicht schaden konnte. Zu guter Letzt reichte es dem Mann, weshalb er den Medien und ihren Vertretern in einem pantomimischen Interview den Stinkefinger zeigte, doch nicht einmal das brachte ihn voran, ganz im Gegenteil.

      Ja, das Leben war manchmal ein kleines bißchen ungerecht, denn Karl-Georg Wellmann von der CDU konnte es sich sogar leisten, den Berlinern auf Wahlplakaten den Stinkefinger zu zeigen und bekam trotzdem über 42 Prozent der Erststimmen, was locker für seine Wiederwahl in den Bundestag reichte. Dazu nun ein kleiner Text von mir:

      I-Pad und Stinkefinger. Was hat sich Karl-Georg Wellmann von der CDU dabei gedacht, als er all seinen potentiellen Wählerinnen und Wählern, leicht versteckt aber doch deutlich sichtbar, den erigierten Mittelfinger entgegenstreckte? Dazu noch dieses süffisante Grinsen, frei nach dem Motto: Da könnt Ihr mal sehen was ich wirklich von Euch halte. Er ist definitiv Deutschlands ehrlichster Politiker, vielleicht wurde er auch gerade deswegen wieder in den Bundestag gewählt. "Endlich mal einer, der sich nicht verstellt", mögen sich da etliche Steglitzer und Zehlendorfer gedacht und ihn deshalb gewählt haben. Gerüchten zufolge sollen sogar etliche Punks sowie Anarchisten den mutigen Whistleblower gewählt haben, da sie ihn irrtümlich für einen der Ihren hielten. Aber womöglich war es auch ganz anders gewesen und Karl-Georg hat mit seiner fingerfertigen Aktion lediglich demonstrieren wollen, daß er Technik nicht mag.

      Ja, das ist schon so eine Sache mit dem ganzen neumodischen Zeug. Da wollte so ein Berliner CDU-Mann mal ganz cool sein und ließ sich deshalb mit I-Pad ablichten, auf dem er mit seinem Mittelfinger herumscrollte, womöglich wollte er so etwas wie Sträuber mit "Laptop und Lederhose" kreieren, aber ob "I-Pad und Stinkefinger" da dasselbe Potential haben wird?

      Wie auch immer, sein Mut wurde jedenfalls belohnt, aber das vermutlich halt auch, weil er in der richtigen Partei war und die Sieger können sich bekanntlich alles erlauben. Nur 1,2 Prozent fehlten der Union zur absoluten Mehrheit, genau so viel hätte auch Egmont Sträuber 2002 noch gebraucht, um zusammen mit der FDP regieren zu können, irgendwie schon interessant, das Ganze.

      Die SPD dagegen steht mal wieder vor der Wahl zwischen Pest und Cholera. Ein rot-rot-grünes Bündnis hat sie kategorisch ausgeschlossen, Rot-Grün zusammen kamen gerade mal auf gut 34 %, sind also meilenweit von einer eigenen Regierungsmehrheit entfernt und so bleiben nur die Große Koalition oder die Opposition als Optionen übrig.

      Die Grünen haben eigentlich auch keine Lust auf eine Koalition mit der gefräßigen Andrea, die bekanntlich ihre Koalitionspartner ruiniert und schlecht aussehen läßt, weshalb die dann mindestens an die zehn Prozent der Wählerstimmen verlieren, was im Fall der Grünen gar nicht möglich wäre, denn dann hätten die Minusstimmen und so etwas gibt es ja bekanntlich nicht. Also wird sich halt doch mal wieder die SPD opfern müssen, immerhin mit der Aussicht, daß die allseits beliebte Kanzlerin höchstwahrscheinlich 2017 nicht mehr zur Wahl antreten wird.

      Für die AfD wird es weiterhin aufwärts gehen, denn die Rettungspakete für Krisenländer werden in der EU auch weiterhin fleißig geschnürt werden und so kann sich die Professorenpartei darauf verlassen, daß immer genug Protestwähler zu ihr überlaufen werden.

      Zum Glück gibt es in der CDU bereits einen würdigen Nachfolger für Königin Drea, wenn die mal das Politische segnen sollte, nämlich Caius Julius Caesar aus Nordrhein-Westfalen, allein schon vom Namen her die beste Lösung.

