Название | Bauern, Bonzen und Bomben |
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Автор произведения | Ханс Фаллада |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783752994957 |
»Laß dich nicht mit dem Stuff ein.«
»Ich erzähle ihm schon nichts, was er nicht wissen darf. – Dann überlege ich mir: wer kann die Bilder kaufen? Die Staatsanwaltschaft gibt kein Geld, die ladet einfach als Zeugen vor. Der rote Gareis von Altholm, der darf nicht so mit dem Geld, wie er möchte. Dem schauen die Bürgerlichen zu sehr auf die Finger. Bleibt der Wallach in Stolpe.
Ich nach Stolpe. Richtig, kurz nach zwölf kommen sie angerasselt. Weißt du, der hochnäsige Frerksen, der sich von der Klippschule zum Oberinspektor raufgeleckt hat. Und der Tredup. Der Tredup sieht mich noch, wie ich grade um die Ecke will.«
»Paß auf, daß du nicht verhaftet wirst.«
»Morgen sicher. Heute nacht steigt eine ganz große Sache. Aber morgen bin ich weg. – Ich warte fünf Minuten, dann klingle ich den Temborius an. Von so 'nem Automaten im Postamt. Erst sollte ich ihn nicht kriegen, aber dann sagte ich, sein Leben wäre bedroht, und da bekam ich ihn.«
»Und was sagtest du?«
»Machte gehorsamst Meldung, daß sein Bildlieferant und sein Polizeikater gekommen seien, antichambrierten ...«
»Und?«
»Und daß in fünf Minuten die Bude in die Luft fliegen würde. Du, ich sage dir, ich habe ihn schnaufen hören durch den Draht. Ich hab's gerochen, wie sich seine Hosen füllten.«
»Und dann?«
»Na, als ich die Maschine zu dir startete, zog grade die gesamte Schupo aus.«
»Nicht schlecht. Aber es gibt wieder Krakeel in den Zeitungen, und du weißt, diese Art Krakeel wollen die Bauern nicht.«
»In den Zeitungen? Ich fresse einen Besen, daß in den Zeitungen höchstens fünf Zeilen davon stehen. Etwa so, daß sich ein Witzbold einen Scherz hat ... Oder nein, daß das Ganze nur eine Übung war für den Fall eines Falles ...«
»Möglich. Aber nimm dich in acht, Georg, laß diese Dinger. Wir haben eine gute Sache, wir wollen keinen Klamauk.«
»Ihr nicht. Aber glaub's schon, Franz, es geht nicht ganz ohne Klamauk.« Hastig, als der andere unterbrechen will: »Keiner von euch soll damit zu tun haben. Niemand soll etwas wissen. Ich mach es allein.«
Pause. Dann: »Und noch ein paar. Ganz allein funkt es nicht. Aber du wirst sie nie kennen.«
Der Bauer steht da: »Vielleicht hast du recht. Ich bitte dich nicht, ich hindere dich nicht. Aber ...« Mit erhobener Stimme: »Liegst du im Dreck, ich hebe dich nicht auf. Keiner von uns soll dir helfen. Es geht um die Sache.«
Henning sagt trocken: »Ich habe nie einen um Hilfe gebeten. Wenn einmal einer über mir lag, habe ich eben meine Dresche bezogen. Erledigt. – Wann türmst du?«
»Ich reiße nicht aus.«
»Du hast es bequem. Ich fahre dich mit meiner Karre nach Stolpermünde. Du fährst acht Wochen, ein Vierteljahr auf einem Fischkutter als Fischerknecht. Dann ist so viel geschehen, daß du zurückkommen kannst.«
»Aber ich darf nicht verschwinden. Die Bewegung braucht mich.«
»Nutzt du ihr im Kittchen?«
»Viel. Mehr vielleicht, als wenn ich draußen bin. Ich will dir etwas sagen: mich verhaftet heute kein Landjäger. Heute kommt die Schupo selbst. Sorge, daß die Bauern Bescheid wissen. Telefoniere von den umliegenden Dörfern heran, was Beine hat. Sag den Sendboten Bescheid, daß sie es im Bezirk erfahren. Oh, Georg, wenn sie mich fesseln würden, wenn sie mich in Ketten ins Auto schaffen würden! Einen Fotografen her und Bilder in die nächste Ausgabe der Bauernschaft!«
»Du hast recht. Nach heute mittag kommt die Schupo selbst.«
