Moby Dick. Herman Melville

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Название Moby Dick
Автор произведения Herman Melville
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752992410



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dies merkwürdige Schiff gebaut.

      Wie der Kaiser von Abessinien, war es am Halse mit Schmuck aus Elfenbein behangen. Es waren lauter Trophäen. Wie ein Kannibale hatte sich das Schiff mit dem erbeuteten Gebein der Feinde geschmückt. Das Schiffsgerüst war offen, und überall hingen die langen Zähne des Pottwals, so daß man sich wie in einem Walfischrachen vorkam. Die Zähne dienten statt der üblichen Haken, und an ihnen befestigte man die alten Hanftaue und Stricke. Die Taue hingen nicht an den hölzernen Halteblöcken, sondern liefen über Rollen von Walfischbein. Das übliche Steuerrad war nicht vorhanden, statt dessen diente ein Handgriff aus einem Stück, der aus dem Unterkiefer des Walfisches, des Erzfeindes, geschnitzt war. Der Steuermann, der sich dieses Griffes im Sturm bediente, musste sich wie ein Tartar vorkommen, der sein feuriges Schlachtross durch einen kühnen Griff am Gaumen zum Stehen bringt.

      Es war ein edles, wenn auch schwermütiges Schiff. Alle edlen Dinge auf der Welt sind das nun mal zu gleicher Zeit!

      Als ich auf dem Achterdeck Umschau hielt, um mich als junger Kandidat einer Autoritätsperson vorzustellen, sah ich vorerst niemand. Aber mir fiel ein seltsamer Verschlag, beinahe Wigwam, auf, der hinter dem Hauptmast aufgeschlagen war. Anscheinend war das nur eine vorübergehende Einrichtung für den Hafen. Das Zelt hatte die Form eines Kegels, war zehn Fuß hoch und bestand aus den riesigen Stäben des elastischen dunklen Knochenbeins, das dem mittleren und oberen Teil der Kiefer des gewöhnlichen Wals entnommen war.

      Ich fand schließlich jemand, der in diesem merkwürdigen Gehäuse verborgen war. Dem Aussehen nach war er eine Autoritätsperson, und da um die Mittagszeit die Arbeit auf dem Schiff ruhte, erholte er sich nun von der Last des Kommandos. Er saß auf einem altmodischen eichenen Stuhle, der mit merkwürdiger Schnitzerei verziert war.

      Der alte Mann sah übrigens gar nicht mal so sonderbar aus. Er war braun und sonnenverbrannt wie die meisten alten Matrosen und trug einen blauen Matrosenanzug von dem Schnitt der Quäker. Um die Augen hatte er ein mikroskopisch feines Netz sehr kleiner Falten, die er wohl von den langen Seefahrten in den vielen Meeresstürmen bekommen hatte. Bei einem Seitenblick sind solche Falten sehr wirkungsvoll.

      »Ist hier der Kapitän des ›Pequod‹?« sagte ich und ging auf den Eingang des Zeltes zu.

      »Wenn du glaubst, es ist der Kapitän des ›Pequod‹, was willst du denn von ihm?« sagte er.

      »Ich dachte, ich wollte mit dem Schiff.«

      »Verstehst du denn etwas vom Walfischfang?«

      »Nein, aber ich denke, daß ich es bald lernen werde. Ich habe verschiedene Fahrten auf einem Handelsschiff mitgemacht, und ich glaube –«

      »Mit deinem verdammten Handelsschiff, komm mir nicht damit. Ich schlage dir die Beine ab, wenn du mir noch einmal von dem Handelsschiff anfängst. Ich glaube, ihr seid sehr stolz darauf, daß ihr auf Handelsschiffen gefahren seid, aber wie kommst du darauf und willst auf ein Walfischschiff? Das scheint mir sehr merkwürdig zu sein. Du bist am Ende ein Seeräuber gewesen und hast deinen letzten Kapitän beraubt, nicht wahr? Du ermordest am Ende die Offiziere, wenn es auf See geht?«

      Ich beteuerte meine Unschuld gegenüber diesen Vermutungen. Ich sah, daß dieser alte Seemann trotz seiner humoristischen Bemerkungen ein richtiger Nantucketer war, ein Quäker und ein Inselmensch mit allen Vorurteilen, der allen Fremden nicht traute, wenn sie nicht vom Kap Cod oder vom Vineyard herkamen.

