Название | Der gebrochene Schwur |
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Автор произведения | Мэри Элизабет Брэддон |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754177310 |
»Mein lieber Arthur, glaubst Du denn, daß wenn ich meine Lebensweise vom Zufall abhängig gemacht hätte, ich der Mann wäre der ich bin? Nein, ich wußte wohin ich kam und warum ich kam, und nun magst Du es auch wissen. Ich kam, um die Erfüllung unseres früheren Uebereinkommens zu verlangen; ich kam, um meinen Antheil an Deinem Gewinne zu begehren, wie wir es beschlossen; ich kam mit einem Worte, um meine Rechte in Anspruch zu nehmen. Darum, was immer für ein Betrag von dem Vermögen Deines Weibes in Deine Hände fällt, ich verlange die Hälfte davon; was immer von Deines Stiefsohnes Reichthum und Macht von Dir kann an Dich gerissen werden, mir gehört die Hälfte. Was immer für Wohlleben, Luxus, Verschwendung und Behaglichkeit Du genießen magst, kommt mir die Hälfte, zu; und nun, lieber Junge, steh’ auf und laß’ uns in’s Haus zurückkehren. Gehe voran, Arthur Walsingham & Comp., aber erinnere Dich, daß Dein älterer Partner stets hinter Dir ist, wenn er sich auch im Schatten hält.«
Fünf Minuten, nachdem die beiden Männer den Schutz des Baumes verlassen hatten, durchbrach ein Dritter die Zweige desselben und kroch verstohlen hinweg, der Richtung des Thores zu.
Bleich und fröstelnd ging Arthur Walsingham die Allee hinauf, über die Brücke und durch den Garten; ein verurtheilter, elender Verbrecher, der die Stufen des Schaffots besteigt, möchte so gegangen sein wie er, und so ausgesehen haben wie er, während der Henker, der zuweilen dem armen Elenden behilflich ist die Todesleiter zu erglimmen, dem glänzenden Major nicht unähnlich sein mag, der dicht hinter seinem Freunde herschlenderte, eine Hand auf dessen Schulter ruhend. Selbst in der graziösen Haltung dieser weichen Hand lag etwas von dem Gebahren eines Polizeibeamten, der sein Opfer erfaßt hat, etwas, was viel deutlicher als selbst die Worte des Majors ausdrückte —- »unterjocht, Arthur Walsingham unterjocht!«
Siebentes Kapitel.
Unterwühlter Boden.
Major Granville Barney schien es nicht schwierig zu finden, sich’s in Lislewood-Park bequem zu machen. Er sandte nach Brighton um sein Gepäck, welches unter der Aufsicht seines Dieners, einem jüdisch aussehenden Gesellen, Namens Salamons, ankam.
In Calcutta sagte die böse Welt, daß dieser schwarzäugige Israelite nicht immer der Diener des Majore gewesen sei, sondern einst ein kleines Provinztheater besessen, auf dessen Brettern seine schöne Schwester die Hauptrollen der britischen Dramen gespielt habe. Diese boshaften Anglo-Inder gingen sogar so weit, zu behaupten, daß die oben genannte schöne Schwester keine Andere sei, als die gegenwärtige Mrs. Granville Barney, und daß der Major, als er einst auf Urlaub in England gewesen, sie auf ihres Bruders Bühne spielen gesehen, sich sterblich in sie verliebt und sie sogleich geheiratet habe. Sei dem nun wie ihm wolle, Mrs. Barney war gebildet, elegant, schön und bezaubernd; sie hatte die herrlichste Altstimme und besaß jenes hohe Talent für Musik, das mit dem göttlichen Namen Genie bezeichnet wird. War der schmutzige, schlaue jüdische Diener wirklich ihr Bruder, so legte sie keine besondere Zuneigung für ihn an den Tag, denn sie konnte an ihm vorbeistreifen mit stolzer Haltung und halb geschlossenen Augenlidern, als sei er ein zu untergeordnetes Individuum, um von ihr bemerkt zu werden.
Nach den ersten Tagen von Major Barney’s Besuch besserte sich Hauptmann Walsingham’s Stimmung auf wunderbare Weise. Gewöhnlich spielten sie den größten Theil des Tages Billard und die halbe Nacht hindurch Ecarté. Mrs. Barney und Claribel gingen zuweilen in das Billardzimmer, um dem Spiele beizuwohnen; der, Major pflegte dann zu plaudern und zu lachen, während er seinen Queue handhabte, den Damen Schmeicheleien zu sagen und sich mit einer Lebendigkeit zu bewegen gleich der glänzenden Elfenbeinkugel auf dem grünen Tuche.
Arthur Walsingham dagegen spielte mit fieberhafter Erregung und schien nie zu ermüden. Er verließ das Billardzimmer ungern und kehrte mit erneuter Ungeduld in dasselbe zurück. Bei ihrem Ecartéspiel am Abend war er es, der den Major antrieb weiter zu spielen, und ihn vermochte an dem kleinen Tische sitzen zu bleiben lange nachdem die Damen sie verlassen.