Der Bauer denkt nach: »Ich werde hier im Zimmer sitzen und Gewehre putzen. Vielleicht schicken sie einen jungen Leutnant, der wird gleich wild, wenn er sieht: andere haben auch Waffen. Die von der Schupo haben heute alle deswegen einen Fimmel. Wild müssen sie werden! Du weißt es nicht, wie schwer es ist, die Bauern in Gang zu bringen. Sie knirschen mit den Zähnen, wenn ihnen der Hof Stück bei Stück aus der Hand gewunden wird, aber sie ducken sich. Das ist die Obrigkeit, das liegt ihnen im Blute. Aber wenn so was kommt, dann wirkt es vielleicht doch ...«
»Ob es wirkt!«
»Noch eins, Georg. Sprich heute mit dem Rehder aus Karolinenhorst, der wird mein Nachfolger in der Führung. Laß am Sonntag Burschen aus vier, fünf Dörfern durchs Land reiten, die den Rechtsbruch kundtun. Den Wortlaut setzt dir der Padberg von der Bauernschaft auf. Sie sollen Things einberufen und eine große Protestversammlung nach Altholm. Vor dem Gefängnis müßt ihr demonstrieren. Ich werde euch hören in meiner Zelle.«
»Alles wird geschehen.«
»Und vergiß nicht, laß Geld sammeln. Wir brauchen Geld. Die Bauernschaft muß zu einem Notopfer aufrufen. Ich muß den ersten Verteidiger von der Welt haben. Es muß ein politischer Prozess werden.«
»Ich weiß einen. Ich werde in Berlin anfragen.«
»Den ersten! Georg, ich sage dir, wenn sie mit Schupo kommen, wenn sie mich in Ketten legen, wenn sie mich schlagen: es wird der schönste Tag meines Lebens!«
4
Henning hat nur die Verhaftung von Reimers abgewartet. Dann ist er nach Altholm gefahren, um Stuff zu sprechen.
Als er dort ankommt, ist es dunkel geworden, aber er findet Stuff rasch. Altholm hat vierzig bis fünfzig Kneipen, in einer von ihnen wird Stuff schon sitzen. Er findet ihn in der dritten.
Stuff ist trübe und wortkarg. Henning hat ihm von Tredup erzählt, aber Stuff scheint heute nichts zu stören. Er trinkt hastig und Henning hat das Gefühl, als höre er nicht recht zu. Die Ereignisse in Stolpe quittiert er nur mit den Worten: »Fauler Witz!« Er fragt ungeduldig: »Sonst noch was?«
Henning beginnt neu. Erzählt von der Verhaftung von Reimers. »Ich habe nicht selbst dabei sein dürfen, ich sollte mich nicht sehen lassen, aber ich habe vom Knick aus beobachtet, hinterher die Leute befragt und die Frau Reimers.«
»Na, was war das schon groß! Eine gewöhnliche Verhaftung! Und zu Recht.«
»Erlauben Sie mal: zu Recht! Besteht denn Fluchtverdacht?«
»Verdunklungsgefahr.«
»Wo die Bilder vorliegen! Was ist denn da zu verdunkeln? – Aber egal.« Henning lenkt ein. »Wozu sollen wir uns streiten? – Kurz nach sechs kamen sie, zwei von der Kriminalpolizei und ein Lastauto mit Schupo. Solch ein Aufgebot! Die Regierung macht sich ja lächerlich! Um einen Mann. Na, ich hatte vorgesorgt. Die Dorfstraße war gleich voll von Leuten. Und immerzu kamen noch frische.«
»Also nicht um einen Mann.«
»Aber ich bitte Sie! Das sind doch friedliche Bauern. Die sehen zu, da hebt nicht einer die Hand. – Die Schupo zog eine Kette um den Hof. Ein halb Dutzend gingen in das Haus mit dem Offizier und der Schmiere.«
»Welcher Offizier?«
»Ja, denken Sie, wir hatten gehofft, es würde ein Leutnant kommen. Da war es Oberst Senkpiel selbst – Das andere weiß ich von der Frau und den Leuten. Die kommen ins Zimmer, da steht Franz, der Reimers, am Tisch und hat ein Gewehr in der Hand. Und fünf Gewehre liegen vor ihm auf dem Tisch. Es fuhr ihnen nicht schlecht in die Knochen. Die jungen Kerls griffen gleich nach ihrer Kanone und die Kripo nahm Deckung hinter dem Ofen.«
»Keiner läßt sich gern die Knochen zerschießen.«
»Sechs gegen einen!«
»Ändert das was? Und?«
»Der Oberst blieb ruhig. Er machte einen Witz und setzte sich in den Sessel. Reimers nahm ihm den Sessel weg, weil er ihn nicht zum Sitzen gebeten hatte, und verlangte, alle hätten die Hüte und Mützen abzunehmen in seinem Zimmer.«
»So ein