      Was also bleibt nach der Bundestagswahl 2013 zusammenfassend festzustellen? Schwarz-Gelb ist erst mal Geschichte, sollte sich die AfD langfristig im Bundestag etablieren, dann wird man zukünftig mehr als nur einen Koalitionspartner brauchen, die Zeit der personellen Erneuerung hat in den Verliererparteien begonnen und damit haben die Wähler irgendwie auch gewonnen.

      An dieser Stelle, bevor ich mit meiner eigenen Lebensgeschichte beginne, noch einige Zeilen zur bayerischen Landtagswahl, welche eine Woche vorher stattgefunden hat: "Die Erektionen waren euphorisch", berichtete eine Reporterin von der CSU-Wahlparty und das konnte man sich nur zu gut vorstellen, wie die alten Säcke der bierbäuchigen CSU-Anhänger wiederauferstanden und sich voller Geilheit an der Reporterin gerieben hatten, schließlich macht Macht geil und, wie schon Fürstin Chloria aus eigener Erfahrung einst mitteilte: "Der Schwarze schnakselt gern". Ja, die Wiedererringung der Alleinherrschaft in und über Bayern, welche die CSU in allererster Linie ihrem Parteichef und Ministerpräsidenten Torsten Feehoffer zu verdanken hatte, sorgte für überglückliche Mienen im Lager der Christsozialen.

      Ganz anders sah es hingegen bei der bayerischen FDP aus. Niedergeschlagenheit und Enttäuschung hatten sich breitgemacht, mit gut drei Prozent der Wählerstimmen war man sowohl aus der Regierung als auch aus dem Bayerischen Landtag herausgeflogen; wenn, dann verlor man schon richtig. Kein Wunder, bei so sympathischen Spitzenleuten wie Marvin Beil, man fragte sich wirklich, nach einem Blick auf jenen und den hessischen Spitzenkandidaten Jürgen-Udo Wahn (dessen FDP bei der Landtagswahl in Hessen, welche am gleichen Tag wie die Bundestagswahl stattgefunden hatte, von 16,2 % auf 5,0 % abgeschmiert war) und Leuten wie Müderle, Dösler, aber auch Tomburger, woher man diese Gestalten nur brachte, gab es da irgendwo einen liberalen Lebensborn, in dem jene Über-Menschen gezüchtet worden waren?

      Die SPD freute sich über die 2 vorne, gab sich mit 20,6 Prozent zufrieden, na ja, nach 56 Jahren in der Opposition in Bayern war man bescheiden geworden. Zwar war man mit dem äußerst populären, in München seit 20 Jahren als Oberbürgermeister amtierenden Christoph Ode als Spitzenkandidaten in die "Mutter aller Schlachten" (Zitat von Torsten Feehoffer) gezogen, doch am Ende gab es mal wieder nur lange Gesichter. Die Grünen und die Freien Wähler waren ebenfalls in den Landtag eingezogen, beide mit Verlusten, aber 2008 hatte es ja da noch die Große Koalition auf Bundesebene gegeben, welche dafür gesorgt hatte, daß die Kleinen über sich hinausgewachsen waren. Die Grünen waren enttäuscht, da sie sich aufgrund der Umfragen vor der Wahl mehr versprochen gehabt hatten, doch bei denen lief so ziemlich alles schief, was möglich war, von daher mußten sie sich mit 8,6 % zufriedengeben, die Freien Wähler erreichten immerhin 9,0 Prozent. Also ein deutlicher Vorsprung der CSU, welche 47,7 Prozent der Wählerstimmen abgeschöpft hatte und da die Wahlbeteiligung um sechs Prozent auf fast 64 gestiegen war, hatten eigentlich fast alle im Landtag vertretenen Parteien Stimmen dazu gewonnen, nur bei den Prozentzahlen sah man das bei den beiden kleinen Parteien nicht wirklich, weshalb jene nicht so gut drauf waren.

      Bayern ohne die FDP, alles ist wieder gut und in Ordnung. Schon eine wahre Meisterleistung der Liberalen, wie sie es doch immer wieder