      »Aber weshalb willst du auf die Walfischfahrt? Das will ich erst wissen, bevor ich dich mit an Bord nehme.«

      »Nun, ich will die Walfischjagd eben kennenlernen. Ich will die Welt kennenlernen.«

      »Du willst die Walfischjagd kennenlernen? Hast du schon mal den Kapitän Ahab gesehen?«

      »Wer ist denn der Kapitän Ahab?«

      »Ich dachte, du wüßtest es. Ahab ist der Kapitän dieses Schiffes.«

      »Da habe ich mich geirrt. Ich dachte, ich spräche mit dem Kapitän selbst.«

      »Du sprichst mit dem Kapitän Peleg, junger Mann. Ich und der Kapitän Bildad müssen den ›Pequod‹ ausrüsten für die Reise und mit allem Nötigen versehen, auch mit der Mannschaft. Wir sind Teilhaber. Aber wenn du die Walfischjagd kennenlernen willst, wie du sagst, so will ich dir einen Weg angeben, und du kannst es dir überlegen, bevor du wieder ausreißt. Sieh dir den Kapitän Ahab an, junger Mann, dann wirst du finden, daß er nur ein Bein hat.«

      »Was wollen Sie damit sagen? Hat er das andere durch einen Walfisch verloren?«

      »Durch einen Walfisch verloren! Junger Mann, sieh her. Es wurde verschlungen, aufgekaut und von dem scheußlichsten Pottwal, der jemals ein Boot umgekippt hat, zerschmettert! Ach!«

      Ich war ein wenig beunruhigt durch seine Heftigkeit und vielleicht auch ein wenig gerührt von dem Leid, das in seinem Ausruf am Schluss lag. Ich sagte so ruhig wie möglich: »Sie sagen natürlich die Wahrheit, aber wie konnte ich wissen, daß der Wal, von dem Sie erzählen, unglaublich wild war.«

      »Sieh hierher, junger Mann. Deine Lungen sind noch nicht widerstandsfähig genug, deine Stimme ist noch nicht rau genug, du bist doch schon vorher auf See gewesen?«

      »Ich glaube, ich habe schon gesagt, daß ich vier Fahrten auf einem Handelsschiff gemacht habe.«

      »Mund gehalten! Denk' daran, was ich von den Handelsschiffen gesagt habe. Wir wollen davon nicht reden, aber wir wollen uns verständigen. Ich habe dir klargemacht, was eine Walfischjagd bedeutet. Hast du nun noch Lust dazu?«

      »Ja!«

      »Das ist gut. Bist du denn auch der Mann dafür, der einem lebendigen Walfisch eine Harpune in die Kehle jagen und ihr dann nachspringen könnte? Antworte, aber schnell!«

      »Ja, Herr, wenn das von mir verlangt würde.«

      »Wieder gut. Nun, du wolltest nicht nur die Walfischjagd, du wolltest auch die Welt kennenlernen. Das sagtest du doch? Es kam mir wenigstens so vor. Nun, komm mal her und sieh mal über die Wetterseite, und dann komm mal wieder und sag' mir, was du da siehst!«

      Ich stutzte einen Augenblick bei dieser merkwürdigen Aufforderung. Sollte ich sie humoristisch oder ernst nehmen? Aber Kapitän Peleg legte alle Verschlagenheit in seinen Blick und ließ mich die Aufforderung ausführen.

      Als ich hinging und über die Wetterseite sah, da beobachtete ich, daß das Schiff, das an seinem Anker mit der Flut hin- und herging, schräg gegen die offene See gerichtet war. Der Horizont war nicht begrenzt, aber unglaublich eintönig und abstoßend; nicht die geringste Abwechslung war zu sehen.

      »Nun, wie lautet der Bericht?« fragte Peleg, als ich wiederkam. »Was hast du gesehen?« – »Nicht viel,« erwiderte ich, »nichts als Wasser, sehr viel Horizont, und es scheint mir eine Sturmbö heraufzukommen.«

      »Nun, was stellst du dir denn darunter vor, wenn du die Welt sehen willst? Willst du, wenn wir um das Kap Horn herumfahren, mehr davon sehen? Siehst du nicht die Welt überall da, wo du stehst?«

      Ich war ein wenig aus dem Konzept gebracht. Aber ich wollte auf alle Fälle mit auf eine Walfischjagd. Der »Pequod« war jedenfalls ein vortreffliches Schiff, wenn nicht gar das beste. Das sagte ich nun Peleg. Als er mich so entschlossen sah, war er bereit, mich anzumustern.

      »Du kannst ja mitkommen und die Schiffspapiere unterzeichnen«, fügte er hinzu, und so führte er mich zum Unterdeck in die Schiffskabine.

      Da saß auf einem Balken jemand, der einen merkwürdigen und ungewöhnlichen Eindruck auf mich machte. Es war der Kapitän Bildad, der mit Kapitän Peleg der Hauptteilhaber des Schiffes war. Die anderen Teilhaber waren, wie es in diesen Häfen gewöhnlich der Fall ist, verschiedene alte Rentner, Witwen, Waisen und invalide Seeleute. Dem einen gehörte eine Schiffsplanke, dem anderen ein Stück Innenholz, dem dritten ein paar Schiffsnägel. In Nantucket legte man sein Geld in Walfischschiffen an, wie du es in sicheren Staatspapieren, die gute Zinsen tragen, anlegst.

      Bildad, wie Peleg und viele andere Leute aus Nantucket waren Quäker. Die Insel ist ursprünglich von dieser Sekte besiedelt worden, und bis auf