Raumfahrt - wohin und wozu. Thomas Ahrendt

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Название Raumfahrt - wohin und wozu
Автор произведения Thomas Ahrendt
Жанр Социология
Серия
Издательство Социология
Год выпуска 0
isbn 9783752970821



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könnte die Anzahl blauer Welten mit Himmelsleitern und künstlichen, bewohnbaren Ringsystemen stark zunehmen: erdartige Planeten und große Monde wären wohl dafür geeignet; Planetoiden und Kometen ließen sich zu Kilometergroßen, reifen- oder zylinderförmigen Weltraumstädten umbauen und die Superplaneten könnte man in Kunstsonnen verwandeln.) Ausgereifte Nanotechnologie könnte Terraformprozesse revolutionieren. Auch Planeten außerhalb von habitablen Zonen oder Planeten, die Sterne umkreisen, deren Leuchtkraft höher als die der Sonne ist, ließen sich mit Nanomaschinen für Menschen bewohnbar machen. Nehmen wir z.B. einen "erdartigen" Planeten, der Tau Ceti umkreist. Die ursprüngliche Welt war venusartig und von einer schwefligen Kohlendioxid-Atmosphäre umgeben. Außerdem hat dieser Stern eine höhere Leuchtkraft als die Sonne, aber in der oberen Atmosphäre des Planeten befindet sich jetzt ein Nanoschwarm - eine Kombination aus Nanocomputern und Nanomaschinen, die darauf programmiert sind, kurzwelliges Licht herauszufiltern, damit Pflanzen besser auf dieser Welt gedeihen können, aber auch um mit der absorbierten Energie die Atmosphäre umzuwandeln. Dazu zerlegen die Nanosonden die Kohlendioxid-Moleküle, verringern den Schwefelanteil und reichern die Luft mit Sauerstoff und Stickstoff an. Über mehrere Umläufe haben die Nanocomputer den Planeten beobachtet, bevor sie zu dem Schluss kamen, dass er unbewohnt und für Terraforming geeignet war. Zuerst bauten Nanoschwärme aus dem in der Uratmosphäre enthaltenen Kohlenstoff ein Diamantkabel für einen Weltraumlift. Weitere Schwärme erschufen aus dem Planetengestein und atmosphärischem Schwefel fruchtbaren Boden. Die giftigen Gase wurden durch molekulare Neuordnung allmählich in atembare Luft umgewandelt und die Oberfläche wurde immer erdähnlicher. Schließlich war der Planet bereit für menschliche Siedler. Nachdem sie aus dem Weltraumaufzug stiegen, betraten sie eine grüne, angenehme Enklave inmitten einer feindlichen, tödlichen Wildnis - eine wahre Oase, die von hunderten von Nanoschwärmen geschützt wird. Je länger diese am Werk sind, umso größer wird die Oase. Ganze Schwärme von Nanomaschinen dringen weiterhin ständig in das Planeteninnere ein, fördern atomweise nützliche Metalle und Mineralien und transportieren sie zu den Nanofabriken, die daraus neue Solarsegel und Kl-Nanoschwärme erschaffen, die zur weiteren Erforschung und zur Kolonisierung ferner Welten (oder deren Erschaffung) dienen sollen. Auf dem Planeten "Nano" herrscht keine Eile, denn die Menschen leben beinahe ewig; in ihren Blutgefäßen schwimmen Nano-Reparaturmaschinen, die Infektionen und Krankheiten bereits im Keim ersticken. So werden Neuankömmlinge und Touristen immer noch von den allerersten Siedlern begrüßt. (Damit würde man dem „Projekt Genesis“ aus Star Trek recht nahe kommen. Siehe auch das Kapitel: "Nachtrag: Die Technologische Singularität")

      Paraterraforming

      Vielleicht stellt sich ein vollständiges Terraforming als zu kompliziert, als zu teuer oder als zu langsam heraus? Dann bliebe immer noch die Möglichkeit des "Paraterraformings", des "Welthauskonzeptes"; die Konstruktion eines bewohnbaren Habitats mit einem mehrere Kilometer hohen Dach, das hermetisch geschlossen ist, eine atembare Atmosphäre hat und entweder an Türmen oder Kabeln fixiert ist. Oder es wird eine Schutzhülle wie ein Riesenballon aufgeblasen, die durch den Überdruck stabilisiert ist. Kabel und Türme würden eine solche Konstruktion dann eher vor dem Abheben bewahren.

       Paraterraforming könnte sich schneller umsetzen und beliebig erweitern lassen - angefangen von einer kleinen Region bis hin zum gesamten Planeten und wäre mit heutiger Technologie schon machbar, denn es muss ja nicht gleich die gesamte planetare Lufthülle verändert werden, sondern anfangs nur ein Bruchteil.

       Wegen seines modularen Charakters lassen sich damit auch gerade atmosphärelose Welten, vor allem Monde besiedeln.

       Um flüssiges Wasser auf dem Mars konservieren und seine Oberfläche erwärmen zu können, könnte es erforderlich sein, eine Kuppel zu errichten, die den gesamten Planeten umspannt. Für diese Konstruktion werden zwar 730 Gigatonnen Metall benötigt, doch das ist nur der millionste Teil des im Planetoidengürtel verfügbaren Metalls. Natürlich lässt sich Paraterraforming auch als Zwischenschritt beziehungsweise als Ergänzung zum üblichen Terraforming denken. Dann wären Teile eines Planeten oder eines Mondes von einem Welthaus umgeben, während die restliche Oberfläche traditionell umgeformt wird...

