Ein Mann will nach oben. Ханс Фаллада

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Название Ein Mann will nach oben
Автор произведения Ханс Фаллада
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753126357



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ick nich mehr, der führt wat im Schilde ...«

      »Das habe ich gleich gesagt, daß dem nicht zu trauen ist!«

      »Ja, det haste jleich jesagt, aber unterschrieben haste darum doch! Ick jloobe, Karl, der will uns wegen die Unterschriften an den Karren fahren!« Wirkliche Angst klang aus Riekes Stimme.

      »Also nehmen wir doch das Geld von meinem Sparbuch«, sagte Karl Siebrecht, »und zahlen den Kerl aus, dann haben wir unseren Frieden. Trotzdem?« er überlegte einen Augenblick, dann sagte er: »Eigentlich hatte ich einen anderen Plan, Rieke.«

      »Wat haste denn for 'nen anderen Plan, Karl?«

      »Also, paß mal auf, Rieke. Ich habe da 'nen Jungen getroffen.« Bei der Erinnerung an Kalli Flau belebte sich Karl Siebrecht. »Achtzehn Jahr ist der. Er war Schiffsjunge, aber nun ist er in Berlin und sucht nach Arbeit. Ein feiner Kerl, der wird dir auch gefallen.« Riekes Miene wurde immer abweisender, je lebendiger Karl Siebrecht wurde. »Der hat mir nun erzählt, daß auf der Spree jetzt Obstkähne liegen und daß da immerzu jemand gebraucht wird, der den Leuten die Äpfel nach Haus schafft. Da kann man einen Haufen Geld verdienen. Bloß mit dem Auf-dem-Buckel-Schleppen, das schafft nichts. Da habe ich nun gedacht, wenn ich mir von dem Sparbuch ein Dreirad kaufe, oder besser noch zwei, für den Kalli Flau auch eines –«

      »Wieso denn ooch for den?«

      »Der hat jetzt gar kein Geld, wo er doch gerade vom Schiff ausgerissen ist. Ich habe ihn erst mal in der Kammer bei Felten schlafen lassen, und mein Abendbrot habe ich ihm auch gegeben. Der war ja so verhungert, Rieke –«

      Aber Rieke war nicht mehr zu halten. »Det is ja jroßartig, Karl!« schrie sie los. Sie hatte die Arme in die Seiten gestemmt und keifte, gerade als sei Karl nicht ihr Freund. »Da haste dir ja wat Feinet anjehandelt, det muß ick sagen, Karl! Vata arbeitslos, du arbeitslos, fast nischt zu Fressen mehr in't Haus, und denn sammelste dir noch so 'n Straßenläufer auf, jibst ihm deine feinen Stullen und läßt ihn bei Felten schlafen! Wenn der nu morjen mit 'nem Puckel voll Stoffe losjelaufen is, wat dann, Karl?«

      »So ist Kalli Flau nicht! Und außerdem habe ich ihn eingeschlossen!«

      »Injeschlossen! Karle, wenn ick so 'n Stuß bloß höre! Wo det Lager parterre liegt, der broocht doch nur 'n Fenster uffmachen! Nee, Karl, heute biste vernagelt wie 'ne olle Eiakiste!«

      »Du hast den Kalli ja noch gar nicht gesehen –«

      »Ick will ihn ooch jar nich sehen! Hau bloß ab mit solche Freunde! Det sich so eener nich schämt, jleich den ersten Abend mit's Betteln anzufangen!«

      »Es ist ihm sauer genug geworden, Rieke!«

      »Wat heeßt hier sauer? Denke doch bloß an den Fritze Krull und an seine Sandkiste im Tierjarten! Dem haste ooch jleich jeglaubt, und denn hättste deinen Knuff im Bauch weg! Der wird dir noch ganz anders eenen vasetzen, dein neuer Freund da!«

      »Das wollen wir abwarten, Rieke.«

      »Abwarten, ja, aber von wat? Erst beköstigen wa ihn, und denn koofen wa ihm ooch noch 'n Rad! Uff Abzahlung natürlich – als wenn ick mit dem Hagedorn nicht schon Sorjen jenug hätte!«

      »Aber, Rieke, mit den Äpfeln kann man wirklich viel Geld verdienen, das leuchtet mir ein.«

      »Wenn dir det bloß einleuchtet, dir und deinem Freund! Ihr seid ja beide doof! Mensch, wa sind doch im Januar, alle Tage kann det Pickelsteine frieren, und wat wird dann mit deine Appel? Weg sind se! Appel sind doch keene Eisfrucht nich! Den Tag, wo zehn Jrad Frost im Kalenda stehen, is det Jeschäft alle, und ihr sitzt da mit eure Räder und eure Abzahlung.«

      »Dann findet sich eben etwas anderes!« sagte Karl Siebrecht, aber etwas schwächer, denn Riekes sehr richtiger Hinweis auf einen drohenden stärkeren Frost hatte ihn doch getroffen.

