Verlorene Liebesmüh. William Shakespeare

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Название Verlorene Liebesmüh
Автор произведения William Shakespeare
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754178331



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indessen

      Hat täuschend schon des Auges Blick geblendet,

      Licht suchend hat das Licht des Lichts vergessen:

      Und statt zu spähn, wo Licht im Finstern funkelt,

      Erlosch dein Licht, Nacht hat dein Aug' umdunkelt.

      Studiert vielmehr, was Euer Aug' entzücke,

      Indem Ihr's auf ein schönres Auge wendet,

      Das blendend uns zugleich mit Trost erquicke,

      Und, raubt es Licht, uns neue Sehkraft spendet.

      Studium vergleich' ich mit dem Strahl der Sonnen:

      Kein frecher Blick darf ihren Glanz ergründen;

      Was hat solch armer Grübler sich gewonnen,

      Als Satzung, die im fremden Buch zu finden?

      Die ird'schen Paten, die im Himmelsheer,

      Gevattern gleich, jedweden Stern benennen,

      Erfreun sie sich der hellen Nächte mehr,

      Als die umhergehn und nicht einen kennen? –

      Allzuviel wissen heißt mit Worten kramen,

      Und jeglicher Gevatter kann benamen.

      KÖNIG.

      Ei, wie belesen er aufs Lesen wütet!

      DUMAIN.

      Wie rasch fortschreitend er das Gehn verbietet!

      LONGAVILLE.

      Er will das Korn getilgt, Unkraut behütet!

      BIRON.

      Der Lenz ist nah, wenn Gans und Ente brütet.

      DUMAIN.

      Wie paßt sich das?

      BIRON.

      Es paßt für Zeit und Ort.

      DUMAIN.

      Nicht für den Sinn! –

      BIRON.

      So reimte doch das Wort.

      LONGAVILLE.

      Biron ist gleich den neid'schen, frost'gen Winden! –

      Er knickt die ersten Blumen, die entspringen.

      BIRON.

      Und wär' ich's? Soll sich Sommer stolz verkünden,

      Eh' noch ein Vogel Ursach' hat zu singen? –

      Soll ich unzeitiger Geburt mich freun?

      Ich mag um Neujahr Rosen nicht verlangen,

      Noch Schnee, wenn Lenz und Mai mit Blüten prangen:

      Jegliche Frucht muß Reif' und Zeit erlangen.

      So kommt für euch zu spät das Lernen nach;

      Ihr wollt zur Haustür klettern übers Dach.

      KÖNIG.

      So scheidet aus, Biron, und geht sofort!

      BIRON.

      Nein, teurer Herr, ich bleib', ich gab mein Wort.

      Sprach ich gleich mehr zum Ruhm der Barbarei,

      Als für den Engel Weisheit Ihr könnt sagen:

      Doch halt' ich meinen Eidschwur streng und treu

      Und will drei Jahr die Buße täglich tragen.

      Zeigt mir das Blatt, und was es auch begehrt,

      Dem Härtsten sei die Unterschrift gewährt.

      KÖNIG.

      Solch edle Rückkehr hat dich hoch geehrt.

      BIRON liest. »Item, daß kein Weib unserm Hof auf eine Meile nah kommen dürfe.« – Ist dies bekannt gemacht? –

      LONGAVILLE. Schon seit vier Tagen.

      BIRON. Und welche Strafesteht darauf? Liest. »Bei Verlust ihrer Zunge.« Ei, wer gab den Bescheid?

      LONGAVILLE. Ich selber schrieb ihn heut.

      BIRON. Und wozu so viel Leid?

      LONGAVILLE. Zu schrecken durch der Strafe Furchtbarkeit.

      BIRON. Ein arg Gesetz doch für die Höflichkeit! – Er liest. »Item, sieht man einen Mann in dem Zeitraum von drei Jahren mit einem Weibe sprechen, so soll er so viel öffentliche Schmach erdulden, als der übrige Hof nur immer zu ersinnen vermag.«

      Den Punkt, mein Lehnsherr, müßt Ihr selber brechen;

      Denn Frankreichs König schickt in unser Land

      Die eigne Tochter her, mit Euch zu sprechen,

      Durch seltnen Reiz und Hoheit weltbekannt.

      Für ihren Vater, alt, gelähmt und kränklich,

      Fragt sie um Aquitaniens Räumung an;

      Drum scheint der Punkt umsonst mir und bedenklich,

      Dafern sie nicht den Weg umsonst getan.

      KÖNIG.

      Wie nur der Umstand uns so ganz entfiel!

      BIRON.

      So schießt das Studium immer übers Ziel:

      Weil es studiert zu haschen, was es wollte,

      Vergaß es auszurichten, was es sollte;

      Und hat es nun, worauf es lang gesonnen,

      Ist's, wie im Sturm gewonnen, so zerronnen.

      KÖNIG.

      Dann freilich sind zur Änd'rung wir gezwungen;

      Denn hier verweilen muß sie notgedrungen.

      BIRON.

      Und all die Eide wird die Not zerbrechen

      Dreitausendmal, noch eh' drei Jahre schwinden:

      Denn jeder Mensch hat angeborne Schwächen,

      Die Gnade nur, nicht Kraft kann überwinden.

      Drum sei mein Trost, verletz' ich das Gebot:

      Mich zwang zum Meineid unumgänglich Not. –

      So steh' mein Name deutlich hier gleich allen,

      Und wer das kleinste der Gesetze kränkt,

      Der sei der ew'gen Schmach anheimgefallen;

      Versuchung ist, wie andern, mir verhängt.

      Doch hoff' ich, schein' ich auch verdrossen jetzt,

      Von allen brech' ich wohl den Eid zuletzt. –

      Doch, wird kein Scherz zur Stärkung uns gewährt?

      KÖNIG.

      O ja! Ihr wißt, an unserm Hof verkehrt

      Ein Reisender aus Spanien; ein Exempel

      Der neusten Mod', in Feinheit wohl belehrt,

      Des Hirn Sentenzen ausprägt, wie ein Stempel:

      Einer, dem die Musik der eignen Stimme

      So süß dünkt als ein überirdisch Tönen;

      Das Muster eines Manns, den ihrem Grimme

      Unrecht und Recht gewählt, sie zu verhöhnen.

      Dies Kind der Laune, Don Armado heißt er,

      Erzählt mit schwülst'gem Wort in Mußestunden

      Das