Wer die Züge der beiden Männer beobachtet hätte, über das Tischchen gebeugt, die beschattete Lampe zwischen sich stehend, würde gesagt haben, daß das Spiel bei dem Major ein Vergnügen, ein zweckmäßiger Zeitvertreib, bei dem Hauptmanne aber eine tiefgewurzelte, Alles verschlingende Leidenschaft sei.
Während dies im Schlosse vorging, sah Gilbert Arnold, der Thorwärter, seine Pfeife unter seiner Thüre rauchend, mit scheelen Augen auf die Gäste und deren Diener.
»Also der Hauptmann Niemandweißwer, von Schloß Nirgend, hat einen Freund zu Besuch, so?« sagte er zu seinem Weibe einige Tage nach des Majors Ankunft; »vermuthlich meint der Neuangekommene, mein Sohn soll sich in den Staub legen, damit er über ihn hinweggehe, wie über die Andern, denn das beabsichtigen sie immer, diese Aufgeblasenen. Aber wir thun’s nicht, nicht wahr, Jim?« fügte er hinzu, indem er sich an den Knaben wandte, der sich auf dem Gartenzaun hin und her schwang.
»Thun, was nicht, Vater?«
»Uns niederlegen und von den glänzenden Stiefeln der reichen Leute getreten werden, wie, Jim?«
»Nicht wenn wir’s wissen, Vater,« erwiederte der Knabe, zu dem grinsenden Gesicht des Wilddiebes mit verschmitzter Miene aufblickend.
Gilbert brach in ein lautes Gelächter aus.
»Du bist mein Sohn, ein Span von dem alten Balken!« rief er; »nichts von Deiner Mutter Unterthänigkeit gegen Vorgesetzte, nichts von des Pfarrers Unsinn über Ehrerbietung gegen unsere Wohlthäter und Dank für das tägliche Brot.«
»Vater,« rief plötzlich der Knabe, »der Hauptmann und der Herr mit dem goldenen Schnurrbart und Sir Rupert kommen die Allee herunter.«
»So kommen sie? Dann kriegst Du vielleicht Sixpens, wenn Du ihnen in den Weg trittst, Nimm ihr Geld an, aber nicht ihre Frechheit, das rathe ich Dir.«
Der Junge nickte, und über den Gartenzaun kletternd, rannte er in die Aller.
»Da kommen sie,« sagte Gilbert, »der Hauptmann und sein Freund, der schöne Officier; nie hab’ ich einen solchen Menschen gesehen! Er macht Einem Augenweh, so glänzt er, dann Sir Rupert auf seinem wohlgepflegten Pony. Warum kann mein Junge kein solches Pferdchen haben? Er ist ein hübscher Kerl für sein Alter als der,« murmelte Gilbert Arnold.
Die beiden Officiere gingen neben einander, und der Hauptmann hielt das Pony des kleinen Baronets am Zügel.
»Weißt Du etwas Näheres über diesen ehemaligen Wilddieb, Arthur?« frag der Major, als sie sich dem Thore näherten.
»Nur, daß er ein verwegener Kerl war seiner Zeit, und daß er nun Mr. Maysome’s Tractate liest und jeden Sonntag zweimal die Kirche besucht.«
»Schön! sagte der Major; »ehemals ein verwegener Dieb, jetzt ein scheinheiliger Heuchler. Das ist gerade die Sorte Menschen, die ich als Studie sehr interessant finde, lieber Arthur, wohlgemerkt, nur als Studie. Kannst Du mir nicht einige Einzelheiten aus seinem früheren Leben mittheilen?«
»Nein. Ich glaube er war einige Jahre fern von Sussex im Gefängniß zu Hampshire wegen einer Rauferei mit den Jägern, und nach seiner Rückkehr nach Lislewood heiratete er Rachel Dawson, des Thorwächters Tochter, und seitdem thut er nichts als herumlungern, wie Du siehst.«
»Ja, da ist er,« sagte heiter der Major, »mit gelb-grünen Augen, eigentlich Katzenaugen, die sich im Sonnenlichte verändern, auch einen Katzengang, schleichend und vorsichtig, und wenn’s vorkommt, wohl auch mit der Bosheit einer Katze. Arthur Walsingham, den Mann muß ich studierte.«
Sie erreichten das Gitter und der Major schwieg.
»Guten Tag, Arnold,« sagte der Hauptmann.
Der Mann nickte mürrisch und lüftete seine schäbige Mütze, als sei er verdrießlich, dazu genöthigt zu sein.
Der kleine Baronet, in ein Sammtröckchen gekleidet und auf seinem Pony sitzend, sah fragend auf den Thorwärterjungen im Leinwandkittel und benagelten Schuhen herab.
»Hört,« sagte der Major, »die beiden Knaben müssen