      Pantropie & Human Engineering

      Terraforming ist eine Möglichkeit, eine Umwelt, die für den Menschen lebensfeindlich ist, in eine lebensfreundliche Umwelt umzuwandeln. Eine lebensfeindliche Umgebung wird also an menschliche Bedürfnisse angepasst. Eine andere Möglichkeit besteht darin, stattdessen den Menschen anzupassen, das heißt seine Physis zu verändern - zum Beispiel durch Gentechnik oder durch andere Biotechnologien, um an geringe Schwerkraft oder an Schwerelosigkeit angepasst zu sein. Für Atmosphären mit geringer Sauerstoff-Konzentration ließen sich die Lungen vergrößern; ein Exoskelett wäre hilfreich für große Druck- und Gravitationsverhältnisse, zum Beispiel auf Venus oder Jupiter.

       Pantropie bedeutet sinngemäß "gedeiht überall" oder "verwandelt alles”; im Zusammenhang mit der Raumfahrt bezeichnet dieser Begriff die Ausbreitung der Menschheit etwa in der Galaxis, wo sie durch ihre gezielte Umformung oder Anpassung durch Human Engineering zahllose verschiedene Umwelten besetzt. Wahrscheinlich lassen sich nur durch Pantropie andere Lebensräume besiedeln, da Erdzwillinge, also Planeten, die mit der Erde identisch sind, sehr selten vorkommen.

       Genmanipulation könnte für die Raumfahrt wichtig werden, etwa hinsichtlich der Züchtung einer speziellen Raumfahrtrasse, die klein ist und einen geringen Stoffwechsel hat, da Größe und Körpermasse Einfluss auf den Nahrungsverbrauch usw. haben, die an Mikrogravitation und an erhöhte Strahlung angepasst ist, deren Psyche die spezifischen Weltraumbedingungen besser erträgt usw. Vielleicht ließen sie sich mit einer synthetischen DNS herstellen (bitte keine Denkverbote)? Wie könnten Null-g-Menschen aussehen? Zum einen werden sie größer sein, auch zarter, weiterhin wäre es möglich, dass sie 4 Arme haben, da sie in der Schwerelosigkeit keine Beine brauchen. Welche anderen Organe werden sie noch haben? Vielleicht ein Rückstoßorgan wie die Tintenfische, um sich in schwerelosem Zustand zu bewegen? Wieviel wird durch natürliche Selektion entstehen und wieviel durch Human Engineering beziehungsweise Bio-Engineering, also Gentechnologie?

       Human Engineering beinhaltet aber auch den Einbau von Prothesen und Implantaten, Bewusstseinstransfer usw. und wird unter anderem relevant, wenn sich Menschen in andere Umwelten begeben und diese entweder an sich oder - umgekehrt - sich den dortigen spezifischen Bedingungen, wie andere Schwerkraft, Druck, Zusammensetzung und Temperatur der Atmosphäre oder dem Vakuum anpassen; eventuell werden sich auch Human Engineering und Terraforming irgendwo in der Mitte treffen?

       Die Umstellung des Menschen auf fremde Lebensbedingungen wird die zweite wichtige Rolle für hochtechnische Verfahren der Humanbiologie sein. Durch biologische und technologische Eingriffe werden sie an das Leben auf fremden Himmelskörpern angepasst, deren Umwelten sich stark von der Erde unterscheiden oder an ungewohnte irdische Lebensbedingungen, etwa an Unterwasserwelten, Wüsten oder Polarregionen.

       Wählen künftige Marsmenschen die Pantropie, würden sie sich durch Operationen und künstliche Organe an den Mars anpassen, was etwa so aussehen könnte: ein Tornistercomputer, der direkt mit dem Gehirn über eine entsprechende Schnittstelle verbunden ist, große, dünne schwarze Flügel mit Solarzellen, eine dicke, isolierende Haut, Facettenaugen für UV- und IR-Licht, ein künstliches Herz und künstliche Lungen sowie das Fehlen äußerer Geschlechtsteile.

       Bioengineering könnte durch Nanomedizin eine enorme Erweiterung erfahren:

       In den Blutkreislauf injiziert, können Nanomaschinen Gifte oder infektiöse (Sub)Organismen aufspüren und zerlegen; selbst genetische Defekte könnten durch sie behoben werden. Eine Funktion dieses Bioengineering ist also die Korrektur genetischer Defekte, eine weitere sind Erbgutveränderungen, also der Einbau neuer oder modifizierter Gene und damit die Veränderung menschlichen Designs, um sich beispielsweise an fremde Umwelten anzupassen. Dadurch wird die menschliche Evolution zielgerichtet - was sie vorher nicht war!

       Im Gegensatz zur Pantropie ist Terraforming ein langwieriger Prozess - jedenfalls ohne Nanotechnologie. Pantropie ließe sich dort anwenden, wo kein Terraforming oder ähnliches möglich ist. Es wäre sogar möglich, dass durch Pantropie eine Symbiose zwischen Astronaut und Raumschiff entsteht oder dass Astronauten durch diesen Prozess sogar selbst