      »Ja, find sich!« höhnte Rieke jetzt ganz offen. »Aba den Mann, der det jut mit dir meint, der dir 'ne Stellung bringt, den schmeißte aus der Küche! Jetzt weeß ick doch, warum du dem seine Stellung nich wolltest: mit deinem neuen Freund willste zusammen sein! Aba daraus wird nischt! Ick jebe det Sparbuch nich raus, und wenn de mir in Stücke haust, Karl!«

      »Ich werde dich schon nicht in Stücke hauen, Rieke«, sagte Karl Siebrecht trübe lächelnd. »Aber mit dir ist heute nicht zu reden.«

      »Mit dir ist heute nicht zu reden, Karl, det is et! Janz unvanünftig biste!«

      »Also gut, Rieke, ich bin unvernünftig. So laß mir meine Unvernunft ...«

      »So redet ihr Männer alle, wenn ihr jar nischt mehr zu sagen wißt! Aba ick habe doch recht, und det Sparbuch kriegste nich!«

      »Wir reden morgen weiter darüber. Gute Nacht, Rieke.«

      »Wa reden nich mehr darüber, det is erledigt! – Iß erst deine Stullen, Karl, eh de ins Bett jehst!«

      »Danke, ich habe keinen Hunger mehr. – Gute Nacht, Rieke.« Sie schwieg. »Ich habe gute Nacht gesagt, Rieke!« Schweigen. »Wir wollen doch nicht verzankt ins Bett gehen, Rieke! Es wäre das erste Mal!«

      »Eenmal muß det erste Mal sind, sagte det junge Mächen, da fiel se! Nee, Karl, jute Nacht sare ick dir heute nich, det wäre bloß äußerlich. Ich bin Schuss mit dir!«

      »Also denn nicht gute Nacht«, sagte Karl Siebrecht unter der Tür. »Aber es tut mir leid.« Er stieg die Treppe hinunter.

      Oben riß Rieke die Tür wieder auf. Ohne Rücksicht auf die Nachtruhe der Mitbewohner schrie sie ihm durch das Treppenhaus nach: »Denkste, mir tut det nich leid, du olla Dussel?! Denkste, ick werde 'ne jute Nacht haben, bloß, weil du se mir wünschen tust? Det denkste?! Sei lieba vanünftig, du olla Boomaffe du!« Oben knallte die Tür. Nun doch ein wenig erleichtert, trat Karl auf den Hinterhof.

      21. Schlag um Schlag

      »Das ist der Kalli Flau«, sagte Karl Siebrecht. »Und das ist also die Rieke Busch. – Guten Morgen übrigens, Rieke.«

      »Morjen, Karle! Morgen, Kalli! Oder muß ick Herr Flau sagen? Mir is det ooch recht.«

      »Zu was denn, Rieke?« lachte Kalli und schüttelte Rieke die Hand. »Wir sind doch beide Freunde vom Karl Siebrecht, da werden wir uns doch nicht siezen.«

      »Ja, ick bin ein Freund von Karle«, sagte Rieke mit Betonung. »Na, denn will ick euch man Frühstück jeben, es is allens fertig. Ick habe mir schon jewundert, det du jar nich bei mir reingeschaut hast heute uff 'n Morjen. Aba du hattest wohl keine Zeit for mir.« Sie setzte die Kaffeebecher mit einem Puff auf den Küchentisch, mit einem Schwung folgte der Stullenteller. Karl Siebrecht schaute seine Freundin besorgt von der Seite an, er fand, sie sah blaß und verweint aus. Sie zürnte ihm immer noch.

      »Ich wollte auch zu dir, Rieke«, sagte er. »Aber ich habe verschlafen und mußte machen, daß ich den Kalli rausließ. Ich bin gerade vor Herrn Felten hingekommen.«

      »Na, und hat der nischt jemerkt, der Felten?«

      »Gar nichts, Rieke!«

      »Im Gegenteil, Rieke«, lachte Kalli Flau. »Er hat mich sogar als Boten angestellt – für fünfzehn Mark die Woche!« Diese Mitteilung war nicht zum richtigen Zeitpunkt gemacht ...

      »So?« sagte Rieke, und ihre Stimme wurde wieder einmal ganz schrill. »So?! Dem haste den Posten verschafft, Karl, und was machst du?! Du kuckst in' Mond, und wir mit! Det is mit euch Männern doch ewig dasselbe: wenn ihr dußlig seid, dann seid ihr ooch egal dußlig, da jibt et jar kein Uffhören. Die schönen fuffzehn Mark, die hättest du ooch jut gebrauchen können, aber nee, dein neuer Freund muß se kriegen.«

      »Ich hatte dem Felten schon gesagt«, verteidigte sich Karl Siebrecht, »daß ich nicht für fünfzehn Mark arbeiten würde, lange, ehe ich Kalli Flau kannte.«

      »Kalli!« höhnte sie. »Kalli! Wat det schon for een Name is! Wenn ick det bloß höre! Kalli! Det wird ja nun woll in eene Tour jehen, Kalli vorne und Kalli hinten! Ick bin ja froh, det ick den nich